Die heutige Kölner Straße in Erkelenz ist eine der bedeutendsten Straßen der Stadt, Hauptgeschäftsstraße, z. T. Fußgängerzone und die Verbindung vom Markt zum Bahnhof. Diese Straße hat eine lange Geschichte.
Straßennamen und Hausnummern, so wie wir sie heute kennen, sind in Erkelenz offiziell erst im Jahre 1898 eingeführt worden. Vorher gab es Straßenbezeichnungen , die sich im Lauf der Zeit „eingebürgert“ hatten, die aber nicht offiziell waren, z. B. bestimmt durch die vier sich in Erkelenz kreuzenden Straßen bzw. deren Stadttore. Auch gab es oft Bezeichnungen für Häuser, insbesondere für die Gast- oder Handwerkshäuser. Nach 1898 haben sich die Straßenbezeichnungen, z.T. durch politische Bedingungen, immer wieder verändert.
Beginn
Die heutige Bezeichnung Kölner Straße hat keinen historischen Anspruch. Die Erkelenz berührende alte „Köllnische Heerbahn“, die von Roermond kam, führte zunächst durch die Stadt und dann über die heutige H.-J.-Gormanns-Straße (diese war bis um 1870 unbebaut), die heutige Mühlenstraße und dem Wockerather Weg durch Wockerath in Richtung Köln. Erst Mitte des 19. Jhs. wurde die Straße über Kückhoven–Holzweiler in Richtung Köln gebaut. Die vom Kölner Tor geradeaus führende Straße wird auf Karten des 17. Jahrhunderts lediglich als Weg nach Kückhoven bezeichnet.
In der Franzosenzeit wurde 1795 die Landstraße in Richtung Kückhoven angelegt, aber erst 1854 begann ihr Ausbau. Das Erkelenzer Kreisblatt meldete am 27. Oktober 1854, dass der Ausbau der „Communalchaussee“ durch die Ortschaften Kückhoven, Holzweiler, lmmerath und Jackerath genehmigt und 5000 Taler Staatsprämie pro Meile bewilligt wurden.
Die fertige Straße wurde am 1. Juni 1865 vertragsgemäß übergeben.
Die unterschiedlichen Straßenbezeichnungen
Im Bereich der heutigen Kölner Straße gab es folgende Straßenbezeichnungen:
– Bellinghovener Straße, vom Markt bis zu den Promenaden (Süd- und Ostpromenade), vor 1898
– Bahnstraße, von den Promenaden bis zur Bahnüberführung, vor 1878 bis 1898
– Bahnstraße, vom Markt bis zur Bahnüberführung, 1898 bis 1917
– Hindenburg-Straße, vom Markt bis zur Bahnüberführung, 1917 bis 1945
– Kückhovener Straße, von der Bahnüberführung bis zum Ende der Stadtgrenze in Richtung Kückhoven, 1898 bis 1945/46
– Anton-Raky-Straße, von der Bahnüberführung bis zum Ende der Stadtgrenze in Richtung Kückhoven, 1946/47 bis 1955
– Kölner Straße, vom Markt bis zum Ende der Stadtgrenze in Richtung Kückhoven, seit 1955
Bellinghovener Straße
Die Straße vom Markt bis zum Bellinghovener Tor hieß bis 1898 Bellinghovener Straße und war Teil der Köllnischen Heerbahn. An dieser Straße lagen kleine Geschäfte und Wirtschaften. Am 19. September 1898 beschloss der Rat, der vom Markt bis zur Eisenbahn führenden Straße insgesamt den Namen „Bahnstraße“ zu geben. Bisher war dies der Name für die Straße ab den Promenaden in Richtung Eisenbahn.
Bahnstraße
Die Bahnstraße gehörte zur Provinzialstraße Erkelenz – Jackerath. Obschon einziger Weg zum 1852 gebauten Bahnhof, blieb er doch noch längere Zeit unbebaut. Erst nach 1870 konnte man von einer beginnenden Bebauung sprechen. Die städtische Jahreschronik erwähnt 1877 sechzehn vor dem Bellinghovener Tor stehende Häuser. 1878 erhielt dieser Straßenteil offiziell die Bezeichnung „Bahnstraße“. Dieser Name galt auch für den Anschlussteil zum Bahnhofsgebäude. Nach dem Ausbau dieser Seitenstraße wurde diese im Jahre 1890 „Allee-Straße“ (heute Anton-Raky-Allee) benannt.
Die in den 1870er Jahren entstandenen Häuser waren für eine Kleinstadt z. T. ungewöhnlich groß, und die Chronik des Jahres 1878 meldet stolz, dass diese Häuser einen schönen Anblick gewähren „und mancher Fremde hinter ihnen wohl eine größere Stadt vermuten“ würde.
Doch erst um 1910 schloss sich die Häuserzeile endgültig, als die Häuser gegenüber dem 1893 errichteten Landratsamt gebaut wurden.
Hindenburg-Straße
Am 14. Oktober 1917 trat der Erkelenzer Stadtrat zu einer feierlichen Sitzung zusammen. Anlass war der 70. Geburtstag des Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg. Man beschloss, der Bahnstraße und deren Fortsetzung bis zur Einmündung der Burgstraße, den Namen „Hindenburg-Straße“ zu geben. Der zweite Teil dieses Beschlusses ist aber nie durchgeführt worden, denn der Teil vom Markt bis zur Burgstraße hat immer „An der Kirche“ bzw. „Johannismarkt“ geheißen bis 1955 „An der Kirche“ wegfiel.
Als nach dem zweiten Weltkrieg entnazifiziert und entmilitarisiert wurde, musste auch der Name Hindenburg weichen. Die Straße wurde dann 1945/46 wieder Bahnstraße.
Kückhovener Straße/Anton-Raky-Straße
Der Teil der Straße jenseits der Bahnlinie hieß seit 1898 bis nach dem zweiten Weltkrieg Kückhovener Straße. An dieser Straße lag u. a. die von Raky gegründete IBG, später Alfred Wirth und Co. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Kückhovener Straße in Anton-Raky-Straße umbenannt (bis 1955).
Kölner Straße
Am 21. Januar 1955 beschloss der Stadtrat, die Bahnstraße in „Kölner Straße“ umzubenennen. Auch der Straßenteil jenseits der Bahn (vorher Anton-Raky-Straße) erhielt diesen Namen. Seitdem führt die Kölner Straße vom Markt bis zur Ortsgrenze diesen Namen.
Bebauung der Kölner Straße
Im Bereich der heutigen unteren Kölner Straße waren bis zum 19. Jh. überwiegend kleinere Geschäfte und Gastwirtschaften. Um 1900 wurde hier u. a. das Kaufhaus Weyl (heute Martini) gebaut. Ab den Promenaden wurden dann später insbesondere Gebäude für die Post, die Stadt- und die Kreissparkasse errichtet. Auch die „Kaplanei“ wurde gegenüber der Post gebaut. Im oberen Teil der Kölner Straße standen überwiegend große Bürgerhäuser und ab 1890 am Ende der Straße das Landratsamt. Nach dem 1. Weltkrieg kamen dann auch einige Geschäfte und Gastwirtschaften dazu. Die endgültige Entwicklung der Kölner Straße zu einer Geschäftsstraße fand dann nach dem 2. Weltkrieg statt. Geschäftsräume wurden zum Teil in die ehemaligen Wohnhäuser integriert.
Die Kölner Straße im Wandel der Zeit
Vor dem 2. Weltkrieg
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die Bahnstraße (heute Kölner Straße) und diese wurde die bedeutendste Straße der Stadt. Vom alten Stadtkern aus entwickelte sich nach dem Bau der Eisenbahn im Jahre 1852 eine recht prächtige Straße mit großen Bürgerhäusern und Verwaltungsgebäuden wie Landratsamt oder Post.
Kriegsende und Zerstörung
Neubeginn
Vorher – nachher
Der Bahnübergang
Die obere Kölner Straße musste die Bahngleise queren. Mit der Zunahme des Autoverkehrs führte dies zu erheblichen Beeinträchtigungen. Im Jahre 1988/89 wurde etwas weiter westlich eine Unterführung gebaut. [/fussnote].1
(Stand: 08. 2024) [/fussnote].2
- Der PKW vorne links ist ein NSU Wankel Spider. Davon gab es im Erkelenzer Lande nur wenige. Mitteilung von Willi Wortmann
- Text von Günther Merkens 2024 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande unter Benutzung des Berichtes von Josef Lennartz/Theo Görtz „Erkelenzer Straßen“, Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande, Band 3, Seite 102ff
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Josef Lennartz/Theo Görtz "Erkelenzer Straßen", Band 3, Seite 102ff ,
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