Die heutige Burgstraße war bis 1898 Teil der vom Johannismarkt ausgehenden Oerather Straße. 1467 wurde sie schon so – Oerader Straten – genannt. Aber auch der Name Burgstraße wurde schon 1452 erwähnt.
Straßennamen und Hausnummern, so wie wir sie heute kennen, sind in Erkelenz offiziell erst im Jahre 1898 eingeführt worden. Vorher gab es Straßenbezeichnungen, die sich im Lauf der Zeit „eingebürgert“ hatten, die aber nicht offiziell waren, z. B. bestimmt durch die vier sich in Erkelenz kreuzenden Straßen bzw. deren Stadttore. Auch gab es oft Bezeichnungen für Häuser, insbesondere für die Gast- oder Handwerkshäuser. Nach 1898 haben sich die Straßenbezeichnungen, z. T. durch politische Bedingungen, immer wieder verändert.
Ihre Geschichte
Beginn
Die ehem. Oerather Straße ist eine der ältesten Straßen der Stadt. Vom Johannismarkt führte sie in Richtung Burg, kurz vor der Burg bog sie in Richtung Roermonder-Tor und weiter nach Oerath ab.
Im Jahre 1898 wurde der erste Teil der Straße in Burgstraße (gelb) umbenannt, der Rest der Straße (blau) hieß weiterhin Oerather Straße (bis 1955).
Wie alle Straßen, die zu den Stadttoren führten, war auch die Oerather Straße/Burgstraße in früherer Zeit – insbesondere im 20. Jahrhundert – eine wichtige Geschäftsstraße. So wird schon um 1860 die Photographische Anstalt des W. Boesken erwähnt. Vor und auch noch nach dem 2. Weltkrieg war die Burgstraße eine Geschäftsstraße, hier waren verschiedene kleine Geschäfte, wie Milch- und Eisverkauf, Schumacher, Sattler sowie Schreib- oder Backwaren angesiedelt. Nach und nach verschwanden die Geschäfte, viele der alten Häuser wurden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Heute sind nur noch einige Geschäfte hier angesiedelt.
Das letzte Haus vor der Burg war das sogenannte Bennewitzsche Haus.
Maueranker zeigen in der reichgegliederten Renaissancefassade die Jahreszahl 1713.
Das große, aber stark vernachlässigte Haus kaufte die evangelische Gemeinde, um dort nach Umbau einen Kindergarten und ein Altenheim einzurichten.
Doch die Verwirklichung des Projektes scheiterte zunächst an den Auflagen, die der Landeskonservator stellte, der die Fassade erhalten wollte. Erst im Sommer 1973 konnte der Neubau der evangelischen Gemeinde mit 12 Altenwohnungen bezogen werden.
In dem alten Haus hatte sich zeitweise das königliche Friedensgericht befunden. Friedensrichter Pelzer war damals der Eigentümer und von 1841 bis 1879 im Dienst. Er starb hier 1883.
Vier Häuser vorher in Richtung Johannismarkt – heute Orthopädisches Institut, früher Eisenwaren Karl Storms – war von 1865-69 der erste Erkelenzer jüdische Betraum. Das Haus hatte früher im rechten Teil (heute Eingang und kleines Schaufenster) eine Toreinfahrt. Darüber war der Betraum der ersten Erkelenzer Juden, die 1855 erstmalig hier registriert wurden. Am 23. Juli 1869 konnte die junge Gemeinde ihre eigene Synagoge in der Westpromenade beziehen.
Zerstörung
Auf der linken Straßenseite in Richtung Burg wurde im 2. Weltkrieg ein Haus zerstört, die Ecke Johannismarkt/Burgstraße völlig.
Wiederaufbau
Mitte der 1960er Jahre war die Wiederherstellung beendet. Auf der linken Seite waren – bis auf eine Tierarztpraxis – kleine Geschäfte.
Auch auf der rechten Seite waren überwiegend kleine Geschäfte.
Einige der ehemaligen Geschäfte
Direkt neben dem Bennewitzschen Haus war bis etwa 1960 die Bäckerei Theo Lütterforst, nicht zu verwechseln mit der ehemaligen Bäckerei gleichen Namens auf der Brückstraße (es waren Vettern mit gleichem Vornamen).
Auf der linken Seite war im Haus Nr. 2 nach dem 2. Weltkrieg das Milch- und Eisgeschäft Meurer, welches 1955 auf die andere Straßenseite (Hausnummer 1) zog. Viele Erkelenzer Kinder waren in den 1950er Jahren Stammkunden bei „Eis Meurer“. Im alten Geschäft eröffneten dann Martin und Gertrud Krahe eine Bäckerei, die bis 1989 bestand. Später wurde das Haus – genau wie das Nachbarhaus – durch einen Neubau ersetzt, ein Teil der alten Fassade blieb erhalten.
In dem Haus mit der Nummer 1 betrieb in den 1920iger Jahren Johann Rütter ein Korb-und Spielwarenhaus. Etwa um 1930 übernahm er das Glas-und Porzellan Geschäft der Ww. Ingenhütt in der Brückstraße 6 und verlegte sein Geschäft in die Brückstraße. Neben Spiel- und Korbwaren bot er jetzt Porzellan-, Glas- und Haushaltswaren an. .1
Beliebt bei den Kindern war in den 1950er Jahren auch das Schreib- und Gemischtwarengeschäft Ditgens. Auch hier wurden viele Kinderwünsche erfüllt. Auch dieses und die Nachbarhäuser wurden später durch Neubauten ersetzt.2
Straßenseitige Putzfassaden aus dem 19. Jahrhundert. Die giebelständige und zweigeschossige Bauweise mit dem Traufabstand zwischen den Häusern Burgstraße 2 und 4 erinnert an die ursprünglichen bürgerlichen Bauten von Erkelenz und ist am Johannismarkt, einem der Hauptplätze der Stadt, nur noch in dem Komplex an der Burgstraße erhalten. Die weitgehende Erhaltung und die deutlich ablesbare Zugehörigkeit des Gebäudes zum Ensemble Johannismarkt macht die Putzfassade bedeutend für Erkelenz und seiner Bewohner. 3
Insbesondere im letzten Jahrzehnt änderte sich das Gesicht der Burgstraße; von der historischen Straße ist nur noch wenig zu erkennen.
Oerather bzw. Roermonder Straße
Wie eingangs erwähnt, hieß die gesamte Straße bis 1898 Oerather Straße. Mit der Benennung der Straße ab dem Johannismarkt in Burgstraße war nur noch der Teil ab dem „Knick“ die Oerather Straße.
Interessant ist, dass auf diesem kleinen Stück drei Gastwirtschaften waren: An der Ecke zur Burg „Zum Schwarzen Pferd“ (bis etwa 1900), an den Ecken zur Promenade die Gaststätte „Goldene Traube“ und die Gaststätte Maus. Beide haben bis etwa 1990/2000 bestanden.
Im Jahre 1955 wurde die Oerather Straße in Roermonder Straße (bis zum Abzweig nach Gerderath) umbenannt. Nur der Rest der Straße – durch Oerath führend – behielt den alten Namen.4
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 3. 1982. Josef Lennartz/Theo Görtz: Erkelenzer Straßen ,
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