Seit mehr als 100 Jahren gibt es in Erkelenz den Bauverein e. G. Erkelenz. Sein Ziel war und ist, attraktiven und bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten in Erkelenz zu schaffen.
Erkelenz um 1900 als Ausgangslage
Um 1900 sprach man in Erkelenz von Wohnungsnot. Warum? Seit einigen Jahren hatte für die Stadt, die vorher Jahrhundertelang ohne besonderen Entwicklungsimpuls dahinlebte, eine neue, von industrieller Technik geprägte Zeit begonnen. Es war vor allem das schnell wachsende Werk der Internationalen Bohrgesellschaft (IBG) unter ihrem dynamischen Generaldirektor Anton Raky, das nach Erkelenz zog und Arbeitskräfte benötigte.
Auch andere Betriebe expandierten plötzlich und stellten ihre Fertigung auf neue Technik und Elektrizität um. Hier sind die bestehenden Textilunternehmen von I.B. Oellers (gegr. 1854), Carl Müller (gegr. 1872) und Gottfried Halcour (gegr. 1897) zu nennen.
Die 1895 gegründete Genossenschaftsmolkerei hatte hıerbei eine Vorreiterrolle übernommen, als sie ihre Anlagen 1898 so ausbaute, dass Erkelenzer Abnehmer Elektrizität von ihr beziehen konnten. Auch eine Genossenschaftsbrennerei (1897) und die Malzfabrik der Brüder Warlimont sınd hıer zu nennen. Das alles vollzog sich bis um 1900.
Doch das bebaute Stadtgebiet blieb bis zu dieser Zeit noch fast ausschließlich auf den alten Stadtkern beschränkt. Lediglich an der oberen heutigen Kölner Straße entstanden schon größere Wohn- und Geschäftshäuser, die den Bahnhof (Erkelenz war seit 1852 Bahnstation) aus seiner Abseitslage, in der er nach der Bahneröffnung noch jahrzehntelang gestanden hatte, befreite.
Sowohl die Molkerei als auch die direkt neben ihr entstandene Malzfabrik und die jenseits der Bahnlinie gebaute Brennerei lagen ostwärts des alten Stadtkerns. Damit hatte sich bereits eine Tendenz der künftigen Stadtausdehnung gezeigt. Als 1902 der Bau eines Wasserwerks beschlossen wurde, lag auch das in diesem Trend. Er bestätigte sich auch, als 1901 erstmals im Erkelenzer Stadtrat über eine neu anzulegende Straße zwischen der Allee- und Hermann-Josef-Straße (heute Anton-Raky-Allee und H.-J.-Gormanns-Straße) beraten wurde. Der dann schnell folgende Ausbau und die einseitige Bebauung der neuen Straße begannen fast gleichzeitig mit dem Bau der evangelischen Kirche an der Kreuzung der Hermann-Josef- und der neuen Straße, der heutigen Theodor-Körner-Straße, die bis 1933 Kaiser-Straße hieß. In rascher Folge bauten hier Beamte, Lehrer und Kaufleute ihre Wohnhäuser. Es wurde eine Straße des (damals) gehobenen Mittelstandes. Zur gleichen Zeit wurde das bisherige Garten- und Ackergelände zwischen Bahnlinie und Brückstraße in seinem bahnnahen Bereich (heute Anton-Heinen-Straße, Rosenstraße, Glück-auf-Straße) für die Bebauung vorgesehen. Hier sollte Wohnraum insbesondere für Arbeiter geschaffen werden, denn diese konnten kaum bezahlbaren Wohnraum in Erkelenz finden.1
Gründung des Bauvereins
Die vorher geschilderte Lage war es, die den damaligen Bürgermeister Bernhard Hahn berührte. Er ergriff die Initiative zur Gründung des Bauvereins. Als sich am 14. Januar 1903 einige angesehene Erkelenzer Bürger in der Wirtschaft Lemmen (direkt neben dem Alten Rathaus) zu einer Besprechung trafen, ging es um die beabsichtigte Gründung einer Baugesellschaft, die sich den Bau von preiswerten Arbeiterwohnungen zur Aufgabe stellte. Eingeladen hatte Bürgermeister Hahn, der schon vorher mit der Aufsichtsbehörde informativ verhandelt hatte. Es wurde beschlossen, offiziell zur Gründung eines Bauvereins einzuladen.
Diese Einladung erging dann schon zum 06. Februar 1903 in das Restaurant Werner Hahn am Johannismarkt (Hausnummern 4 und 5). Dort fanden sich 19 Erkelenzer Bürger aus der sog. gehobenen Schicht ein und gründeten den Bauverein als Genossenschaft. Im Gründungsjahr kamen noch einige Erkelenzer dazu, z. B. die Stadt oder Anton Raky, der nach seinem Ausscheiden 1908 seinen Anteil auf die IBG übertrug. Insgesamt waren es jetzt 26.2
Der Geschäftsbereich des Bauvereins war satzungsgemäß auf das Stadtgebiet Erkelenz beschränkt.
- Alfred Reumont: * 15.3.1863. + 30.12.1942. Landrat des Kreises Erkelenz 1895-1928. Er wohnte im 1893 gebauten Landratsamt, 1911 in den erblichen Adel erhoben.
- Bernhard Hahn: * 22.2.1855 Soller/Eifel. + 13.12.1931 Erkelenz. Bürgermeister der Stadt Erkelenz 1900-1916, er musste sein Amt wegen schwerer Kriegsverletzung aufgeben. Baute 1900 sein Wohnhaus (heute) Kölner Straße 38.
- Dr. Josef Matthias Hermes: * 21.3.1848 Erkelenz. + 25.1.1929 Kleve. Sohn des prakt. Arztes Dr. Wilhelm Hermes. 1878-1881 Apotheker der Erkelenzer Hirsch-Apotheke, dann als Rentner verschiedene Aktivitäten. Er baute und bewohnte das Haus Markt 8. Er verzog zu seiner Schwester nach Kleve.
- Dr. Franz Hahn: * 1852. + 5.4. 1915 Erkelenz. Sanitätsrat, prakt. Arzt, Druckereibesitzer (Erkelenzer Kreisblatt). 1. Beigeordneter der Stadt Erkelenz. Er wohnte in der Brückstraße 27/29.
- Johann Bernhard Oellers: * 17.9.1829 Venrath. + 8.1.1904 Erkelenz. Kaufmann, Gründer u. Inhaber der Textilfabrik, in der um 1900 120 Arbeiter u. 20 kfm. Angestellte beschäftigt waren. In veränderter Form besteht die Firma heute als Betten Wirtz, Kölner Straße 22.
- Dr. Franz Arens: *– +22.11.1904. Sanitätsrat, Kreisarzt.
- Wilhelm Meyer: * 28.11.1856 Orsbeck. + 30.8. 1934 Erkelenz. Justizrat, Notar. Ehrenbürger der Stadt Erkelenz. Er baute 1903 das Haus Kölner Straße 40.
- Johann Clever: * um 1833. + 20.5.1908, Erkelenz. Kaufmann. Sein Haus wurde 1974 für den Sparkassenneubau abgebrochen. Vorher Feinkost Jungbluth.
- Jean Warlimont: * 25.3.1855 Eupen. + 30.7.1943 Erkelenz. Kaufmann. Er baute 1898 mit seinem Bruder Josef eine große Malzfabrik an der H.-J.-Gormanns-Straße (neben der Molkerei). Er wohnte in der Kölner Straße 2.
- Friedrich Bleidt: + Dez. 1913. Kaufmann. Er hatte 1872 das Lebensmittelgeschäft von Anderheiden übernommen und Haus und Geschäft 1901 völlig vergrößert.
- Emil von den Driesch: Apotheker. Kam von Bonn und übernahm 1900 die Hirsch-Apotheke. Schon im November 1903 kündigte er seine Mitgliedschaft im Bauverein wegen Verlegung des Wohnsitzes.
- Jakob Froitzheim: +12.1.1912 Erkelenz. Gutsbesitzer. Er besaß neben vielen Ländereien den großen Hof am Markt (heute Deutsche Bank).
- Felix Pomp: Rechtsanwalt. Er schied 1906 wegen Verlegung des Wohnsitzes aus.
- Peter Gerards: +9.4.1910 Erkelenz. Er wohnte in der Aachener Straße 26.
- Josef Rütten: +7.8.1925. Landwirt, Sandgrubenbesitzer. Er wohnte in Oestrich (heute Oestricher Str. 53)
- Anton Aretz: + 8.7.1857 Erkelenz, + 19.8.1909 Erkelenz. Er hatte die Brauerei und Posthalterei 1866 vom Vater übernommen und baute 1903/04 an der Südpromenade die neue Brauerei, die aber die Krisenzeit nach 1918 nicht lange überstand.
- Josef Noe: Pfarrer. Von 1894 – 1903 Pfarrer an St.Lambertus in Erkelenz. Er wurde 1903 nach Düsseldorf versetzt.
- Karl Müller: + 24.6.1908 Erkelenz. Kaufmann u. Fabrikant. Gründer einer Plüschfabrik (1872). Er baute 1890 seine Villa an der Kölner Straße. Sie wurde 1979 für den Neubau der Dresdner Bank abgebrochen. Der Betrieb am heutigen Heinrich-Jansen-Weg beschäftigte um 1900 60 Arbeiter, ım Rhön-Gebiet aber weitere ca. 400 Heimweber.
- Franz Reinkens: * um 1827. + 4.7.1905 in Aachen. Von 1861 – 1900 Bürgermeister der Stadt Erkelenz. Er wurde nach 40 Dienstjahren Ehrenbürger von Erkelenz und wohnte in der Brückstraße (heute 8a). Im Juli 1904 verzog er nach Aachen.
Fotos einiger Gründungsmitglieder:
Erste Aktivitäten ab 1903/1904
Schon kurz nach der Gründung wurden erste Grundstücke gekauft und schon im Gründungsjahr 1903 wurden die ersten Häuser des Bauvereins, vier Zweifamilienhäuser, gebaut und fertiggestellt. Sie stehen an der heutigen Anton-Heinen-Straße nahe der Bahnlinie mit den Hausnummern 1, 3, 5 und 7.
Das daneben stehende Doppelhaus 9/11 entstand 1905. Die damals neu angelegte Straße entsprach in etwa einem alten engen Gartenweg. Bis 1955 hieß diese Straße Vereinsstraße. Hier war wohl der Bauverein Namensgeber.
Auf der Karte sind die Häuser des Bauvereins gut markiert. Die Häuser am Lambertusweg wurden erst nach dem 2. Weltkrieg gebaut. Es ist deutlich zu erkennen, dass der Bauverein die bauliche Entwicklung des „Kairo“ wesentlich geprägt hat.
Im Jahre 1904 regte Anton Raky an, der Bauverein möge für die IBG Häuser bauen, die dann von dieser angemietet und an die Arbeiter untervermietet würden, als sog. Werkswohnungen. Das Projekt wurde schnell umgesetzt und schon im selben Jahr entstanden an der Rosenstraße insgesamt 36 Wohnhäuser als Einzel-, Zwei-, Drei- und Vier-Familienhäuser. Der Straßenname ist eine indirekte Ehrung Anton Rakys. Es ist die Pluralform des damals sehr gebräuchlichen Vornamens Rosa. Sowohl Rakys zweite Frau (geb. Thiele) als auch seine am 1. September 1903 geborene Tochter hießen Rosa.
Jede Familie hatte ihre eigene Haustür, ihr eigenes Stallgebäude, ihren abgetrennten Hof und außer einem Blumenvorgärtchen einen kleinen Gemüsegarten.
Wahrscheinlich wegen seiner isolierten Lage wurde das Neubaugebiet von den konservativen Erkelenzern zunächst abschätzig „das Negerdorf” genannt. Diese Bezeichnung wurde aber bald durch Kairo, wobei das a und i getrennt gesprochen wurden, ersetzt. Wie es zu der Bezeichnung kam, ist nicht bekannt. Aber die neuen Häuser mit ihren Türmchen und großen Wetterfahnen, mit verspielten Giebeln und Baudetails ließen wohl eine Gedankenverbindung an Orient und Exotik aufkommen.
Die neue Siedlung des Bauvereins war damals eine Sehenswürdigkeit. Ein Modell der Arbeitersiedlung stellte die IBG in ihrem Pavillon auf der internationalen Messe in Lüttich 1904 aus. Als 1905 der Oberpräsident der Rheinprovinz, Freiherr von Schorlemer-Lieser, Erkelenz besuchte und bei der Gelegenheit Kirche, Rathaus, Burg und das Werk der IBG besichtigte, fand auch die Bauvereinsiedlung sein Interesse. Ein ähnliches Besuchsprogramm wurde auch 1906 für eine Besuchergruppe des Aachener Geschichtsvereins organisiert.3
An der Glück-Auf-Straße entstanden auf Initiative Raky’s ebenfalls einige Häuser.
Bis zum Jahre 1906 wurden im „Kairo“ insgesamt 52 Häuser mit 60 Wohnungen gebaut.
Am 26. Juni 1906 schlug Bürgermeister Hahn dem Stadtrat vor, den Gemeinnützigen Bauverein ın eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Doch die Stadtverordneten akzeptierten diesen Vorschlag nicht. Und so blieb der Bauverein bis heute eine e. G.4
Offenbar hat es längere Jahre keine Neubauten des Bauvereins gegeben. Und nach Kriegsausbruch (1.8.1914) untersagte ein Erlass des stellvertretenden Generalkommandos des VIII. Armee-Korps jede private Bautätigkeit.
Weitere Entwicklung ab 1920
Trotz der schlechten Verhältnisse nach dem 1. Weltkrieg gelang es dem Bauverein schon 1919/20, acht Zweifamilienhäuser auf dem Baugelände des Bauvereins an der Vereins- und Glück-auf-Straße zu bauen. Von den Häusern an der Vereinsstraße wurden im Jahre 1992 vier Häuser verkauft. Ebenfalls wurde im Jahre 1920 der Bau der Doppelhäuser an der Gartenstraße (heute Goswin-Straße) begonnen.
In dieser Zeit verkaufte der Bauverein die Häuser an der Rosenstraße und einige Häuser an der Glück-auf-Straße (insgesamt 40 Wohnhäuser, die den Arbeitern der IBG vertraglich zugesichert waren) an die Firma Alfred Wirth (Nachfolger der IBG). Die bisherigen Mieter des Bauvereins konnten wohnen bleiben. Acht weitere Häuser wurden von privaten Interessenten übernommen.
Im Jahre 1921/22 wurden vom Bauverein im Auftrag der Firma Wirth sechs Häuser an der Vereinsstraße (heutige Anton-Heinen-Straße, von der Glück-auf-Straße in Richtung Brückstraße) gebaut, die nach Fertigstellung in das Eigentum der Firma übergingen. Sie wurden in den 1950er Jahren an Privatinteressenten (meist Betriebsangehörige) verkauft.
Das Krisenjahr 1923 brachte auch dem Bauverein eine schwierige Zeit. Trotzdem gelang es dem Bauverein im Jahre 1923, ein Einfamılien-, ein Zweifamilien- und ein Vierfamilienhaus zu verwirklichen. Diese sieben Wohnungen entstanden an der Ecke Aachener- Gartenstraße. Sie wurden ausschließlich von kinderreichen und minderbemittelten Familien bezogen. Im Augst 1924 wurde an der Gartenstraße mit dem Bau von fünf Zweifamilienhäusern begonnen. Alle Häuser wurden in Massivbauweise mit Ziegelmauerwerk errichtet. Sie waren unterkellert und mit roten Falzziegeln gedeckt . Sie hatten Keller, Erd-, Ober- und Dachgeschoß. Weitere Häuser wurden in den folgenden Jahre gebaut.5
Nach dem 1. Weltkrieg war die Gartenstraße eindeutig der Schwerpunkt der Bauaktivitäten des Bauvereins.
25 Jahre Bauverein
Im Jahre 1928 bestand der Bauverein 25 Jahre. Aus diesem Anlass veröffentlichte er einen Bestandsbericht. In den ersten 25 Jahren seiner Tätigkeit hat der Bauverein insgesamt 82 Häuser mit 119 Wohnungen erbaut. In diesen Häusern (einschließlich der zwischenzeitlich verkauften Häuser) lebten nach der Jubiläumsbilanz von 1928 damals 548 Personen – mit den in Bau befindlichen sogar 600. Das entsprach 15 % der Einwohner der Kernstadt. Mit anderen Worten: 1/7 der Erkelenzer Bevölkerung wohnte in Häusern, die der Bauverein errichtete.6
In den folgenden Jahre gab es keine Bauaktivitäten mehr.
Die Zeit von 1933 bis 1945
In den 1930er Jahren hat der Bauverein kein einziges Bauprojekt realisieren können, es wurden lediglich Reparatur- und nötige Restaurierungsarbeiten durchgeführt, die Bausubstanz wurde verwaltet.
Zu Anfang des Jahres 1939 gab es dann die Planung für ein größeres Bauprojekt. Geplant war der Bau von vier Häusern mit zwei Geschossen und je 2 Wohnungen. Sie sollten auf dem Barackengelände an der Gerhard-Welter-Straße (Besatzungsbauten um 1922) gebaut werden. Das Projekt wurde gestoppt, aber später wieder aufgegriffen. Trotz des Beginns des 2. Weltkrieges wurde das Projekt zunächst nicht aufgegeben. Im Jahre 1941/42 planten die Nationalsozialisten ein neues Verwaltungszentrum. Diese Bebauung, zu der natürlich auch die Wohnhäuser gehörten, sollte ım Bereich des Freiheitsplatzes, der Tenholter-, Graf-Reinald- und Gerhard-Welter-Straße entstehen und an die Wilhelm- und Gartenstraße anschließen. Auch der Betriebshof der Erkelenzer Verkehrsgesellschaft und eine landwirtschaftliche Berufsschule waren vorgesehen. Realisiert wurde das Projekt aber nicht.7
Erste Nachkriegsjahre
Am 26. Februar 1945 eroberten die Alliierten Erkelenz und der Krieg war zu Ende. Aber die Stadt war weitgehend zerstört und in der Innenstadt unbewohnbar.
Im September 1945 nahm der Bauverein seine Tätigkeit wieder auf. Zunächst ging es darum, in einer Bestandsaufnahme den Zustand der Häuser festzustellen. Abgesehen von den total zerstörten Häusern an der Vereinsstraße (ein Haus) und Gartenstraße (zwei Häuser) waren alle Wohnungen mehr oder weniger stark beschädigt. Der Erkelenzer Architekt Gustav Mattar erstellte den Sachstandsbericht.
Zunächst erfolgten die erforderlichen Instandsetzungsarbeiten und dann wurden in den Jahren 1950 (Gartenstraße) bzw. 1955 (Vereinsstraße) die drei zerstörten Häuser wieder aufgebaut. Wiederaufgebaut wurde auch in den Jahren 1957/1958 das zerstörte Haus am Freiheitsplatz. Im Zuge des Baues der Bahnunterführung wurde es allerdings im Jahre 1989 abgerissen.8
Neue Projekte
Projekt Lambertusweg
Das erste Großprojekt nach dem 2. Weltkrieg war der Bau der Häuser am heutigen Lambertusweg hinter dem Friedhof Brückstraße. Das Gelände war ursprünglich eine Viehwiese, ab 1940 zunächst Barackenlager der Landesschützen, später Pionierdepot. Nach 1945 verwilderte das Gelände und wurde insgesamt im Jahre 1952 vom Bauverein gekauft. Nach Plänen des Erkelenzer Architekten Horst Neßler entstanden 44 Wohneinheiten in 21 Häusern. Im Januar/Februar 1954 wurden die neuen Häuser bezogen. Die Straße war zunächst nur provisorisch ausgebaut (die Anwohner sprachen vom „Schlambertusweg“), die Straßenanbindung erfolgte zunächst nur zur Vereinsstraße. Erst im Jahre 1962 wurde der Lambertusweg richtig ausgebaut. Die Verbindung zur Theodor-Körner-Straße wurde erst später geschaffen.
Im Dezember 1957 kaufte der Bauverein dann ein etwa 3.000 qm großes unbebautes Grundstück zwischen Lambertusweg und Glück-auf-Straße. Dieses wurde in den Jahren 1958/59 bebaut: drei Blocks, teilweise dreigeschossig, mıt insgesamt 1.224 qm Wohnfläche enthielten 16 Wohnungen. Im April 1959 konnten die Wohnungen bezogen werden.9
Neubauten Am Schneller und Aachener Straße.
1967 wollte man zwei Restgrundstücke des Vereins ın der Aachener Straße und hinter der Goswinstraße Am Schneller bebauen. Beide Grundstücke sollten mit je einem Zweifamilienwohnhaus bebaut werden. Der Bau verzögerte sich und erst 1970 konnten die Wohnungen vermietet werden.10
Projekt Hoogenhof
In den 1960er Jahren plante die Stadt Erkelenz ein neues, etwa 500.000 m² großes Baugebiet jenseits der B 57 in Richtung Matzerath, das später „Baugebiet VI“ genannt wurde.
In diesem Gebiet kaufte der Bauverein 1969 ein 3000 m² großes Grundstück. Der Kauf von weiteren 2100 m² wurde von der Stadt abgelehnt. Mehrere Erkelenzer Architekten machten Entwürfe, letztlich wurde das Architekturbüro Lennartz 1972 mit der Planung beauftragt. Das Gesamtprojekt umfasste nun 44 Wohnungen, davon 21 für Alleinstehende und ältere Ehepaare, die mindestens 60 Jahre alt sein mussten (Altenwohnungen). Tatsächlich gebaut wurden 43 Wohnungen und 25 Garagen.
Noch im Jahre 1972 wurde mit dem Bau begonnen, bis 1974 waren alle Wohnungen bezugsfertig.11
Adolf-Kolping-Hof
Erstmals in seiner Geschichte baute der Bauverein kein Haus, sondern kaufte im Jahre 1989 eins, und zwar ein Mehrfamilienhaus mit 6 Wohneinheiten in Erkelenz, Adolf-Kolping-Hof 10.12
Wohnungsbaugebiet Buscherhof – Beecker Straße
Ein völlig neues Wohngebiet entstand ab 1990 auf einer Fläche von 12,6 ha im Anschluss an Buscherhof und dem Marienweg zwischen Krefelder Straße und der Bundesstraße 57. In diesem Gebiet an der Beecker Straße baute der Bauverein zwischen 1992 und 1995 eine Wohnanlage mit fünf Häusern und insgesamt 40 Wohnungen.13
Lambertusweg 10 a
Im Jahre 2006 baute der Bauverein auf seinem Grünstück am Lambertusweg ein Mehrfamilienhaus mit insgesamt neun Wohneinheiten14
Ostpromenade 17 bis 19
Als letztes Projekt wurde nach dem Abriss von zwei Häusern im Jahre 2012 ein Wohn- und Geschäftshaus an der Ostpromenade gebaut. Der Wohnbereich umfasst sechs Wohneinheiten und Räume für zwei Büros. In diesem Gebäude befindet sich jetzt auch die Geschäftsstelle des Bauvereins. 15
Zusammenschluss mit der Wohnungsbaugenossenschaft Baal
Um Jahre 1980 fusionierte der Bauverein mit der Wohnungsbaugenossenschaft Baal. Diese war 1947 gegründet worden und hatte in der Zeit ihres Bestehens beachtliche Erfolge erzielt.16
Organisationform
Seit der Gründung ist der Bauverein ein genossenschaftliches Unternehmen17. Dieses ist wie folgt organisiert:
Aktuell
Aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 2023 ergibt sich, dass sich im Immobilienbestand des Bauvereins zum 31.12.2023 u. a. 61 Häuser mit 237 Wohneinheiten befinden.
In mehr als 100 Jahren trägt der Bauverein dazu bei, dass in Erkelenz attraktiver und bezahlbarer Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten geschaffen wurde. Insbesondere in der Zeit vor und nach dem 1. Weltkrieg hat er außerdem einige Straßen der Stadt bis heute baumäßig geprägt.18
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 1ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 3ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 6ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 17
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 6ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 31ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 34ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 43ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 57ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 67ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 71ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 87ff
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 89ff
- Freundliche Mitteilung des Bauvereins
- Freundliche Mitteilung des Bauvereins
- Josef Lennartz, a.a.O., Seite 80ff
- Startseite – Bauverein Erkelenz eG
- Text von Günther Merkens, 2025, unter Verwendung der Informationen von Josef Lennartz in „Neun Jahrzehnte bauen für unsere Stadt“, Herausgeber: Gemeinnütziger Bauverein Erkelenz eG, April 1995 sowie Fotos vom Bauverein e.G.
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