Schulgeschichte
Aus einer Schulakte ist ersichtlich, dass bereits im Jahre 1809 ein Lehrer Adam Vahsen Unterricht in Golkrath, das zu dieser Zeit zur Gemeinde Kleingladbach gehörte, gegeben hat. Dem Hauptarchiv Generalgouvernement Nieder- und Mittelrhein Nr. 1313 (entstanden 1814) ist zu entnehmen, dass der Ort ein Schulhaus, der Lehrer aber keine Wohnung hat.1 Dies belegt, dass es kurz nach der Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert bereits einen Schulbetrieb in Golkrath gab. Es ist aber nicht bekannt, ob der Unterricht zu diesem Zeitpunkt in einem Privathaus oder in einem offiziellen Gebäude gegeben wurde. Die Notwendigkeit eines Schulbaus beweist eine Stiftung von Johann Vahsen vom 14. März 1802. Ihr Zweck war die Errichtung eines Schulbaus. Die Kirchengemeinde verwendete allerdings das Geld für den Bau einer Vikarie, die zwischen 1804 und 1806 errichtet wurde. In ihr war ein Raum für den Unterricht vorgesehen.
Ein Bericht des Kleingladbacher Pfarrers zur Vikarie in Golkrath im Jahre 1821 brachte die Behörden auf den Plan, dieses Gebäude genauer zu inspizieren. Der Pfarrer empfahl, die leer stehende Vikarie vollständig dem Schullehrer Kahlen zu überlassen. Nach der Inspektion wiesen in den 1820er Jahren sowohl der Landrat als auch der Schulinspektor in Schwanenberg darauf hin, dass das Gebäude, somit auch der Schulraum, in einem desolaten Zustand war. Der Schulinspektor schrieb von Löchern in Wänden und Decken. Der Landrat veranlasste daraufhin einen Neubau der Schule, der allerdings noch bis 1839 auf sich warten ließ. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde eine neue einstöckige Schule mit einem Klassenraum errichtet. 1840 konnte er bezogen werden, desaß aber noch keine Latrinen. Die wurden erst ein Jahr später in einem Stall fertiggestellt.
Im Jahre 1861 wurde ein zweiter Klassenraum wegen der Fülle der Schüler notwendig. Eine kostengünstige Lösung, nämlich den Einzug einer Wand in dem bestehenden Raum, musste man verwerfen, da die Räume zu schmal geworden wären und nicht genügend Licht gehabt hätten. Nach Aufkauf eines Grundstückes konnte die Gemeinde 1863 bis 1864 einen zweiten Raum mit Lehrerwohnung anbauen. Da im Jahre 1864 als zweite Lehrkraft eine Lehrerin eingestellt wurde, nahm man eine Geschlechtertrennung in den beiden Klassen vor.2
Diese Trennung wurde im Jahre 1920 wieder aufgelöst, als die Schule in eine Unter- (1. – 4. Klasse) und Oberstufe (5. – 8. Klasse) aufgeteilt wurde. Im Jahre 1935 wurde ein dritter Klassenraum im Oberdorf errichtet und dort ebenfalls eine Lehrerwohnung angebaut.
Im Zweiten Weltkrieg konnte der Schulbetrieb bis zur Evakuierung des Dorfes aufrecht erhalten werden. Ab diesem Zeitpunkt wurden Westwallarbeiter und Soldaten bis zum Ende des Krieges im Gebäude einquartiert, das dadurch arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Am Ende des Krieges war das Dach beschädigt und die Inneneinrichtung nebst Lehrmaterial zerstört. Dennoch begann der Schulunterricht am 19. November 1945 wieder, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Nur ein Klassenraum konnte genutzt werden, da der Ofen für den 2. Raum fehlte. 1947 musste wegen der vielen Flüchtlingskindern eine dritte Klasse eingerichtet werden. Da aber nur zwei Räume zur Verfügung standen, mussten zwei Klassen im Wechselunterricht morgens und nachmittags in einem Raum unterrichtet werden. Wegen des Raummangels wurde 1954 mit dem Bau einer dritten Klasse begonnen. Im Mai 1955 konnte dieser Raum benutzt werden.
Bei der Einführung des neunten Schuljahres 1966 musste diese Klasse in Erkelenz unterrichtet werden. Im Jahre 1967 erfolgte eine Schulreform. Die Volksschule wurde in Primar- und Hauptschule aufgeteilt. Der Gemeinderat entschloss sich schließlich im Juni 1969 die bestehende Schule zusammen mit der Schule in Houverath zur Grundschule zu machen. In Houverath sollten 2 Klassen (2. und 3./4. Schuljahr) und in Golkrath eine Klasse (1. Schuljahr) eingerichtet werden. Im Schuljahre 1970/71 wurde die Schule in Golkrath aufgelöst. Alle Grundschüler wurden in Houverath unterrichtet. Das Golkrather Gebäude diente fortan als Altenstätte und Jugendheim.3
Schulbauten
Der erste Unterricht erfolgte in einem Raum der 1806 eingeweihten Vikarie. Dieser Raum hatte die Größe 21, 75 x 14 Fuß (etwa 6,80 x 4,40 m) und eine Höhe von 8 Fuß (2,51 m). Er wäre ausreichend für 60 Schüler in der Preußenzeit gewesen. Tatsächlich wurden aber zu dieser Zeit etwa 90 bis 100 Kinder zumindest im Sommer unterrichtet.
1839 bis 1840 wurde ein einstöckiges Schulgebäude errichtet. Darin befand sich ein Unterrichtsraum mit den Maßen 26 x 30 Fuß (etwa 8,20 x 9,42 m). Zu dem Neubau gehörte eine Lehrerwohnung. Ein Jahr später erhielt der Bau einen Stall mit Latrinen.
Im Jahre 1863/64 wurde eine neue Schule mit Lehrerwohnung und einem Klassenraum im Oberdorf gebaut.
1954 erfolgte die Grundsteinlegung für eine 3. Klasse als Anbau. Sie wurde am 2. Mai 1955 von der Oberklasse bezogen. 1967 bekam das Gebäude eine Ölheizung.
Lehrer und Lehrerinnen
Seit den ersten Erwähnungen von Lehrern in Golkrath haben über etwas mehr als 160 Jahre 22 Lehrer und 7 Lehrerinnen gewirkt. In den ersten Jahren unterrichteten ausschließlich männliche Lehrerkräfte, die teilweise keine Lehrbefähigung hatten oder sie nachholen mussten. Lehrerinnen wurden erst eingestellt, als die Schule zwei Klassen hatte. Mehrere Jahrzehnte übten 2 Lehrer und 2 Lehrerinnen in Golkrath ihr Amt aus (in Tabelle fett gedruckt). Die Namen werden in der folgenden Tabelle wiedergegeben. Hier werden nur die Personen genannt, die im Golkrather Schulgebäude unterrichteten.4
Lehrer | Amtszeit | Lehrerinnen | Amtszeit |
Adam Vahsen | ab 1809 | ||
Jakob Kahlen, Lehrer und Küster | 1818-1833 | ||
Leonhard Busch | 1833-1840 | ||
Jakob Zumborn (oder Zurborn) | 1840-1881 | Eva Beissel | 1864-1877 |
Josef Liebigs | 1881-1884 | Albertine Steinacker | 1877-1920 |
Leonhard Jansen | 1884-1885 | ||
Theodor Jennihsen | 1885-1902 | ||
Graf | 1902 | ||
Fritz Nießen | 1902-1906 | ||
Edmund Knorr | 1906-1908 | ||
Heinrich Hamacher | 1908-1913 | ||
Josef Bergstein | 1913-1925 | ||
Mathias Dick | 1916-1917 | ||
Josef Bücklers | 1918 | Klara Engels | 1920-1935 |
Heinrich Lennartz | 1925 | ||
Josef Bücklers | 1925-1945 | Josefine Ohoven | 1935-1966 |
Josef Theißen (als Aushilfe) | 1945-1946 | ||
Müllender | 1946 | ||
Werner Fassbender | 1946-1961 | ||
Josef Makelke | 1948-1960 | ||
Rolf Coenen | 1961-1969 | Elisabeth Kretschmann Ingeborg Batalia 1968-heute Herta Holten | 1965-1970 ab 1965 ab 1968 |
Hans-Josef Bodden | 1970-1971 |
- siehe Josef Lennartz, a. a. O., Seite 111 f.
- Daten aus Josef Lennartz, a. a. O. entnommen
- Die Informationen zur Schulzeit ab 1900 wurden dem Geschichtswerk „Golkrath früher und heute“, a. a. O., Seite 179 bis 200 entnommen.
- Text von Wolfgang Lothmann 2024 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 5, 1984. Josef Lennartz: Das Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Erkelenz, Seite 111 bis 120 ,
- Golkrath, Hoven - früher und heute. Hückelhoven-Ratheim, 1987 ,
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