Einleitung
Sankt Lambertus Immerath, liebevoll auch der Immerather Dom genannt, beherrschte bis zu seinem Abriss im Jahre 2018 als Wahrzeichen die Landschaft der Erkelenzer Börde am östlichen Rand der Stadt. Mit seinen 2 Kirchtürmen war er neben der Windmühle den aus dem Süden heimkehrenden Reisenden der erste Willkommensgruß der Heimat. Diese neuromanische Kirche musste – wie einige andere auch – dem Braunkohleabbau im rheinischen Braunkohlerevier weichen.
Geschichte
Vorgängerbauten
Die Archäologen fanden nach dem Abriss vom Immerather Dom 2018 heraus, dass es mehrere Vorgängerbauten gab.
Der direkte Vorgängerbau war eine gotische Kirche im romanischen Stil. In den Fundamenten fand man den Abschlussstein aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts. Dieser Bau war viel kleiner und endete hinter dem Chorbereich der letzten Kirche. Im gleichen Jahrhundert wurde das einschiffige Gebäude durch Seitenschiffe erweitert und mit einem neuen Chor versehen. Zusätzlich wurde noch eine kleine Kapelle angebaut, das so genannte „Pescher Chörchen“. Der Turm stand an der Westseite. Dieser Bau aus dem 16. Jahrhundert bestand aus Backsteinen.1 Er war vor dem Abriss im Jahre 1888 sowohl innen als auch außen mit Kalk geschlemmt.2
Diese Kirche war aber auch nicht die erste an dieser Stelle. Zuvor gab es schon einen romanischen Bau, dessen Chor mit Steinen aus einer römischen Ansiedlung gemauert war. Diese romanischen Sakralbauten stammten in der Regel aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. Vermutlich hat bei der ersten Erwähnung Immeraths 1144 bereits eine Kirche existiert.
Weitere Grabungen erschlossen auf dem Gemäuer dieser Kirche die Umrisse eines weiteren rechteckigen Baus, der aus einer noch früheren Zeit stammt.
Die Archäologen erachten es als Glücksfall, dass die neuen Kirchen immer wieder auf den Resten der Vorgängerkirchen erbaut wurden. So konnten sie auch zahlreiche Gräber im Bereich der Kirchen aufdecken, da die Friedhöfe früher in unmittelbarer Nähe zu den Kirchen lagen.
Baugeschichte der neuen Kirche
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erschien der Immerather Bevölkerung die alte Kirche der Dorfentwicklung nicht mehr angemessen. Der Ruf nach einer neuen Kirche wurde laut. Vorerst fehlten allerdings die finanziellen Mittel dafür.3 Nachdem finanzielle Mittel vorhanden waren, widersetzte sich der Bürgermeister Hermann Josef Krapoll dem Vorhaben eines Neubaus, obwohl der Pfarrer, Pastor Franz Tillessen, den Neubau guthieß. Erst als Krapolls Sohn Albert das Bürgermeisteramt übernahm, änderte sich die Einstellung zum Bau einer neuen Kirche. Er ließ Lehm für eine Million Feldbrandziegel stechen und verarbeiten. Die Pläne des Kölner Architekten Erasmus Schüller zu einer Kirche im neuromanischen Stil fanden begeisterten Anklang des Kirchenvorstandes. Es musste lediglich der Wunsch nach zwei Türmen nachgearbeitet werden. Am 12. Januar 1887 wurde der Neubau beschlossen. Dank einer großzügigen Spendentätigkeit konnten die Immerather bereits 75.000 Mark der veranschlagten 102.000 Mark Gesamtkosten aufweisen, so dass nach den Baugenehmigungen ab dem 17. April 1888 die alte Kirche abgebrochen werden und am 2. September 1888 die Grundsteinlegung der neuen Kirche erfolgen konnte.4 Hand- und Spanndienste der Immerather Bevölkerung trugen zur weiteren Kostendeckung bei. Drei Jahre dauerten die Bauarbeiten, bis die Kirche am 9. Juli 1891 vom Weihbischof Dr. Anton Fischer konsekriert werden konnte. Abgesehen von den Steinmetz- und Sandsteinarbeiten wurden die Arbeiten weitgehend von einheimischen Handwerkern durchgeführt. Die Verblendung der Ziegelsteinmauern erfolgte durch Weiberner Tuff, der in 60 Eisenbahnwaggons nach Otzenrath geliefert wurde. 5
Der Boden im Chorbereich und auch das Langhaus wurden mit Mettlacher Kirchenfliesen belegt.
Die Kirche erhielt eine neue Innenausstattung, die zum größten Teil von Immerather, Pescher und Lützerather Bürgern gespendet wurde, so der Hochaltar, die Kommunionbank und zwei Glocken nebst Glockenstuhl. Aus der alten Kirche wurden das „hochgotische Kreuz (um 1400), die Lambertusglocke (1496) und die Marienglocke (1512) sowie eine Meßsschelle von 1670 und schließlich eine Monstranz (1662)“ übernommen. 6 übernommen.
1944/45 wurde Sankt Lambertus durch Artilleriebeschuss stark beschädigt und konnte als Gotteshaus nicht mehr genutzt werden. Die Immerather Bevölkerung beseitigte in Eigenleistung die ersten Schäden bereits ab 1946. Nach der Währungsreform gründete sich ein Kirchenbauverein, der die Renovierung weiter vorantrieb. Auch die beiden eingezogenen Glocken, Lambertus- und Marienglocke, wurden von einer Firma aus Düsseldorf am 21.10.1947 wieder zurückgebracht. Im Jahre 1949 konnte die Kirche wieder ihrer Bestimmung übergeben werden.
Die Innenausstattung kann man auch im Kugelpanorama bewundern.
Trotz zahlreicher Proteste und Gerichtsprozesse konnte der drohend heranrückende Braunkohletagebau „Garzweiler II“ in den 1990er Jahren nicht verhindert werden. Am 5. Oktober 2013 fand in Sankt Lambertus die letzte Abendmesse, am 9. Oktober das letzte Erntedankfest statt. Am 13. Oktober wurde die Kirche unter großer Anteilnahme der örtlichen Bevölkerung und der Bewohner der umliegenden Orte durch Domkapitular Rolf-Pater Cremer entwidmet. Die Sankt Sebastianus Bruderschaft brachte das Allerheiligste in die Kirche nach Holzweiler, wo es bis zur Einweihung der neuen Kapelle aufbewahrt wurde.
Abriss
Ausbau der Glocken am 28. Januar 2014
Abriss am 08. und 09. Januar 2018
Im Zuge des niederrheinischen Braunkohleabbaus Garzweiler II musste der Ort Immerath umgesiedelt werden. Als eines der letzten Bauwerke des alten Ortes musste auch der Immerather Dom weichen. Er wurde am 08. und 09. Januar 2018 durch ein Spezialfahrzeug abgerissen. Der Abriss erfolgte mit einem sehr hohen nationalen und internationalen Medieninteresse, was die Bedeutung der durch den Tagebau verschwindenden Kulturgüter besonders hervorhob.
Bauweise
Alte Kirche
Sie bestand aus drei Schiffen, die eine Breite von 13,89 m und eine Länge von 11,15 m hatten. Das linke Seitenschiff und das Langschiff wurden mit einem Bohlenflachgewölbe geschlossen, das rechte Seitenschiff hatte ein Bogengewölbe. Daran schloss sich ein Chor an, der als halbes Achteck gestaltet und gewölbt war. Er besaß die Ausmaße von 6 x 6,28 m. An der Westseite erhob sich ein viereckiger Turm in barocken Formen.7 Mit allen Gewerken war die alte Kirche etwa 32 m lang und 19,60 m breit.
Neue Kirche
Es handelte sich um eine „dreischiffige neuromanische Basilika mit Querhaus und halbrunder Apsis aus Ziegelstein, die, wie die beiden Türme der Doppelturmfassade, mit Webernem Tuffstein ummantelt war“8. Die Rhombendächer wurden mit Schiefer gedeckt. Das Mittelschiff hatte die Maße 14,92 x 6,97 m, die Seitenschiffe besaßen die gleiche Länge und eine Breite von 3,28 m. Das Querschiff war 7 m lang und 22,42 m breit9.
Modell der alten Kiche auf dem Marktplatz in Immerath (neu).10
- Siehe Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet, a. a. O., Seite 350.
- Siehe Peter Staatz: Geschichte im Schatten von Sankt Lambertus, a. a. O., Seite 103
- Siehe Kaspar Rick: Zur Baugeschichte von St. Lambertus in Immerath, a. a. O., Seite 84
- Siehe Kaspar Rick: Zur Baugeschichte von St. Lambertus in Immerath, a. a. O., Seite 85
- Siehe Kaspar Rick: Zur Baugeschichte von St. Lambertus in Immerath, a. a. O., Seite 85
- Siehe Kaspar Rick: Zur Baugeschichte von St. Lambertus in Immerath, a. a. O., Seite 87
- Siehe Peter Staatz: Geschichte im Schatten von St Lambertus, a. a. O., Seite 103 und 105
- Siehe Peter Staatz: Geschichte im Schatten von St Lambertus, a. a. O., Seite 103 und 108
- Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet, a. a. O., Seite 352 f.
- Text von Wolfgang Lothmann 2019 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet. Mönchengladbach, ISBN: 3-87448-122-0, 1985, Seite350 ff. ,
- Geschichte im Schatten von St. Lambertus Immerath, Lützerath, Pesch von den Anfängen bis zur Umsiedlung. Mit einem Beitrag von Carlo Clauth.. Essen, ISBN: 978-3-8375-1489-6, 2017, Seite 103 ff. ,
- Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz, 1960, Seite 83 ff. Darin: Kaspar Rick: Zur Baugeschichte von St. Lambertus in Immerath ,
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