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Mundart in Erkelenz

sonstiger Name: Beschreibung des Dialektes
Stichworte: Dialekt Sprache
bis 2023

Vorbemerkung

Mundart wird allgemein nur noch wenig gesprochen. Während sie noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg zur vorwiegenden Kommunikationssprache in den Familien gehörte und Hochdeutsch als „Schul“-Sprache empfunden wurde, hat sich die Sprachverwendung heute grundlegend geändert. Mundart sprechen nur noch wenige, meist alte Leute. In Schulen werden Arbeitsgemeinschaften gebildet, die den Kindern die örtliche Mundart nahe legen. Dies kann aber nur dort geschehen, wo es noch Lehrerinnen und Lehrer gibt, die selbst die Mundart beherrschen. Dieser Artikel beschreibt, auf welchen Grundlagen unsere Erkelenzer Mundart basiert, und liefert vor allem auch Beispiele für das „Plattdeutsch“ im Erkelenzer Raum.

Der Arbeitskreisleiter „Mundart“ des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e. V., Theo Schläger, hat unzählige Beispiele der Erkelenzer Mundart, genauer gesagt der Lövenich/Katzemer Mundart, in Form von Gedichten, Geschichten und Liedern veröffentlicht. Die Beispiele am Schluss stammen aus seinen Veröffentlichungen.

Einordnung der Erkelenzer Mundart

© Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported | LVR | Suedniederfränkisches Sprachgebiet
Quelle: https://de.wikipedia.org /wiki/Niederfränkisch

Die Mundart in unserem Gebiet basiert auf der Sprache unserer germanischen Vorfahren, im Fall von Erkelenz auf der Sprache der Franken. Erkelenz liegt an der Grenze zweier Sprachgebiete, die, vereinfacht gesagt, das Hochdeutsche vom Niederdeutschen trennt. Man nennt diese Linie die Benrather Linie. (Trennlinie zwischen grüner und oranger Fläche auf der Sprachkarte. Grün bezeichnet das ripuarische oder nordmittelfränkische, orange das südniederfränkische Sprachgebiet.) Die Sprache der Menschen nördlich dieser Linie haben die 2. Lautverschiebung zum großen Teil nicht mitgemacht.

Man kann sich vorstellen, dass gerade an der Grenze einer solchen Linie die Sprachentwicklung nicht einheitlich verlief. Georg Schuwirth1 spricht davon, dass die Erkelenzer Mundart eher als „Mischmundart“ zu verstehen ist. Und in der Tat lassen sich unzählige Beispiele finden, die beiden Sprachgebieten zuzuordnen sind. Sprachwissenschaftler ordnen die Erkelenzer Sprache dem südniederfränkischen Sprachgebiet zu (oranges Gebiet auf der Sprachkarte). Diese Gegend zwischen der Ürdinger und Benrather Sprachlinie gilt, wieder vereinfacht gesagt, als Übergangssprachgebiet vom Hochdeutschen zum Niederdeutschen. Für die Erkelenzer Mundart gelten im Wesentlichen die folgende Merkmale.

Südniederfränkische Einflüsse

Verena Krautwald beschreibt auf dem Internetportal „dat Portal“ des Landschaftsverbandes Rheinland folgende typische Kennzeichen2:

  • Die 2. Lautverschiebung wurde nicht mitgemacht, so dass die Konsonaten (Mitlaute) *p, *t, *k erhalten bleiben und nicht zu *pf/f, *z/tz, *kx werden. So heißt „Wasser“ „Water“, „machen“ „maken“, „Pferd“ „Päed“ und so weiter.
  • Im Südniederfränkischen wurde die Lautfolge ks geneuert: sie wurde im Wortinneren und am Wortende zu s vereinfacht, zum Beispiel wasen ‚wachsen‘ und fos ‚Fuchs‘.3

Ripuarische Einflüsse

  • Sowohl am Wortanfang als auch im Wortinneren wird das „g“ zu einem „j“, was eigentlich ein typisches Kennzeichen der ripuarischen Sprachverwendung ist. Man sagt nicht „Geschichte“, sondern „Jeschichte“, „Bürjermeister“ statt „Bürgermeister“.4
  • Die Erkelenzer haben eine Vorliebe für die Diphtongierung. Dabei wird ein Vokal in einen Doppellaut umgewandelt. Man sagt „lä:ese“ statt „lesen“, „hü:ere“ statt „hören“, „Zo:et“ statt „Sorte“.5
  • Andererseits werden auch Diphtonge zu einem Vokal. Man sagt statt „auch“ „och“, statt „gelaufen“ „gelopen“, statt „Bein“ „Been“ usw.6
  • In Anklang an die ripuarische Sprechweise ändert man auch den Vokal „u“ häufig zu einem langen „o“, so in „joot“ für „gut“, „Bloot“ für „Blut“ usw.7
  • Das gleiche gilt für die Verwendung der Laute „ng, „nk“ oder „k“ für ein „n“, ein t“ oder „nt (Rheinische Velarisierung).8 Beispiele sind „Kengk“ für „Kind„, „Wenk“ für „Wind„, „ming“ für „mein“ usw.

Diese wenigen Beispiele sind Belege für die Grenzstellung der Erkelenzer Mundart. Letztlich ist es dem Mundartsprecher egal, wie er eingeordnet wird. Er spricht, wie er es von seinen Vorfahren gelernt hat und passt Wortneuschöpfungen so der Mundart an, wie er glaubt, dass es richtig ist. Wer sich näher über die Erkelenzer Mundart informieren möchte, dem sei Band 6 der Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande empfohlen. Georg Schuwirth hat hier in einem Wörterbuch viele Begriffe der Erkelenzer Mundart festgehalten. Auch der Landschaftsverband Rheinland beschäftigt sich mit der Mundart unserer Gegend auf dem Internetportal dat Portal. Hier findet man neben Beispielen auch interessante Artikel zur Entstehung der hiesigen Mundart.

Beispiele

Im Folgenden finden Sie Beispiele der Erkelenzer Mundart, die samt und sonders aus der Feder des oben bereits erwähnten Theo Schlägers stammen.

Um einen Eindruck vom Sprachklang zu bekommen, folgen ausschließlich vertonte Beispiele, zuerst Kinderlieder, die auf der CD „Suat e Ääpke op et Treppke“ des Heimatvereins der Erkelenzer Lande erschienen sind und die der Historische Verein Wegberg auf seiner Youtube-Seite veröffentlichte. Diese Seite, die von Hermann-Josef Heinen aufbereitet wurde, wird hier gezeigt. Hier finden Sie hier alle Lieder der CD. Dazu muss man auf das Sandwitch in der oberen rechten Ecke klicken.
Es folgen weitere Sprachbeispiele samt Übersetzung. Die Beispiele geben oft auch einen Einblick in das frühere kulturelle Leben im Erkelenzer Raum.

Lieder

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Suat e Ääpke op et Treppke
YouTube

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Du ming Stadt

Gedichte und Geschichten

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Düstere Stroote
Hervs
Wie ech en de Schöll kuam
Sankt Martin
Zenter Kloos
9
  1. siehe Georg Schuwirth, a. a. O., Seite II
  2. siehe https://dat-portal.lvr.de/orte/dialektkarten/einteilungskarten/suedniederfraenkisch-zuidnederfrankisch (Stand: 12.2023)
  3. https://dat-portal.lvr.de/orte/dialektkarten/einteilungskarten/suedniederfraenkisch-zuidnederfrankisch (Stand: 12.2023)
  4. siehe https://dat-portal.lvr.de/themen/dialekte/einzelne-dialekte/erkelenz (Stand: 12.2023)
  5. siehe Georg Schuwirth, a. a. O., Seite II
  6. siehe https://dat-portal.lvr.de/themen/dialekte/einzelne-dialekte/erkelenz (Stand: 12.2023)
  7. siehe https://dat-portal.lvr.de/themen/dialekte/einzelne-dialekte/erkelenz (Stand: 12.2023)
  8. siehe https://dat-portal.lvr.de/themen/dialekte/einzelne-dialekte/erkelenz (Stand: 12.2023)
  9. Text von Wolfgang Lothmann 2023 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V., Musik und Texte von Theo Schläger. Die dargestellten Beispiele sind auf den im Heimatverein der Erkelenzer Lande erhältlichen CDs „Suat e Ääpke op et Treppke“ und „MundART 1 und 2“ enthalten.
  1. Landschaftsverband Rheinland (Hrsg), Dat Portal. So spricht das Rheinland. Internetseite. https://dat-portal.lvr.de, /orte/dialektkarten/einteilungskarten/suedniederfraenkisch-zuidnederfrankisch
  2. Landschaftsverband Rheinland (Hrsg), Dat Portal. So spricht das Rheinland. Internetseite. https://dat-portal.lvr.de, /themen/dialekte/einzelne-dialekte/erkelenz
  3. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 6. 1983. Georg Schuwirth: Wörterbuch der Erkelenzer Mundart
  4. Theo Schläger, Suat e Ääpke op et Treppke. Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. (Hrsg.): Liederbuch mit CD, 2012
  5. Theo Schläger, MundART. Die Kunst Platt te kalle 1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. (Hrsg.): Eine Sammlung von Geschichten, Liedern und Gedichten auf Erkelenzer Platt. CD, Erkelenz, 2007
  6. Theo Schläger u. a., MundART. Die Kunst Platt te Kalle. Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. (Hrsg.): Geschichten, Lieder und Gedichte auf Erkelenzer, Wassenberg und Wegberger Platt. CD 2., Erkelenz, 2011

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