Das ehemalige Franziskanerkloster, gebaut 1651/1652 und im Jahre 1802 säkularisiert, sowie die dazu gehörige Klosterkirche (1662 bis 1945) sind nicht mehr vorhanden. Kloster und Kirche befanden sich zwischen Gasthausstraße und Westpromenade auf dem zum ehemaligen Zehnthof gehörenden Grundstück. Am Franziskanerplatz erinnert jetzt eine Bronzetafel daran.
Die Franziskaner in Erkelenz
Im Zuge der Gegenreform regte im Jahre 1643 der Bischof von Roermond – Erkelenz gehörte seit 1560 zum Bistum Roermond – an, in Erkelenz eine Niederlassung der Franziskaner zu gründen. Dadurch sollte die Erkelenzer Bevölkerung, deren Nachbarschaft rundrum von Irrlehren angesteckt war, durch Wort und Beispiel so erzogen werden, dass der Glaube bestärkt werde.1 Bürgermeister und Rat stimmten dem zu und so kamen 1645 einige Franziskaner aus Roermond nach Erkelenz. Sie fanden zunächst im Gasthaus Unterkunft, die Gasthauskirche war auch die Kirche der Franziskaner. Im Jahre 1651 wurde mit dem Bau eines Klosters begonnen, das schon ein Jahr später bezogen werden konnte. Etwas später, nämlich im Jahr 1656, begann der Bau der Klosterkirche, die dann im Jahre 1662 geweiht wurde.
Die traditionellen Tätigkeitsfelder der Franziskaner waren und sind die Seelsorge und die Wissenschaft. In Erkelenz widmeten sich die Fanziskaner der Seelsorge, ihre feierlichen Gottesdienste und Predigten waren beliebt. Auch erteilten sie sonntagnachmittags religiöse Unterweisungen und kümmerten sich um die Jugend, mit denen sie u.a. auch Theaterstücke aufführten.
Ihren Unterhalt bestritten die Franziskaner durch „Sammeln“ in Erkelenz, aber auch im Erkelenzer und Jülicher Land. Die Stadt Erkelenz unterstützte das Kloster, z.B. durch Brandmaterial und Kerzen. Dies alles führte dazu, dass das Kloster expandierte, so wurde 1663 ein Noviziat eingerichtet. Im Jahre 1680 lebten im Kloster 11 Patres, 4 Laienbrüder und 10 Novizen. Einer davon war der in Gangelt geborene Heinrich Thyssen, der später u.a. Theologieprofessor in Antwerpen war.
Mit der Säkularisation im Jahre 1802 wurde das Kloster aufgelöst. Die Patres verblieben überwiegend als Seelsorger im Erkelenzer Land. Die Klostergebäude wurden parzelliert und meistbietend versteigert, die Klosterkirche wurde Nebenkirche von Sankt Lambertus.2
Das Klostergebäude
150 Jahre nach Gründung des Kloster war seine Zeit vorbei, die Franzosen lösten 1802 das Kloster auf. Die Klostergebäude wurden parzelliert und meistbietend versteigert. Dadurch gab es verschiedene Eigentümer und Nutzungen, z.B. dienten Gebäudeteile als Seifensiederei oder zur Malzfabrikation. Mitte des 19. Jahrhunderts kaufte die Stadt Erkelenz die meisten Gebäudeteile und nutzte sie für schulische Zwecke, z.B. für die höhere Bürgerschule.3 Im zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude und die Kirche so stark zerstört, dass sie nicht wieder aufgebaut wurden. Auf dem Gelände sowie dem des ehemaligen Krankenhauses wurde nach dem Krieg das Gymnasium gebaut, heute ist hier die Hauptschule.
Die Antoniuskirche
Geschichte
Mit dem Bau der Klosterkirche der Franiskaner, die dem Heiligen Antonius von Padua geweiht war – im Volksmund hieß sie die „Paterskirche“ -, wurde 1656 begonnen. Bei der Grundsteinlegung waren u. a. der Ordensdefinitor für den Orden, der Vizeprobst von Aachen für das Marienstift, der Kommandant der spanischen Besatzung – Erkelenz gehörte zu der Zeit zu den Spanischen Niederlanden -, Bürgermeister, die Schöffen, der Rat und zahlreiche Bürger der Stadt anwesend. Der Bau ging zunächst schleppend voran und erst Ende des Jahres 1662 konnte die Kirche durch den Bischof von Roermond konsekriert und eingeweiht werden. Mit der Säkularisierung durch die Franzosen im Jahre 1802 wurde die Klosterkirche zur Nebenkirche von Sankt Lambertus erklärt. Dies blieb sie bis zu ihrer Zerstörung durch den Bombenangriff am 23. Februar 1945. Die Zerstörungen waren so stark, dass die Kirche nicht wieder aufgebaut wurde.
Die Kirche von außen
Die Antoniuskirche war von außen ein schlichter Saalbau in Ziegelmauerwerk, etwa 42 Meter lang und 10 Meter breit. Die Langhausseite zur Gasthausstraße hatte neun große rundbogenartige Fenster, die westlichen zwei Fenster des Einganges und der Empore im Inneren sind kürzer. Die Nordseite war fensterlos, hier war ja ein Flügel der Klosteranlage.
Zur Südseite befand sich ein rundbogiges Portal aus Haustein mit hohem Gesims, darüber eine Nische zwischen gebrochenem Giebel mit der Figur des Heiligen Franziskus.
In der Westfront gab es unten zwei Ochsenaugen-Fenster, darüber zwei Rundbogenfenster, dann nochmals ein Ochsenaugen-Fenster. Der Giebel war zweigeschossig mit großen Voluten und einem Gesims in der Mitte, darauf befand sich die Kartusche mit der Jahreszahl 1661.
Auf dem Westende des mächtigen Daches befand sich ein offener sechsseitiger Dachreiter mit glockenförmiger Haube und schlanker Spitze.4
Die Kirche von innen
Die Kirche wies eine vollkommen einheitliche Barockausstattung auf. Die Decke war als Holztonne mit eisernem Gesprenge ausgeführt; die schmalen Wandvorlagen setzten sich als Gurte in der Decke fort. Die einzelnen Felder zeigten derbe Stuckdekorationen, große Figuren von Heiligen in gemalter Umrahmung, teils als Flachreliefs, teils gemalt. Unter der Empore waren zwei Barockkartuschen mit dem spanischen Wappen und einem unbekannten Wappen. Unter den Fenstern befanden sich die Wappen der Städte des geldrischen Oberquartiers. In den beiden Westjochen mit Kreuzgewölben befand sich eine Empore mit einer großen Orgel. Zur Orgel sind Einzelheiten nicht bekannt.5
Die Ausstattung
Die Wände waren ringsherum mit einer hohen Täfelung versehen. An der Nordseite waren die Beichtstühle fest eingebaut, mit Engelsköpfen und schweren Fruchtgehängen versehen. Ebenfalls an der Nordseite befand sich die Kanzel.
Der Hochaltar zeigte ein grosses Gemälde der Kreuzigung und stammt wohl aus der Erbauungszeit der Kirche. Im Aufsatz des Altarbildes war in einem Relief ein Gemälde der Dreieinigkeit zu sehen. Die Seitenaltäre waren einfacher und zeigten die Muttergottes und den Heiligen Franziskus. Die Kommunionbank war in Pilaster- und Reliefsfelder aufgegliedert.
An den Pfeilern standen Barockfiguren von Heiligen auf großen Konsolen. In der Pfarrkirche Sankt Lambertus sind jetzt die barocken Figuren Antonius von Padua und Aloisius zu sehen. Wenige weitere Ausstattungsstücke werden außerdem im Archiv der Pfarre aufbewahrt.
Die Verglasung der Fenster (nur im Chor und auf der Südeite) erfolgte in den Jahren 1784 und 1785 mit einem grünlichen und einem rötlichen Glas und einfacher Verbleiung. Die meisten Fenster hatten groß gezeichnete geometrische Muster aus Bandwerkverschlingungen. Ein Mittelfenster zeigte ein großes Herz in der Mitte, die beiden Chorfenster große Kartuschen mit den Monogrammen Christi und Marien.
„Die Fenster gehörten durch die klare Zeichnung der Musterung und dem lichten gedämpften Ton zu den besten Erzeugnissen ihrer Art aus dem 18. Jahrhundert“, so der Kunsthistoriker Paul Clemen.6
Die Fenster wurden von Augustin Ditgens geschaffen, der um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Erkelenz als Glasmaler tätig war. Der Glasmaler Augustin Ditgens, etwa um 1730 geboren, muß vor 1757 in Erkelenz ansässig geworden sein. Woher er kam ist nicht bekannt. Auch über sein Werk ist wenig bekannt. Aus den Aufzeichnungen seiner Familie weiß man nur, daß er mit seinem Sohn Laurentius die Fenster der Paterskirche zu Erkelenz geschaffen hat, ebenso die Fenster in der Kirche des früheren Kreuzherrenklosters Hohenbusch. 7
- Siehe Band 19, Seite 49 der Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande
- Siehe Gaspers, a. a. O. Seiten 24/25
- Siehe Lennartz, a. a. O. Seite 87
- Siehe Clemen, a. a. O. Seite 293
- Siehe Clemen, a. a. O. Seite 293 und Heimatblätter Februar 1926
- Siehe Clemen, a. a. O. Seite 294
- Heinz Hermann Deussen in HK 1961, Seite 78 ff
- Text von Günther Merkens 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Kunstdenkmäler der Kreise Erkelenz, Geilenkirchen und Heinsberg. Düsseldorf, ISBN: 3-590-32112-1, 1904, Seite 292 ff ,
- Geschichte der Stadt Erkelenz . Erkelenz, 1926, Seite 24 ff ,
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 5. Josef Lennartz: Das Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Stadtgebiet Erkelenz, 1984 ,
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