Lage und Bauweise
Das niederrheinische Wasserschloss „Haus Palant“ lag bis zu seinem Abriss östlich der Anlage der Martinuskirche an der Sankt-Martinus-Straße. Vorburg und die Hauptburg befanden sich auf einer von Wassergräben umflossenen Insel. Wahrscheinlich wurde das Grabensystem von der Köhm umflossen. Die Tranchotkarte zeigt diesen Zustand noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Herrenhaus bestand aus 4 aus Backsteinen errichteten Gebäudeteilen, die sich um einen rechteckigen Hof gruppierten. Der südliche Gebäudeteil enthielt jeweils Ecktürme und wurde wahrscheinlich um 1600 erbaut.
Im Jahre 2015 waren von der Hauptburg noch der südöstliche Eckturm mit einem Pyramidendach und einer Wetterfahne mit dem Palantschen Wappen erhalten, das 2-geschossige Wohnhaus mit geschweiftem Treppengiebel und Eckturm im Süden, der kleine, nördliche Wohntrakt mit Treppengiebel nach Westen und der Ostflügel mit dem großen Korbbogentor. Über dem Eingang war das Ehewappen Palant-Nievenheim angebracht. In der östlichen Außenwand des Herrenhauses war in der Nähe des Eingangstores ein aus Sandstein gehauener Kaminsturz eingemauert. Die vier Ahnenwappen Batenborg, Palant, Leraet und Wylich Anno 1624 sowie eine Inschrift TANDEM BONA CAUSA TRIUMPHAT (Endlich siegt die gute Sache), waren verwittert und nicht mehr lesbar. Über dem eingemauerten Kaminsturz prangte der Kopf eines Fabelwesens. Vor dem Eingang eingemauert war eine stark abgetretene Grabplatte mit den Doppelwappen „Palant“ und „Graß“ sowie dem Rest einer Inschrift „zur Geyen“. Diese Platte deckte einmal das Grab der Maria Anna von Palant, gestorben 1784, vermählt mit E.W. von Graß zu Geyen.
Das gesamte Wohnareal hatte eine Grundfläche von 625 Quadratmetern.
Modell von Haus Palant im Jahre 2013 von Dr. Christoph Meixner
Nach der Tranchot-Karte bestand die ehemalige, heute nicht mehr vorhandene Vorburg aus einem südlichen und östlichen Gebäudeflügel, die im rechten Winkel zueinander standen und durch einen Rundturm verbunden waren. Die Zufahrt führte von der Straße über den Außengraben am Westende des südlichen Wirtschaftsgebäudes vorbei in den Innenhof der Vorburg und von dort über eine Zugbrücke zur Toranlage des Herrenhauses.
Beim Abbruch des Herrenhauses Ende 2015 wurden Grundmauern aus Backstein für einen bisher unbekannten Wohnturm mit einer Seitenlänge von 12 m aus dem 14. Jh. freigelegt. Weitere Funde im Grabungsbereich lassen auf einen vermutlich hölzernen Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert schließen.
Nach schriftlichen Überlieferungen wurden sowohl Haus Pesch als auch Haus Palant bis zum Ende des Kölnischen Krieges häufig von Überfällen und Plünderungen heimgesucht. Daher war zum Schutz die gesamte Anlage von einem doppelten Grabenring umgeben und nur über Brücken mit Torhäusern zugänglich.
Mit dem Ende des Kölnischen Krieges entfiel die Schutz- und Wehrfunktion und um 1600 konnte mit dem Bau des jetzt abgerissenen Herrenhauses begonnen werden.
Geschichte
Das Haus in Borschemich war der Stammsitz eines begüterten Rittergeschlechtes, das mit Theodericus von Birsmich zwischen 1135 und 1180 erstmalig erwähnt wird. Im Jahre 1289 war der Ritter Gottschalk von Birsmich Gerichtsherr. In seiner Nachfolge starb das Geschlecht der Ritter von Birsmich um 1400 aus. Ein „hof to birsmich“ als Gebäude, wohl der Sitz des späteren Adelsgeschlechtes, wird erst 1420 erwähnt.1 Nach dem Aussterben des Geschlechtes der Ritter von Birsmich wurde das Haus als Lehen der Herzöge von Jülich ausgewiesen.
Nach dem Ritterzettel fiel Haus Borschemich um 1470 von den Herren Oesse von Walhusen an „Johan van Folderoide zo Birsmich“. Eine seiner Töchter vermählte sich mit Johann von Ottenstein. Das Ehepaar hatte ebenfalls mehrere Töchter, von denen Margarete von Ottenstein, die Erbin des Hauses Borschemich, den Wilhelm von Harff heiratete.
Im Jahre 1584 schließlich ehelichte Christoph von Palant zu Breidenbend eine von Harff, wurde dadurch Mitbesitzer des Hauses Borschemich, das dann nach seinem Namen Haus Palant genannt wurde. Spanische und Kölnische Truppen plünderten und brannten 1586 das Haus nieder. Wahrscheinlich wurde nach der 2. Plünderung das Schloss um 16002 in dem Zustand aufgebaut, deren Grundsubstanz dann 2015 abgerissen wurde. Es wechselte im 18. Jahrhundert noch mehrfach adelige Besitzer, bis es im Jahre 1837 Edmund Raitz von Frentz zu Kellenberg an die Familie Loerkens verkaufte. Diese Familie war 176 Jahre Eigentümerin der Anlage. Eigentümer und Nachfahren wohnten dort und hatten den Besitz mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten erhalten.
- siehe Kristin Dohmen u. a.: Bauhistorische und archäologische Untersuchung von Haus Palant in Erkelenz-Borschemich, a. a. O., Seite 199
- siehe Heimatblätter Monatsschrift für Heimatkunde, Nr. 1 1927, Seite 7
- Text von Manfred Rietz und Wolfgang Lothmann 2019 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz - eine Sammlung von Flyern. Flyer 16, Haus Paland ,
- Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet. Mönchengladbach, ISBN: 3-87448-122-0, 1985, Seite 103 bis 116 ,
- Heimatblätter Monatsschrift für Heimatkunde. 1927, Nr. 1, Seite 6 ff ,
- Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege 46. Petersberg, ISBN: 978-3-7319-0645-2, 2018, Kristin Dohmen, Dorothee Heinzelmann und Alfred Schuler: Bauhistorische und archöologische Untersuchung von Haus Palant in Erkelenz-Borschemich, Seite 198 - 214 ,
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