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Die Orgeln in Sankt Lambertus Erkelenz

Geschichte

Bereits im 15. Jahrhundert besaß die Lambertuskirche eine Orgel, obwohl man nichts Genaues zum Instrument sagen kann. Immerhin wird im Jahre 1467 ein Lehrer und Organist Kirstgens erwähnt, der das Vorhandensein einer Orgel belegt. Mathias Baux hält in seiner Chronik einen Neubau einer Orgel vom Orgelmeister Johann von Roermond im Jahr 1497 fest. Sie stand am Turm.

© Pfarrarchiv Erkelenz | Schad-Orgel vor 1899

1631 wird in der „Aacher Chronick“ des Dr. Johannes Noppius vom Neubau einer Orgel in Erkelenz durch den Orgelbauer Johann Schade berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war Cornelius Burgh Organist in Erkelenz.1 Bis 1904 erklang die Orgel in der Kirche. Sie musste in dieser Zeit mehrmals überholt werden und wurde 1899 von der Empore auf den Boden am Ende des nördlichen Seitenschiffes gesetzt. Ausgerechnet während der Exequien für den verstorbenen Organisten Peter Joseph Hilberath gab sie 1904 keinen Ton mehr von sich.

Da schon Ende des 19. Jahrhunderts offensichtlich war, dass die alte Orgel irgendwann nicht mehr funktionieren würde, gründete die Pfarrgemeinde 1886 einen Orgelbauverein. Nachdem die alte Orgel dann defekt war, bekam Johannes Klais aus Bonn den Auftrag zu einer großen Orgel, die 1907 eingeweiht wurde. Diese war eine dreimanuale Orgel mit 44 Registern und pneumatischer Traktur. Sie entsprach in ganzem Maße der Technik der Zeit. Im 2. Weltkrieg wurde diese Orgel bei der Bombardierung der Kirche mit zerstört.

1949 wurde auf Betreiben von Dechant Leopold Wiggers eine Interimsorgel von Romanus Seifert aus Kevelaer angeschafft. Sie stand zunächst in der noch feuchten Krypta. Nachdem der Chor fertiggestellt war, wurde sie dort auf die Empore an der Nordseite gestellt. Einige Jahre nach Fertigstellung des Kirchenschiffes stellte man sie dann auf den Boden des Chores, denn die Empore wurde wieder entfernt. Vor der Installierung der folgenden Oberlinger Orgel hat die Pfarre sie nach Herz Jesu Rheydt verkauft.

© Pfarrarchiv St. Lambertus Erkelenz | Interimsorgel von 1949

Mit dieser Orgel konnte die Pfarrgemeinde nicht recht warm werden. Bereits Anfang der 1960er Jahre wurde der Ruf nach einer neuen Orgel laut. Die Firmen Klais aus Bonn, Seifert aus Kevelaer und Verschueren aus Heythuysen (Niederlande) wurden beauftragt, Pläne für eine Orgel auf eine zu bauende Westempore einzureichen. Ein Neubau wurde aber zunächst nicht angestrebt. Im Jahre 1974 regte der Kirchenchor die Gründung eines Orgelbauvereins an und lieferte einen finanziellen Beitrag zu einer neuen Orgel.2 Zur Herbstkirmes wurde das Interesse der Bevölkerung durch eine von der Stadt organisierte Orgelausstellung nachhaltig geweckt. Oberpfarrer Hans Walter Bosch unterstützte einen Neubau nach Kräften, so dass schließlich nach etlichen Besichtigungen und Klangproben von Orgeln sechs Orgelbauer aufgefordert wurden, einen Kostenvoranschlag einzureichen. Den Auftrag erhielt die Orgelbauwerkstatt Gebrüder Oberlinger aus Windesheim. Am 10. November 1979 wurde die Orgel mit 53 Registern, die auf Hauptwerk, Schwellwerk, Spanischem Werk, Brustwerk und Pedal verteilt waren, eingeweiht. Sie bekam ihren Platz an der Nordseite des Chores vor dem großen Fenster.

© Wolfgang Lothmann | Klais-Orgel

Zu Beginn der 2010er Jahre hätte die Oberlinger Orgel gründlich renoviert werden müssen, was sehr teuer geworden wäre. Nach reiflichen Überlegungen beschloss der Orgelbauverein, eine neue Orgel in Auftrag zu geben, die von Spendengeldern finanziert werden sollte. 2011 wurde Martin Scholz aus Mönchengladbach mit dem Bau einer neuen Orgel beauftragt. Sie sollte wieder vor der Turmhalle der Westwand stehen. Die Oberlinger Orgel wurde bereits 2012 abgebaut und an die Gemeinde Saint Nicholas im belgischen La-Roche-en-Ardenne verkauft, wo sie mit reduzierter Registerzahl wiederaufgebaut wurde.

Als dauerhafte Chororgel baute man 2013 die alte Klais-Orgel aus Sankt Martinus Borschemich auf der Nordseite des Chores auf. Diese aus dem Jahre 1911 stammende Orgel konnte nicht mit in die neue Martinus-Kapelle in Borschemich (neu) umziehen.

In folgendem Youtube kann man den Klang der Orgel bewundern. Kantor Stefan Emanuel Knauer spielt das Scherzo g-Moll op. 49, 2 von Marco Enrico Bossi (1861-1925).
Youtube-Video

Der Wunsch nach einer neuen Kirchenorgel wurde am Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts laut. Im Jahre 2009 gründete sich ein Orgelbauverein Sankt Lambertus Erkelenz e. V., der nach Möglichkeiten suchte, die Orgel-Situation in der Kirche zu verbessern. Drei international renommierte Fachfirmen rieten zu einem Neubau einer Orgel. Nach Durchsicht mehrerer Entwürfe und nach Besichtigungen verschiedener Orgeln empfehl der Orgelbauverein dem Kirchenvorstand, die neue Orgel von der Firma Scholz Mönchengladbach bauen zu lassen. Die Kosten sollten durch Spenden erbracht werden. Durch mehrere Aktionen in der Stadt und der Kirchengemeinde konnten bereits 2015 80 % der Gesamtkosten erbracht werden und der Neubau beginnen. Dazu errichtete man 2015 eine Empore für die neue Hauptorgel in der Kirchenvorhalle. Im Jahre 2021 begannen dann die Aufbauarbeiten der Orgel. „Mit 55 Registern, verteilt auf vier Manuale und Pedal und insgesamt 3200 Pfeifen werde das Instrument auch hohen Konzertansprüchen gerecht, sind Orgelbauer und Kantor überzeugt, die als Besonderheiten ein Röhrenglockenspiel, Glockenspiel, Zimbelstern und Spanische Trompeten im Solowerk hervorheben.“3 In einem feierlichen Festhochamt konnte die neue Orgel am 07. August 2022 eingeweiht werden. Sie kostete insgesamt 1,3 Millionen Euro. Das Geld stammt ausschließlich aus Spenden von Institutionen und aus der Bevölkerung.

Daten

Klais-Orgel

44 Register auf drei Manuale und Pedal. Manualumfang: C – g“‘, Pedalumfang: C – f‘. Register- und Jalousieschweller als Balanciertritte. Pneumatische Kegelladen-Fraktur.

Seifert-Orgel

18 Register für zwei Manuale und ein Pedal. Manualumfang: C – g“‘, Pedalumfang: C – f‘. Elektrische Traktur.

Oberlinger Orgel

53 Register auf Hauptwerk, Spanisches Werk, Schwellwerk, Brustwerk und Pedalwerk verteilt. Manualumfang: C – g“‘, Pedalumfang: C – f‘. Mechanische Spiel- und Registertraktur. Setzeranlage.

Klais-Orgel aus Sankt Martinus

16 Register für zwei Manuale und Pedal. Manualumfang: C – g“‘, Pedalumfang: C – d‘. II. Pneumatische Traktur.4

Scholz-Orgel

55 Register für 4 Manuale und Pedal. Manualumfang (Positiv, Hauptwerk, Schwellwerk, Solowerk): C – a“‘, Pedalumfang: C – g‘. Mechanische Spieltraktur und Setzeranlage (Doppeltraktur).5 6

  1. siehe Festschrift zur Einweihung der Oberlinger Orgel, a. a. O., Seite 13
  2. Siehe Hans Hilberath, a. a. O., Seite 114
  3. Angelika Hahn, a. a. O.
  4. siehe Hans Hilberath, a. a. O., Seite 111 ff.
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/St.Lambertus(Erkelenz)#Orgeln (Stand: 12.2021)
  6. Text von Wolfgang Lothmann 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 7, 1984. Hans Hilberath: Glocken und Orgeln des Stadtgebietes Erkelenz
  2. Pfarre Sankt Lambertus Erkelenz (Hrsg.), Orgelweihe in Sankt Lambertus Erkelenz 10.2.1979 (Festschrift). Erkelenz, 1979
  3. RP Digital GmbH (Hrsg.), Rheinische Post online. https://rp-online.de/, 13.12.2021. Angelika Hahn: Der Aufbau der neuen Orgel hat begonnen. (Stand: 12.2021)
  4. Wikipedia, Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, https://de.wikipedia.org/wiki/St._Lambertus_(Erkelenz)#Orgeln (Stand: 12.2021)
  5. Orgelbauverein St. Lambertus e. V. (Hrsg.), Eine Sinfonie aus Farbe, Form und Klang. Die neue Hauptorgel der Pfarrkirche St. Lambertus Erkelenz. 2022

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    Cornelius Burgh

    War ein Organist, Jurist und Komponist im 17. Jahrhundert, überwiegend in Erkelenz lebend MEHR

    k.A. 1590 bis 1638 Person
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