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Franz Reinkens

⁎ 03.12.1826 † 04.07.1905
1861 1900 Bürgermeister

© Stadtarchiv Erkelenz F1_2_46 | unbekannt, coloriert vom Stadtarchiv | Franz Reinkens

Franz Reinkens war vom 24.01.1861 bis 31.01.1900 Bürgermeister der Stadt Erkelenz (auch der Gemeinde Kückhoven, die von Erkelenz verwaltet wurde), also 39 Jahre. Er wurde im Februar 1900 zum Ehrenbürger der Stadt Erkelenz ernannt. In seine Amtszeit fielen wichtige Entscheidungen für die Entwicklung von Erkelenz. Heute ist er in der Stadt fast vergessen.

Sein Leben

Franz Reinkens wurde am 03.12.1826 in Burtscheid geboren. Nach Ablegung der Reifeprüfung nahm er 1853 in Bonn das Studium der Rechtswissenschaften auf. Nach dem Studium war er zunächst beim Amtsgericht Aachen tätig. Am 08.03.1858 bat er um einen sechsmonatigen Urlaub, weil ihm in der provisorischen Verwaltung von Lommersweiler bei St. Vith die Bürgermeisterstelle angetragen wurde. Am 12.09.1858 wurde er dann Bürgermeister von Eicherscheidt im Kreis Monschau. Auch dafür bat er um Beurlaubung.

Im März 1859 meldet er, dass er sich nunmehr auf die 2. juristische Staatprüfung vorbereite. Im Juli 1859 bewirbt er sich um eine Bürgermeisterstelle in Gemünd, wird aber nicht angenommen. Gut ein Jahr später, am 17.11.1860, teilte er dem Landgerichtspräsidenten sein Ausscheiden aus dem Justizdienst mit, weil er am 05.11.1860 zum Bürgermeister der Stadt Erkelenz gewählt wurde. Am 20.06.1872 wurde er erneut für weitere 12 Jahre in seinem Amt bestätigt. Er blieb Bürgermeister in Erkelenz bis zum 31.01.1900.1

Für seine Tätigkeit als Bürgermeister hatte König Wilhelm I. ihm den Kronenorden III. Klasse verliehen.

© Stadtarchiv Erkelenz F1_2_46 | unbekannt | Ehrenbürgerbrief

Am 18.08.1899 fasste die Stadtverordnetenversammlung den Beschluss, Franz Reinkens wegen seiner Verdienste um die Entwicklung der Stadt Erkelenz die Ehrenbürgerschaft von Erkelenz zu verleihen. Ferner wurde ihm das volle Gehalt von 3.000 Mark als Pension bewilligt.2

Im Februar 1900 wurde ihm dann die Ehrenbürgerurkunde überreicht.

Am 04.07.1905 verstarb er in Aachen. In der Todesanzeige der Stadt Erkelenz steht u. a. „Mit rastloser Arbeitskraft hat er während seiner langen Dienstzeit seine reiche Erfahrung im Verwaltungsfach, vereint mit weiser Sparsamkeit, zur vollen Zufriedenheit der Bürgerschaft in den Dienst der von ihm verwalteten Gemeinden gestellt“

© Kreisblatt 1905 | Todesanzeige Franz Reinkens

Sein Wirken

Bürgermeister Franz Reinkens hatte seinen Dienstsitz im Alten Rathaus. Es ist bekannt, dass er von hieraus mit einem Schreiber patriarchalisch die Stadt regierte. 3Anfang des 20. Jahrhunderts verließ sein Nachfolger Bernhard Hahn das Alte Rathaus und bezog das Bürgermeisteramt am Johannismarkt.

In die Amtszeit von Franz Reinkens fielen wichtige Entscheidungen für die Entwicklung von Erkelenz.

Im Jahre 1852 erhielt Erkelenz den Anschluss an die Eisenbahn und im gleichen Jahr wurde der Bahnhof gebaut. Der Bahnhof lag allerdings außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns. Erst nach 1870 konnte man von einer beginnenden Bebauung der Straße in Richtung Bahnhof sprechen. Die städtische Jahreschronik erwähnt 1877 sechzehn vor dem Bellinghovener Tor stehende Häuser. 1878 erhielt dieser Straßenteil offiziell die Bezeichnung „Bahnstraße“.
Die in den 1870er Jahren entstandenen Häuser waren für eine Kleinstadt z. T. ungewöhnlich groß, und die Chronik des Jahres 1878 meldet stolz, dass diese Häuser einen schönen Anblick gewähren und mancher Fremde hinter ihnen wohl eine größere Stadt vermuten würde.

Der Anschluss an die Eisenbahn war der Beginn einer neuen Entwicklung im Hinblick auf die Erweiterung der Bebauung über den mittelalterlichen Stadtkern hinaus und brachte auch die Industrialisierung auf den Weg.

Um 1877/78 baute I. B. Oellers ein großes Wohnhaus an der Bahnstraße (heute Kölner Straße) und erwarb gleichzeitig große Grundstücksteile hinter diesem Haus. In den folgenden Jahren baute Oellers dort seine Rockstofffabrik auf. Folgend werden einige weitere Industriebauten genannt:

Seit 1872 existierte die mechanische Plüschweberei Karl Müller (heute Ecke Kölner Straße – Heinrich-Jansen-Weg). Müller hatte zunächst in der Oerather Straße, dann in der Bellinghover Straße gewohnt und war danach zur Bahnstraße (heute: Kölner Straße) gekommen, wo er um 1890 seine Villa baute (das Haus wurde 1979 abgebrochen). Um 1900 baute er hier seinen Betrieb hinter der Villa (am heutigen Heinrich-Jansen-Weg) aus und beschäftigte 60 Arbeiter.

An der Ziegelgasse gab es zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Leimfabrik (Gründungsdatum ist nicht bekannt). 1884 schloss die Stadt einen 10-Jahresvertrag mit dem Besitzer Dr. Hermes, der 1893 auf weitere 10 Jahre verlängert wurde. Gegen einen Pachtzins von 220, dann 240 Mark erwarb er das Recht, dem Ziegelweiher Wasser zu entnehmen und Kalkwasser der Leimfabrik zuführen zu dürfen.

1897/1898 baute der Kaufmann Gottfried Halcour, der aus Kuckum stammte, jenseits der Eisenbahn an der heutigen Neußer Straße eine Textilfabrik, die sich Michels & Halcour nannte. Michels, ein früherer Partner von Halcour, war aber an der neuen Firma nicht beteiligt. Davor hatte Gottfried Halcour im Jahre 1875 in Erkelenz zusammen mit Josef Michels aus Wanlo die Textilfirma „Michels & Halcour“ auf der Kölner Straße gegründet.

Der wohl wichtigste Schritt in das Industriezeitalter fand 1897 statt, als der Industriepionier Anton Raky die Zentrale der von ihm gegründeten Internationalen Bohrgesellschaft von Straßburg nach Erkelenz verlegte.

Im Jahre 1898 wurde auf der Hermann-Josef-Straße (Heute Hermann-Josef-Gormanns-Straße) neben der Molkerei eine Dampfmalzfabrik gebaut. Gründer und Bauherr dieser Mälzerei waren die Brüder Jean und Josef Warlimont (er betrieb seit 1880 mehrere Gerbereien in Erkelenz), von denen Jean, gelernter Braumeister, aus Eupen stammend, die technische Leitung inne hatte.

In die Amtszeit von Franz Reinkens fiel auch die Entwicklung von Erkelenz zum Baumschulzentrum des Rheinlandes.

Auch die beiden Erweiterungen des 1825 eingeweihten Friedhofs an der Brückstraße fielen in die Amtszeit Reinkens. Die erste Erweiterung erfolgte im Jahre 1864. Diese Erweiterung umfasste ein Gelände hinter dem ersten Teil in südlicher Richtung (heute angrenzend an den Lambertusweg). Es dauerte aber nicht lange, bis auch diese Anlage zu klein wurde. Die Stadt kaufte dann in den Jahren 1881 und 1885 die an den Friedhof angrenzenden Parzellen in Richtung Oestrich und erweiterte den Friedhof nochmals.

Die Entwicklung der Stadt erforderte – wie bereits erwähnt – auch die Ausdehnung der Bebauung. Auch dies fiel in die Amtszeit von Reinkens. Bis zum Sommer 1898 gab es in Erkelenz keine offiziellen Straßenbezeichnungen. Dann entschloss sich die Erkelenzer Stadtverordnetenversammlung zu einer Neuordnung des allgemeinen Kennzeichnungssystems in der Stadt. Und so wurden ab 1898 amtliche Straßennamen sowie Hausnummern eingeführt.

Im Jahre 1898 fand auf Einladung des Bürgermeisters Reinkens und unter seinem Vorsitz im Rathaussaal eine Versammlung von 27 Meistern und Kaufleuten aus der Stadtgemeinde Erkelenz zur Beratung über die weitere Entwicklung der gewerblichen Fortbildungsschule statt, aus der später die Berufsschule hervorging.4

Zu Ehren von Franz Reinkens erhielt die ehemalige Mahrstraße (heute Aachener Straße) im Jahre 1898 (der Teil, der in Richtung Markt führte) einen neuen Namen: Franz-Straße. Das war eine ungewöhnliche Geste, denn der so Geehrte war der damals noch amtierende Bürgermeister Franz Reinkens. In den 1960er Jahren wurde diese Straße wieder Aachener Straße genannt.5

  1. Aufzeichnung von Josef Lennartz, Stadtarchiv Erkelenz
  2. Eintrag in die Chronik der Stadt Erkelenz, 1900; es dürfte sich wohl um den Jahresbetrag gehandelt haben
  3. Hinweis in Erkelenzer Volkszeitung, 18.01.1956
  4. Geschichte der Stadt Erkelenz, 1926, Seite 147ff
  5. Text von Günther Merkens 2025 – mit frdl. Unterstützung des Stadtarchivs Erkelenz – für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.

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