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Schule in Tenholt

sonstiger Name: Elementar- und Volksschule Tenholt
Kategorien: Tenholt Schule
Stichworte: Bildung
1814 bis 1965

Vorbemerkung

Eine Schule existierte in Tenholt wohl seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Als einklassige Elementar- und Volksschule wurde sie bis zum Jahre 1965 geführt. Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten die Kinder aus Tenholt, Bellinghoven, Wahnenbusch, Commerden, Scheidt und Genehen zum Tenholter Schulbezirk. Ab etwa 1860 überstieg die Anzahl der schulpflichtigen Kinder bei weitem das Fassungsvermögen der Klasse. Also baute man in Bellinghoven eine eigene Schule, die ab 1865 Unterricht anbot.

Geschichte

Seit wann genau eine Schule in Tenholt bestand, ist nicht bekannt. Im Schulbericht von 1814 wird eine Schule in Tenholt erwähnt.1. Frau Therese Frauenrath verweist in ihrem Buch über Tenholt darauf, dass im Civilstandsregister der napoleonischen Besatzungsmacht ein Lambert Eßer als „Lehrer in Tenholt“ verzeichnet ist, der ab 1798/1799 mehrfach als Zeuge bei Eintragungen ins Register unterschrieb.2 Dies kann als Beleg dienen, dass bereits Ende des 18. Jahrhunderts Unterricht in Tenholt gegeben wurde, allerdings, wie der Schulbericht von 1814 verzeichnet, in sehr rudimentärer Form, nämlich nur Unterricht im „Buchstabieren, Lesen und Schreiben“3. Schriftlich belegt ist ein Schulgebäude in Tenholt erstmalig durch ein Bittgesuch eines Tenholter Lehrers im Jahre 1830. Er erwähnt, dass die Schule durch einen Brand zerstört wurde und Inventar und persönlicher Besitz zu Schaden kamen.

Schule 1938
Schule im Jahre 1938

Zum Ersatz der zerstörten Schule kaufte die Stadt Erkelenz 1835 ein Haus mit Stallung, Scheune und Garten, das als Schule diente. Das Haus schien für einen Schulraum mit Lehrerwohnung zu klein gewesen zu sein, denn der Landrat kündigte bereits 1840 eine Erweiterung an. Durch eine neue Lehrerwohnung sollte mehr Platz geschaffen werden. Diese Wohnung wurde ein Jahr später errichtet.

Ab dem Jahre 1858 führte der damalige Lehrer Honings eine Schulchronik, so dass seit dieser Zeit etwas genauere Zahlen zu der Schule vorliegen. Durch die große Anzahl der schulpflichtigen Kinder zu Beginn der 1860er Jahre wurden Überlegungen zu einem Neu- oder Anbau der Schule angestellt. Die Überlegungen kamen schließlich zu dem Resultat, dass in Bellinghoven eine Schule gebaut und somit dieser Ort aus dem Schulbezirk herausgenommen werden sollte. Diese Gedanken wurden 1865 in die Tat umgesetzt, so dass ein Bau in Tenholt verhindert werden konnte.

Im Jahre 1908 wurde die Schule umgebaut. Zur Erweiterung der Lehrerwohnung stockte man das Gebäude auf. In dieser Form überstand es die beiden großen Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Nach Auflösung der Schule 1965 wurde das Gebäude 1972 an eine Tenholter Familie verkauft.

Schüler

Genaue Zahlen, wie viele Schülerinnen und Schüler die Schule besuchten, gibt es nicht. Erst Lehrer Honings, der die Schulchronik einführte, hat Schulfakten festgehalten. So weiß man, dass in der Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen 80 und 132 Kindern in einem Raum unterrichtet wurden, weil nun die Kinder aus Genehen, Scheidt und Commerden die Tenholter Schule besuchen mussten. Diese gehörten zwar offiziell zum Tenholter Schulbezirk, gingen aber bis zu diesem Zeitpunkt wegen des kürzeren Weges größtenteils nach Granterath zur Schule. Mit dem Höchststand an Kindern 1865 entschloss sich die Stadt, den Kindern aus Bellinghoven einen Schulraum im eigenen Dorf einzurichten. Nach Abzug der Bellinghovener Kinder besuchten in der Folgezeit zwischen 50 und 80 Kinder die Schule. Von 1929 bis 1935 konnten 2 Klassen eingerichtet werden, eine Erleichterung der Lehr- und Lernbedingungen für Schüler und Lehrer. Die Schülerzahl sank nach den Zweiten Weltkrieg. Bei der Schließung der Schule im Jahre 1965 erhielten noch 50 Mädchen und Jungen Unterricht in Tenholt.

Lehrer

In den gut 150 Jahren Schulexistenz unterrichteten 13 Lehrer die Tenholter Schulkinder. Lehrerinnen wurden nicht eingestellt. Zeitweilig durften Aushilfskräfte aus dem Dorf oder aus Erkelenz den Handarbeitsunterricht für die Mädchen übernehmen. Zwei Lehrer arbeiteten nahezu ihr ganzes Berufsleben in Tenholt. Dies waren Arnold Honings von 1858 bis 1896 (38 Jahre) und Josef Flesch von 1914 bis 1957 (43 Jahre).

Arnold Honings

© Heimatverein Erkelenz | Arnold Honings

In die Zeit von Lehrer Honings fiel der Bau der Bellinghovener Schule, weil zu viele Kinder in Tenholt in einem zu kleinen Klassenraum unterrichtet wurden. Er war auch derjenige, der eine Schulchronik anlegte, in der Schul- und Dorfangelegenheiten niedergeschrieben wurden4. Er sorgte zudem dafür, dass das alte Kreuz über dem Eingang der Vorgängerkirche an der Frontseite des Schulhauses aufgehängt wurde, wo es auch heute noch hängt. Für seine Verdienste erhielt er bei seiner Entlassung nach insgesamt 46 Dienstjahren den „Adler der Inhaber des Königl. Hausordens von Hohenzollern“.

Josef Flesch

Josef Flesch wirkte noch länger in Tenholt als Arnold Honings, nämlich 42 Jahre. Er überstand in seiner Schule zwei Weltkriege. In seine Zeit fiel die kurzzeitige Aufteilung der Schule in 2 Klassen von 1929 bis 1935.

© Heimatverein Erkelenz | Lehrer Flesch

Lehrergeschichten

Lehrer Maximilian Sauer erlebte 1830 den Brand der Schule, der nahezu vollständig die Unterrichtsmaterialien und sein persönliches Hab und Gut vernichtete. Zur Unterstützung seiner Entschädigungszahlung berichtete die Regierung in Aachen, dass er teilweise gelähmt war und ohne Armkrücke nicht gehen konnte.5 Trotz der Behinderung zähle er „zu den fleißigsten Lehrern des Kreises Erkelenz“, lobte ihn die Regierungsstelle. Gleichzeitig schien der Regierung aber aufgefallen zu sein, dass Maximilian Sauer keine Lehrerausbildung hatte. Denn er wurde nach 20 Jahren Lehrertätigkeit in Tenholt aufgefordert, die Lehrerprüfung abzulegen.

Lehrer Friedrich Beck muss sehr streng gewesen sein. Auf seinen Nachnamen reimten die Schüler „Steck“, was im Hochdeutschen „Stock“ bedeutet.

Die Daten der Lehrer finden Sie in folgender Tabelle.6

ZeitraumLehrerZeitraumLehrer
etwa 1798 – 1819Lambrecht Eßer1821 – 1841Maximilian Sauer
1845 – 1855Wilhelm Stein1855 – 1858Heinrich Jakobs
1858 – 1896Arnold Honings1896Josef Stark
1897Matthias Bongartz1897 – 1909Friedrich Beck
1909 – 1914Jakob Dörenkamp1914 – 1957Josef Flesch
1929 – 1932Josef Dahmen (Zweitlehrer)1932 – 1935Wilhelm Werner (Zweitlehrer)
1957 – 1965Christian Pokorny
Die Tabelle wertet die Aufzeichnungen des Bandes 5 und 8 der Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande aus.
  1. Josef Lennartz, a. a. O., Seite 245
  2. siehe Therese Frauenrath, a. a. O., Seite 201 f.
  3. Lennartz, a. a. O., Seite 245
  4. siehe Frauenrath, a. a. O., Seite 207
  5. siehe Lennartz, a. a. O. Seite 246
  6. Text von Wolfgang Lothmann 2025 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 5, 1984. Josef Lennartz: Das Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Stadtgebiet Erkelenz. Seite 245 - 250
  2. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 8, 1987. Therese Frauenrath: Tenholt - ein Dorf im Erkelenzer Land. Kapitel 6 "Schule und Lehrer", Seite 201 ff.

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