Der „Schwarze Adler“ in Erkelenz – seit über 200 Jahren ein Haus der Gastlichkeit
von Hubert Rütten
Vorbemerkung
Zunächst wird die bauliche Situation erläutert und die neuesten Erkenntnisse der Denkmalpflege und der Archäologie werden vorgestellt, bevor die Geschichte der Gaststätte mit ihren verschiedenen Wirten dargestellt wird. Zum Schluss werden chronologisch einige Veranstaltungen und Ereignisse, die sich in der Gaststätte abspielten, aufgeführt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit können einige Teile durch einen Klick auf die Überschrift ausgeklappt werden.
Die Gebäude
Das Anwesen „Schwarzer Adler“ bestand vor dem Umbau ab 2020 aus mehreren Gebäuden. Die Gastwirtschaft lag an der Aachener Straße. Mehrere Anbauten lagen an der Kirchstraße.
Eine Luftaufnahme aus den 1950er Jahren zeigt Folgendes: Noch ist die Kirchstraße nicht bis zur Südpromenade verlängert worden, dies geschah erst 1959. Hinter dem Hauptgebäude sind drei Anbauten zu erkennen. Zwei der Gebäude stammten noch aus der Vorkriegszeit, deren Baujahr ist nicht überliefert. Im langestreckten Gebäude (rot) befanden sich auf der ersten Etage die Hotelzimmer (vier Einzelzimmer und ein Doppelzimmer), im Erdgeschoss das Büro, die Küche und ein Kühlraum, unter dem Anbau befand sich ein Gewölbekeller. Im rechteckigen Anbau (grün) war ein Saal der Gastwirtschaft, genannt „das Sälchen“.
Der dritte Bau (blau) weist ein neues Dach auf, er ist erst nach dem Krieg errichtet worden. Vermutlich lag hier früher ein weiterer Saal, der im Krieg zerstört worden ist. Hier haben die Archäologen einen zugeschütteten Granattrichter gefunden. Dieser Anbau war ab den 1960er Jahren vermietet, zunächst an die Kleiderfabrik G. Dürselen aus Otzenrath, die hier als Zweigbetrieb eine Näherei errichtete, ab 1973/74 bis 1984 an die Eisenwarenhandlung Zimmer & Söhne und schließlich an eine Spielothek. Erst Hedi Bouaziz nutzte später die Räume wieder gastronomisch.
Das Baudenkmal
Das Hauptgebäude (Aachener Straße 24) wurde am 30. November 1983 in die Denkmalliste der Stadt Erkelenz aufgenommen und darin wie folgt knapp beschrieben: „2 Geschosse, 4 + 4 Achsen, 2 Achsen, Backstein, grau geschlämmt, Toreinfahrt, Krüppelwalmdach. Zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.“1
Um 2020 wollte der neue Eigentümer das Hauptgebäude, das im Inneren Fachwerk aufweist, renovieren und die Nebengebäude entlang der Kirchstraße abreißen, um dort einen Neubau zu errichten. Das LVR-Amt für Denkmalschutz untersuchte daher das Haus intensiv und stellte ein überraschendes Ergebnis fest.
Vorgängerbauten
Hatte man bisher geglaubt, dass das Haus aus zwei Gebäudeteilen unterschiedlichen Alters bestehe und die rechte Hälfte, wie es vier Maueranker anzeigen, im Jahre 1688 erbaut worden sei, so konnten die Denkmalschützer nun nachweisen, dass insgesamt vier verschiedene Bauphasen existieren.
Der älteste Gebäudeteil stammt nicht aus dem 17. Jahrhundert, sondern aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und ist somit nur wenige Jahrzehnte jünger als das 1546 errichtete spätgotische Alte Rathaus am Markt. Es war ein schmales und giebelständiges Fachwerkgebäude mit einem auskragenden Obergeschoss zur Traufseite gewesen.
In einer zweiten Bauphase wurden die Giebelseite und die östliche Wand des Erdgeschossses mit Backsteinen „versteinert“ und nach Westen hin erweitert, hier befand sich seitdem eine Tür, ein Zugang zu einem Gewölbekeller unter dem Haus und eine Tordurchfahrt mit einer Überbauung im Obergeschoss. An der Front wurden Eisenanker mit der Jahreszahl 1688 angebracht. Hatte das Gebäude bis dahin ein Giebeldach zur Straße hin, erhielt es nun ein Traufdach.
Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude in einer dritten Bauphase auf der östlichen Seite um einen traufständigen Neubau, der etwas höher war, erweitert. Die Straßenseite und die östliche Hausseite wurden massiv mit Backsteinen ausgeführt, die Südfassade und das Innere hingegen in Fachwerk gesetzt. Das Haus hatte von nun an entlang der Straße zwei Gebäudefronten, die auch heute noch deutlich zu erkennen sind.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden schließlich in einer vierten Bauphase das Obergeschoss der rechten Haushälfte erhöht und so die Dachhöhen, die bis dahin unterschiedlich waren, angeglichen, es entstand eine einheitliche Firstlinie. Auf der linken Seite wurde später noch eine zweite Haustür eingesetzt.
Durch Anklicken der folgenden Überschrift kann man mehr zu den archäologischen Befunden lesen.
Archäologische Befunde
Da das Grundstück im Bereich der Innenstadt lag, die im Mittelalter von einer Stadtmauer umschlossen war, handelt es sich um eine alte Siedlungsfläche. Südlich des Grundstückes verlief die Stadtmauer. Nach dem Abriss der Nebengebäude erfolgte daher eine archäologische Untersuchung. Etliche Mauerreste aus dem Mittelalter, vor allem aber aus der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, konnten nachgewiesen werden. Als Relikt aus dem 2. Weltkrieg fand sich gar ein zugeschütteter Granattrichter. Über 200 archäologische Befunde wurden ermittelt. Vielfach waren es Reste von Ziegelmauern. Viele Befunde ließen sich nur grob zeitlich einordnen. Zumeist stammten sie aus der späten Neuzeit, einige jedoch aus der Frühen Neuzeit und nur wenige aus dem Mittelalter.
Einige Pfostengruben aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit wurden gefunden, diese deuten auf eine Fachwerkbebauung hin. Der Rest eines Fußbodens aus Kieselsteinen, der ein Fischgrätmuster aufwies, wurde freigelegt.
An der südlichen Grundstückgrenze befand sich eine verfüllte viereckige Zisterne aus Feldbrandziegeln mit einem schmalen Zugang. Die Innenwände waren verputzt, der Raum hatte eine Fläche von 2 x 2 m. Diese Zisterne wurde erhalten und ist heute abgedeckt.
Die meisten Grabungsbereiche wurden bis zu dem vom Menschen noch nicht beeinflussten Sediment freigelegt. Die archäologische Untersuchung belegte insgesamt eine engmaschige Bebauung des Geländes entlang der heutigen Kirchstraße seit der frühen Neuzeit. Einige wenige Befunde waren mittelalterlich.
Der Gewölbekeller
Hinter dem Hauptgebäude, parallel zum Anbau, liegt ein langgestreckter Gewölbekeller aus Feldbrandziegeln; da er erhalten bleiben sollte, wurde er von der archäologischen Untersuchung ausgespart. Er wurde von der Baufirma freigelegt und nur das Bodenmaterial über seiner Decke händisch entfernt und diese anschließend mit einer Schutzplane abgedeckt.
Durch Anklicken der folgenden Überschrift kann man einen Überblick zu der Geschichte der Gaststätten in Erkelenz bekommen.
Exkurs Gaststätten in Erkelenz
Einige Namen von Gastwirtschaften aus der Zeit vor 1800 sind überliefert.
Josef Gaspers nennt für Ende des 15. Jahrhunderts (1492) die Namen folgender Bierhäuser „Zum Boc“, das „Kömpchen“, der „Goldene Löwe“, die „Goldene Traube“, das „Schwarze Pferd“, das „Weiße Kreuz“ und den „Schwelversterz“ (mundartlich: Schwalbenschwanz). 1492 hat es sieben Brauereien und sechs Weinstuben gegeben. Bierhäuser, die keine eigene Brauerei besaßen, bezogen Bier von außerhalb. Zudem brauten 25 Personen Bier für den Privatbedarf.2
Aus dem 18. Jahrhundert sind weitere Namen von Wirtschaften überliefert.
Gottfried von Berg erwähnt 1753 in seiner Chronik von Lövenich, dass der Ehemann seiner Nichte in Erkelenz „in dem Lämbgen“ verstorben sei. Der Erkelenzer Drossard Johann Werner Hasenbach, der Vertreter des kurpfälzischen Landesherren, erteilte 1784 an vier Wirte Konzessionen gegen eine Gebühr von einem Reichstaler und 40 Stüber. Es waren die Wirte Jakob Hilgers vom „Goldenen Ring“, Franz Josef Peters vom „Schwarzen Pferd“, gelegen in der Bellinghovener Straße (heutige Kölner Straße), Johannes Esser vom „Weißen Kreuz“ und Peter Thevissen vom „Goldenen Löwen“, laut dem Historiker Josef Gaspers das angesehenste Haus. Ob der Löwe, das Schwarze Pferd und das weiße Kreuz mit den oben genannten Häusern aus dem 15. Jahrhundert identisch sind, ist ungewiss. Auch ein „Kömpchen“, ein „Lämbchen“, eine „Blaue Hand“ und ein „Weißes Kreuz“ existierten noch bis zum 20. Jahrhundert.
Geschichtlicher Rückblick
Namen
Die Gastwirtschaft mit dem Namen „Schwarzer Adler“ taucht in den schriftlichen Quellen erst Anfang des 19. Jahrhunderts auf. Im Jahre 1818 erscheint dieser Name erstmals in einer Geschäftsanzeige, veröffentlicht in der Kölnischen Zeitung. Vermutlich existierte aber die Wirtschaft unter diesem Namen schon Jahre vorher. Es ist unwahrscheinlich, dass kurze Zeit, nachdem 1815 Preußen neuer Landesherr geworden war, das preußische Wappentier als Namen gewählt wurde, war doch die Bevölkerung des Rheinlandes zunächst gegenüber der neuen preußischen Herrschaft sehr reserviert. Das Königreich Preußen zeigte in seinem Wappen einen goldbewehrten, einköpfigen Schwarzen Adler, der heraldisch nach rechts gewendet war, also nach links blickte.
Josef Lennartz berichtet hingegen, dass das Gasthaus zunächst nur „Zum Adler“ genannt worden war und erst in preußischer Zeit zum „Schwarzen Adler“ wurde. Als Beleg führt er die Akten der Stiftung Schaphusen aus dem Erkelenzer Stadtarchiv an.
Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges änderte sich das Wappentier zumindest in den Zeitungsanzeigen verschiedentlich.
Das Logo stellt den damaligen Reichsadler dar. (Heraldisch rechts gewendeter Adler).
Aus dem Jahre 19263 ist wieder ein Adler als Logo des Hotels überliefert. Es handelt sich um das Wappentier des demokratischen Freistaates Preußen, der nach der November Revolution 1918 aus dem Königreich Preußen entstanden war und das ehemals königliche Wappen heraldisch umgestaltete. Der Adler blickte nun in die andere Richtung. Es handelte sich ausgedrückt in der heraldischen Fachsprache um einen links gewendeten Adler.
Über 150 Jahre trug die Gaststätte den Namen „Schwarzer Adler“. Auch als er dann abgelegt wurde und andere Namen erhielt, diente das Gebäude aber weiterhin dem Gastgewerbe.
Wohnhaus, Tagespflege und ein einzigartiger Gewölbekeller
Das Anwesen befand sich bis zur letzten gastronomischen Nutzung immer noch im Besitz der Familie Kerf. 2016 wurde das Haus an den Erkelenzer Architekten Josef Viethen verkauft. Gerne würde dieser nach dem Umbau im Erdgeschoss des Hauptgebäudes die Gastronomie mit einem Pächter fortsetzen. Da aber seit einigen Jahrzehnten in Deutschland und somit auch in Erkelenz die Zahl der Gaststätten und Restaurants zurückgeht, fand er bis 2024 keinen Interessenten. Als Alternative bietet sich eine sonstige gewerbliche Nutzung an.
Die Räume in der ersten Etage und im Dachgeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes wurden zu Mietwohnungen umgebaut, solche entstanden auch in einem Neubau entlang der Kirchstraße nach Abriss der dortigen alten Gebäude. Das Erdgeschoss des Neubaus hingegen wird ab Januar 2024 von dem benachbarten Johanniterstift als Tagespflegeeinrichtung genutzt. Zudem wird zukünftig der langgestreckte Backsteinkeller vom Eigentümer in Eigenregie – nicht kommerziell – als Veranstaltungsraum genutzt werden. „Kleinkunst, Kochseminare, Familientreffen, vieles ist möglich. … Einzelne, kleine Veranstaltunen sollen hier ihren Platz haben”, wie Josef Viethen erläuterte.
So wird auch nach 200 Jahren weiterhin der “Schwarze Adler” ein Haus der Gastlichkeit sein – wenn auch in moderner Ausführung!
Die Gastwirte
Der erste Wirt ist uns aus dem Jahre 1819 bekannt. Er hieß Heinrich Linnartz. Bis zur Aufgabe der Gastronomie im Jahre 2016 erlebte der Schwarze Adler insgesamt 15 Wirtswechsel. Im Folgenden wird die Geschichte der Wirte im Einzelnen dargestellt.
Heinrich Linnartz4
Er ist der erste uns bekannte Wirt. Sein Name wurde im Urflurbuch von 1819 genannt. Das Grundstück lag in der Flur P, Nr. 443 und umfasste Haus und Garten mit einer Fläche von 777 Ruthen und 10 Fuß.
Auf dem Ausschnitt der Flurkarte erkennt man die damalige Situation. Rechts der Gaststätte führte ein Weg zu einem zurückliegenden Haus, das bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Pastorat diente, später als Wohnhaus zum Gymnasium gehörte. Im Krieg zerstört und nicht wiederaufgebaut, entstand hier 1959 eine durchgehende Straße hin zur Südpromenade.
1832/34 wird als Name des Wirtes Heinrich Leonards genannt, er wird mit Heinrich Linnartz identisch sein.
Seine Tochter verkaufte 1864 die Gaststätte und ließ das Mobiliar öffentlich im Gasthof an zwei Tagen versteigern. In einer Zeitungsanzeige wurden die Haus- und Hofgeräte genau aufgeführt. Der heutige Leser erkennt so den ungefähren Umfang des Betriebes.
Friedrich Ludwig (genannt Louis) Kaulitz
Käufer des Anwesens und neuer Wirt war Louis Kaulitz. Er stammte ursprünglich aus Blankenburg, wo er vermutlich 1818 geboren wurde. Er arbeitete als Oberkellner in Köln, wo er am 15. November 1853 die Witwe Anna Gertrud Berz, geborene Zehntpfenning, heiratete. Sie war die Gastwirtin des Hauses „In den drei Königen“ am Thurnmarkt gegenüber der Landungsbrücke der Kölner-Düsseldorfer Dampfschifffahrt. Mit ihrem verstorbenen ersten Ehemann Leonhard Berz hatte sie den am 6. Januar 1844 geborenen Sohn Louis Berz.
1864 verkaufte Louis Kaulitz die Gaststätte „Drei Könige“ und das „Hotel Victoria“, das auch am Thurnmarkt lag, und kaufte in Erkelenz den „Schwarzen Adler“.
Louis Berz
Am 1. Mai 1868 übergab Louis Kaulitz den Gasthof an seinen Stiefsohn Louis Berz. Wenige Tage später verstarb er. Louis Berz heiratete am 8. Juni 1870 Maria Catharina Rütten. Sie war in Oestrich am 16. April 1847 als Tochter des Bauern Peter Wilhelm Rütten geboren. Ihre Brüder waren Joseph und Theodor Rütten, die später neben ihrer Landwirtschaft Landhandel und eine Sandgrube, gelegen im Bereich des heutigen Parks am Ziegelweiher, betrieben.
1884 suchte Louis Berz für sein Hotel einen Käufer, da er die Tonhalle in Düsseldorf übernommen hatte.
Joseph Köster / Louis Berz
Oktober 1884 wurde der Gasthof an Joseph Köster übergeben, der in Düsseldorf langjähriger Oberkellner im „Malkasten“ gewesen war. Vermutlich hatte aber noch kein Verkauf stattgefunden, denn schon Ende Dezember übernimmt wieder Louis Berz den „Schwarzen Adler“. Gleichzeitig blieb er aber weiterhin Wirt der Düsseldorfer „Tonhalle“.
Heinrich Fongern
Drei Jahre später verkaufte Louis Berz den Gasthof an Heinrich Fongern, der in Erkelenz Fongerens Nas genannt wurde. Er war Wirt und Betreiber der nah gelegenen Tonhalle, die in der Kirchstraße lag. Mit diesem Kauf erlangte Fongeren das Saalmonopol der Stadt und stellte den Betrieb des Saals der Tonhalle ein.
Die Tonhalle wurde um 1895 von dem Priester Dr. Wilhelm Esser, er war seit 1892 Religionslehrer an der höheren Bürgerschule, aus privaten Mitteln gekauft. Der Geistliche war der einzige Sohn eines wohlhabenden Gastwirtes aus Mönchengladbach, so dass er den Kauf selbst finanzieren konnte. Verkaufsbedingung von Fongern war aber, dass im Saal kein Ausschank erfolgen durfte. Den Saal stellte Esser als Raum dem Cäcilienverein der Erkelenzer Pfarre zur Verfügung, der hier Theaterspiele aufführen konnte. Der Saal wurde nun Cäciliensaal genannt und hatte ca. 600 Sitzplätze. 1895 wurde mit 100 Sängern und einem 20köpfigen Orchester ein Passions-Oratorium aufgeführt. Zudem stellten Mitglieder des St. Joseph Vereins „lebende Bilder“ dar.
Nach dem Weggang von Dr. Esser 1897, er wurde Kaplan in Köln-Mülheim, kaufte der Erkelenzer Bohrpionier Anton Raky von dem Priester den Saal und die Ausschankgenehmigung von Fongern und überließ Michael Eggerath den Saal, der vor der Stadt an der Straße nach Kückhoven den „Lindenhof“ betrieb. Ursprünglich hatte Eggerath direkt neben dem Eingang der Fabrik der Internationalen Bohrgesellschaft einen Bauernhof mit einer Schänke betrieben, was wiederum Anton Raky missfiel, der daher den Lindenhof erbaute und im Tauschverfahren Eggerath anbot. Da die neue Gastwirtschaft aber weit vor der Stadt lag und nur geringen Umsatz hatte, war Eggerath unzufrieden, kaufte Raky den Cäciliensaal ab und änderte den Namen in Kaisersaal um.5 Der Saal wurde im Krieg zerstört, war fortan ein Trümmergrundstück und diente der benachtbarten Gaststätte „Zum Schwan“, gelegen in der Schülergasse, schließlich jahrzehntelang als Parkplatz.
Wilhelm Bongartz
Wilhelm von Berg
1896, also noch im gleichen Jahr, wurde als Betreiber des Hotels ein W. von Berg genannt.8 Ob von Berg zunächst nur Pächter des Adlers gewesen war? W. ist ein Kürzel für Wilhelm. Wilhelm von Berg wurde am 28. Dezember 1873 in Erkelenz geboren und starb am 14. Juli 1921 in Erkelenz. Er heiratete am 28. Januar 1902 in Gerderath Maria Luzia Wefers, diese war am 18. September 1873 in Mönchengladbach-Waldhausen geboren und starb am 5. Juli 1957 Erkelenz. Ein Bruder von Wilhelm betrieb eine Gastwirtschaft in Baal.9
1921 starb Wilhelm von Berg und das Haus wurde von seiner Witwe weitergeführt.
Arthur Bettray
1930 fand Ostermontag ein Ball statt, wozu freundlich „der Wirt“ einlud.10 1933 wurde in der Zeitschrift Automobile Rundschau, Bd. 35, S. 208 sein Familienname genannt, Bettray, und im Adressbuch von 1935 sein vollständiger Name, Arthur Bettray. Ob er Pächter oder Eigentümer war, ist nicht bekannt.
In der Zeitschrift Automobil Rundschau fand sich 1933 der Eintrag „Zum Schwarzen Adler, Bettray, Franzstraße 24, Telefon 489“.
Hermann Kerf
Zwischen 1935 und 1939 kaufte Hermann Kerf das Hotel „Schwarzer Adler“. Zuvor hatte er am 30. April 1932 mit seiner Ehefrau die Gastwirtschaft „Gasthof zur Traube“ an der Ecke Oerather Straße / Westpromenade von der Witwe J. Imkamp erworben und bis zum Kauf des Adlers betrieben. Die Hotelzimmer befanden sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Hauptgebäude, sondern in einem Anbau. Dieser wurde im Krieg beschädigt.
Hermann Josef Kerf wurde am 26. Januar 1891 in Oerath als Sohn der Eheleute Hermann Josef Hieronimus Kerf und Anna Maria geb. Heinrichs geboren. Sein Vater hatte in Oerath und Tenholt einen Bauernhof, gründete aber auch an der Gerderather Landstraße eine Ziegelei, die später Hermann Kerf fortführte. Sein Bruder Peter Joseph Jakob war Landwirt in Oerath und sein Bruder Peter Joseph Wilhelm Augenarzt in Mönchengladbach. Da es damals in Erkelenz noch keinen Augenarzt gab, hatte dieser auch viele hiesige Patienten.
Hermann Josef Kerf heiratete am 20. September 1921 Januar Maria Hoever aus Kapellen. Das Ehepaar bekam drei Töchter, die zwischen 1922 und 1926 in Tenholt geboren wurden, wo Hermann Joseph Kerf damals noch den väterlichen Hof betrieben hatte.
1949 beantragte Maria Kerf eine Ersatzkonzession, da die ursprüngliche Urkunde im Krieg verloren gegangen war. Diese war im Juli 1932 ausgestellt worden, muss sich also auf die „Goldenen Traube“ bezogen haben.
1956 fanden sich im Reiseführer Baedeker die Angaben „Schwarzer Adler 10 Betten zwischen 4 – 7 DM“ „Rheinischer Hof 20 Betten zwischen 5-7 DM“, letzteres Haus war die Konkurrenz von der Kölner Straße.
Robert Jansen
Am 29. April 1964 wurde „Hotel Restaurant Schwarzer Adler“ von Familie Kerf an Robert und Anita Jansen verpachtet.11
Hella (Helene) Steffens
Am 1. Februar 1969 übernahm Hella Steffens das Haus.
Schotten
Leider liegen zu diesem Wirt keine Informationen vor.
Rino (Nazareno Penna)
1978 übernahm Nazareno Penna aus Bari, genannt Rino, die Gastwirtschaft und gründete die erste Pizzeria in Erkelenz. Im “Sälchen” baute er einen großen Steinofen ein. Der “Schwarzer Adler” wurde umbenannt und zum “Tartuf“. 1982 richtete Rino zudem gegenüber in der Kirchstraße das Bistrot “La Fontana” ein..
Hedi Bouaziz
1999 gründete Hedi Bouaziz mit seiner Frau Mongia “Hedi’s Restaurant”. Er war vorher Koch in der Oerather Mühle gewesen. Im Jahr 2015 schloss er sein Lokal und setzte sich zur Ruhe.
Das Zeitungsbild zeigt die Eröffnung des Speiserestaurants Hedi’s. Bürgermeister Erwin Mathissen (rechts) und der erste Beigeordnete Dr. Hans-Heiner Gotzen (3. von rechts) gratulieren.
Heinsburger Beefhouse
Das in Heinsberg beliebte Beefhouse errichtete nun im Haus eine Filiale, stelle aber nach einiger Zeit den Betrieb ein. Ob die Erkelenzer unbewusst den Namen mit dem Anklang an Heinsberg ablehnten und deshalb die Lokalität gemieden haben?
Veranstaltungen
Der Schwarze Adler bot im 19. und 20. Jahrhundert der Erkelenzer Bevölkerung Raum für alle möglichen Veranstaltungen. Die Räumlichkeiten wurden von Vereinen und Institutionen gerne genutzt. Durch einen Klick auf den Link erhält man eine Auflistung von Veranstaltungen im Schwarzen Adler, die aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.12
1828 ließ hier Graf Mathias von Hallberg den geerbten Mennigrader Hof, gelegen zu Mennekrath, versteigern.
1850 fand eine öffentliche Ausschreibung der Aachen – Düsseldorfer – Ruhrorter Eisenbahn zum Transport von 1,4 Mio. Ziegelsteinen statt.
1869 veranstaltete die jüdische Synagogengemeinde ein Concert mit einem Ball.
Nach dem gewonnen Krieg gegen Frankreich fand Juli 1871 ein Friedensfest statt.
Im Februar 1872 wurde Karneval gefeiert. Im gleichen Jahr gab es eine Katholiken-Versammlung.
1874 gab der lokale Cäcilienverein im Hotel des Herrn Berz ein Konzert, ein Jahr später hielt der überregionale Cäcilienverein in der Erzdiözese Köln hier seine Generalversammlung ab.
1880 führte der Josephs-Verein eine Theateraufführung durch. Der Wirt warb natürlich bei Früh- und Herbstkirmes sowie Silvester zum Besuch seiner Gaststätte.
1890 feierte die örtliche Lokalabteilung des landwirtschaftlichen Vereins ihr 50-jähriges Bestehen.
1892 besuchte der Aachener Geschichtsverein Erkelenz und hielt im Großen Saal eine Versammlung mit rund 100 Personen ab. 1896 beging der Turnverein sein Winterfest im Saal der Witwe Heinrich Fongern.
Der “Schwarze Adler” wird 1892 von Karl Baedeker in dessen Reiseführer „Les Bord Du Rhin“ erwähnt.
1896 führte der Turnverein im Saal ein Schauturnen mit Übungen am Reck durch. Der Saal muss also eine hohe Decke gehabt haben.
1903 veranstaltete der Turnverein sein 23. Stiftungsfest des Turnvereins. Im gleichen Jahr fand die Einführung des neuen katholischen Oberpfarrers Hermann-Josef Kamp statt.
Nach 1900 fanden Karnevalssitzungen des Elferrates statt.
1911 besuchte der Kölner Erzbischof Fischer Erkelenz. Ihm zu Ehren wurde ein Festessen ausgerichtet.
1920 Separatisten hielten eine Versammlung ab.
1927 fanden erstmals nach dem I. Weltkrieg Sitzungen der Karnevalsgesellschaft statt. Der Kapellenverein Oerath hielt seine Gründungsversammlung.
1928 veranstaltete das Kaufhaus A. Weyl eine Modenschau mit der deutschen Modeprinzessin Irma Irene I. (Irma Sturmburg).
1930 lud „der Wirt“ zum Ball am Ostermontag ein.
1948 fanden die Gründungsversammlungen des Heimatvereins der Erkelenzer Lande und des ADAC Kreisverbandes Erkelenz statt, zudem hielt der Städtische Gesangverein seine Jahreshauptversammlung ab.
- http://www.limburg-bernd.de/DenkErk/Nr. 83.htm (Stand: 03.2024)
- Josef Gaspers, Das alte Erkelenz, a. a. O., S. 32 ff.
- Erkelenzer Kreisblatt 26.06.1926
- Vielleicht identisch mit Johann Heinrich Leonards (15.07.1779 Oestrich, + 09.04.1832 Erkelenz)
- Lennartz, Goertz, a. a. O., Seite 107
- Echo der Gegenwart 03.06.1896
- Kreisblatt, 20.06.1908
- Adressbuch für das Deutsche Reich, S. 212
- Stadtarchiv Erkelenz 15/66/565
- Erkelenzer Kreisblatt, 18.04.1930
- Erkelenzer Volkszeitung, 29.04.1964, Anzeige
- Text von Hubert Rütten. Der Ursprungstext wurde an einigen Stellen umgestellt, um wesentliche Teile aus den verborgenen Textteilen herauszuholen. Die verborgenen Teile wurden durch einleitende Texte ergänzt. Verantwortlich für die Redaktion: Wolfgang Lothmann. Einstellung ins Museum: 2024
- Geschichte der Stadt Erkelenz . Erkelenz, 1926 ,
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 3, 1982. Josef Lennartz und Theo Görtz: Erkelenzer Straßen ,
- Denkmale in der Stadt Erkelenz. http://www.limburg-bernd.de, (Stand: 03.2024) ,
- Erkelenzer Kreisblatt. Erkelenz, 1854-1942, 17.09.1864, 20.06.1908, 26.06.1926, 18.04.1930 ,
- Stadtarchiv. ,
- Erkelenzer Volkszeitung. Erkelenz, 29.04.1964 ,
- Zeitungsarchiv NRW. https://zeitpunkt.nrw, (Stand: 03.2024) ,
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