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Feuersbrünste

sonstiger Name: Brände vernichten Ortsteile
23.04.1758 bis 03.10.1874

Vorbemerkung

Trotz unserer hochtechnisierten Welt vernichten Feuer noch immer Häuser und Landschaftsteile. So brannte zum Beispiel am 31. Oktober 2023 nachts in Lövenich der EDEKA-Markt vollständig ab. Er konnte von der Feuerwehr nicht mehr gerettet werden. Sie konnte allerdings verhindern, dass umliegende Häuser von dem Brand betroffen waren. Mit der heutigen, modernen Ausrüstung der Feuerwehren ist dies möglich.

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In früheren Zeiten wäre bei einem so heftigen Brand eine Ausbreitung auf die umliegenden Häuser, eventuell auf ein ganzes Dorf, nicht aufzuhalten gewesen. Da bis ins späte 19. Jahrhundert viele Anwesen noch nicht versichert waren, brachten Feuersbrünste großes Unglück in die Dörfer und nahmen den Menschen ihre Existenzgrundlage. Häufig zogen nach solchen Unglücken Kollektanten mit sogenannten behördlich beglaubigten Kollektantbriefen durch die Ortschaften der Umgebung und sammelten für die geschädigten Menschen. An solch verheerende Feuersbrünste auf dem Gebiet der heutigen Stadt Erkelenz, die nicht durch Kriege bedingt waren, möchte dieser Artikel erinnern.

Erkelenz 1712

Im Jahre 1712 zerstörte eine Feuersbrunst in der Stadt Erkelenz 70 Häuser und 40 Scheunen und Stallungen. Zu Schäden an Leib und Leben ist nichts Näheres bekannt. Wegen der hohen Schäden erließ der Kurfürst Johann Wilhelm (am Niederrhein auch als Jan Wellem bekannt) einen vierjährigen Steuernachlass für die vom Brand betroffenen Bürger.1

Kuckum 1758

Am 23. April 1758 vernichtete ein Großbrand die Ortschaft Kuckum nahezu vollständig. Kaum ein Haus blieb von dem Unglück verschont. 48 Häuser mitsamt der angeschlossenen Wirtschaftsgebäude wurden vernichtet. Eine Frau kam dabei ums Leben, die in ihrem Keller Schutz suchte und dort erstickte. Die Ursache des Feuers ist unbekannt.

Schwanenberg 1777

© Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. | Gustav Voss | Marktplatz mit Kirche um 1900

Am 17. April 1777 entflammte ein Strohhaufen in einer Scheune in der Nähe des Schwanenberger Marktes. Das Feuer sprang durch den scharfen Westwind auf die Fachwerkhäuser des Marktes und der damaligen Pferdetränke über. Obwohl die Häuser rund um die Kirche brannten, kam das Kirchengebäude selbst mit leichten Schäden davon. Insgesamt wurden 14 Häuser zerstört, darunter auch das Schulgebäude und das Küsterhaus. Menschen kamen nicht zu Schaden. Durch die Spendenbereitschaft der evangelischen Pfarrgemeinde, des gesamten Dorfes und umliegender naher und weiterer Ortschaften konnten die betroffenen Familien ihre Häuser wieder aufbauen. Dies geschah in recht kurzer Zeit. Die Schule, die Küsterei und der Armensöller2 wurden in nur 3 Monaten errichtet, wie eine Türinschrift an der alten Schule zeigt.3

Pesch 1847

In den Mittagsstunden des 17. Augusts 1847 brannte die Ortschaft Pesch zur Hälfte nieder. 21 von 43 Häusern nebst Wirtschaftsgebäuden fielen den Flammen zum Opfer. Von diesen Häusern waren 3 nicht versichert. Ob Menschen starben, ist nicht überliefert.

Lövenich 1874

Am 3. Oktober 1874 brach im Lövenicher Gasberg kurz nach 12 Uhr ein Feuer aus, das in kürzester Zeit 26 Häuser und 12 Scheunen vernichtete. Das Feuer hatte ihren Ursprung in einer Scheune. Die Nachbarschaft half sofort, das Vieh aus den Ställen zu retten, bemerkte aber zu spät, dass der heftige Sturm die Funken auf ihre eigenen Häuser übertrug und diese ebenfalls in Brand gerieten. So kam es, dass in kürzester Zeit der gesamte Gasberg (ein Ortsteil im Osten Lövenichs) vernichtet wurde. Personen kamen dabei glücklicherweise nicht zu Schaden. Neben den Gebäuden verbrannten aber 4 Kühe, 2 Rinder, 4 Schweine und 1 Pferd sowie die Ernteerträge des Jahres. Zeitzeugen sprachen davon, dass es ein Glück im Unglück gewesen sei, dass das Feuer im Osten der Ortschaft ausgebrochen sei, ansonsten hätte womöglich das ganze Dorf durch den starken Westwind abbrennen können.

Die Kunde von dem verheerenden Feuer setzte eine Welle der Hilfsbereitschaft in Gang. Die betroffenen Einwohner konnten bei Verwandten unterkommen. Zahlreiche Spenden erreichten die Geschädigten. Da die Gebäude größtenteils versichert waren, konnten sie wieder aufgebaut werden. Der Chronist spricht davon, dass dank der „Provincial-Societät“ – bei dieser Versicherung waren die meisten Häuser versichert – das Gasbergviertel schöner als vorher aufgebaut worden sei.4

Nach Auskunft des damaligen Bürgermeisters Jansen konnte die Ursache des Feuers nicht ermittelt werden. Gerüchte besagten aber, dass ein Arbeiter wohl nach dem Dreschen auf der Tenne seine brennende Pfeife liegen gelassen hatte, bevor er in die Mittagspause ging.5 Josef Kahlau vermutete, dass die Ursachenforschung aus versicherungstechnischen Gründen nicht weiter verfolgt wurde.6

  1. Im Heft 4/2007 der Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde werden die Namen der Entschädigten aufgeführt.
  2. Hier wurde das für die Armen bestimmte Korn gelagert. Siehe Gustav Voss, a. a. O., Seite 84
  3. siehe Gustav Voss, a. a. O., Seite 82
  4. siehe Josef Kahlau: Die Feuersbrunst in Lövenich 1874, a. a. O., Seite 127
  5. siehe Josef Kahlau: Die Feuersbrunst in Lövenich 1874, a. a. O., Seite 126
  6. Text von Wolfgang Lothmann 2024 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Landkreis Erkelenz und Heimatverein der Erkelenzer Lande, Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz, 1966. Darin: Josef Kahlau: Die Feuersbrunst in Lövenich 1874, Seite 124 bis 127
  2. Erkelenzer Geschichts- und Altertumsverein (Hrsg.), Heimatblätter Monatsschrift für Heimatkunde. Nr. 8 1925. Johann Corsten: Ein kleiner Beitrag aus dem Immerather Ländchen aus der guten alten Zeit. Seite 64
  3. Erkelenzer Geschichts- und Altertumsverein (Hrsg.), Heimatblätter Monatsschrift für Heimatkunde. Nr. 9 1932. Hauptlehrer Schmitz: Brandunglücke im Jülicher Land und in der Gillbach vor anderthalb bis zwei Jahrhunderten. Seite 65 ff
  4. Karl L. Mackes, Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet. Mönchengladbach, ISBN: 3-87448-122-0, 1985
  5. Landkreis Erkelenz und Heimatverein der Erkelenzer Lande, Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz, 1956. Gustav Voss: Der Brand von Schwanenberg vor 150 Jahren. Seite 82 bis 85

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