Landwirtschaft - früher und heute

Landwirtschaft

© Wolfgang Lothmann | Mähdrescher

Hier stehe ich auf dem Bauernmarkt auf Haus Hohenbusch vor riesigen Landmaschinen, deren Reifen viel größer sind als ich selbst und deren Führerhäuser man nur über eine Leiter erreichen kann. Diese Geräte bearbeiten unsere Äcker GPS-gesteuert in kürzester Zeit.

 

 

 

Ich frage mich, wie eigentlich die Bauern in früherer Zeit gearbeitet haben. Ich bitte Heinz-Josef Amend, einen ehemaligen Landwirt aus Keyenberg, der nach dem 2. Weltkrieg noch mit Pferd und Wagen gearbeitet hat, mir etwas über die Landwirtschaft in Keyenberg zu erzählen. Er stellt sich kurz selbst vor.

Die Landwirtschaft hat sich seit dem 2. Weltkrieg stark gewandelt, was sich nicht nur an den Anbaumethoden erkennen lässt sondern vor allem auch an dem Rückgang der Landwirtschaftsbetriebe. So gab es nach dem 2. Weltkrieg in Keyenberg 24 Landwirte, im Jahre 2018 blieben davon ein Haupterwerbs- und ein Nebenerwerbsbetrieb erhalten. Sie alle haben noch mit Pferd, Ochsen und Wagen gearbeitet. Heinz-Josef Amend erklärt, wie ein Pferd vor das Arbeitsgerät gespannt wurde.

Bearbeitung des Bodens

Bevor der Boden eingesäht werden kann, muss er vorbereitet werden. Diese Vorbereitung beginnt in der Regel direkt nach der Ernte. Wie dies geschah, erzählt Bauer Amend.

Anbaumethoden

Durch die wirtschaftlich veränderte Situation im Laufe der Jahrzehnte haben sich auch die Anbaumethoden geändert. Früher hatte jeder Landwirt Viehbetrieb und Landanbau. Die Dreifelderwirtschaft herrschte im Landanbau vor, d. h., man baute im Wechsel Zuckerrüben und Getreide an und hielt Weiden für das Vieh und die Heuernte. Heute spezialisieren sich die Bauern auf Sonderkulturen wie Möhren, Industriekartoffel und Gemüse. Auch die Viehhaltung veränderte sich. Hielten alle Bauern nach dem Kriege Kühe, Pferde, Schweine und Hühner, so spezialisiert man sich heute, wenn überhaupt, auf eine Art meist in Massenhaltung, um Gewinne zu machen. Herr Amend zum Beispiel gilt in Keyenberg als der „Eiermann“, weil er sich auf Hühnerhaltung spezialisierte und die Eier dann nicht nur im Dorf sondern im gesamten Umland vertrieb.

Rübenanbau

Wegen des überaus guten Bodens werden in der Erkelenzer Börde vorwiegend Zuckerrüben angebaut. Auch hier änderten sich die Anbaumethoden gewaltig. Herr Amend erläutert auf dem Hof von Familie Rütten in Kückhoven, die viele alte landwirtschaftliche Geräte gesammelt hat, die Veränderung der Anbaumethoden.

Anhand der Drillmaschine erklärt Herr Amend wie Zuckerrüben angebaut und die Pflanzen gepflegt wurden:

Auch die Ernte gestaltete sich deutlich mühsamer als heute. Gegenwärtig bearbeiten riesige Rübenroder die Rübenfelder so, dass über mehrere Reihen die Rüben entlaubt, ausgeworfen und in einem Behälter gesammelt werden. Kurz nach dem 2. Weltkrieg konnte man  diese Vorgänge nur mühsam einzeln durchführen.

Herr Amend erklärt die entsprechenden Geräte.

Die Heuernte

Jeder Bauer hatte auch Vieh. Spezialisierungen gab es noch nicht. Um im Winter das Vieh versorgen zu können, musste im Sommer Heu geerntet werden. Heinz-Josef Amend dazu:

Die Getreideernte

Ein heutiger Mähdrescher schafft es, 30 bis 40 Tonnen Getreide pro Stunde zu mähen. Dazu brauchte man bis Mitte des 20. Jahrhunderts mit mehreren Arbeitskräften Tage. Welche Arbeitsmittel seine Familie zur Verfügung hatte, erzählt Heinz-Josef Amend.

Die Bearbeitung und Trennung von Korn und Spreu durch den Dreschschlegel wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch das Mähen mit Mähmaschinen und das Dreschen mit der Dreschmaschine ersetzt. Bauer Amend erzählt, dass diese Ungetüme nur mit Mühe durch die Tore der Bauernhöfe kamen.

In den 60iger Jahren des 20. Jahrhunderts konnte laut Bauer Amend schon das Getreide mit einem vom Traktor gezogenen Mähdrescher geerntet und bearbeitet werden. Später ersetzten diese Geräte die Selbstfahrer, die heute mit so breiten Schneidewerken arbeiten, dass diese mit einem Anhänger zu den Feldern gezogen werden, weil sie die Breite einer Straße vollkommen überspannen würden.

Resümee

Heinz-Josef Amend hat in seinem Leben als Landwirt mehrere technische Revolutionen mitgemacht, die dem Landwirt die Arbeit so erleichterten, dass er nahezu alle Vorgänge ohne dauerhafte fremde Hilfe durchführen konnte. Er hat aber auch ein Betriebssterben ohne Ausmaß erlebt und fragt sich heute, wie es mit der Landwirtschaft in Deutschland weitergehen soll.

Der Braunkohlenabbau trägt dazu bei, dass wertvollstes Ackerland unwiederbringlich zerstört wird. Nicht nur seine persönliche Zukunft macht ihm Sorgen, sondern auch die Zukunft seines Berufsstandes.

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