Einleitung
Straßen sind das Gerüst jeder menschlichen Siedlung. Es sind Verkehrswege, die diese Siedlungen nicht nur verbinden, sie erschließen sie.
Das Straßennetz der mittelalterlichen Stadt Erkelenz wurde durch die Beschränkung auf die vier Stadteingänge bestimmt.
Markt und Johannismarkt waren der Mittelpunkt. Von dort führten die wichtigsten Straßen zu den Stadttoren. Wie die Tore hatten auch die zu ihnen führenden Straßen bestimmte Namen. Das ist beim Bellinghover- und Oerathertor eindeutig. Dagegen wurde das Tor an der heutigen Aachener Straße nie Aachener Tor genannt, sondern nach einer an der Straße liegenden Maar = Maartor, später auch „Matzenrader pfortz“ (1682) oder auch „Maastrichter Thor“ (1771).
Überlieferte Namen für die zu den Toren führenden Straßen sind auch:
– up der Mar‘ ( 1394) oder ,Maerstraet‘ (1491) für die Aachener Straße,
– up der Beldinchover Straeten‘ ( 1414) für die Kölner Straße (heute);
– in der Oerader Straten‘ (1467) für die heutige Burgstraße und Roermonder Straße und
– Bruckstraten‘ (1445) für die heutige Brückstraße.
Diese Straßenbezeichnungen hatten sich in dem kleinen Erkelenz sicher im Laufe der Zeit von selbst eingebürgert.
Das gilt auch für einige kleine Straßen, von denen in den Akten schon frühe Namen bekannt sind, wie:
– in deme Pandale‘ (1398) und ,in dem Pandel‘ (1423) für Im Pangel;
– Borchstraet‘ ( 1452) für Burgstraße;
– Scholerssche gathen'( 1468), auch ,Schullersche Gaß‘ ( 1557) für Schülergasse;
– Gasthoisstraet‘ für Gasthausstraße.
Innerhalb der Erkelenzer Promenaden, die nach 1818 an der Stelle der Stadtmauern angelegt wurden, hat sich das Straßennetz seit dem Mittelalter bis heute kaum verändert. Ausnahmen sind vor allem das Gebiet zwischen Kirche und Johannismarkt und die Durchlegung der Kirchstraße zur Südpromenade.
Das Stadtbild erfuhr dagegen schon vor der Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg einen ständigen Wandel. Außer dem Abbruch der Stadttore und -mauern (1818) wurden im 18. und 19. Jahrhundert zahlreiche Fachwerkbauten durch Steinhäuser ersetzt. So gab es z. B. 1816 in der Stadt Erkelenz schon kein Strohdach mehr.
Das damals fast völlig auf den innerhalb der Stadtmauer beschränkte Wohngebiet hatte im Jahre 1816 330 Wohnhäuser – Ende des 16. Jahrhunderts waren es 336 Feuerstellen (feurstedt), was zeigt, dass die Stadtentwicklung drei Jahrhunderte stagnierte – und auch noch 1856 gab es nur zwei Häuser mehr= 332!
Im Laufe der Zeit wurden die Straßen gepflastert. Bei der Pflasterung der Stadtstraßen wurde von der Gemeinschaft – den Städten oder Gemeinden – nur der Straßendamm befestigt. Die hausnahen Randstreifen waren durch die „Gossen“ – waren Teil des damaligen „Abwassersystems“ – von der Straße getrennt. Die Ränder, aus denen später die „Bürgersteige“ wurden, wurden mit Kies, dann auch mit großen Kieseln belegt.
Aus dem Jahre 1825 wissen wir, dass der Zustand des Erkelenzer Straßenpflasters als sehr schlecht bezeichnet wurde, was bedeutet, dass es eine Pflasterung hier seit langem gab. Erst in den Jahren 1841 – 44 wurden dann wichtige Teile der Erkelenzer Innenstadt neu gepflastert. Die Erkelenzer Chronik des Jahres 1841 meldet dazu: „Im selben Jahr (1841) wurde eine bedeutende Strecke des Straßenpflasters dahier umgelegt und zwar vom Kreuz (Johannismarkt) bis zum Anfang der Bellinghover Straße. Ferner wurde mit der Bepflasterung des Kirchhofweges vor dem Brücktor in Richtung Östrich begonnen. In dem selben Jahr ist abermals eine bedeutende Strecke des Straßenpflasters erneuert worden, und zwar von der Bellinghover-Straße an, entlang dem Markt bis am Ende des Katzenmarktes. Zur Fortsetzung des im vorigen Jahr begonnenen Kirchhofweges wurden Bruchsteine angekauft und verlegt. Ebenso wurde der Weg vor dem Oerather Tor von der Bezirksstraße an, bis beinahe zur Oerather Windmühle mit Kies befestigt.
Im Jahre 1843 wurde mit der Instandsetzung des Straßenpflasters fortgefahren und sind die nachgenannten Strecken neu gelegt worden: Von dem Kapellchen (am Scherpenhövel) längs der Pferdetränke bis zur Franziskanerkirche, so dann der neben dieser Kirche vorbeiführende Fußweg, die sogenannte Gasthausstraße bis zum Kreuz und der neben der südlichen Seite der Pfarrkirche gelegene Fußweg sowie auch der auf der nämlichen Seite von der genannten Kirche aus längs den Häusern vorbei führende Weg bis zum Katzenmarkt„.
In Erkelenz kreuzten sich wichtige Straßen. Es waren:
– die Verbindung Aachen – Erkelenz – Krefeld, die 1795 durch die Franzosen, aber nach Plänen des Kurfürsten Karl Theodor (von Jülich, Berg und der rheinischen Pfalz) gebaut wurde. Erkelenz hatte zu ihrem Bau neben hohen Abgaben auch Arbeitskolonnen, Pferde, Karren und Fuhrleute stellen müssen. Die sonst recht gradlinig angelegte Straße musste sich in den Ortschaften und Städten oft durch winklige Straßen winden, Ortsumgehungen kannte man noch nicht. So waren es in Erkelenz die Aachener Straße, Kirchstraße, Johannismarkt, Burgstraße und Roermonder Straße.
– die Verbindung Köln – Erkelenz – Roermond. Auch diese führte durch das Bellinghovener Tor, über Markt, Johannismarkt und Oerather Straße zum Oerather Tor. Ein Teil der Straße war die sogenannte „Kölner Heerbahn'“, die vom Kölner Tor aus über die heutige Hermann-Josef-Gormanns-Straße, die Mühlenstraße und den Wockerather Weg der Weg nach Köln war. Erst Mitte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde die neue Straße über Kückhoven-Holzweiler gebaut.
Im Jahre 1851 wurde der Streckenabschnitt Erkelenz – Brüggen über Merbeck, Niederkrüchten neu ausgebaut. Zur gleichen Zeit entstand auch die Straße Heinsberg – Erkelenz über Wassenberg, Myhl, Gerderath. Diese beiden Straßen trafen vor der Oerather Mühle am alten Rochus-Kapellchen auf die heutige Roermonder Straße.
Das Stadtgebiet blieb auch dann noch auf das ehedem von den Stadtmauern begrenzte Gebiet beschränkt, als diese längst abgebrochen waren.
Außer den drei Windmühlen standen vor den Toren um 1800 lediglich etliche Häuser vor dem Brücktor. Erst der dann kurz nach 1870 einsetzende Zuzug von den Dörfern in die Stadt und die Bebauung des Weges zum Bahnhof brachte eine Erweiterung des Stadtgebietes.
Daher war es auch lange nicht nötig, das Stadtgebiet mit amtlichen Straßennamen zu versehen. Die Hausnummerierung, die an der Maarstraße begann und am Markt endete, genügte völlig.
Im Sommer 1898 entschloss sich der Erkelenzer Stadtrat zu einer Neuordnung des allgemeinen Kennzeichnungssystems in der Stadt.
Am 25. Juli 1898 verzeichnet das Protokoll des Stadtrates: ,,Benennung der Straßen und Nummerierung der Häuser„. Und so wurden ab 1898 amtliche Straßennamen sowie Hausnummern eingeführt.1
geografische Entwicklung
Zum Thema Straßen und Plätze in Erkelenz sind unterschiedliche Beiträge im Virtuellen Museum. Zur besseren Übersicht sind sie hier zusammengefasst und jeweils durch „anklicken“ lesbar:
Die Stadtbefestigung von Erkelenz – Stadttore
Der Markt
Der Johannismarkt
Der Franziskanerplatz
Zeitreise am Franziskanerplatz
Die Promenaden in Erkelenz
Die Kölner Straße in Erkelenz
Die Oerather Straße bzw. Burgstraße in Erkelenz
Brückstraße – Wandel einer Geschäftsstraße
Die Mahr-/Aachener Straße in Erkelenz
Die Gasthausstraße in Erkelenz
Im Pangel in Erkelenz
Die Gassen in Erkelenz
Die Kirchstraße in Erkelenz
Die Wallstraße in Erkelenz
2- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 3 Josef Lennartz/Theo Görtz "Erkelenzer Straßen" ,
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