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Kuckum

Kategorien: Kuckum
Stichworte: Ortschaften
1300

Lage

Die rund 450 Einwohner (Zahlen von 2017) zählende Ortschaft Kuckum liegt am östlichen Rand der Stadt Erkelenz im Kreis Heinsberg, Nordrhein-Westfalen, zu der sie seit der kommunalen Neugliederung im Jahre 1972 gehört. Der Ort zur Stadt liegt im zukünftigen Abbaugebiet des Braunkohletagebaues Garzweiler II und wird ab Ende 2016 umgesiedelt.

Aus dem Film „Wunderbare Welt – bedrohte Ortschaften“ aus dem Jahre 1989. Copyright by Stadtarchiv Erkelenz F5/43

Kuckum liegt am Talrand der Niers, auf Kuckumer Gebiet entsprangen einige der Niersquellen, die leider durch den nahenden Braunkohletagebau versiegten. Der Ort entwickelte sich an der Straße Wanlo-Venrath, die parallel zum Nierslauf entstand und an einem Weg, der zur Nachbarortschaft Unterwestrich verläuft (Quellenweg).

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Geschichte

Ortsname

Der Ortsname deutet auf eine Gründung zur fränkischen Landnahmezeit ab dem 6. Jahrhundert hin. Verschiedene Schreibweisen des Ortsnamens liegen vor: 1300 Kucheym, 1398 Kocheim, 1456 Kuckhem, 1470 Koukkum, 1474 Kockem und schließlich 1535 Kuckum. Der Ortsname besteht aus dem Wort Kuch- oder Kuck und dem Grundwort -heim. Kuckum bedeutet Heim des Gugo1. Die erste Nennung des Namens um 1300 ist in einer Urkunde, die im Historischen Archiv Köln2 liegt, verbrieft. Genaue Einzelheiten zum Ort finden sich hier nicht.

Ursprünge

Einzelfunde aus der mittleren und jüngeren Jungsteinzeit belegen, dass an dieser Stelle an der Niers bereits Menschen gelebt haben. Es kann davon ausgegangen werden, dass die exponierte Lage an dem Flüsschen Niers und Köhm, ähnlich wie in Borschemich und Keyenberg, auch in Kuckum eine kontinuierliche Besiedlung herrschte. Ab der fränkischen Landnahme sind zumindest die Nachbarorte urkundlich belegt. Der Name Kuckum weist wie gesagt auf  diese Zeit hin.

Urkundlich belegt ist der Name seit dem 13. Jahrhundert. Ab dem 4. Mai 1385 unterstand Kuckum der Gerichtsherrschaft des Herzogs Wilhelm II von Jülich/Geldern in Wanlo. Bis 1793 unterstand der Ort dem Dingstuhl Wanlo und damit dem jülischer Amt Kaster3.

Im 14. Jahrhundert existierte bereits der Weiherhof, ein altes Kuckumer Rittergut, der im Besitz eines Herrn von Engelsdorf war. Edmund von Engelsdorf, einer der angesehensten Jülicher Ritter, gehörten einige Dingstühle in der Nachbarschaft, so die der Herrschaften Dahlen (Rheindalen), Grippekoven, Beeck, Roitzerhof. 1420 geriet der Weiherhof durch Erbschaft in den Besitz derer von Palant, die ihn bis 1663 behielten. 1663 kaufte der Kölner Patrizer Heinrich von Groote den Weiherhof, dessen Land aber durch Erbteilung, Verkauf und Tausch so stark zersplittert war, dass es statt 3 nunmehr 24 Erbpächter bewirtschafteten4.Am 23. April 1758 zerstörte eine Feuersbrunst fast den gesamten Ort. 48 Häuser brannten neben ihren Stallungen und Scheunen an der Dorfstraße ab. Eine Frau kam ums Leben, weil sie in den Keller flüchtete. Durch dieses Großfeuer wurden 90 % der Häuser zerstört.

Französische Herrschaft

Mit der Besetzung des Rheinlandes durch Napoleon stand auch Kuckum von 1794 bis 1814 unter französischer Herrschaft. Die Franzosen machten Kuckum zur Mairie im Kanton Erkelenz. Dieser Gemeindeverwaltung unterstanden die Ortschaften Berverath, Borschemich, KaulhausenKeyenberg, Kuckum, Venrath und Westrich.

Preußen

Kuckum gelangte 1815 zum Königreich Preußen. Die ehemalige Mairie Kuckum wurde aufgehoben. Die bisherigen Orte dieser Mairie wurden in die neu gebildete Bürgermeisterei Keyenberg im Landkreis Erkelenz eingegliedert – aber ohne Kuckum. Das Dorf kam zur Bürgermeisterei Wanlo im Landkreis Grevenbroich. Im Jahre 1934 wurden Kuckum und Wanlo in die Gemeinde Wickrath eingemeindet.

Nach dem 2. Weltkrieg

Am 27. Februar 1945 befreiten während der Operation Grenade amerikanische Soldaten des 175. Regiments der 29. US-Infanterie Division das Dorf. Bis zur kommunalen Neugliederung 1972 blieb Kuckum der Gemeinde Wickrath zugehörig. Danach kam der Ort zur Stadt Erkelenz.

Ab 2016 hat auch Kuckum den Umsiedlerstatus. RWE-Power kauft die Häuser und kulturellen Güter des Ortes auf, um hier ab 2025 Braunkohle abzubauen. Im Jahre 2021 schreibt eine neue Regierungskoalition der Bundesrepublik Deutschland zwischen SPD, Grünen und der FDP ihren ihrem Koalitionsvertrag fest, dass der Ausstieg aus der Braunkohle bis zum Jahre 2030 erfolgen soll und dadurch die Dörfer Keyenberg, Kuckum, Westrich und Berverath erhalten bleiben. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen beschloss im Oktober 2022, den Vorschlag der Bundesregierung aufzunehmen und den Braunkohleplan entsprechend zu ändern. Trotz der weit vorangeschrittenen Umsiedlung Kuckums ist die Erhaltung des alten Ortes damit gesichert.

Bevölkerung

Struktur

Wie in den Nachbardörfern auch war die Haupterwerbsquelle bis ins 19. Jahrhundert hinein der Ackerbau und die Viehzucht. 1799/1801 gab es 12 bäuerliche Familien. Sogar 1970 waren noch 30 Einwohner in der Landwirtschaft beschäftigt. Im Jahre 2018 arbeiten nur noch 2 Bauern nebenberuflich.Die Ländereien gehörten bis 18. Jahrhundert häufig zu Gutshöfen oder Klöstern, die das Land verpachteten.5

Das angesiedelte Handwerk im Ort bezog sich meist auf die Grundbedürfnisse der Einwohner. Die Gewerbetabelle von Kuckum weist für 1798 / 1801 drei Gewerbe aus: einen Spirituosenverkäufer, einen Schmied und einen Schuster.

Religion

Die etwas mehr als 450 Einwohner6 Kuckums sind größtenteils katholisch. „Kuckum gehörte bis 1923 zur Pfarre Wanlo. 1535 wurde erstmals eine Kapelle erwähnt. Standort war ein kleiner Platz auf der Dorfstraße an der Einmündung des Westricher Weges. 1794, noch vor dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen, wurde sie neu erbaut. Um eine größere Kirche zu erstellen, wurde 1888 ein Kapellenbauverein gegründet. Die Kapelle wurde abgerissen und an gleicher Stelle eine neugotische Kirche erbaut. 1890 wurde der Grundstein gelegt, die Kirche wurde 1891 schon benutzt und am 16. Mai 1893 geweiht. Am 10. Juli 1921 bekam Kuckum einen eigenen Pfarrrektor. Am 7. März 1923 wurde Kuckum zur Kapellengemeinde mit eigener Vermögensverwaltung erhoben. Die Kirche ist, wie ihr Vorgängerbau, die Kapelle, dem Herz Jesu geweiht. 1925 wurde ein Friedhof eingeweiht, bis dahin wurde der Friedhof in Wanlo benutzt. Die evangelischen Einwohner gehören zur Gemeinde Wickrathberg.“7

Vereine

Bürgerinitiative STOP – RHEINBRAUN e.V.

Diese 1984 gegründete Vereinigung setzt sich für den Erhalt der Ortschaften ein, die von Garzweiler II im Erkelenzer Gebiet bedroht werden. Der Initiative der Vereinigung ist es zu verdanken, dass das ursprüngliche Abbaugebiet verkleinert wurde. So wurden die Ortschaften Venrath, Kückhoven, Katzem und Wanlo aus dem Abbauvorhaben herausgenommen. Einen endgültigen Stop konnte die Vereinigung nicht erreichen.

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Kuckum

SV Niersquelle Kuckum 1927

Ein überaus erfolgreicher Fußballclub, dessen 1. Mannschaft 2001 den Aufstieg in die Landesliga schaffte. 2018 spielt die Mannschaft in der Kreisliga A.

St. Antonius-Schützenbruderschaft Kuckum 1909

Die Schützenbruderschaft organisiert nicht nur einmal im Jahr ein Schützenfest, sondern auch das über die Kreisgrenzen hinaus beliebte Oktoberfest.

Angelfreunde Kuckum e.V.

Der Verein organisierte die Flutung der Wasserburganlage um den Zourshof neu und machte die Anlage zu seinem Anglergebiet.

Freiwillige Feuerwehr Kuckum

Die Feuerwehr hat noch etwa einen Bestand von 20 Freiwilligen, zu denen allerdings auch die Ehrenmitglieder gehören.8

  1. Mackes: Seite 170
  2. Historisches Archiv der Stadt Köln, St. Gereon, Urk 2/74
  3. Mackes: Seite 52-53
  4. Mackes: Seite 172
  5. Mackes: Seite 285 ff.
  6. https://www.erkelenz.de/pdf/Tourismus/Stadtportrait/Gliederung_der_Stadt/2017-Bevoelkerungstand-am-31_03_2017.pdf
  7. Niersquellort Kuckum: Seite 108
  8. Text von Wolfgang Lothmann  2018, zuletzt erweitert 2023, für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Karl L. Mackes, Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet. Mönchengladbach, ISBN: 3-87448-122-0, 1985, Seite 169 - 173
  2. St. Antonius-Schützenbruderschaft Kuckum 1909 e. V. (Hrsg.), . 2009, Seite 170 ff.
  3. unbekannter Autor, . http://www.wikiwand.com/de/Kuckum, Kuckum
  4. Stadt Erkelenz, www.erkelenz.de. www.erkelenz.de, Bevölkerungsstatistik

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