Jahrhundertelang wurden in Erkelenz und im Erkelenzer Land (z.B. in Wegberg, Wassenberg, Ratheim) Ziegelsteine hergestellt. Der vorhandene Ton/Lehm im Boden der Erkelenzer Börde begünstigte dies. Mitte der 1960er Jahre kam die Produktion fast ganz zum Erliegen, lediglich in Erkelenz produziert heute noch eine Ziegelei.
Grundsätzliches
Ursprünglich wurden Ziegel in Feldbrandziegeleien und in Schachtöfen gebrannt. Eine Feldbrandziegelei war ein vorindustrieller Betrieb zur Ziegelherstellung, wie er bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus üblich war. Die Feldbrandöfen bestanden so lange, bis das im Abbau befindliche Feld ausgeziegelt war oder der zu erstellende Bau fertig war.
Im Jahre 1859 erhielt der Baumeister Friedrich Eduard Hoffmann (1818–1900) in Preußen und Österreich ein Patent auf den Hoffmannschen Ringofen, das ihm die Rechte an der „Erfindung eines ringförmigen Ofens zum ununterbrochenen Brennen aller Arten von Ziegeln, Tonwaren, Kalk, Gips und dergleichen“ sicherte. Der Ringofen revolutionierte die Ziegelindustrie des 19. Jahrhunderts und ermöglichte eine vorher nie gekannte Steigerung der Ziegelproduktion. Es gibt runde, rechteckige und ovale Ringöfen.1
Ziegeleien im Erkelenzer Stadtgebiet
Die Anfänge
Über die Feldbrandziegeleien im Erkelenzer Land ist nicht viel bekannt. Wenn man aber bedenkt, dass z. B. die Burg und die Stadtmauer (14. Jahrhundert) und später der Lambertiturm (ab dem Jahre 1458) mit Ziegelsteinen gebaut wurden, so muss es in Erkelenz Feldbrandziegeleien gegeben haben. In einem Dokument aus dem Jahre 1549 wird als Sicherheit für eine Erbrente „ein Baumgarten bei dem Tiegelaven und anstoßend an der Tiegelgaet gelegen“ erwähnt.
Noch heute erinnert die Flurbezeichnung „Ziegelweiher“ und die Straßenbezeichnung „Ziegelgasse“ an die Ziegelherstellung in Erkelenz.
Die Ziegelgasse ist eine alte Verbindung der Brückstraße mit dem Gebiet, in dem früher Mauerziegel im Feldbrandverfahren hergestellt wurden. Die beim Aushub der Lehmerde entstandenen Gruben sind zum Teil noch vorhanden (Ziegelweiher), z.T . auch in den 30er und 40er Jahren auf-
gefüllt worden. 2
Bekannt ist auch, dass in der Nähe von Bellinghoven um 1522 Mergelgruben genannt werden. Im Jahre 1823 wird in Tenholt (am Wahnenbusch) eine Feldbrandziegelei erwähnt. Hier sollen 1850 die Ziegelsteine für die drei Tenholter Bahnbrücken sowie 1863 die Ziegelsteine für die Tenholter Kapelle hergestellt worden sein.3
Leopold Gillrath betrieb 1867 einen Feldbrandofen in Venrath, um die Steine für den Bau der Kirche zu produzieren. Diese wurde später von den Söhnen Wilhelm und Adolf weitergeführt.
Vorher wird erwähnt, daß in Gerderath im Jahre 1851 von Franz Finken eine Dachziegelfabrik gebaut werden sollte, etwas später (zwischen 1856 und 1862) wird erwähnt, dass der Wegberger Bürgermeister Hubert Beckers in Gerderath Dachziegel produzierte.
Ringofenziegeleien
Über die erste Ringofenziegelei in Erkelenz wird im Jahre 1893 in einem Zeitungsbericht berichtet, leider ohne Namen. Dies wird wohl die Ziegelei von Peter Wilhelm Rütten in Oestrich (ab 1880 bis etwa 1910) gewesen sein. Die Grube befand sich gegenüber dem heutigen Ziegelweiher und wurde ab etwa 1920 als Müllkippe benutzt.
Die Ziegelei Wilhelm Heppener in Erkelenz, Wockerather Weg, bestand von 1900 bis 1935 und wurde ab 1935 von Erich Gottschalk, zunächst als Pächter, fortgeführt und existierte bis in die 1960er Jahre.
Wenig wissen wir über die Ziegelei von Johann Hermes, in anderer Quelle wurde Karl Heinen, Erkelenz (1904). Wahrscheinlich war sie die Vorgängerziegelei von Wilhelm Gillrath in Erkelenz, Wockerather Weg, die ebenfalls ab 1904 genannt wird. Diese Ziegelei existiert heute noch und ist eine der letzten Ringöfen in Deutschland.
Bekannt ist auch die Ziegelei von Kerf in Erkelenz ab 1907. Diese wird ab 1914 von Kerf & Schmitz, in Erkelenz, Gerderather Landstraße (1914 bis 1933) weitergeführt. Im Jahre 1933 wird die Ziegelei von Wilhelm Pauen, Kamp-Lintfort, aus der Konkursmasse erworben und bis etwa 1964/65 betrieben.
Eine weitere Ziegelei war am Wockerather Weg -es waren drei insgesamt- wurde von 1912 bis 1935 von Marx & Wallrafen betrieben. Danach wurde sie zunächst vom Müller Liffers -Betreiber der Bellinghovener Mühle– und dann später von Theodor Lauten übernommen. Möglicherweise hat sie bis zum 2. Weltkrieg produziert.
Ziegelei Gillrath
Als einzige der Erkelenzer Ziegeleien produziert heute noch die Ziegelei Adolf Gillrath am Wockerather Weg. Mit dem letzten produzierenden Ringofen in NRW bietet sie ein erfolgreiches Nischenprodukt im Bereich Klinker, Klinkerriemchen und weiteren Fassadenprodukten an.
Die Geschichte der Ziegelei Gillrath ist eng mit Wilhelm Gillrath, geboren 1866 in Venrath, verbunden. Im Jahre 1900 kam Gillrath nach Erkelenz. In dem neu entstandenen Gebiet zwischen Hermann-Josef-Straße und Bahngelände entstand u.a. die Mühlenstraße. Dort gründete er eine Baumaterialienhandlung, später erweitert um eine Kohlenhandlung.
Im Jahre 1904 beteiligte er sich an der Ziegelei Heinen am Wockerather Weg, die er später ganz übernahm. 4
Nach seinem Tode im Jahre 1939 übernahmen seine Söhne das Unternehmen, sein Sohn Adolf die Ziegelei.
- Quellen: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Ziegelei und https://de.wikipedia.org/wiki/Hoffmannscher_Ringofen (Stand: 12.2022))
- So Josef Lennartz/Theo Görtz in Band 3, Seite 193 der Schriftenreihe des Heimatvereins
- So Therese Frauenrath in Band 8, Seite 191 der Schriftenreihe des Heimatvereins
- Friedel Krings, EVZ, „Alt-Erkelenzer Bürger – und was sie leisteten“
- Text von Günther Merkens für den Heimatverein der Erkelenzer Lande, 2022, unter Verwendung der Recherchen von Dietmar Schmitz, Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V.
- Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, /wiki/Hoffmannscher_Ringofen und wiki/Ziegelei (Stand: 12.2022) ,
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