Geschichte
Gründung
Der Dachdeckermeister Franz Schüller aus Keyenberg beschäftigte im Jahr 1885 zur Aushilfe einen Gesellen namens Velten, der Musiker war und auf dessen Initiative die Gründung des St. Josephs Musikvereins Keyenberg zurückzuführen ist. Er hatte 6 Männer gefunden, die gemeinsam mit ihm an den langen Winterabenden musizierten. Es waren dies die Keyenberger August Schüller, Franz Schüller, Heinrich Dahmen, Leo Behren, Wilhelm Jansen und Franz Zimmermann. Sie spielten ausschließlich auf Blasinstrumenten.
Durch intensives Proben war es ihnen möglich, schon im folgenden Jahr – 1886 – die Fronleichnamsprozession mit Musik zu begleiten. Bereits im Sommer desselben Jahres schlossen sich weitere 6 Musikfreudige an, so dass man am 8. November 1886 offiziell den Musikverein gründen konnte. An diesem Tag wurden auch die ersten ,,Statuten“ beschlossen. Es ist leider nicht mehr feststellbar, welches Mitglied damals die Vereinsleitung hatte. Mit diesen ,,Statuten“, die am 23. Juli 1909 neu gefasst wurden und auch heute noch gelten, wurde dem Verein der Name ,,St. Josephs Musikverein Keyenberg“ gegeben.
Eine Abschrift der Statuten wurde dem damaligen Bürgermeister des Bürgermeisteramtes Keyenberg, Herrn Schnitzler, übergeben, der sie am 16. Oktober 1909 genehmigte. Die Statuten sind unterzeichnet vom Vorsitzenden Konrad Franken, Rendanten Franz Schüller und Buchführer Theodor Carsten.
Zweck des Vereins
Im § 1 der Statuten ist die Aufgabe des St. Josephs Musikvereins klar herausgestellt. Er lautet:
,,Zweck des Vereins ist musikalische Ausbildung, gemeinsame Unterhaltung und zur höchsten Ehre Gottes musikalische Begleitung bei kirchlichen Feierlichkeiten, wenn die Mitwirkung des Vereins erwünscht wird.“
Weltkriege
Durch den 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 wurde der Verein erstmals hart getroffen. Die Mitglieder Konrad Franken, Franz Franken, Franz Schmitz, Reiner Schuller und Josef Mevißen wurden zum Heer eingezogen. Die beiden Mitglieder Franz Franken und Josef Mevißen kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück .
Nach Beendigung des Weltkrieges kamen die Mitglieder erstmals wieder im Jahr 1923 zusammen, um den Verein wieder zu aktivieren.
Bei der Generalversammlung am 18. März 1923 legte der bisherige Vorsitzende, Konrad Franken, aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. Zum neuen Dirigenten wurde in dieser Generalversammlung Franz Schmitz aus Berverath gewählt.
Auch vom 2. Weltkrieg, der 1939 ausbrach, wurde der Verein wieder hart getroffen. Dadurch, dass mehrere Mitglieder zur Wehrmacht einberufen wurden, war der Verein nicht mehr in der Lage, mit eigenen Kräften zu musizieren. Es mussten daher Musiker aus anderen Ortschaften um Hilfe gebeten werden. Da es sich bei dem Verein um einen christlichen Verein handelte, wurden ihm im Dritten Reich erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Es kam soweit, dass angeblich wegen der Luftgefahr öffentliche Prozessionen verboten wurden. Während des Einmarsches der amerikanischen Truppen hatte der Vorsitzende Franz Schmitz die vorhandenen Instrumente und Noten vergraben. Sie haben den Krieg überlebt und konnten nach Beendigung des Krieges wieder wohlbehalten ans Tageslicht befördert werden.
Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg
Nach dem Krieg hieß es nun wieder den Verein neu aufzubauen und weitere Musikfreudige zu gewinnen. Der Verein fand im Laufe der Jahre viel Zuspruch und bestand im Jahr 1953 bereits wieder aus 15 Musikern.
Im Jahr 1953 konnte der damalige Vorsitzende und Dirigent Franz Schmitz auf seine 50-jährige Vereinsmitgliedschaft zurückblicken. Nach 61-jähriger Mitgliedschaft verstarb er am 15. Januar 1964. Während der 41-jährigen Tätigkeit als Vorsitzender und Dirigent hat er sich große Verdienste um den Musikverein erworben. Franz Schmitz hat den Verein in all den Jahren – und vor allem in den Kriegsjahren – sicher geführt. Viele Jahre fanden die Proben des Vereins in seiner Wohnung statt. Er war ein vorbildlicher Kamerad, voller Pflichtbewusstsein und Pflichterfüllung. Manche Stunde seiner Freizeit hat er für die Ausbildung neuer Mitglieder geopfert. Unter seiner Leitung wurde der Verein in der gesamten Umgebung bekannt.
Neuer Vorsitzender wurde sein Sohn Toni Schmitz, der auch vorübergehend das Dirigat übernahm. Von 1967 bis 1970 wurde der Verein von Heinrich Schwiers aus Rheydt dirigiert. Von 1971 bis 1997 übernahm Josef Obers aus Körrenzig das Dirigat; ihm folgte anschließend bis heute Hans Himmels aus Erkelenz.
Das Amt des Vorsitzenden übte von 1964 bis 1972/1976 Toni Schmitz aus; ihm folgte von 1977 bis 1982 Heinrich Weynen. Heinz Laumanns stand dem Verein von 1982 bis zu seinem frühen Tod im Alter von 56 Jahren am 11. Februar 2005 als Vorsitzender vor. Seinem unermüdlichen Einsatz ist es besonders zu verdanken, dass die jährliche Karnevalssitzung des Vereins jahrelang mit großem Erfolg veranstaltet wurde.
Außerdem war es sein ständiges Bemühen, den Verein in Harmonie zusammenzuhalten, was in der heutigen Zeit nicht immer einfach ist, ihm aber bis zu seinem Tod ausnahmslos gelungen ist. In den letzten Jahren vor seinem Tod übte er neben dem Amt des Vorsitzenden auch das Amt des Geschäftsführers aus.
Seit dem Tod von Heinz Laumanns im Jahr 2005 ist Frank Knur Vorsitzender und 2. Geschäftsführer.
Am 1. Januar 1976 trat der St. Josephs Musikverein dem Deutschen Volksmusikerbund bei. Die 90-Jahrfeier fand vom 30. April 1976 bis 3. Mai 1976 zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Keyenberg, die ihr 75-jähriges Bestehen feiern konnte, statt.
Verleihung der Pro Musica-Plakette 1986
Am 25. Mai 1986 wurde dem St. Josephs Musikverein Keyenberg in einer Feierstunde anlasslich der Verleihung der Zelter- und Pro Musica-Plakette im Theater- und Konzerthaus in Solingen die Pro Musica-Plakette verliehen. Mit dieser hohen staatlichen Auszeichnung deren symbolische Verleihung am 9. Marz in Darmstadt durch den damaligen Bundespräsidenten, Richard von Weizacker, stattfand, werden Chöre mit der Zelter-Plakette und lnstrumentalvereine mit der Pro Musica-Plakette für die in langjährigem, 100-jährigem Wirken erworbenen Verdienste um die Pflege des instrumentalen Musizierens (Singens) und damit um die Förderung des kulturellen Lebens ausgezeichnet.
Ein Hohepunkt im Vereinsleben des St. Josephs Musikvereins waren die Feierlichkeiten anlasslich des 100-jahrigen Bestehens vom 4. bis 6. Juli 1986. Die Schirmherrschaft hatte der Erkelenzer Bürgermeister Willy Stein übernommen.
Das Jubiläum begann am Freitagabend mit einem Festzug durch den Ort mit dem Tambourcorps Jüchen, dem Musikverein Klinkum, dem Jubiläumsverein und den Ortsvereinen. Ein Highlight war ein ,,Bunter Abend“ im Festzelt mit der Original Kapelle Egerland unter der Leitung von Conny Dellner mit Gesangseinlagen von Uschi und dem Egerland-Duo. Am Samstag folgte ein großer Tanz-Abend mit dem 7 Mann Tanz- und Show-Orchester ,,STAR-BAND „. Der Sonntag begann mit einer hl. Messe für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des Vereins, danach fand die Gefallenenehrung statt. Im Festzelt folgte ein Festkommers mit der Werkskapelle der Fa. Wirth, Erkelenz, bei dem auch Gratulationen ausgesprochen und Ehrungen durchgeführt wurden. Höhepunkt war am Sonntagnachmittag der große Festzug mit vielen auswärtigen und einheimischen Vereinen. Das Jubiläumsfest endete anschließend mit einem Konzert im Festzelt.
Der St. Josephs Musikverein Keyenberg besteht zur Zeit (2013) aus 20 aktiven Musikern und vier Nachwuchskräften. Er ist bei allen kirchlichen und weltlichen Festen und Feierlichkeiten in Keyenberg, Unter- und Oberwestrich und Berverath stets zur Stelle. Man kann wohl berechtigt sagen, dass der St. Josephs Musikverein ein fest im kulturellen Leben Keyenbergs verwurzelter Musikverein ist, und hoffen, dass er noch viele Jahre zur Freude der Menschen und zur höchsten Ehre Gottes musizieren wird.1
Ein Beispiel für den Einsatz des Sankt Josephs-Musikvereins in der Gemeinde Keyenberg zeigt folgendes Video vom Ehrengedenken am Kirmessonntag 2019, dem letzten Schützenfest im alten Dorf:2
- Pfarrkirche und Gemeinde Heilig-Kreuz in Keyenberg von 714 bis 2014. Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e. V. Band 28, Neustadt an der Aisch, ISBN: 978-3-9815182-5-2, 2014, Seite 186 - 193 ,
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