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Anton Raky in Erkelenz

⁎ 15.01.1869 † 22.08.1943
05.01.1868 22.08.1943 Bohrpionier
Stichworte: Unternehmer
05.01.1868 bis 22.08.1943

Anton Raky wurde am 05. Januar 1868 in Seelenberg (Taunus) geboren und starb am 22. August 1943 in Berlin. Er war ein erfolgreicher Pionier und genialer Erfinder auf dem Gebiet der Tiefbohrtechnik, u.a. erfand er den Schnellschlagbohrkran. In Erkelenz und Salzgitter gründete er bedeutende Maschinenbaufirmen, die heute noch existieren.

Sein Leben

Geburt und Schule

Anton Raky wurde am 05. Januar 1868 in Seelenberg (Taunus) geboren. Seine Eltern waren Franz Raky und Caroline Jacobine, geborene Abt. Franz Raky und seine Familie zogen mehrfach um. Man ließ sich 1891 endgültig in Eltville am Rhein nieder. Hier gründete Franz Raky eine Sägemühle, betrieb daneben auch eine Weinhandlung.

Auf Veranlassung seines Patenonkels besuchte Anton Raky, nachdem er in Hobbach und Laufach die Volksschule besucht hatte, ab Ostern 1878 die Kiedricher Choralschule, in der „begabte Kiedricher Jungen zu Chorknaben ausgebildet“ wurden. Anschließend wechselte er auf das Gymnasium im etwa 70 Kilometer entfernten Hadamar. Diesem war ein Konvikt angeschlossen und viele der hier ausgebildeten Jungen wurden später Geistliche. Raky beendete jedoch seine Schullaufbahn nicht mit dem Abitur, er verließ das Gymnasium am 15. April 1885 nach Abschluss der Obertertia (9. Klasse des Gymnasiums).1

Berufliche Entwicklung

Danach lernte Anton Raky in der väterlichen Werkstatt das Schmiedehandwerk und zeigte offenbar Talent. Hier konnte er auch erstmals seine Neigung zum Tüfteln entfalten und unter Beweis stellen. Dass aber aus Interesse und Begabung mehr wurde, verdankte er wohl vor allem dem Bohrtechniker Emanuel Przibilla. Przibilla engagierte den 21-jährigen und nahm ihn mit zu seinen weiteren Bohrungen. Bald machte er ihn zum „Bohrmeister“. Anton Raky verbesserte und entwickelte von nun an die Tiefbohrtechnik. Anfang der 1890er Jahre trennten sich die Wege Anton Rakys und seines Förderers und Lehrmeisters.2 Danach begann Anton Raky, wahrscheinlich durch Vermittlung von Emanuel Przibillas, in Dürrenbach im Elsass bei einer Firma zu arbeiten, die vor allem erfolgreich Bohrwerkzeuge konstruierte. Daran war Raky wesentlich beteiligt, er entwickelte neue Bohrgeräte, die dann die Bohrtechnik völlig veränderten. Anton Raky gründete am 8. August 1895 in Straßburg zusammen mit dem Kaufmann Heinrich Otto Seibt und weiteren Personen aus dem Elsass die „Internationale Bohrgesellschaft AG“ (I.B.G.).

In Erkelenz bestand im Jahre 1896 nur eine kleine Reparaturwerkstatt; dennoch verlegte die I.B.G. ihre Zentrale 1902 nach Erkelenz. Seibt trat aus der Gesellschaft aus, nun wurde der A. Schaaffhausen’sche Bankverein Hauptfinanzier.

Aufgrund der Lex Gamp zog sich der A. Schaaffhausen’sche Bankverein 1907 als Geldgeber zurück und zwang Raky, sein Amt als Generaldirektor der I.B.G. niederzulegen. Raky verließ Erkelenz. Verschiedene Unternehmenszweige der I.B.G. wurden verkauft.3

Raky blieb auch nach seinem Ausscheiden aus der I.B.G. weiterhin Unternehmer. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 führte er Ölbohrungen im Ausland durch, u. a. in Russland, Aserbaidschan und Rumänien.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde Raky Generaldirektor in der Hauptverwaltung der Deutschen Erdöl-AG (DEA) in Berlin und gründete in Salzgitter die Firma „Anton Raky, Tiefbohrungen“. 1932/33 schied Anton Raky wegen Zahlungsunfähigkeit aus dem Unternehmen aus. Unterschiedliche Eigentümer folgten, heute nennt sich das Unternehmen Salzgitter Maschinenbau AG (SMAG).

Familie

Anton Raky war mehrmals verheiratet. Seine erste Frau Martha Immler hat er kennengelernt, als er als einfacher Bohrarbeiter in Thüringen tätig war. Sie war evangelisch, ihre Familie soll deshalb mit der Heirat nicht einverstanden gewesen sein. Das Ehepaar bekam zwei Söhne, Anton und Otto. Martha Immler verstarb früh.

© Archiv Stadt Erkelenz | Hochzeit-Raky-Thiele-Ausschnitt

Zu dieser Zeit ließ sich der verwitwete Anton Raky in Erkelenz nieder. Er wohnte zunächst mit seinen Söhnen im Haus der Schwestern Wachtendonk am Johannismarkt. Im Jahre 1902 heiratete Anton Raky Rosa Thiele (Foto links) aus Ossegg. Sie war die Tochter eines erfolgreichen Bohrunternehmers. 1903 wurde die Tochter Annerose in Erkelenz geboren. Später ließ sich das Paar scheiden.

Seine dritte Ehe schloss Anton Raky mit Sophie Deveaux aus Wien. Das Paar hatte fünf Kinder. Die beiden Söhne Hasso und Udo fielen als Soldaten im 2. Weltkrieg. Die älteste Tochter Hortense wurde Schauspielerin. Die jüngeren Töchter waren Zwillinge, Sigrid wanderte um 1940 in die USA aus, Judith wurde Tänzerin in einem Showballett.4

Das Lebensende

Nach dem Ausscheiden aus der Firma in Salzgitter zog Raky sich, etwa im Jahre 1936, ins Privatleben zurück. Er wohnte mit seiner Frau zuletzt in einer Villa in Berlin-Zehlendorf.

Nach dem Verkauf dessen, was von der Anton Raky AG in Salzgitter übriggeblieben war, bemühte Raky sich noch ein letztes Mal um Aufträge in der
Tiefbohrbranche. Die Gewerkschaft Gute Hoffnung war das „letzte aktive Betätigungsfeld“, auf dem er in Erscheinung trat. Diese letzte aktive Phase Rakys ist leider nur schlecht dokumentiert und so wissen wir nicht, wann genau und unter welchen Umständen Raky seine Bemühungen aufgab. Aber wirtschaftlich ging es ihm nicht gut, der Unterhalt der Familie war schwierig. Mehrfach versuchte er, von früheren Geschäftspartnern Unterstützung zu erhalten, leider ziemlich erfolglos. Nur die Reichswerke Salzgitter zahlten ihm monatlich 100 RM.

Anton Raky war in den letzten Monaten des Jahres 1943 sehr geschwächt, man vermutet, dass auch die Spätfolgen seines Unfalls in Rumänien ihm zusetzten. Zudem soll er einen Schlaganfall erlitten haben. Er starb am 22. August 1943 und wurde auf einem Friedhof in Berlin-Zehlendorf
bestattet. Das noch heute existierende Grab ziert ein schlichter Stein in Kreuzform.5

Seine Fabrik in Erkelenz

Seit 1893 arbeitete Raky als Bohringenieur bei Johann Otto Seib, der 1889 die Petroleum-Bergwerke Gute-Hoffnung-Wörth mit Sitz in Straßburg gegründet hatte. Seib hatte Raky als Direktor in das Unternehmen geholt. Mit diesem Unternehmen wurde dann wahrscheinlich erstmals das „System Raky“ erprobt.

Seit 1896 bestand in Erkelenz eine kleine Reparaturwerkstätt der Firma. Für Erkelenz als Nebenstandort, dann als Hauptsitz der IBG sprachen mehrere Gründe. Zum einen lag Erkelenz äußerst günstig im Dreieck zwischen dem Aachener Revier, dem aufstrebenden Ruhrgebiet und dem belgischen Pays Noir. Alle drei waren Kohleabbauregionen. Die gute Lage wäre jedoch nutzlos gewesen ohne Verkehrsanbindung. Aber seit dem 11. November 1852 hatte Erkelenz Anschluss an das Eisenbahnnetz.

In der kleinen Erkelenzer Reparaturwerkstatt wurden zunächst die in Strassburg gefertigten Bohrgeräte instandgehalten, dann aber wurde der Ausbau des neuen Standortes schnell vorangetrieben. Offiziell war Erkelenz seit 1902 Hauptsitz des Unternehmens. Gleichzeitig mit dem Beschluss zur offiziellen Verlegung des Firmensitzes schied Heinrich Otto Seib aus dem Vorstand. Beides dürfte im Zusammenhang mit dem Erwerb der Aktienmehrheit durch den A. Schaaffhausen’schen Bankverein stehen. In dieser Zeit begann Raky auf eigene Rechnung Bohrungen vorzunehmen. Die bei der IBG hergestellten Bohrtürme wurden selbst genutzt und nicht an andere Bohrunternehmer verkauft.

Raky legte Wert auf eigene Fertigung aller benötigten Teile. 1905 bestanden in Erkelenz folgende Abteilungen: Dreherei, Schlosserei, Schmiede, Werkzeugmacherei, Modellschreinerei und Gießerei. Ein Sägewerk produzierte die Transportkisten, Balken und Bretter für die Außenhüllen der Bohrtürme. Auch der Maschinenpark entsprach dem neuesten Stand der Technik, es gab eine Elektrozentrale und eine eigene Wasserversorgung.

Die Mitarbeiterzahl der IBG stieg ständig, so wurden im Jahre 1906 70 leitende Angestellte und 355 Arbeiter beschäftigt. Auf den Bohntürmen im In- und Ausland waren mindestens 500 Personen tätig.6

Im Jahre 1907 kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Raky und dem Schaaffhausen’schen Bankverein. Raky wollte die Bohrtätigkeit auf Russland ausdehnen, der Schaaffhausen’schen Bankverein war dagegen. Es kam zur Trennung, Raky verließ die IBG und Erkelenz.

Bis 1916 gelangte die Bohrabteilung mit dem Bohrpark an die Deutsche Erdöl-AG (DEA) und als diese dann im selben Jahr die Maschinen- und Bohrgerätefabrik in Erkelenz schließen wollte, kauften die Unternehmer Otto Wolff aus Köln und Alfred Wirth die Firma auf und führten sie unter der Leitung von Alfred Wirth als „Maschinen- und Bohrgerätefabrik Alfred Wirth & Co.“ weiter, produzierten jetzt aber nur noch Bohrgeräte. Diese Firma, wenn auch mit wechselnden Eigentümern, besteht immer noch in Erkelenz, zur Zeit unter dem Namen „MH Wirth“ .

Seine Fabrik in Salzgitter

Nachdem Raky durch die russische Revolution sein dortiges Bohrunternehmen verloren hatte, engagierte er sich im Raum Salzgitter und gründete die „Anton Raky Tiefbohrungen AG“ und suchte insbesondere nach Eisenerz. Auch baute er in Salzgitter eine Maschinenfabrik, um die erforderlichen Bohrtürme herzustellen. Auch diese Firma, mit wechselnden Eigentümern, besteht heute noch unter dem Namen „SMAG“ in Salzgitter.7


Ausstellungen

Im Jahre 1902 nahm die IBG an der Düsseldorfer Gewerbe- und Industrieausstellung teil, wo das Unternehmen vom Ministerium für Handel und Gewerbe die Staatsmedaille in Bronze verliehen bekam. Bei der Weltausstellung 1905 in Lüttich zeigte die IBG u. a. einen 70 Meter hohen Bohrturm und produzierte eigens eine schmucke Broschüre mit zahlreichen Bildern einer Maschinenfabrik, „die dem Besten entspricht, was die Neuzeit bietet“, schreibt ein Chronist. 1906 beteiligte sich die IBG an der Nationalausstellung in Bukarest.

© Archiv Stadt Erkelenz | Weltaustellung Lüttich

Die Bohrtechnik

Anton Raky wäre heute gänzlich vergessen, wenn er sich nicht durch die Weiterentwicklung der Tiefbohrtechnik einen Namen gemacht hätte. Tatsächlich war Rakys Werdegang wesentlich bestimmt durch seine innovativen Leistungen, die er fast alle am Ende des 19. Jahrhunderts erbrachte. Schon früh war es Raky gelungen, vorhandene Techniken zu optimieren und sich damit trotz fehlender formaler Ausbildung einen Namen zu machen. So war auch er überzeugt von den großen Vorteilen des Spülbohrverfahrens, auch wenn dieses nicht von ihm erfunden wurde, wie mitunter behauptet worden ist.

© Archiv Stadt Erkelenz | Schlagbohrkrahn Nr. 7 derIBG

Unter Berücksichtung der bisherigen Verfahren entwickelte Raky den Schnellschlagbohrkran Modell 7 (Foto links). Raky meldete den Kran zum Patent an, das ihm am 21. August 1893 verliehen wurde. Die ersten erfolgreichen Anwendungsversuche machten Raky und seine Erfindung schlagartig bekannt.


In der folgenden Animation von Willi Wortmann wird die Entwicklung der Bohrtechnik anschaulich dargestellt:

Nachdem Anton Raky Anfang der 1890er Jahre die Effizienz seines Bohrsystems im Raum Erkelenz demonstrieren konnte und bald darauf die Internationale Bohrgesellschaft gegründet war, brach eine Zeit an, in der Raky und sein Verfahren die Tiefbohrindustrie dominierten. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gelang es der Internationalen Bohrgesellschaft unter Rakys Führung, die Bohrtätigkeit kontinuierlich zu steigern. Insgesamt teufte die IBG zwischen 1897 und 1907 rund 1 Million Meter ab. Die Zahl der jährlichen Bohrmeter stieg etwa von 3.000 m im Jahr 1895 auf 196.605 m im Jahr 1906. Insbesondere in Folge der „Lex Gamp“ wurde in den Jahren 1905 und 1906 überall im Reich eifrig gebohrt.
Dabei erzielte die IBG Leistungen von bis zu 200 Metern am Tag und 500 Metern innerhalb von sieben Tagen inklusive der Anfuhr und Abbau von Gerät. Diese hohe Produktivität war nur möglich dank des „überlegenen Rakyschen Systems“.8


Von Erkelenz in die Welt

Der Ursprung der IBG liegt im Erdölgebiet des Elsasses, das ja zwischen 1870 und 1918 zum Deutschen Reich gehörte. Raky und die IBG kamen nach Erkelenz, um in dem sich auftuenden Kohlebergbau in Belgien, im Aachener Revier und im Ruhrgebiet präsent zu sein. In der Nähe von Erkelenz bohrte Raky auch nach Braunkohle. Weitere Bohrfelder nach Kali, Erzen in Deutschland und nach Erdöl in Rumänien folgten. Aber auch in Deutschland, in der Gegend von Wietze, bohrte Raky nach Erdöl. Selbst im fernen Afrika war Raky mit seinen Bohrungen tätig.9


Raky und „sein“ Erkelenz

Wohnen in Erkelenz und Umgebung

Anton Raky verlegte seinen Wohnsitz nach Erkelenz sobald auch das Unternehmen dort seinen Hauptsitz hatte. Sehr wahrscheinlich folgte der Umzug aber erst nachdem seine 1. Frau Martha verstorben war. Raky wohnte zunächst in einer Wohnung am Johannismarkt, neben der Wirtschaft Licht, bei den drei Geschwistern Wachtendonk. Lange blieb Raky nicht bei den Wachtendonks wohnen – er hatte schließlich auch zwei kleine Söhne. Mit diesen bezog er eine Villa hinter dem Gelände der Eisenbahn und ließ das Haus gänzlich umbauen.

Raky schmiedete aber schon bald neue Pläne und kaufte 1903 ein Waldgebiet zwischen Arsbeck und Dalheim-Rödgen, das Gelände an der Rödgener Mühle. Die schlossähnliche Villa, die er bauen ließ, umfasste mehrere Gebäude, die mit ihren weißen Fassaden, imposanten Türmen und schmalen hohen Fenstern lange Zeit ein beliebtes Postkartenmotiv waren.

1920 hat Raky die Anlage an die Gewerkschaft Sophia-Jacoba verkauft, deren leitende Angestellte dort wohnten. 1972 wurden das Hauptgebäude sowie weitere Teile der Anlage abgerissen. Heute steht nur noch das beeindruckende „Pförtnerhaus“ mit seinem wuchtig-spitzen Rundturm am Raky-Weiher.10


Wohnviertel „Ka-iro“

So, wie das Werk in Erkelenz sich enorm schnell entwickelte und vergrößerte, wuchs auch der Bedarf an Arbeitskräften. Von der kleinen Reparaturwerkstatt, die anfangs nur eine Hand voll Menschen beschäftigte, war die IBG in kurzer Zeit zu einem Unternehmen angewachsen, das hunderte Mitarbeiter hatte. Erkelenz war bei weitem nicht in der Lage, all diesen Menschen Wohnraum anzubieten.

Im Jahre 1903 wurde in Erkelenz der „Gemeinnützige Bauverein“ gegründet, der erforderlichen Wohnraum schuf, den Raky dann langfristig für seine Angestellten und Arbeiter anmietete. Zwischen 1904 und 1906 wurde eine Siedlung errichtet, die noch heute vielen Erkelenzern als „Kairo“ (Ka-iro gesprochen) bekannt ist. Bis 1906 entstanden auf der Rosen-, der Glück-auf-, und der Vereinsstraße 52 Wohnhäuser mit 60 Wohnungen. Charakteristisch war, dass jede Familie ihre eigene Haustür, ihr eigenes Stallgebäude, einen abgetrennten Hof und außer einem Blumenvorgärtchen einen kleinen Gemüsegarten hatte. Wasserleitung und elektrische Beleuchtung waren vorhanden. Raky veranlasste auch den Bau eines Eckhauses als Werkskasino mit Metzgerei und Bäckerei, das an der heutigen Glück-auf/Anton-Heinen-Straße stand.11 Zwischenzeitlich ist das Gebäude einem repräsentativen Neubau gewichen.


Förderer der Stadt und der Vereine

In den zehn Jahren seiner Tätigkeit in Erkelenz war Anton Raky ein großzügiger Förderer der Stadt Erkelenz sowie zahlreicher Vereine. Er war zeitweise Mitglied des Kreistages und der Stadtverordnetenversammlung, aber selten bei den Sitzungen anwesend. Mit dem Bürgermeister Hahn war er freundschaftlich verbunden.

Im Jahre 1898 gab es in Erkelenz noch keine allgemeine Elektrizitätsversorgung, nachts wurden die Straßen, sicherlich spärlich, von Öllampen beleuchtet. Eine städtische Elektrizitätsversorgung gab es noch nicht, lediglich einige Betriebe, so auch die IBG, erzeugten eigenständig Strom für ihre Betriebe. Am 10. Mai 1898 wurde auf dem Marktplatz feierlich das Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal eingeweiht. Anton Raky ließ dazu das Denkmal, die umliegenden Straßen und Gaststätten auf seine Kosten beleuchten. Den Strom lieferte ein Lokomobil, eine fahrbare Dampfmaschine. Schon wenige Tage später diskutierte der Stadtrat die dauerhafte elektrische Beleuchtung der Erkelenzer Straßen. Im November wurden dann die ersten Häuser angeschlossen, im Dezember erstmalig die heutige Kölner Straße „erleuchtet“. Den Strom lieferte die Molkereigenossenschaft.

© Archiv Stadt Erkelenz | Enthuellung-Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Aufstellung des Kaiser Wilhelm Denkmals
© Archiv Stadt Erkelenz | Anton-Racky-mit-Mitarbeitern-und-Auto

Anton Raky war einer der ersten Besitzer eines Autos im Kreis Erkelenz. Gerne zeigte er sich damit in der Öffentlichkeit.

Anton Raky stellte der Stadt Erkelenz für verschiedene Projekte 12 Gelder zur Vergügung:

  1. Die Stadt wollte das zwischen Rathaus (dem Alten Rathaus) und Lambertuskirche gelegene sog. Lemmensche Haus kaufen und abbrechen, um so Platz für einen Rathausanbau zu schaffen. Dafür spendete Raky 14.000 Mark. Für den Umbau des Alten Rathauses spendete er 5.000 Mark. Das Lemmensche Haus wurde zwar abgebrochen, die Rathauserweiterung wurde aber nicht durchgeführt.
  2. Das Brauhaus, das mitten auf dem Johannismarkt stand, wurde gekauft und abgerissen. Dafür spendete Raky 7.000 Mark und noch 3.000 Mark für die gärtnerische Gestaltung des Platzes sowie 5.000 Mark für ein Kaiser-Friedrich-Denkmal.
  3. Für den Neubau der Höheren Schule spendete Raky im Jahre 1904 insgesamt 50.000 Mark. Ausserdem kaufte er für 15.000 Mark das Pfarrhaus, neben der Gaststätte „Schwarzer Adler“, da der Garten für den Schulneubau benötigt wurde.
  4. Der Pfarrgemeinde Sankt Lambertus kaufte er wenig später ein Grundstück am Johannismarkt und baute dort das heute noch bestehende Pfarrhaus.
  5. Für die Renovierung der Burg spendete er 3.000 Mark.

Anton Raky war musikbegeistert, so gründete er im Jahre 1902 den Werkschor „Glück Auf“ und stellte Berufsmusiker für eine Werkskapelle ein. Auch zahlreiche Veranstaltungen des Gesangvereins, des Musikvereins und des Kirchenchores unterstützte er.13


Titel und Ehrungen

Anton Raky mit seinen Orden

Anton Raky erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Titel im Bereich des Bohrwesens, z. B. die Tecklenburg-Medaille, aber auch zahlreiche belgische und rumänische Orden. Eine von der Stadt Erkelenz vorgeschlagene Ernennung zum Kommerzienrat lehnte der Regierungspräsident ab, „Raky sei noch zu jung“.

© Archiv Stadt Erkelenz | Ehrenbuerger-Urkunde-Anton-Racky

Im Jahre 1920 wurde Anton Raky auf Vorschlag von Wilhelm Meisen von der Stadtverordnetenversammlung zum Ehrenbürger der Stadt Erkelenz ernannt.

Die Bergbauakademie Clausthal verlieh Anton Raky im Jahre 1921 die Würde eines Dr. Ing. hc.14

In Erkelenz, aber auch in Dalheim-Rödgen und in Nienhagen wurden Straßen nach ihm benannt.


Ausstellung „Mythos Raky“

Nach einer Vorbereitungszeit von mehr als zwei Jahren konnte der Heimatverein der Erkelenzer Lande in der Zeit vom 31. August bis 28. Oktober 2012 im Haus Spiesss die Ausstellung „MYTHOS RAKY – Von Erkelenz in die Welt“ zeigen. Bei der Eröffnung in der Stadthalle waren über 400 Gäste anwesend. Unter den Gästen waren zahlreiche Nachkommen von Anton Raky, u. a. seine Enkel Edith Helbsing und Stephan Paryla-Raky. Die Ausstellung besuchten mehr als 2.500 Besucher, die Veranstaltungen des Rahmenprogramms rund 270 Personen. Einzelheiten der Ausstellung sind in der Dokumentation „MYTHOS RAKY -Von Erkelenz in die Welt- nachlesbar.15 16


© Heimatverein Erkelenz | Raky-Nachfahren-bei-der-Racky-Ausstellung
Die Nachkommen Anton Rakys. Dabei seine Enkel Edith Helbsing (erste Reihe, 2, von links) und Stephan Paryla-Raky (eweite Reihe, 4. von rechts)
  1. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 20 ff
  2. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 46 ff
  3. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 79 ff
  4. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 32 ff
  5. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 244 ff
  6. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 67 ff
  7. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 200 ff
  8. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 50 ff
  9. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 155 ff und 207 ff
  10. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 118 ff
  11. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 104 ff
  12. Einzelheiten siehe Josef Lennartz in Band 12 der Schriftenreihe des Heimatvereins „Das Erkelenzer Stadtbild und Anton Raky“, Seite 155 ff
  13. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 129 ff
  14. Ann-Katrin Stucken, a. a. O., Seite 146 ff
  15. Erhältlich bei der Geschäftsstelle des Heimatvereins
  16. Text von Günther Merkens 2022 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 25, 2012. Ann-Kathrin Stucken: HÖHEN UND TIEFEN - Das Leben des Tiefbohrpioniers Anton Raky

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