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Katholische Volksschule in Bellinghoven

sonstiger Name: Elementar- und Volksschule Bellinghoven
Stichworte: Bildung
24.08.1865 bis 1968

Vorbemerkung

Bis zum Jahre 1865 gehörte der Ort Bellinghoven zum Schulbezirk Tenholt. Zu diesem Zeitpunkt mussten dort 132 Kinder in einer Klasse unterrichtet werden, die aber nur eine Raumkapazität für 100 Kinder hatte. Von diesen Kindern kamen 55 aus Bellinghoven. Um einen Neubau in Tenholt zu verhindern, überlegte der Landrat des Kreises Erkelenz, die Bellinghovener Kinder in Erkelenzer Schulen unterzubringen, die noch Aufnahmekapazitäten hatten. Die Bellinghovener Eltern sprachen sich für einen Schulneubau im eigenen Ort aus, um ihren Kindern die lange tägliche Strecke nach Erkelenz zu ersparen. Die Eltern konnten sich durchsetzen.

Geschichte

Ab dem 24. August 1865 konnten die Bellinghovener Schulkinder in einem angemieteten Gebäude im eigenen Ort unterrichtet werden. Der Erkelenzer Stadtrat entschied in seiner Sitzung am 4. September 1865, dass das angemietete Gebäude nur eine Übergangslösung sei und in Bellinghoven ein Schulneubau errichtet werden solle. Es sollte 4 Jahre dauern, bis dieser Beschluss in die Tat umgesetzt werden konnte. „Am 31. März 1869 meldete dann der Erkelenzer Bürgermeister Reinkens dem Landrat, daß der Bauplan nebst Kostenanschlag, Holzberechnung und Situationsplan für den Bau einer einklassigen Schule mit Lehrerwohnung und Nebengebäuden fertig sei.1 Der Bauplan wurde vom Landrat genehmigt. Der Bau konnte am nördlichen Rand des Dorfes, damals außerhalb der Bebauung, errichtet werden.

Bereits Ende 1870 konnte die Schule vollendet werden. Ahnlich wie in heutigen Zeiten überstiegen die tatsächlichen Kosten deutlich den Betrag des Kostenvoranschlages. Der Ratsbeschluss erfolgte 1869 auf der Grundlage von 2500 Talern, nach Bauabschluss belief sich die Bausumme auf 3345 Taler.

Der Schulbau veränderte sein Aussehen im Wesentlichen bis heute kaum. Einige Renovierungen konnten den Bau erhalten. Im Jahre 1944 musste die Schule wegen der Evakuierung des Dorfes vorläufig geschlossen werden. Nach Kriegsende konnte sie bereits im September wieder eröffnet werden. Da die Erkelenzer Schulen zerstört waren, erhielten diese Kinder in Schulen umliegender Ortschaften Unterricht, so auch in Bellinghoven. Erkelenzer Lehrer unterrichteten ihre Schüler bis 1946 dort. Als sie wieder in Erkelenz zur Schule gingen konnten, fehlte in Bellinghoven bis Mitte 1946 ein Lehrer, so dass die Bellinghovener Kinder bis zu diesem Zeitpunkt nach Erkelenz gehen mussten. Ab Mitte 1946 war wieder Unterricht im Bellinghovener Schulgebäude möglich.

Bereits ab 1959 gab es seitens der Stadt Überlegungen, einen Schulzweckverband für die Gemeinden Kückhoven und Bellinghoven zu errichten. Die Bellinghovener Kinder sollten danach nach Kückhoven gehen. Durch den Protest der Bellinghovener Eltern wurde der Plan zurückgestellt. 1963 erhielt die Schule auf dem Gelände des Schulgartens einen Spiel- und Bolzplatz mit leichtathletischen Anlagen. Das Gebäude wurde 1964 erweitert, umgebaut und renoviert. Der Eingang wurde verlegt, das Gebäude erhielt neue Fenster und Toiletten, eine Heizung und einen Gruppenraum. Gleichzeitig wurde ein Zusammenschluss der Tenholter und Bellinghovener Schule diskutiert.

Im Zuge der Schulreform in Nordrhein-Westfalen wurde schließlich die Schule in Bellinghoven 1968 geschlossen. Die Grundschüler besuchen seither die Grundschule in Kückhoven. Ab der 5. Klasse werden die weiterführenden Schulen in Erkelenz besucht.2

Heute befinden sich im Schulgebäude eine Ausbildungsstätte der Kreishandwerkerschaft und Privatwohnungen.3

Schüler

Gebaut wurde die Schule, weil die Schülerzahlen über Jahre in Aussicht stellten, dass eine einklassige Schule Bestand haben konnte. 1865 besaß Bellinghoven 55 Schülerinnen und Schüler. Die Schülerzahlen schwankten von Jahr zu Jahr. Im Jahre 1898 hatte der Schulbesuch mit nur 27 Kindern den tiefsten Wert, sonst füllten die Klasse aber immer über 30 Kinder. In der Bellinghovener Ausstellung zur 700-Jahr-Feier 2009 finden sich eine Menge Aufnahmen aus vergangenen Zeiten.

Lehrer

Während der anfänglichen Schulzeit in einer angemieteten Schule (1865 bis 1870) unterrichtete kein Lehrer, der in Bellinghoven angestellt war. Von 1865 bis 1867 übernahm ein Schulamtsaspirant (Mathias Goeres) den Unterricht, ab 1867 Karl Cüppers.4 Im Jahre 1870 wurde die erste Lehrerstelle ausgeschrieben. Lehrer Welty aus Lövenich hatte sich darauf beworben und sollte auch übernommen werden. Der weigerte sich aber plötzlich, die Stelle anzutreten. Das Schulgebäude läge zu weit außerhalb des Ortes und die Verhältnisse vor Ort seien zu unsicher. Er schrieb zu seiner Verteidigung an den Bürgermeister: „Durch die Übel, die jeder, auch der glorreichste Krieg mit sich bringt und noch mehr durch die lange Regenzeit, wodurch viele Früchte verdorben und die halbe Kartoffelernte durch Fäulnis verloren geht, wird der Winter ein sehr schlechter Gast werden, der viele böse Menschen zu Diebstählen und anderen schlechten Taten verleiten wird. Die Schule in Bellinghoven liegt nun so isoliert am Felde, ist weder durch einen Hofraum, noch durch Umzäunung des Gartens, noch durch Fensterläden vor Eindringen böser Menschen geschützt. Auch fehlt der so notwendige Brunnen nebst Pumpe.5 So blieb 1870 die Lehrerstelle zunächst vakant.

1871 wird in einem Lehrerverzeichnis Franz Peters als erster fest angestellter Lehrer in Bellinghoven genannt. Er bleibt über 20 Jahre an der Schule und wird 1895 pensioniert.

Ihm folgt bis zu seiner Versetzung nach Aachen 1903 Lehrer Gottfried Jouhsen.

© Dorfarchiv Bellinghoven | Rudolf Wahl 1950

Nach Lehrer Jouhsen wird Rudolf Wahl Lehrer in Bellinghoven und soll es mit Unterbrechung fast ein halbes Jahrhundert bleiben. Unterbrochen wurde seine Zeit durch den Militärdienst ab 1914. In der Zeit des Ersten Weltkrieges übernahm Lehrer Josef Flesch aus Tenholt zusätzlich den Unterricht in Bellinghoven. Im Jahre 1938 wird Lehrer Wahl zwar pensioniert, aber wegen Lehrermangels sofort wieder eingestellt. In der Zeit von 1945 bis 1946 unterrichten Lehrer aus Erkelenz die Kinder, da die Erkelenzer Schüler durch die Ausbombung der Erkelenzer Schulen auch in Bellinghoven untergebracht waren. 1946 unterrichtete dann wieder Rudolf Wahl nach seiner Rückkehr aus der Evakuierung in Bellinghoven. 1947 ging er endgültig in Ruhestand. Er konnte auf eine 50-jährige Lehrertätigkeit zurückblicken, wovon er 44 Jahre in Bellinghoven wirkte.

Nach kurzer Übergangszeit durch Lehrer Berger übernahm 1947 Johannes Maßen die Lehrerstelle, die er bis zur Schließung der Schule im Jahre 1968 besetzte.6

In der etwas mehr als 100-jährigen Geschichte haben nur 6 Lehrer in Bellinghoven unterrichtet, davon 2 Lehrer 20 Jahre und im Falle des Lehrers Wahl 40 Jahre und mehr. Diese 3 Lehrer haben die Schule und die Bildung in Bellinghoven geprägt.

Lehrplan einer Elementarschule

Lehrpläne für die Elementarschulen und Volksschulen, die ja in der Regel mehrere Altersstufen in einer Klasse enthielten, wurden von den Lehrern im Rahmen der vorgegebenen Richtlinien selbst geschrieben. Josef Lennartz stellt in seinem Buch „Das Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Stadtgebiet Erkelenz“ den Lehrplan des Lehrers Peters für die Schule Bellinghoven dar. Die Kinder werden in 3 Abteilungen aufgeteilt, wobei mit der „I Abt“ die älteren und mit der „II oder III Abt“ die jüngeren Schüler gemeint sind. 7

  1. Josef Lennartz, 1984, Seite 42
  2. Daten zur Zeit nach 1900 aus: Hubert Rütten und Heinz-Gerd Porten, 2009, Band 4, Seite 21 ff.
  3. aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Bellinghoven_(Erkelenz) (Stand: 04.08.2025)
  4. siehe Josef Lennartz, 1984, Seite 42
  5. Josef Lennartz, 1984, Seite 43
  6. Daten zur Zeit nach 1900 aus: Hubert Rütten und Heinz-Gerd Porten, 2009, Band 4, Seite 21 ff.
  7. Text von Wolfgang Lothmann 2025 mit freundlicher Unterstützung von Hubert Rütten für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 5, 1984. Josef Lennarz: Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Stadtgebiet Erkelenz, Seite 41 - 57
  2. Hubert Rütten, Heinz-Gerd Porten, Ausstellung vom 29.07. - 04.09.2009. 700 Jahre Bellinghoven. 2009, Band 4, Seite 21 ff.
  3. Wikipedia, Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, /wiki/Bellinghoven_(Erkelenz) (Stand: 04.08.2025)

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