Franz Xaver Haak, in Aachen geboren, kam im Jahre 1916 nach Erkelenz. Zunächst arbeitete er im Atelier Peter Tillmanns, wechselte dann zu Laumen und Winkelnkemper. Danach machte er sich selbstständig. Er schuf zahlreiche Bildwerke für Kirchen des Nieder- und Mittelrheins und der Eifel, später auch Friedhofskunst.
Sein Leben
Franz Xaver Haak wurde am 23. Juli 1879 in Aachen als Sohn der Eheleute Heinrich Haak und Anne Gertrud, geb. Nellehsen, geboren. Er vermählte sich am 6.10.1906 mit Elisabeth Plum in Aachen, sie wurden Eltern von vier Kindern.
Er entstammte einer niederrheinischen Weberfamilie. Sein Großvater Wando Haak war zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Kleve in das frühindustrielle Aachen übergesiedelt. Als Gebild- und Musterweber besaß er wohl eine künstlerische Ader. Da Franz Xaver Haak früh eine zeichnerische Begabung erkennen ließ, sollte er nach dem Willen seines Vaters ebenfalls Musterweber werden. Doch es zog ihn mehr zur Bildhauerei, und der Zufall kam ihm dabei zu Hilfe.
Als 16-jähriger Vollwaise fand er nämlich Aufnahme in das „Kütgens-Nellessen-Institut“, ein Heim zur Erziehung und Ausbildung junger Handwerker. Hier traf er auf so bekannte Aachener Bildhauer wie Wilhelm Pohl, Josef Meurisse, Adolf Schumacher, Wilhelm Schmitz und Lambert Piedboeuf. Seine bildhauerische Begabung wurde erkannt und gefördert. Nach der Absolvierung der Aachener Kunstgewerbeschule war er gerüstet für sein weiteres künstlerisches Schaffen.
Die Stadt Aachen erlebte damals im Zuge ihrer industriellen Revolution einen mächtigen wirtschaftlichen Aufschwung und damit eine äußerst rege Bautätigkeit. Neue Stadtviertel mit Kirchen, Schulen sowie Bade- und Krankenhäuser entstanden. Die Technische Hochschule wurde erbaut. Dom, ältere Kirchen und Rathaus wurden restauriert. Bildhauer und Steinmetzen hatten viel zu tun, zumal die damalige Architektur stark historisch ausgerichtet war, insbesondere Gotik und Renaissance nachempfand und damit eine Fülle künstlerischer Aufgaben bot.
Als Peter Tillmanns 1916 für seinen zum Wehrdienst eingezogenen Atelierleiter Otto Bußmann einen Nachfolger suchte, meldete sich Franz Xaver Haak. Dieser war wegen seines Bronchialasthmas, das er sich an der Westfront zugezogen hatte, in seine Vaterstadt Aachen entlassen worden. Ein Jahr pendelte er zwischen Aachen und Erkelenz, ehe er sich hier mit seiner vierköpfigen Familie niederließ. Er arbeitete auch noch im Atelier Laumen und Winkelnkemper, Anfang 1919 machte er sich im Bildhaueratelier „Laumen und Winkelnkemper“ im Stadtviertel um Rosenstraße/Glück-Auf-Straße, im Volksmund auch „Ka-iro“ genannt, selbstständig.
Am 2.11.1949, dem Allerseelentag, beendet das Kriegsleiden das Leben von Franz Xaver Haak. Wie es in einem Nachruf einer Zeitung im Jahre 1949 heißt, ist Franz Xaver Haak dem Niederrhein, seiner Landschaft und Kultur ein Leben lang treu geblieben.
Sein Werk
Ab 1920 erreichte Franz Xaver Haak seine fruchtbarste Schaffensperiode. Hauptsächlich Kirchen des Nieder- und Mittelrheins sowie der Eifel waren seine Auftraggeber. So befinden sich seine Bildwerke, vornehmlich Heiligenfiguren, Kruzifixe, Kreuzwege und Ehrenmale, u. a. in Mönchengladbach, Dülken, Krefeld, Köln, Schwarzrheindorf, Remagen, Aachen, Trier, Mechernich, Mützenich und natürlich in Erkelenz und Umgebung. Auch in den Niederlanden finden wir seine Werke.
Um Dombildhauer Gottfried Götting, Münsterbaumeister Josef Buchkremer, Karl Burger, Professor an der Kunstgewerbeschule und Schöpfer des stadtbekannten Denkmals „Der wehrhafte Schmied“, bildete sich ein Künstlerkreis, in dem Franz Xaver Haak zum Bildhauer und Künstler heranwuchs. Da er in Erkelenz in Peter Tillmanns auf einen hervorragenden „Neugotiker“ traf, wundert es nicht, dass seine frühen Erkelenzer Arbeiten sich noch stark an die historische Tradition anlehnten. Doch bald löste er sich aus dieser und ging seinen eigenen Weg. Seine Werke, hauptsächlich die figürlichen, wurden karger, blockhafter und kubischer; sie gewannen dadurch wesentlich an Aussagekraft. Darin besteht seine besondere künstlerisch-bildhauerische Leistung.
Ein Beispiel für diese Entwicklung ist die 175 cm hohe Lindenholzmadonna von 1937 in Sankt Lambertus in Erkelenz. Haltung und Gebärde Mariens entsprechen zwar noch gotischer Überlieferung, ihr Mantel umschließt sie jedoch fest wie eine Schale. Die strenge Geschlossenheit wird dadurch gemildert, dass die gesamte Oberfläche mit dem Meißel facettiert ist. Das Licht bricht sich vielfältig und hüllt die Madonna gleichsam in eine Gloriole.
Die Veränderungen des Stiles bei Haak werden beim Vergleich der beiden Madonnenfiguren anschaulich. Während die Madonna aus Golkrath in ihrer Körperhaltung und der Kleidung mit ihrem ausgeprägten Faltenwurf an die neugotischen Vorbilder erinnert, ist davon in den klaren, fast harten Formen der Madonna in Erkelenz nichts mehr zu spüren. 1
Otto Frings, seit dem 30. August 1931 Oberpfarrer in Erkelenz, beauftragte Franz Xaver Haak, eine Krippe für die Pfarrkirche St. Lambertus zu schaffen. Diese Krippe entstand in drei Schritten: Am 24.12.1934 wurden Maria, das Christuskind und ein Hirtenjunge aufgestellt, am 24.12.1935 kamen der hl. Josef und drei Hirten hinzu und am 05.01.1937 die Heiligen Drei Könige.2
Die typische Oberflächenbehandlung von Haak wird auch bei den Krippenfiguren deutlich. Auch sind die Figuren merklich an Personen der eigenen Gegenwart orientiert. Dazu schrieb Oberpfarrer Otto Frings 1935: „Alle Figuren sind gleich lebenswahr und bodenständig, Menschen unserer Zeit und unserer Heimat“. Diesen Eindruck vermitteln sie heute noch.3
Nach dem 1. Weltkrieg gingen die Aufträge für kirchliche Figuren zurück, an diese Stelle traten häufig Grabmäler und Kriegerdenkmäler. Auf dem Alten Friedhof Brückstraße in Erkelenz steht bis heute noch ein Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges von Franz Xaver Haak.
In der Ausstellungsdokumentation „Made in Erkelenz“ ist auf Seite 85 ein Werkverzeichnis abgedruckt. 4
- Christina Clever-Kümper/Christoph Stolzenberger a.a.O., Seite 64
- Pfarrarchiv Christkönig Erkelenz, Fundstelle: https://christkoenig-erkelenz.de/export/sites/region-heinsberg/pfarrei-christkoenig/.galleries/Download_Archiv/7.-Die-Haaksche-Krippe.pdf
- Christina Clever-Kümper/Christoph Stolzenberger a.a.O., Seite 64
- Günther Merkens unter Verwendung der Recherche von Hans Josef Broich, 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V.
- MADE IN ERKELENZ - HOLZ STEIN-METALL Von Heinrich Jansen bis Ursula Klügel, Ausstellungsdokumentation. Ausstellungsdokumentation des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V. , Erkelenz, ISBN: 978-3-9818207-0-6, 2018 ,
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