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Kirche Sankt Valentin Venrath

sonstiger Name: Sankt Valentin
Kategorien: Kirchen Venrath
14.02.1478

Geschichte der Pfarre

Die erste Erwähnung eines Gotteshauses in Venrath stammt aus dem Jahre 1478, als Tilmann von Wilderath aus Wanlo an 6 Pächter insgesamt 102 Morgen Landbesitz zur Erbpacht ausgibt, wovon 2 verpflichtet waren, der Kirche in Venrath Erbpacht zu zahlen1 Zu diesem Zeitpunkt stand also bereits eine Kirche in Venrath.

Da im Jahre 1197 der Edelmann Otto II von Wickrath dem Kloster Knechtstetten ein Hofgut übergibt, kann man vermuten, dass auch vor 1478 bereits eine Kapelle im Ort stand.

Eine eigenständige Pfarre gab es in Venrath im 15. Jahrhundert noch nicht. Die Kirche war als Kapelle der Pfarre Wanlo unterstellt, in der sonn- und feiertags eine Frühmesse gelesen wurde.2 1525 erhielt die Kirche, die auf dem jetzigen Friedhof stand, einen Chor und einen Turm. Daher kennt man auch das Aussehen der frühen Kirche.

Am 23. April 1606 ernannte das Erzbistum Köln Venrath als eigene Pfarre, die allerdings infolge der Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges nicht lange Bestand hatte und so 1682 die Pfarrgemeinde wieder zur Wanloer Pfarrgemeinde zurückkam.

Auch die erneute Ernennung zur Pfarre am 13. Juli 1750 wurde ebenfalls durch die Intervention des Wanloer Pfarrers vom Landesherren, dem Kurfürsten von der Pfalz, zurückgenommen.

© Tranchotkarte | Rainer Merkens | Venrath zur Napoleonzeit

Unter Napoleon erhob der Bischof von Aachen am 1. März 1804 Venrath zur Hilfspfarre (Succursalpfarre) mit eigenständigem Pfarrer. So wurde der Forderung der Franzosen Rechnung getragen, die Pfarrer dem jeweiligen Kanton zuzuordnen. Venrath gehörte im Gegensatz zu Wanlo zum Kanton Erkelenz. Zu dieser Pfarre gehörten auch die katholischen Christen der Orte Kaulhausen, Beckrath, Herrath und Etgenbusch. Seither ist Venrath eigenständige Pfarrgemeinde.

Im Jahre 2005 kam die Kapellengemeinde Christus-König Herrath-Beckrath wieder zur Pfarre Wickrath, da die Gemeinde auch zu Wickrath gehört.

Infolge des Priestermangels mussten etliche Pfarrgemeinden zu einer Gemeinschaft der Gemeinden fusionieren. Venrath wurde am 1. Januar 2010 der Gemeinschaft der Gemeinden Sankt Maria und Elisabeth zugeordnet, die wiederum durch den frühen Tod von Pfarrer Semrau im Jahre 2013 am 1. Januar 2015 mit der Pfarrgemeinde Sankt Lambertus Erkelenz zur Gemeinschaft der Gemeinden Christkönig Erkelenz fusioniert wurde.

Der Vorgängerbau

© Rainer Merkens | Lage alte Kirche in Luftbild 2016
Ausschnitt Luftbild 2016 mit Lage der alten Kirche und Schulhaus
Übertragung aus Lageplan, Wienmuseum, Nachlass Fr. v. Schmidt – Kirche in Venrath, NRW, IN: 157.088/1

Die Kirche, die vor der heutigen existierte, wird wie gesagt erstmalig im 15. Jahrhundert erwähnt. Sie ist aber vermutlich älteren Datums. Aus dem Bericht über den Umbau 1525 kennen wir ungefähr ihr Aussehen: Die einschiffige, kleine Kirche war 29 m lang und 5,50 m breit. Der Chor bestand aus Ziegelsteinmauerwerk, der Turm vorwiegend aus Holzkonstruktionen und der Mitteltrakt aus unbehauenen Quarzitblöcken, Schotter und Kieselsteinen.3 Andere Quellen sprechen davon, dass die kleine Kirche später 2 angebaute Seitenschiffe hatte und der angebaute Turm durch seitliche Anbauten eingebaut wurde. Die Kirche besaß ein Schieferdach.4

Durch die Erhebung zur Pfarrgemeinde 1805 und die Eingemeindung der Gläubigen aus Kaulhausen, Etgenbusch, Herrath und Beckrath wurde die Kirche für 904 Seelen zu klein, da der Hauptschiff nur 18,75 m lang war und die Breite mit den Seitenschiffen 12 m betrug. Das reichte nur für 78 Sitz- und 286 Stehplätze. Im Jahre 1858 bezeichnet der Heinsberger Bau-Inspector Baseler den Bau durch Risse im Chor und Seitschiff und den Zustand im Turm als einsturzgefährdet.

Im Jahre 1869 wurde die alte Kirche meistbietend an den Kaufmann Peter Heinrich Gillrath versteigert. Er zahlte 125 Thaler, was etwa 3400 Euro entspricht.5

Bestehende Kirche

Planungen

Bereits im Jahre 1851 gab es erste Überlegungen zum Neubau der marode gewordenen alten Kirche. Eine erste Hauskollekte im Jahre 1851 ergab einen Betrag von über 604 Taler (etwa 17.500 Euro). Doch eine Planung des neuen Kirchenbaus wurde zunächst von seiten der Bürgermeisterei Keyenberg wegen Steuermindereinnahmen abgelehnt. Erst am Ende des Jahres 1856 wurde der Baumeister Friedrich von Schmidt mit der Erstellung von Plänen für die Venrather Kirche beauftragt. Schmidt, Baumeister in Köln und später Professor in Wien, hatte bereits Pläne zur neuen Keyenberger Kirche entworfen. Die 1857 eingereichten Pläne wurden zunächst verworfen. Der Platz auf dem Friedhof reichte nicht für eine so große Kirche. Es begann die Suche nach einem neuen Grundstück. 1866 genehmigte die Oberbehörde die Annahme des Grundstückes auf dem jetzigen Standort. Gleichzeitig änderte Friedrich Schmidt den Entwurf um ein Hauptschiffjoch gemäß den Anforderungen des Genaralvikariats in Köln, der dann 1863 genehmigt wurden. Die Kosten wurden auf 14.500 Taler (etwa 435.000 Euro) veranschlagt.6

Bau- und Renovierungsphasen

Am 25. Oktober 1866 wurde der Bau offiziell genehmigt, der Spatenstich erfolgte allerdings bereits eine Woche früher. Die Mauerarbeiten sollten von Johann Bach aus Gierath ausgeführt werden. Die Bauleitung übernahm der Aachener Architekt Johann Ferdinand Cremer, der die Pläne noch einmal dahingehend änderte, dass das Schiff um ein Joch verlängert und ein richtiger Turm gebaut wurden.7

© Rainer Merkens | unbekannt | Kirche Venrath nach 1904
Kirche Venrath nach 1904 – Postkarte

Die Bauarbeiten schritten schnell voran, so dass die Kirche am 31. August 1868 bereits durch Weihbischof und Generalvikar Dr. Hohann Anton Friedrich Baudri eingeweiht werden konnte.

Der fertige Backsteinbau enthielt ein 21,87 m langes und 5,58 m breites Hauptschiff. Die Seitenschiffe waren 22,09 m lang und 3,40m breit. Der Turm hat eine Höhe von 48 m. Der aus Vorchor und Apsis bestehende Chor ist 7,85 m lang und 5,60 m breit.

Nach dem 2. Weltkrieg baute man 1855-1956 den Innenraum der Kirche um. Der nördliche Raum neben dem Chor wurde verlängert. Er dient als Sakristei. Unter dem Chor hob man einen Bereich aus, in dem die Heißluftheizung installiert wurde.

Im Jahre 2014 – 2015 erfolgten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und Renovierungen. Seit dieser Renovierung dient der südliche Anbau am Chor als Werktagskapelle. Es wurde auch das aufgemalte Maßwerk nach den vorliegenden Befunden komplett neu angebracht, die gemalten Fenster nur in Musteransätzen wiederhergestellt. Auch im Innenraum erfolgten wieder Veränderungen im Altarbereich.8

  1. siehe Rainer Merkens: Schautafeln zur Geschichte der Kirche Sankt Valentin zum 150-jährigen Jubiläum der Kirche im Jahre 2018, Vorwort – Einleitung
  2. siehe Anmerkung 1
  3. siehe Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet, a. a. O., Seite 382 f.
  4. siehe Rainer Merkens: Schautafeln zur Geschichte der Kirche Sankt Valentin zum 150-jährigen Jubiläum der Kirche im Jahre 2018, Der Vorgängerbau
  5. siehe Fußnote 4
  6. siehe Rainer Merkens: Schautafeln zur Geschichte der Kirche Sankt Valentin zum 150-jährigen Jubiläum der Kirche im Jahre 2018, Beginn der Planungen und Baupläne I
  7. siehe Rainer Merkens: Schautafeln zur Geschichte der Kirche Sankt Valentin zum 150-jährigen Jubiläum der Kirche im Jahre 2018, Baupläne II
  8. Text von Wolfgang Lothmann 2020 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. Als gut recherchierte Vorlagen dienten die Schautafeln von Rainer Merkens, die er anlässlich der 150-Jahr-Feier für die Dorfkirche erstellt hatte und dem Heimatverein zur Verfügung stellte.
  1. Karl L. Mackes, Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet. Mönchengladbach, ISBN: 3-87448-122-0, 1985, Seite 382 - 388
  2. Rainer Merkens, Schautafeln zur Geschichte der Kirche Sankt Valentin zum 150-jährigen Jubiläum der Kirche im Jahre 2018. unveröffentlicht, 2018

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