Vorbemerkung
Durch die Umbauarbeiten an der Kirche Sankt Valentin Venrath in den Jahren 1955-1956 und 2013-2015 änderte sich die Innenausstattung der Kirche enorm. Die ursprünglich neugotische Gestaltung wich gerade im Altarbereich modernen Elementen. So wurden der ursprüngliche Hochaltar aus dem Jahre 1868, die Kanzel, die Kommunionbank und der vermutlich spätgotische Christuscorpus mit dem Triumphkreuz entfernt und zum großen Teil 1955 – 1956 vernichtet.
Die folgende Beschreibung bezieht sich auf das Inventar der Kirche von 2020. Wer sich für die frühere Einrichtung der Kirche interessiert, dem sei die ausführliche und genaue Beschreibung in Wikipedia empfohlen.
Altäre
Die Kirche besitzt 3 Altäre, den Messaltar im Chor und die beiden Seitenaltäre an der Ostseite der Seitenschiffe.
Chor
Im Chor stehen der Messaltar, Ambo und Tabernakel. Sie sind aus Belgisch Granit gearbeitet. Die Tabernakeltür besteht aus Edelstahl. Alle drei Gegenstände entstanden bei der Renovierung 2013 – 2015.
Marienaltar
Der Marienaltar steht an der Ostseite des nördlichen Seitenschiffs. Die Mensa stammt aus dem Jahre 1868 und wurde vom Steinmetzmeister Odenthal aus Köln erstellt. Eine Inschrift weist den Stifter und das Entstehungsjahr aus. Die Mensa wurde nach dem Vorbild frühgotischer Altartische gestaltet.1. Der Aufbau (Retabel) aus gebeiztem Holz entstand 1871/72 vom Bildhauer Carl Hohmann aus Köln. Die geschnitzten Details haben gotischen Charakter, der mittige Aufbau der Figur der Maria Rosenkranzkönigin entstammt der Epoche des Klassizismus. Die Muttergottesfigur erstellte 1890 der Bildhauer Josef Fink aus Köln.2
Josefsaltar
Der Josefsaltar steht an der Ostseite des südlichen Seitenschiffs. Er entstand zur gleichen Zeit wie der Marienaltar vom gleichen Steinmetzmeister und Bildhauer und wurde, wie eine Inschrift zeigt, ebenfalls gestiftet. Die Figur des Heiligen Josefs – Beschützer der ganzen Kirche – wurde 1892 vom Bildhauer Jean Antoine Oor aus Roermond gefertigt.
Figuren
Im Innern der Kirche befinden sich einige geschnitzte und bemalte Heiligenfiguren. Sie entstammen dem 18. und 19. Jahrhundert.
Chorraum
Im Chorraum befinden sich die Figuren des Schutzpatrons Sankt Valentin an der Nordseite und des Heiligen Rochus an der Südseite.
Sankt Valentin
Die 1,41 m hohe Figur zeigt den Heiligen Valentin mit Schwert und Kreuz. Sie trägt eine Albe, Dalmatik und Kasel. Sie entstand zwischen 1860 und 1865. Der Bildhauer ist nicht bekannt. Die heutige Farbfassung stammt aus dem Jahre 1889.
Sankt Rochus
Diese 1,40 m hohe Figur aus dem Jahre 1894 stammt von Jean Antoine Oor. Rochus betet zum Himmel. Er trägt einen Wanderstab und neben ihm sitzt der Hund, der ihn während seiner Krankheit versorgte.
Beide Heiligen sind die Schutzpatrone der Kirche.
Seitenschiffe
In den Seitenschiffen hängen sechs Figuren, drei an der Südwand (Johannes der Täufer, Barbara, Franziskus von Assisi), 3 an der Nordwand (Herz Jesu, Johannes Nepomuk, Antonius von Padua.
Johannes der Täufer: Die von Peter Tillmanns aus Erkelenz 1898 geschaffene Figur hat eine Höhe von 1,50 m. Er trägt den Wanderstab mit dem Kreuz und verweist auf eine Tafel mit dem Lamm Gottes als zukünftigem Erlöser.
Heilige Barbara: Diese 1,50 m hohe Figur trägt ein Gewand in der Art des Weichen Stils. Eine Inschrift auf dem Sockel weist J. Fink aus Köln als Künstler aus, der die Figur im Jahre 1889 schuf.
Franziskus von Assisi und Aloisius von Gonzaga: Beide etwa 1,50 m hohe Figuren entstammen der Aachener Werkstatt W. Pohl & C. Eßer und stammen aus dem Jahre 1897. Beide tragen das Kreuz in der Hand. Die Figuren sind sehr schlank und enthalten überlängte Proportionen.
Antonius von Padua: Der 1,53 m hohe Antonius hält das Christuskind in der Hand. Die Figur entstand im Jahre 1894 durch den Bildhauer Jean Antoine Oor aus Roermond.
Herz Jesu: Diese 1,50 m hohe Figur wurde den Kölner Domchor-Aposteln3 nachempfunden. Erschaffen hat sie Josef Fink aus Köln im Jahre 1887. Peter Tillmanns aus Erkelenz arbeitete sie nach 1895 um.
Empore
An und unter der Empore befinden sich 5 Figuren: zwei Engel, Muttergottes auf der Mondsichel und Weltkugel, Johannes Nepomuk und die Pieta.
2 Engel: Die nur 54 cm hohen Figuren aus dem Jahre 1874 tragen Schriftbänder in den Händen. Ursprünglich waren sie Teil des Hochaltares, der 1956 abgerissen wurde. Carl Hohmann hatte sie rechts und links der Expositionsnische4 des Altaraufsatzes als Schutzengel gestellt.
Muttergottes auf Mondsichel und Weltkugel: Die Muttergottes ist 1,10 m hoch. Sie steht auf einer Mondsichel und Weltkugel, auf der eine Schlange kriecht. Die Krone und der Heiligenschein des Jesuskindes sind aus Metall. Der Ersteller und das Herstellungsjahr sind unbekannt. Die Figur dürfte Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sein.
Johannes Nepomuk: Diese 1,03 m hohe Wandfigur stammt aus dem 18. Jahrhundert. Sie ist hinten abgeflacht. In seiner Linken trägt er die Märtyrerpalme, auf die er schaut. In seiner Rechten hält er ein Prälatenbirett. Es sieht aus, als wolle er es fallen lassen.
Pieta: In der Turmkapelle unter der Empore steht an der Südseite eine 1,36 m hohe Pieta aus Holz. Sie ist etwa um 1900 erstanden, enthält eine gotische Gewanddrapierung, gleichzeitig aber auch Formgebungen der Renaissance-Pietas. Der Künstler ist nicht bekannt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Farbe abgebeizt.
Die Statue steht vor der Gedenkwand für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges. Sie enthält alle Namen der in den Kriegen gefallenen Venrather Soldaten..
Kreuze
Kreuzigungsgruppe
Die Kreuzigungsgruppe im Gewölbe des Chores entstammt aus der Pfarrkirche Sankt Lambertus Immerath und wurde bei den Renovierungsarbeiten 2013 bis 2015 eingebaut. Sie stellt den Gekreuzigten mit Maria und Johannes dar. Die Gruppe steht auf einem Triumphbalken und hat eine Höhe von 4 m. Sie stammt aus dem Jahre 1892.
Missionskreuz
An der Nordwand hängt ein großes Missionskreuz aus Holz aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dieses Kreuz hing bis zur Renovierung der Kirche von 2013 bis 2015 über dem Hochaltar. Es hat eine Höhe von 1,77 m und ist in hellbrauner Lasurfarbe gestrichen. Der Korpus ist muskulös und im barocken Stil gestaltet. Das Inventarbuch weist es 1877 als Missionskreuz aus.
Wege- und Pestkreuz
Seit Anfang der 1990er Jahre hängt das Wege- und Pestkreuz an der Südseite der Kirche. Ursprünglich gehört dieses Kreuz zu einem Wegekreuz, das in Etgenbusch stand. Erst die aufwändige Restauration von 1985 zeigte den Wert des Kreuzes, das im 18. Jahrhundert entstand. Nach dem Abbruch in Etgenbusch wurde der Corpus vom eigentlichen Kreuz getrennt und mit einem neuen Kreuz versehen. Das Wegekreuz ohne Korpus steht außerhalb der Kirche.5
Orgel
Die Kirche besitzt eine junge Orgel im alten Gewand. Die Überlinger Orgelbaufirma Mönch errichtete 1991 eine neue Orgel im Gehäuse der Vorgängerorgel der Firma Georg Stahlhuth aus Aachen aus dem Jahre 1898, die bereits in der Keyenberger Kirche die heute noch existierende Orgel eingebaut hatte. Die neue Orgel verfügt über zwölf Register, von denen sieben mittels Wechselschleifen von einem zweiten Manual angespielt werden können. Die Musik erklingt aus 776 Pfeifen aus Zinn-Legierungen und Holz.
Den Klang der Orgel kann man gut in folgendem Video genießen. Der Erkelenzer Kantor Emanuel Knauer spielt Louis Marchands (1669-1732) Grand Dialogue.
Kirchenbänke
Im Mittelschiff stehen 12 Bankreihen auf jeder Seite, im südlichen Seitenschiff 8 und im nördlichen Seitenschiff 9 Bankreihen, die kürzer sind als die Bänke im Mittelschiff. Die Mittelschiffbänke sind neueren Datums, die Seitenschiffbänke stammen aus der Neugotik und haben auch klassizistische Ansätze. Sie wurden von Carl Homann und dem Venrather Schreiner Matthias Müller zwischen 1868 und 1890 angefertigt.
Beichtstühle
Im hinteren Bereich der Kirche steht an den Seitenwänden jeweils ein Beichtstuhl. Ein Beichtstuhl wurde von Carl Hohmann 1868, der zweite von Jacob Müller aus Venrath 1886 erstellt.
Taufstein
Der 1,11 m hohe neugotische Taufstein stammt aus dem Jahre 1868. Der achteckige Pfeiler trägt ein mit reliefiertem Blütenflies umgebenes Becken. Der Taufsteindeckel besteht aus Kupfer. Ihn krönt ein Lilienkreuz. Der Deckel stammt von Gerhard Welmans aus Köln aus dem Jahre 1868.
Glocken
Dreimal lieferte die Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen für die St.-Valentin-Kirche Bronzeglocken: 1907/8 (3 Glocken), 1927 (2 Glocken), 1958 (2 Glocken). Von den ersten OTTO-Glocken ist heute noch die fis-Glocke erhalten. Die anderen Glocken von 1907/8 und 1927 fielen den Glockenvernichtungen der beiden Weltkriege zum Opfer. Nach dem Zweiten Weltkrieg ergänzte Otto das Geläute wieder zur ursprünglichen Schlagtonreihe: d′ – e′ – fis′.6
Nr. | Name | Durchmesser (mm) | Masse (kg, ca.) | Schlagton (HT-1/16) | Gießer | Gussjahr |
1 | Josef | 1.390 | 1.650 | d′ -2 | Karl Otto (III), Fa. F. Otto, Hemelingen | 1958 |
2 | Maria | 1.240 | 1.200 | e′ -3 | Karl Otto (III), Fa. F. Otto, Hemelingen | 1958 |
3 | Pius | 1.090 | 820 | fis′ -4 | Karl Otto (I), Fa. F. Otto, Hemelingen | 1908 |
Fenster
Im 2. Weltkrieg gingen die Fenster in Sankt Valentin zu Bruch. 1955 bis 1956 schufen die Kirchenfensterbauer der Firma Mulders aus Kevelaer die jetzigen Fenster. Die 3 mittleren Chorfenster zeigen neutestamentarische Bildszenen. Rechts und links davon befindet sich je ein Fenster mit Ornamenten.
Die Fenster der Seitenschiffe zeigen christliche Symbole.7
- siehe: Dr. Ernst Coester: Die kirchlichen Kunstdenkmäler im Bistum Aachen, Venrath, a. a. O., Seite 1
- siehe: Dr. Ernst Coester: Die kirchlichen Kunstdenkmäler im Bistum Aachen, Venrath, a. a. O., Seite 1 f.
- siehe: Dr. Ernst Coester: Die kirchlichen Kunstdenkmäler im Bistum Aachen, Venrath, a. a. O., Seite 7
- Nische für die Monstranz
- siehe Paul Blaesen: Zeichen am Wegesrand, a. a. O., Seite 193 f.
- zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/St.Valentin(Venrath), gelesen am 08.08.2020
- Text von Wolfgang Lothmann 2020 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Die Kirchlichen Kunstwerke im Bistum Aachen. 1999, Venrath ,
- Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, /wiki/St._Valentin_(Venrath) bearbeitet nach dem Stand vom 08.08.2020 ,
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 17. Paul Blaesen: Zeichen am Wegesrand. Dokumentation christlicher Kleindenkmäler, Erkelenz, 1998, Seite 193 f. ,
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