Kurze Vita
Matthias Claessen wurde in Keyenberg 1677 geboren. Er war hier von 1701 bis zu seinem Tode 1734 Pfarrer der Kirchengemeinde.
Hintergrund der PLEKTRUDISSAGE
Er schrieb um 1720 eine Geschichte über die Herrlichkeit und Pfarre Keyenberg in das Lagerbuch der Kirche. Diese Geschichte enthält die angeblich nachweisliche Entstehung Keyenbergs durch Plektrudis im Jahre 716 nach Christus. Pfarrer Claessen habe diese Geschichte einer alten Handschrift im Kreuzherrenkloster Hohenbusch bei Erkelenz entnommen. Nach dieser Schrift habe Plektrudis dem freiweltlichen Stift Maria im Kapitol in Köln unter anderem „Keyenborgh“ geschenkt, wo sie noch zu Lebzeiten ihres Mannes Pippin II. von Herstal (also vor 714 n. Chr.) eine Kirche erbauen ließ, die 716 zur Pfarrkirche der ganzen Herrlichkeit erhöht und dem Heiligen Kreuz gewidmet wurde1. Zum weiteren Beleg der Stiftung durch Plektrudis nennt Pfarrer Claessen die Reliquien, die Plektrudis gestiftet haben soll. Als wichtigen Beitrag der Stiftung erwähnt er zudem: „An der Kirche wurden für die Pfarre ein Seelsorger oder Pastor aus den Reihen der Kanoniker des Stiftes Maria im Kapitol und drei Vikare als Nichtkanoniker eingestellt. So sollte es für alle Zeiten gehalten werden.“2 Die Priester haben nach den Aufzeichnungen bis ins 13. Jahrhundert gemeinsam in der Pastorat gewohnt. Ein Brand, dem sowohl Pastorat als auch Kirche in dieser Zeit zum Opfer fielen, löste die Gemeinschaft auf. Pfarrer Claessen zählt dann die zur Herrlichkeit Keyenbergs gehörenden Ortschaften auf. Es sind 16 in einem Umkreis von etwa 15 km, hauptsächlich östlich und südlich von Keyenberg gelegen. Pfarrer Claessen beklagt, dass nach dem Brand und durch sittlichen Verfall die Herrlichkeit auseinandergefallen sei. Dem Pfarrer von Keyenberg blieb nur das Recht, den Rektor von Borschemich einzusetzen.3
Karl L. Mackes weist auf den Widerspruch der in der Schrift stehenden Ereignisse und Fakten zu den historischen Gegebenheiten hin. So war das Stift Maria im Kapitol zu dieser Zeit in Keyenberg und Borschemich noch nicht begütert. Das Gebiet gehörte bis 1222 zum Besitz der Abtei Prüm. Einige Pfarren der sogenannten Herrlichkeit waren im 13. Jahrhundert nachweislich eigenständige Pfarreien. Er vermutet, dass Pfarrer Claessen durch diese Legende das Kollations- und Investiturrecht4 in Borschemich, um das sich um diese Zeit gestritten wurde, für sich reklamieren wollte.5
Diese Geschichte wird von vielen bis heute als glaubhafte Quelle angesehen. Plektrudis wird daher in der Kirche im alten Ort (2018) ein besonderer Platz zugeteilt. Sie wird neuerdings noch gestützt durch die Forschungen von Dr. Chris Wiltsch zum Weihestein6. Zudem hat Pippin auch das Kloster Prüm 752 zum 2. Mal gegründet, so dass auch durch das Kloster, das im Besitz der Keyenberger Ländereien im 9. Jahrhundert war, eine Verbindung zu Plektrudis bestehen konnte.7
- zusammengefasst nach der freien Übersetzung des Kirchenbucheintrags von Karl L. Mackes. In: Derselbe: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet, a. a. O., Seite 373 f.
- Karl L. Mackes, a. a. O., Seite 374
- Karl L. Mackes, a. a. O., Seite 375
- Vorschlagsrecht für einen Kandidaten bei der Neubesetzung und Berechtigung zur Einsetzung eines geistlichen Amtes
- Karl L. Mackes, a. a. O., Seite 375 f.
- siehe Dr. Chris Wiltsch: Denkmäler von herausragendem Wert, a. a. O., Seite 23 ff.
- Text von Wolfgang Lothmann 2018 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V., geändert 2020.
- Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet. Mönchengladbach, ISBN: 3-87448-122-0, 1985, Seite 373 - 377 ,
- Denkmäler von herausragendem Wert: Die Weiheinschriftensteine rheinischer Dorfkirchen. https://verheizte-heimat.de/tag/christian-wiltsch/ (Stand: August 2020), 2019 ,
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