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Johann Friedrich Woltz

Johann Friedrich Woltz war ein in Erkelenz im 19. Jh. tätiger Goldschmied, der zahlreiche sakrale Gegenstände geschaffen hat.

Sein Leben

Woltz wurde geboren am 17. Februar 1801 in Elberfeld als Sohn des Goldschmieds Franz Joseph Woltz, aus einer Soldatenfamilie stammend und nachmalig in Aachen tätig, und der Wilhelmina, geb. Heydt, aus Elberfeld. Etwa 1834/35, als er etwa 33 Jahre alt war, ließ er sich in Erkelenz als Goldschmied nieder. Hier arbeitete er bis zu seinem Tode an Heiligabend 1877. Vorher war er in Aachen als Goldschmied ansässig. 1

Johann Friedrich Woltz (dessen Taufnamen Friedrich Jakob lauteten und so auch noch auf seiner Heiratsurkunde standen) heiratete am 17. Oktober 1829 in Aachen die „Magd“ Anna Elisabeth Nellissen, die aus einer Bauernfamilie aus Schafhausen bei Heinsberg stammte. Sie starb am 18.Juli 1888. 2

Woltz lernte bei seinem Vater angeblich schon seit seinem achten Lebensjahr, was sein Neffe Paul Woltz überlieferte. Wann er Meister wurde, ist unbekannt. Er wird bei seiner Hochzeit (1829) als Aachener Goldarbeiter bezeichnet und unterschreibt als Bräutigam mit „Fritz Woltz“.
Noch 1833, beim Tode seines Vaters, lebte er in Aachen. In den folgenden Jahren übersiedelte er nach Erkelenz, wo er als Zeuge auf einer Sterbeurkunde am 27. Juni 1836 urkundlich erstmals nachweisbar ist. 3

© Pfarrarchiv Erkelenz | Quittung über den Empfang eines silbernen Pokals von Job. Friedr. Woltz, 21. Okt. 1838, Erkelenz

Als Goldschmied wird er in Erkelenz erstmalig am 21. Oktober 1838 genannt, und zwar auf einer Quittung im Pfarrarchiv von Christkönig: Er, Friedrich Woltz, erhält für einen silbernen Pokal 62 ThI (Thaler), 16 Sgr (Silbergroschen), vermutlich ein Geschenk der Pfarre für Oberpfarrer K. Court zu seinem 50jährigen Priesterjubiläum. In der Pfarre Sankt Lambertus ist der Kelch nicht mehr vorhanden.4

1839 tritt Woltz auf einer Sterbeurkunde als Zeuge in Erscheinung als „Nachbar von Ackerer Heinrich Lütters, Sohn des Goldschmieds„, Von jetzt ab tauchen seine Goldschmiedearbeiten und sein Name in den Kirchenarchiven immer häufiger auf. 5

© Stadtarchiv Erkelenz | unbekannt | Sterbeurkunde Erkelenz 80_1877

Johann Friedrich Woltz“ starb am 24. Dezember 1877 in Erkelenz.
Als Wohnort wird Erkelenz, Hausnummer 92 angegeben.

In seiner Todesanzeige vom 27. Dezember 1877 im Erkelenzer Kreisblatt wird er als „Goldarbeiter, Juwelier und Graveur, Inhaber des Königl. Kronenordens IV. Klasse“ bezeichnet. Damit ist nicht nur seine handwerkliche Vielseitigkeit angedeutet, sondern auch seine Rolle als öffentlich geehrter Mitbürger.

© Stadtarchiv Erkelenz | unbekannt | Todesanzeige Woltz

Sein Wirken in Erkelenz

Bei Woltz erhielt wahrscheinlich der Erkelenzer Goldschmied Heinrich Joseph Viethen seine Ausbildung.6

© zeit.punkt NRW | Erkelenzer Kreisblatt | Kirchturmspitz-Bau-Verein

Woltz war wohl auch bürgerlich engagiert. So war er 1857 prov. Präsident des „Kirchturmspitz-Bau-Verein„.

Im Erkelenzer Kreisblatt wird er auch als „Wohltäter“ erwähnt.

Während der napoleonischen Besatzungszeit blieben notwendige Reparaturen am Kirchturm von Sankt Lambertus aus, obwohl Einträge im Lagerbuch um 1820 schon von großen Schäden am Turm berichteten. Nach diesen Beschreibungen musste der Turm eine Kuppel mit einem Umgang gehabt haben. Er hatte eine Gesamthöhe von 51 m. Wahrscheinlich bildete die Kuppel eine Notlösung nach einem Brand durch einen Blitzeinschlag im 18. Jahrhundert. Darüber gibt es aber keine Unterlagen. Die Schäden des Turmes wurde 1835 bis 1836 notdürftig behoben. In den Jahren 1837 bis 1846 wurde das Kirchendach repariert. Scheinbar war um 1857 beabsichtigt, die Kirchturmspitze wieder herzustellen. Dazu wurde der „Kirchturmspitz-Bau-Verein“ gegründet.

Am 19. Februar 1860 brannte die Spitze des Turmes bei einem Blitzschlag nieder und wurde mit einem flachen Notdach abgedeckt. Ein Übergreifen des Feuers auf die Kirchenschiffe konnte weitgehend verhindert werden.

Ab 1880 wurde der Turm nach Plänen von Heinrich Wiethase renoviert. Er erhielt einen kupfergedeckten Helm,

© zeit.punkt NRW | Erkelenzer Kreisblatt | Anzeige

Woltz war auch als Zeichenlehrer an der Handwerker-Sonntagsschule in Erkelenz tätig.

Seine Werkstatt

Woltz hatte seine Werkstatt auf der Brückstraße in Erkelenz. In seiner Sterbeurkunde ist die Hausnummer 92 angegeben, die erscheint später auch bei anderen Anzeigen.

Nach dem Tode von Woltz wurde dessen Haus und Grundstück im Februar 1884 vom Notar Jungbluth zum Kauf angeboten. Wenig später erscheint eine Anzeige vom Eigentümer Aloys Woltz aus Linnich -wohl ein Verwandter, denn auch in Linnich waren die Woltz ansässig-.

Im März 1884 erscheint dann diese Anzeige:

© zeit.punkt NRW | Erkelenzer Kreisblatt | Anzeige
© zeit.punkt NRW | Erkelenzer Kreisblatt

Im Oktober 1890 eröffnet der Neffe von Johann Friedrich Woltz in der Brückstraße 92 ein Geschäft für Gold- und Silberwaren.

Im März 1894 erscheint dann eine Anzeige im Erkelenzer Kreisblatt, das aus der Concursmasse Fr. Woltz Gold- und Silberwaren verkauft werden. Und dann erscheint im Oktober 1894 die Anzeige, dass das Geschäft in die Maarstraße 207 verlegt worden sei. Der Zusammenhang ist unklar.

Danach erscheint der Name Woltz im Erkelenzer Kreisblatt nicht mehr.

Sein Werk

Ein Blick auf seine künstlerische Hinterlassenschaft beweist seine überregionale Bedeutung.
Von den nachweisbaren Turm-Monstranzen sind drei nach derselben Vorlage geschaffen: Die in Immerath (1859, Höhe 48,8 cm), die in Overhetfeld (1861, Höhe 49,5 cm) und die in Gerderath (1866, Höhe 53,5 cm) und auch die von Kirchherten. Die Erkelenzer Reliquienmonstranz (sie ist die älteste) weicht in der Gestaltung erheblich von den anderen ab.
Die Monstranzen zeigen neugotische Formen und weisen neben und über einem runden Schaugefäß je eine doppelte Säulenstellung mit Baldachintürmchen auf, in die je eine Statuette gestellt ist.

1856/57 hat Woltz die Reliquienmonstranz des Hl. Matthias für die Erkelenzer Matthias-Bruderschaft geschaffen. Die Gründungsversammlung am 15. Juli 1856 genehmigte die Anschaffung eines Ostensoriums (Reliquien-Monstranz). In ihr sollte die vom Generalvikariat versprochene Reliquie, ein Partikel des heiligen Matthias, aufbewahrt werden. Diese Monstranz war nach dem 2. Weltkrieg eine Zeit lang unauffindbar. Erst im Jahre 2008 fand man sie im Pfarrarchiv von Sankt Lambertus Erkelenz wieder. Sie steht jetzt im Pfarrarchiv Christkönig in Erkelenz.7

Wahrscheinlich durch Kriegseinwirkung wurde die Monstranz schwer beschädigt. Sie ist etwa 50 cm hoch. In dem mittleren Teil befand sich ursprünglich ein Glasbehälter, in dem der Reliquiensplitter des Heiligen Matthias aufbewahrt wurde. Drei Heilige „bewachen“ die Reliquie. Neben dem Glasbehälter sind dies der Heilige Petrus (rechts) und der Heilige Paulus (links). Der Heilige Matthias thront über dem Glasbehälter. Über den Figuren erheben sich gotische Zinnen. In einer Urkunde vom 25. Februar 1857 wird beurkundet, dass der Reliquiensplitter nach Erkelenz geliefert wurde.

Eine Matthias-Reliquienmonstranz wurde 1859 von Woltz auch für die Pfarrkirche in Immerath geschaffen.

Im Figurenprogramm sind die Heiligen Petrus (oben), Paulus (links) und Matthias (rechts; von ihm auch eine Reliquie im Schaugefäß) dargestellt.

© LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Klaus Lieven | Klaus Lieven | Erkelenz-Immerath, Kath. Pfarrkirche St. Lambertus

© LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Klaus Lieven | Klaus Lieven | Niederkrüchten-Overhetfeld, Kapelle St. Maria an der Heiden

Eine weitere Monstranz (1858) befindet sich in Kirchherten. Sie ist etwas größer (73 cm) und reicher in der Ausgestaltung als die anderen. Neben dem runden Schaugefäß stehen jeweils zwei Heiligenfiguren, oben darüber die Muttergottes.

Von den erhaltenen Goldschmiedearbeiten des Johann Friedrich Woltz ist die Kirchhertener Monstranz von 1858 die erste im gotischen Stil.8

Schönstes Augsburger Barock zeigt der Kirchhertener Kelch von 1853.

Das direkte Vorbild dieser sehr schönen Arbeit findet sich in der St.-Lambertus-Pfarrkirche zu Erkelenz, Woltz‘ Heimatpfarre. Dort steht ein nahezu identischer Kelch aus dem Jahre 1775 von dem Kölner Goldschmied Wilhelm Sittmann.

© LVR-Amt für Denkmalpflege im Rh | PN0019608_Alexandra_Pottel_1961 | Kelch, Kirchherten

Die früheren Werke von Woltz, Rauchfass, Kelch und Messgarnitur in Kirchherten und sicher auch die undatierten Pollenkännchen in Kückhoven, die vermutlich alle zwischen 1840 und 1854 entstanden sind, zeigen Stilmerkmale des Barock und Rokoko.

Bereits 1860/61, kurz nach der Übernahme des gotischen Stils, hat Woltz zwei Paare große, silberne Altarleuchter, wieder einmal für Kirchherten, geschaffen, die sich durch einen einfallsreichen Entwurf und ihre Monumentalität auszeichnen. Die Entwürfe stammen von dem Wegberger Wings.9 Die zeichnerischen Entwürfe sind im Pfarrarchiv Kirchherten erhalten; die Leuchter sind zudem durch gravierte Meisterinschriften für Woltz gesichert.10

© LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland | unbekannt | Wegberg, Pfarrarchiv

Im Pfarrarchiv von Wegberg befindet sich ein (unsignierter) Entwurf für einen Altarleuchter (Feder laviert auf Karton, 66,4 cm X 33,4 cm.), der die Hand von Johann Friedrich Woltz verrät. Er stellt einen Leuchter mit eingestellten Figürchen von Petrus und Paulus in gotischer Architektur dar, der eng mit den Kirchhertener Leuchtern verwandt ist.11 12

Eine Übersicht über seine Werke:13

1840 u. 1841: Sechs große und sechs kleine Altarleuchter, Immerath, Kath. Pfarrkirche
Ohne Datum: Zwei Messkännchen, Kückhoven, Kath. Pfarrkirche
Mitte 19. Jh.: Ein Rauchfass, Kirchherten, Kath. Pfarrkirche
1848: Ein Krankenkreuz und Vergoldung der Monstranz, Lövenich, Kath. Pfarrkirche
1853/1854: Ein Kelch und ein Messgeschirr, Kirchherten, Kath. Pfarrkirche
1856/57: Ein Matthias Reliquiar, Kupfer vergoldet und Reparatur von Missale-Beschlägen, Sankt Lambertus Erkelenz
1858: Eine Turmmonstranz, Kirchherten, Kath. Pfarrkirche
1859: Eine Reliquienmonstranz St. Matthias, Immerath, Kath. Pfarrkirche
1860/61: Zwei Paare Altarleuchter, Kirchherten, Kath. Pfarrkirche
1861: Zeichnungen für Rauchfass, Messkännchen und Altarleuchter, Kirchherten, Kath. Pfarrkirche

1861: Eine Turmmonstranz für die Kapelle Overhetfeld
1866: Eine Turmmonstranz, Gerderath, Kath. Pfarrkirche
1866: Ein Kelch, Kirchtroisdorf, Kath. Pfarrkirche
1867: Vergoldung der kleinen Monstranz, Oberkrüchten, Kath. Pfarrkirche
1869: Ein Kelch, Patene und Etui, Pfarrkirche Sankt Lambertus, Erkelenz
1870: Reparatur eines silbernen Messkännchens Kückhoven, Kath. Pfarrkirche

  1. Heimatkalender 1988, Seite 154
  2. Erkelener Kreisblatt, 1888
  3. Heimatkalender 1988, Seite 154
  4. Freundliche Mitteilung von Josef Hermsen, Archiv Christkönig, Erkelenz
  5. Heimatkalender 1988, Seite 155
  6. Hinweis im Erkelenzer Kreisblatt vom 13.12.1857
  7. Freundliche Mitteilung von Josef Hermsen, Archiv Christkönig, Erkelenz
  8. Heimatkalender 1988, Seite 157
  9. Erkelenzer Kreisblatt vom 24.03.1860
  10. Heimatkalender 1988, Seite 160
  11. Die Fotos: Monstranzen aus Immerath und Kirchherten, Kelch, Weihrauchfass, Messkännchen, Leuchter aus Kirchherten, Messkännchen aus Kückhoven und Leuchter aus Wegberg wurden dankenswerterweise vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland zur Verfügung gestellt
  12. Text von Günther Merkens 2025 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. unter Verwendung von Informationen in den angegeben Quellen
  13. Heimatkalender 1988, Seite 155/156
  1. Kreis Heinsberg (Hrsg.), Heimatkalender des Kreises Heinsberg. Heinsberg, Jahrgang 1988, Seite 154ff: "Goldschmiedefamilien im Kreis Heinsberg" von Carl-Wilhelm Clasen

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