Lage des Ortes
Berverath liegt auf einer Landzunge der Hauptterrasse der Erkelenzer Börde, die in das Nierstal hineinragt, etwa 5 Kilomater östlich von Erkelenz. Die Ortschaft mit ihren 108 Einwohnern im Jahre 2018 besteht aus 3 Straßen, die sich an der Kapelle treffen. Die Ortschaft weist meist alten Hausbestand auf. An den Ortsrändern wurden in der Nachkriegszeit aber auch neue Bauten errichtet.
Aus dem Video „Wunderbare Welt – Bedrohte Ort“ der Stadt Erkelenz aus dem Jahre 1989 (Copyright Stadtarchiv Erkelenz Nr. F5/43)
Geschichte
Herkunft des Namens
Der Name Berverath geht auf den ersten Rodungshof zurück. Die beiden Teile bestehen aus den Begriffen „Berveld“ (Kurzform des altdeutschen Namens Beroald, das heißt Bärwald) und „-rath“, „-roed“ oder „-rade“, was Rodung bedeutet. Der Hof lag mitten im Dorf und entstand nach dem Kampsystem, einer typischen Rodungsart seiner Zeit: Ein ovales Waldstück wurde gerodet und mit Wall, Graben und Hecken abgegrenzt. Der Hof wurde am Rand des Kampes oder an der Straße errichtet. Der namensgebende Hof existiert, wenn auch in anderer Form, noch immer in Berverath und wird heute von Hubert Vaehsen und der Familie Steffens (Berverath 19 und 20) geführt.
Entstehung
Berverath entstand an einem Verbindungsweg zwischen der alten Heerstraße Köln – Erkelenz und der Straße Kückhoven – Westrich.
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte in Aufzeichnungen des Klosters Neuwerk im Jahre 1377. Der Ort hieß zu Beginn „Berveldroide“. In den Folgejahren wurde die Schreibweise häufig geändert. Ab 1566 findet man den heutigen Namen, allerdings in der Schreibweise „Berveraht“.
Das Gebiet um Berverath war schon wesentlich früher besiedelt. Siedlungsspuren gehen auf die Jungsteinzeit (4000 bis 1000 vor Christus) zurück. In der Flur „Steinacker“ südlich von Berverath fand man eine römische Trümmerstätte, die auf den Zeitraum 2. bis 3. Jahrhundert vor Christus hinweist, in dem Römer hier landwirtschaftliche Gutshöfe errichtet hatten. Nach der Zerstörung der Römer-Siedlungen durch die Franken verwilderte das Land wieder und wurde erst im Mittelalter wieder gerodet und urbar gemacht.
Nördlich und südlich des Hofes ließen sich an der Straße weitere Siedler nieder, die langgestreckte Rechteckhufen hinter ihren Höfen urbar machten.
Kapitelshof
Am nördlichen Rand Berveraths liegt der Kapitelshof, ein altes Rittergut und Vikarienhof des Kölner Stifts Maria im Kapitol. Es befand sich im 15. Jahrhundert im Besitz der adligen Familie Bell von Fischenich und wurde vom Otzenather Priester Heinrich Heister gekauft und 1466 dem Kölner Stift übergeben. Von den Einkünften des Hofes sollte in der Kölner Marienkirche ein Altar und Vikar unterhalten werden. Der jeweilige Vikar wohnte entweder selbst im Hof oder verpachtete ihn. 1586 brannten im Truchsessischen Krieg die Hofgebäude ab und wurden 1682 erst wieder vollständig aufgebaut.
Entwicklung seit dem 17. Jahrhundert
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf insgesamt stark zerstört. 1650 lebten hier nur noch 3 Familien. 1666 hatten sich bereits wieder 14 Familien angesiedelt, wovon allerdings nur vier Familien alteingesessene waren.
Durch die Säkularisierung der Klöster durch die Franzosen wurde auch das Kölner Stift Maria im Kapitol 1802 aufgelöst und der Vikarienhof ging an die Ehrenlegion und später an den Grafen von Lobau über. 1818 wurde er von der preußische Regierung versteigert, vom neuen Besitzer geteilt und an den Pächter Peter Josef Sieben verkauft.
Seit dem Mittelalter gehören die katholischen Christen der Gemeinde zur Pfarre in Keyenberg. 1909 stiftete Joseph Jansen auf seinem Grund und mit seinem Geld den Bau einer Kapelle. Sie wurde 1911 fertig gestellt und 1913 der Pfarrgemeinde in Keyenberg geschenkt. Seit ihrer Errichtung ist die Kapelle der Mittelpunkt des Ortes. Dorffeste werden um sie herum gefeiert. Hier trifft man sich zum Gespräch und zum Klönen. 2012 feierten die Berverather das 100-jährige Bestehen ihrer Kapelle mit einem großen Festakt.
Umsiedlung
Seit dem 1.12.2016 besitzt der Ort Berverath wie Keyenberg, Kuckum und Westrich den Umsiedlungsstatus. Die bergbauliche Inanspruchnahme erfolgt ab dem Jahre 2023. Bis dahin müssen also alle Bewohner umgesiedelt sein.
Das Neubaugebiet Berverath (neu) befindet sich zwischen Erkelenz und Rath-Anhoven östlich der B 57. Die gemeinsam umzusiedelnden Ortschaften haben beschlossen, in einen zusammenhängenden Umsiedlungsraum zu ziehen.
Im Jahre 2021 schreibt eine neue Regierungskoalition der Bundesrepublik Deutschland zwischen SPD, Grünen und der FDP ihren ihrem Koalitionsvertrag fest, dass der Ausstieg aus der Braunkohle bis zum Jahre 2030 erfolgen soll und dadurch die Dörfer Keyenberg, Kuckum, Westrich und Berverath erhalten bleiben. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen beschloss im Oktober 2022, den Vorschlag der Bundesregierung aufzunehmen und den Braunkohleplan entsprechend zu ändern. Trotz der weit vorangeschrittenen Umsiedlung Berveraths ist die Erhaltung des alten Ortes damit gesichert.
Bevölkerungsstruktur
Berverath ist landwirtschaftlich geprägt. Nach dem 2. Weltkrieg existierten 17 landwirtschaftliche Betriebe mit historischen Hofanlagen, von denen 2018 noch 3 Betriebe übrig geblieben sind. Knapp 52 % der 108 Einwohner ist weiblich. Wie in anderen Orten des Umsiedlungsbereiches ist der Anteil der älteren Bevölkerung recht hoch. 2010 lag der Anteil der über Fünfzigjährigen in Berverath bei nahezu 45 %1, die Tendenz ist steigend.
Religion
Die Bevölkerung ist mehrheitlich römisch-katholisch und gehört seit dem Mittelalter zur Pfarre Keyenberg.
Die evangelischen Einwohner gehören zur Gemeinde Wickrathberg.2
- Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet. Mönchengladbach, ISBN: 3-87448-122-0, 1985, Seite 80 - 85 ,
- 100 Jahre Kapelle Berverath 1912 - 2012. Grevenbroich, 2012, Seite 23 - 31 ,
- Stadt Erkelenz - Leitbildforum zur Umsiedlung der Stadtteile Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober-und Unterwestrich. https://docplayer.org/73820526-Leitbildforum-zur-umsiedlung-der-stadtteile-keyenberg-kuckum-berverath-ober-und-unterwestrich-stadt-erkelenz.html, 2012, Seite 43 (Stand 15. September 2017) ,
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