Mehr als drei Jahrhunderte Bildhauer in Erkelenz!
Über drei Jahrhunderte waren in Erkelenz Bildhauer tätig, die vor allem von acht Künstlern geprägt wurden, die teils alleine, teils in größeren Werkstätten arbeiteten. Die Werke erfreuten sich nicht nur im Erkelenzer Land sondern auch darüber hinaus großer Beliebheit. Die Reihe der acht Bildhauer wird angeführt von Heinrich Jansen (um 1705 – 1799) und seinen barocken Kirchenausstattungen. Er ist der erste namentlich bekannte Bildhauer aus Erkelenz. Ein deutlicher Höhepunkt des künstlerischen Wirkens in Erkelenz ist dann mit den Namen Heinrich Laumen (1869 – 1935), Peter Tillmanns (1870 – 1941) und Peter Winkelnkemper (1875 – 1927) verbunden. In ihren Werkstätten war eine Schar von Meistern und Gesellen tätig, um ganze Kirchen im neugotischen Stil erstrahlen zu lassen. Friedel Krings, Erkelenzer Historiker, hat Erkelenz zu dieser Zeit ein „Neugotisches Bildhauerzentrum“ genannt. Die darauf folgenden, durch Krieg und Wirtschaftskrisen geprägten, schweren Zeiten haben auch das künstlerische Schaffen in Erkelenz beeinträchtigt, bringen es aber nicht zum Erliegen. Die zunächst in den Werkstätten Laumen-Tillmanns-Winkelnkemper tätigen Bildhauer Franz Xaver Haak (1879 – 1949) und Johann Heinrich Janning (1902 – 1993) stellten sich auf die neue Situation ein und schufen andere Werke für neue Auftraggeber. Den Reigen der Erkelenzer Künstler komplettieren Peter Haak (1912 – 1983) und Ursula Klügel (1922 – 2006), deren Schaffen sich erneut neuen Herausforderungen stellen musste. Selbstverständlich gibt es auch heute noch im Erkelenzer Land Bildhauer, die hier tätig sind und deren Arbeiten im Stadtraum anzutreffen sind. In diesem Bericht werden aber nur die Bildhauer aufgeführt, deren Lebenswerk abgeschlossen ist und die sich nicht mehr durch die künstlerische Schaffenskraft überholen und neu erfinden.Heinrich Jansen
Er wurde wohl um 1705 geboren, wo und wann genau, wissen wir nicht. Seine Ausbildung genoss er wahrscheinlich in einem Handwerksbetrieb, vielleicht als Möbelschreiner, im Aachen-Lütticher Raum. Er entwickelte eine virtuose Schnitztechnik, die ganz mit Eichenholz arbeitete. Als „Meister von Erkelenz“ arbeitete er für niederrheinische Kirchen, Bürger- und Bauernhäuser. Zu seinen wichtigen Werken zählen die Ausstattung der ehemaligen Kreuzherren-Klosterkirche von Brüggen samt Hochaltar sowie der heute verlorene Hochaltar in der Viersener Sankt Remigius-Pfarrkirche. Jansen starb um 1779 in Erkelenz. Nach ihm ist in Erkelenz der Verbindungsweg von der Kölner Straße zur Mozartstraße benannt.
Heinrich Laumen
Er wurde 1869 in Hontem bei Waldfeucht geboren, wo er auch in die Bildhauerlehre ging. Er besaß enge Kontakte zu den Bildhauerzentren Waldfeucht und Wiedenbrück. Sein erstes Atelier in Erkelenz eröffnete er 1895 zusammen mit Peter Tillmanns. Wenig später jedoch schloss er sich mit seinem Schwager Peter Winkelnkemper zusammen, den er aus Wiedenbrück nach Erkelenz holte. Nach mehreren Umzügen befand sich das Atelier in dem von Anton Raky erbauten Werkskasino an der Glück-Auf-Straße. Zu den noch erhaltenen Werken aus seinem Atelier gehören z. B. die Beichtstühle in der Heilig-Kreuz-Kirche in Keyenberg. Laumen starb 1935 in Erkelenz.
Peter Tillmanns
Er wurde am 29. März 1870 in Bocket bei Waldfeucht geboren, wo er bei Jakob Wolks in die Lehre ging. 1895 eröffnete er zusammen mit Heinrich Laumen ein Bildhaueratelier mit Kunsttischlerei an der Burgstraße Nummer 11 in Erkelenz, das später umzog und sich stark erweiterte. Sein umfangreiches Oeuvre umfasst Kirchenausstattungen und religiöse Kunst nicht nur in und um Erkelenz, z. B. die Kanzel in Heilig Kreuz Keyenberg oder der Mathias in Sankt Lambertus, sondern er war bis nach Berlin erfolgreich. 1920 war Tillmanns Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Erkelenzer Geschichts- und Altertumsverein sowie seit 1922 Mitglied im Stadtrat, dem er bis 1933 angehörte. Tillmanns starb 1941 in Erkelenz und ist auf dem Alten Friedhof begraben.
Peter Winkelnkemper
Er wurde am 16. Dezember 1875 in Wiedenbrück geboren. Dort ging er auch in die Bildhauerlehre und spezialisierte sich auf neugotische Ornamentik. Im Jahr 1898 holte ihn sein Schwager Heinrich Laumen nach Erkelenz und gründete mit ihm zusammen das »Atelier für kirchliche Kunst – Laumen und Winkelnkemper« an der Westpromenade. Aus dieser Werkstatt stammen z. B. der Hochaltar von Sankt Nikolaus in Würselen sowie zwei Beichtstühle von Sankt Agatha in Lindlar. Winkelnkemper starb 1927 in Erkelenz. Kurz danach wurde auch das Atelier aufgelöst.
Franz Xaver Haak
Er wurde am 23. Juli 1879 in Aachen geboren und nach dem frühen Tod der Eltern am Kütgens-Nellessen-Institut, einem Heim zur Erziehung und Ausbildung junger Handwerker, aufgenommen. Hier traf er auf so bekannte Bildhauer wie Wilhelm Pohl, Josef Meurisse, Adolf Schumacher, Wilhelm Schmitz und Lambert Piedboeuf. Später absolvierte er die Aachener Kunstgewerbeschule. Seit 1916 arbeitete Haak im Atelier Tillmanns in Erkelenz, wechselte dann zu Laumen und Winkelnkemper und machte sich schließlich selbstständig. Er schuf zahlreiche Bildwerke für Kirchen des Nieder- und Mittelrheins und der Eifel, z. B. die Krippe und die Madonna in Sankt Lambertus Erkelenz, später auch Friedhofskunst wie das Kriegerdenkmal auf dem Alten Friedhof in Erkelenz. Haak starb 1949 in Erkelenz.
Johann Heinrich Janning
Er wurde am 5. Februar 1902 in Wiedenbrück geboren. Nach einer Lehre vor Ort und Wanderjahren wurde er zunächst Figurist bei Tillmanns in Erkelenz, übernahm 1934 dann aber dessen Atelier und war seitdem als selbstständiger Bildhauer tätig. Nach dem Kriegsdienst in Norwegen und Russland baute er die Werkstatt an der heutigen Kölner Straße neu auf. Von ihm stammen zahlreiche Madonnen, Krippen und andere religiöse Figuren, z. B. die Lucia in der Kapelle Terheeg. Janning starb 1993 in Erkelenz und ist in Korschenbroich begraben.
Peter Haak
Er wurde am 1. März 1912 als Sohn des Bildhauers Franz Xaver Haak in Aachen geboren, siedelte mit diesem nach Erkelenz über und besuchte hier Volksschule und Gymnasium. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er an der Werkkunstschule in Aachen und der Berliner Kunsthochschule. 1942/43 konnte er seinen Kriegsdienst kurzzeitig für ein Studium an der Staatlichen Hochschule in Weimar unterbrechen. Sein breites bildhauerisches, malerisches und grafisches Oeuvre in Holz, Stein und Bronze umfasst religiöse und profane Werke, von denen viele noch in Erkelenz, z. B. der Sämann vor den Berufsbildenden Schulen in Erkelenz, die Engel am Münster in Mönchengladbach und anderswo erhalten sind. Er war Mitglied mehrerer Künstlervereinigungen und stellte regelmäßig aus. Haak starb 1983 in Erkelenz.
Ursula Klügel
Sie wurde am 22. Januar 1922 in Mönchengladbach geboren, zog aber bald darauf mit ihrer Familie nach Erkelenz. Zwischen 1937 und 1944 schlug sie zunächst eine kaufmännische Lehre und Berufslaufbahn ein. Ab 1947/48 absolvierte sie eine Ausbildung im Atelier Haak und arbeitete dort seit 1952 als freie Mitarbeiterin. 1981 wurde ihr eine eigene Einzelausstellung im Alten Rathaus gewidmet. Sie schuf Werke aus Ton, Holz, Metall und Stein, von denen den Erkelenzer Bürgern vor allem ihre volkstümlichen Bronzeplastiken »Tanzende Möhn« und »Appelsbell« im Stadtbild präsent sind. Klügel starb 2006 in Erkelenz.
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