Sie sind hier: Startseite » TuS Hertha 1920 Hetzerath e. V.

TuS Hertha 1920 Hetzerath e. V.

Geschichte der Handballabteilung

Gründung

© Heinz Peters | unbekannt | Spielerpass Josef Pauly 1920
Spielerpass Josef Pauly 1920

Der Verein TuS Hertha 1920 Hetzerath wurde in einer Zeit gegründet, als die wirtschaftlichen Verhältnisse sich in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg langsam wieder erholten. Wie bei vielen jungen Männern in der Umgebung brach auch in Hetzerath das Fußballfieber aus. Einige kamen auf die Idee, hier einen Sportverein zu gründen. Dadurch, dass im Zweiten Weltkrieg die Unterlagen des Verein abhanden kamen, gibt es keine Dokumentation mehr zur Gründungsversammlung. Aus dem noch vorliegenden Spielerpass des langjährigen Vorsitzenden Josef Pauly, der den 9. Mai 1920 als Eintrittsdatum nennt, schließt man heute, dass der Verein an diesem Tage gegründet wurde. Sein ursprünglicher Name lautete: Spiel-Verein Hertha 1920 Hetzerath. Die Gründungsmitglieder bestimmten als ihr Vereinslokal die Gaststätte Venedey in Hetzerath und veranstalteten bereits am 22. August 1920 das 1. Stiftungsfest im Saal Esser in Doveren.

Die Gründer des Vereins waren:
Heinrich Bierbaum, Willi Lennartz, Heinrich Steffens, Jean Gerads, Josef Pauly, Konrad Steufmehl, Josef Küsters, Wilhelm Savelsberg, Mathias Vossenkaul, Willi Küsters , Willi Schnitzler, Peter Vossenkaul, Laurenz Küsters und Johann Schopphoven.1

Zum 1. Vorsitzenden wurde Josef Pauly gewählt, der fortan die Geschicke des Vereins mit großer Kompetenz und Autorität leitete. Wegen der fehlenden Unterlagen bis zum 2. Weltkrieg kann zu den weiteren Vorstandsposten nichts Genaues gesagt werden.

Sporttreiben der Anfangszeit

Der sportliche Beginn erfolgte unter erschwerten Bedingungen. Ein Sportplatz stand nicht zur Verfügung, also mussten die Sportler auf von Bauern zur Verfügung gestellten Wiesen üben, die öfter gewechselt werden mussten. In Eigenregie haben die Sportler das Sumpfgelände „Finge Böschke“ trocken gelegt und zum Spielbetrieb hergerichtet. Nach längeren Regenperioden konnte der Platz aber nicht benutzt werden, dann musste man auf die Wiese „Wisse Wee“ ausweichen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Hetzerath einen Fußballplatz. Neben Fussball wurde auch Leichtathletik betrieben. Die Spieler übten häufig in Holzklompen oder schweren Feldschuhen. Fehlte ein Lederball, so spielte man mit einem Lappenball.2

Auf Initiative des Seelsorgers Rektor Wilhelm Leonards schloss sich der Verein 1923 der Deutschen Jugendkraft (DJK) an und konnte ab diesem Zeitpunkt an einem geregelten Spielbetrieb teilnehmen, der zu einem Platz im Mittelfeld der A-Klasse führte. 1926 errang die Fußballmannschaft sogar Platz 1 in dieser Klasse.

© Heinz Peters | unbekannt | Mannschaft-1922/23

Zwei Jahre nach dieser Meisterschaft musste allerdings der Fußball-Spielbetrieb eingestellt werden, weil durch schwere Sportverletzungen vier Spieler ausfielen. Auf der Suche nach sportlichen Aktivitäten außerhalb des Fußballsports beschlossen die Vereinsmitglieder im Jahre 1929, sich dem Handballsport zu widmen. Hier schien die Verletzungsgefahr geringer zu sein. Nach ersten hoffnungsvollen Freundschaftsspielen nahm der Verein schon im Jahre 1930 den Spielbetrieb im Sportverband der DJK auf. Man spielte zunächst gegen Mannschaften aus dem Mönchengladbacher, Neusser und Viersener Raum, bald aber schon gegen Mannschaften aus Erkelenz, Hückelhoven, Hilfarth, Lövenich, Wegberg, Geilenkirchen, Birgden und Linnich. Im Jahre 1931 errang die Hertha den 2. Platz in der Handballliga.

© Heinz Peters | unbekannt | 1.-Mannschaft 1938/39 auf Wisse Wee

Die Spielregeln des anfänglichen Feldhandballsports, die 1917 verfasst wurden, unterschieden sich von denen der späten 1950er Jahren sehr. Handball wurde ähnlich wie Fußball gespielt. Es gab einen Torwart und zwei Verteidiger. Die drei Spieler der Läuferreihe durften bis zur Mittellinie vorlaufen und dort die gegnerischen Angreifer bereits attackieren. Der Angriff bestand aus drei Mittelstürmern und zwei Außenstürmern. Wie im Fußball konnten die Spieler ins Abseits laufen.

Kulturelle Beiträge

Durch die große Beliebtheit des Vereins in Hetzerath ergaben sich auch andere Aktivitäten, die er zur Freude der Bevölkerung ausführte. So wurden Theaterstücke auf dem Patronatsfest aufgeführt. Diese Tradition hielt sich bis nach dem Zweiten Weltkrieg.

Nationalsozialismus

Nachdem im Jahre 1935 die Deutsche Jugendkraft als religiös orientierter Verband aufgelöst wurde, schloss sich der Verein der Turnerschaft an, die aber bereits ein Jahr später ebenfalls aufgelöst und in den Nationalistischen Reichsbund für Leibesübungen überführt wurde. Nach der Überführung spielte der Verein wieder gegen Mannschaften aus dem Mönchengladbacher Raum. Auch bedingt durch den von Handball begeisterten Lehrer Martin Wirtz in Hetzerath konnte der Verein vor dem Kriege eine schlagkräftige Mannschaft aufstellen.

Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg kam der Spielbetrieb in dieser Zeit zum Erliegen.

Wiederaufbau nach Kriegsende

© Heinz Peters | unbekannt | Schülermannschaft 1947
Schülermannschaft 1947

Bereits am 4. November 1945 erfolgte eine konstituierende Versammlung, um das Vereinsgeschehen wieder aufleben zu lassen. Etwa 30 Mitglieder gründeten bereits 1945 eine Handball-„Notmannschaft“. In der Sitzung wurden Toni Steufmehl zum Vorsitzenden und Franz Peters zum Geschäftsführer des Vereins ernannt, die nun geschäftsführend für den beschwerlichen Neuaufbau sorgten. Dazu gehörte unter anderem die Suche nach einem neuen Sportplatz. Der alte war dem Neubau der Schule zum Opfer gefallen. Die Gemeinde stellte dem Verein ein Gelände an der heutigen Straße „An der Elsmaar“ zur Verfügung, das zur damaligen Zeit noch nicht bebaut war. In Eigenleistung erstellten die Vereinsmitglieder das Spielfeld. Im Jahre 1946 konnte der neue Platz im Rahmen eines großen Handballfestes eingeweiht werden.

Ein weiteres Problem bestand darin, junge Spieler für den Verein zu gewinnen, denn die Spieler vor dem Zweiten Weltkrieg waren entweder gefallen oder nach der Rückkehr aus dem Krieg zu alt, um in der Herrenmannschaft erfolgreich weiterzuspielen. Vor allem Lehrer Martin Schmitz, der ab 1947 die Vereinsführung übernahm, ist es zu verdanken, dass viele Jugendliche für den Handballsport begeistert wurden. So konnte ab 1947 wieder ein geordneter Spielbetrieb stattfinden. In der Spielzeit 1949/1950 existierten bereits zwei Herrenmannschaften, eine Schüler- und eine Jugendmannschaft. Im Jahre 1948 kehrte der Verein in den Handballkreis Mönchengladbach-Rheydt zurück.

1950er und 60er Jahre

© Heinz Peters | unbekannt | Sportplatz Am Houverather Weg 1948
Sportplatz „Am Houverather Weg“ 1948, Torwart Peter Bollenberg

Im Jahre 1952 musste der Sportplatz erneut aufgegeben werden, weil auf dem Gelände Bergbausiedlungen errichtet werden sollten. Die Gemeinde stellte dem Verein ein Gelände an der heutigen Rurtalstraße zur Verfügung. Der Sportplatz wurde wiederum mit Hilfe umfangreicher Eigenleistungen erstellt. An dieser Stelle befindet er sich heute noch.

Aufschwung in den 1970er Jahren

In den Folgejahren erlitt der Verein Höhen und Tiefen. Durch den Abgang einiger Spieler konnte in der Spielzeit 1952 / 1953 nur noch eine Mannschaft gemeldet werden, die 1953 abstieg, im Folgejahr aber wieder aufsteigen konnte. Der Abgang der Spieler konnte gestoppt werden. 1956 hatte der Verein wieder 83 Mitglieder. Gegen Ende der 1950er Jahre verkümmerte allerdings die Jugendförderung im Verein, so dass kein Jugendwart mehr gewählt werden konnte. Dies änderte sich zeitweilig wieder in den 1960er Jahren, blieb aber letztlich ein Stiefkind des Vereins. In diesem Jahrzehnt stieg auch die Herrenmannschaft in die unterste Liga ab. Die Existenz des Vereins war Ende der 1960er Jahre ernsthaft gefährdet. Dies lag unter anderem auch daran, dass das Feldhandballspiel immer unattraktiver wurde und die Handballspieler selbst das Interesse daran verloren. Im Jahre 1972 wurde der Feldhandballbetrieb eingestellt.

Es ist dem Engagement eines Mannes zu verdanken, dass der Verein weiterlebte: Heinrich Girms. Er war Verstandsvorsitzender von 1966 bis 1984. Ihm war es zu verdanken, dass die Hertha in den 1970er Jahren durch die Verpflichtung guter Trainer und Spieler zu neuen Erfolgen kam. 1977 stieg die 1. Mannschaft in die Kreisliga auf. Durch Krankheit und Abgänge von Spielern konnte die Klasse nicht gehalten werden. Bis in die 1990er Jahre konnte sich die 1. Herrenmannschaft im oberen Drittel der 1. Kreisklasse halten oder in der Kreisliga spielen. Durchgehend existierte auch eine 2. Herrenmannschaft. Von 1987 bis 1989 konnte der Verein sogar eine 3. Herrenmannschaft stellen. In den 1980er Jahren spielten auch Damen aktiv Handball, zeitweilig 2 Mannschaften.

SpielzeitTrainer1. Mannschaft2. Mannschaft
1973/74H. Marquardt3. Kreisklasse (Aufstieg)
1974/75H. Marquardt2. Kreisklasse
1975/76B. Rademacher2. Kreisklasse (Aufstieg)4. Kreisklasse (Aufstieg)
1976/77B. Rademacher1. Kreisklasse3. Kreisklasse
1977/78B. Rademacher1. Kreisklasse (Aufstieg)3. Kreisklasse
1978/79H-P BoekenKreisliga (Abstieg)3. Kreisklasse
1979/80H. Marquardt1. Kreisklasseabgemeldet
1980/81H. Marquardt1. Kreisklasse3. Kreisklasse
1981/82H. Marquardt1. Kreisklasse3. Kreisklasse
1982/83H. Marquardt1. Kreisklasse (Abstieg)3. Kreisklasse
1983/84E. Wassong2. Kreisklasse (Aufstieg)3. Kreisklasse (Aufstieg)
1984/85E. Wassong1. Kreisklasse2. Kreisklasse
1985/86Fr. Hoffmann1. Kreisklasse (Aufstieg)2. Kreisklasse (Abstieg)
1986/87Fr. HoffmannKreisliga (Abstieg)3. Kreisklasse (Aufstieg)
1987/88W. Bosau1. Kreisklasse (Aufstieg)2. Kreisklasse
1988/89W. BosauKreisliga (Abstieg)2. Kreisklasse
1989/90W. Bosau1. Kreisklasse (Aufstieg)2. Kreisklasse (Abstieg)
1990/91L. PetersKreisliga (Abstieg)Abmeldung nach 2 Spielen
1991/92L. Peters1. Kreisklasse
1992/93H. Marquardt1. Kreisklasse3. Kreisklasse
1993/94H. Marquardt1. Kreisklasse3. Kreisklasse
1994/95C. Bürger1. Kreisklasse3. Kreisklasse
Herrenmannschaften in den 1970er bis 1990er Jahren

Kooperation mit ASV Rurtal

In den 2000er Jahren wurde es immer schwieriger, genügend Spieler zu rekrutieren. Ab dem Jahre 2009 bildete man mit dem ASV Rurtal Hückelhoven eine Kooperation. Fünf Jahre währte die Spielgemeinschaft mit dem ASV Rurtal Hückelhoven. Der Beschluss zur Auflösung der Spielgemeinschaft fiel bei den Herthanern einstimmig aus. Hertha-Vorsitzender und Spielgemeinschaft-Verantwortlicher Rainer Rogowsky bekräftigte besonders, „dass wir nicht im Groll auseinander gehen“. Vielmehr seien es finanzielle Gründe gewesen, die den TuS Hertha zur Aufgabe zwangen. Jedoch muss auch festgehalten werden, dass die Spielgemeinschaft die gesteckten sportlichen Ziele nicht erreicht hatte.

Verein im Umbruch

Es ist unbestritten: Der Handball und der TuS Hertha Hetzerath, die wollen weiterleben. Vor allem das Kerngeschäft Handball sollte nach dem Aus der Spielgemeinschaft Rurtal-Hetzerath wieder möglichst aktiviert werden. Allerdings haben sich „Wunschdenken“ und Realität nicht auf einen Nenner bringen lassen. Der geplante Einstieg – in der Jahresversammlung beschlossen – mit einer Jugendmannschaft in die Spielsaison 2014/2015 zu starten, ließ sich dann doch nicht realisieren. Neben dem Kerngeschäft entwickelten sich einige Freizeitsport-Abteilungen im Verein, die in den 2020er Jahren das Vereinsleben aufrecht erhalten. Hier bietet der Verein, dem Mainstream der 2000er Jahre folgend, vielen Sportwilligen die Möglichkeit, sich außerhalb des Wettkampfgeschehens sportlich zu betätigen.

Dennoch möchte der TuS Hertha Hetzerath 1920 das Kerngeschäft des Traditionsvereins, das Handballspielen, wieder mit Leben füllen. Im Jahre 2020 durfte der Verein – leider zur Zeit der Pandemie – auf stolze 100 Jahre zurückblicken.

Weitere sportliche Angebote

Neben dem Handballsport entwickelten sich im TuS Hertha mehrere Abteilungen für den Breitensport.

Bereits 1979 bildeten sich Gymnastikgruppen für Frauen. Sie nannten sich später in „Flotte Motten“ um. Im Jahre 1986 kam eine Prellballmannschaft hinzu. Sie bot unter anderem ausgeschiedenen Handballern ein sportliches Freizeitangebot.

Gerade nach dem Ausscheiden von aktiven Handballmannschaften wuchsen diese Freizeitangebote für alt und jung. Im Jahre 2023 bot der Verein neun Abteilungen für den Freizeitsport: Bosseln, Flotte Motten, Kurse für Erwachsene, Ninja Kids, Online Training Fit@Home, Scheunencamp, Smovey, Walking Handball und Zumba.3 Der TuS Hertha Hetzerath folgt mit diesen Angeboten den Wünschen der Sporttreibenden, die bisher meist nur von Fitnessstudios zu deutlich höheren Preisen erfüllt werden.4

  1. siehe Heinz Peters: Chronik Hetzeraths, a. a. O., Seite 142 ff.
  2. siehe Heinz Peters: Chronik Hetzeraths, a. a. O., Seite 144
  3. siehe https://tus-hertha-hetzerath.de.tl (Stand: 03.2023)
  4. Text von Wolfgang Lothmann 2023 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V., mit freundlicher Unterstützung durch die Interviews mit und die Aufzeichnungen von Heinz Peters aus Hetzerath.
  1. Heinz Peters u. a., Hetzerath: Gesang eines Dorfes. Erkelenz-Hetzerath, 2018, Kapitel 8: Ein Verein schreibt Dorfgeschichte, Seite 141 ff.
  2. Dorfgemeinschaft Hetzerath, Internetseite https://hetzerath.info. https://hetzerath.info, (Stand: 03.2023)
  3. TuS Hertha Hetzerath 1920 (Hrsg.), Internetseite. https://tus-hertha-hetzerath.de.tl/, (Stand: 03.2023)

Wenn Sie uns Feedback zu diesem Artikel senden möchten, nutzen Sie bitte dieses Kontaktformular:

    * Pflichtfeld

    VIRTUELLES MUSEUM © 2024
    Datenschutz Impressum Kontakt