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Zerstörte Heimat in der Kunst

sonstiger Name: HEIMAT geSCHICHTEN
20.09.2024 bis 06.10.2024

Ausstellung zum Thema Heimat

Vom 20.09.2024 bis zum 06.10.2024 veranstaltete der Heimatverein der Erkelenzer Lande in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Schieder-Schwalenberg im Haus Spiess Erkelenz eine Ausstellung zum Thema HEIMAT geSCHICHTEN. Die Künstlerin Meike Lothmann setzt sich in ihren Werken mit ihrer neuen (Schieder-Schwalenberg) und alten Heimat (Keyenberg) auseinander. Speziell gestaltet sie in Bezug auf Keyenberg den Zustand eines Ortes im Verfall durch die Umsiedlung der Einwohner, die dem drohenden Braunkohleabbau weichen mussten. Die Künstlerin versucht, „die vergängliche und vergangene Wirklichkeit aufzudecken, die sich in Gegenständen des täglichen Gebrauchs niederschlug“1. Im Kugelpanorama ist die gesamte Ausstellung zu sehen. Die folgende Beschreibung geht nur auf den Teil der Ausstellung ein, der sich mit der „Heimat“ Keyenberg und dem Braunkohletagebau künstlerisch beschäftigt.

Erinnerungen an Keyenberg

Archiv-Boxen

Diese Rauminstallation aus dem Jahre 2023, die aus 11 Archiv-Boxen besteht, setzt sich mit dem Zustand des Ortes Keyenberg zu diesem Zeitpunkt auseinander. Die Künstlerin stellt in den Boxen Gegenstände dar, die sie im verlassenen Ort gefunden hat und die sie an ihre eigene Kindheit und Jugendzeit dort erinnern. Sie zeigen zum einen den Verfall des Ortes, den die wenigen verbliebenen Einwohner als besonders bedrückend empfinden. Zum anderen zeigt die Installation aber auch ein Stück Hoffnung, dass der Ort, der letztlich nicht abgebaggert wird, wieder mit Leben gefüllt werden kann. Die Boxen haben die Maße 60 x 90 x 22 cm.

Im folgenden Video werden die Archivbxen im Einzelnen kurz beschrieben. Es wird jeweils die Forder- und Rückseite gezeigt.


Wandteppich „Wie wollen sie das unter den Teppich kehren“

© Wolfgang Lothmann | Wandteppich

Der Wandteppich aus dem Jahre 2023 mit den Maßen 240 x 200 cm zeigt, wie sich das Braunkohleloch immer weiter in die blühende, lebendige Landschaft frisst. Der im Tufting-Verfahren erstellte Teppich zeigt die Ausmaße der Grube Garzweiler II im Jahr 2023. In diesem Jahr waren die Ortschaften Keyenberg und Holzweiler noch durch eine Straße verbunden. Diese Straße wurde 2024 abgerissen. Zwischen der „bunten“, blühenden Landschaft auf der linken Teppichfläche und der in Brauntönen gehaltenen Grube verläuft das gelbe Band des Widerstands, das aber an einer Stelle bereits unterbrochen ist. Die Grube endet in einem Eimer, was die Frage aufwirft: Wie wollen sie das unter den Teppich kehren?

Wandteppich „Geschichtete Kindheit: Rheinbraun“

© Wolfgang Lothmann | Grubenschichten

Der Wandteppich aus dem Jahre 2022 mit den Maßen 440 x 120 cm stellt einen Querschnitt durch die Schichten der Braunkohlegrube dar. Im Wesentlichen besteht er aus Stoffen, die aus der Kindheit der Künstlerin stammen. Die Stoffschichten laufen auf eine Abbruch- und Abbaukante zu. Sie erstrecken sich bis auf den Boden des Raumes. Am Ende deuten blaue und weiße Stoffe an, wie tief das Grundwasser abgesenkt ist. In blauen Acrylfarben hat die Künstlerin den zukünftigen See angedeutet. Mit Rheinwasser soll das ausgekohlte Restloch aufgefüllt werden. Im Wasser befinden sich Fensterrahmen der abgebrochenen Häuser.

Wende Gelände

Ein etwa 30 x 40 cm großer Holzrahmen enthält ein gelbes X, das Zeichen des Widerstands gegen den Braunkohleabbau. Das Gebilde ist eingepackt von einem Teil eines Malerkittels, der hinten von einem Reißverschluss geöffnet werden kann. Vorne steht auf dem Gewebe „WENDE GELÄNDE!“. Bis auf das „W“ sind alle Buchstaben in Dunkelgrau gehalten. Das „W“ erscheint in Weiß. Dadurch steckt in dem Wort „WENDE“ auch das Wort „ENDE“. „Ende Gelände ist eine Bewegung des zivilen Ungehorsams, die seit 2015 Massenaktionen in deutschen Braunkohlerevieren organisiert, um das Bewusstsein für Klimagerechtigkeit zu stärken.2 Die Demonstranten erscheinen häufig in weißen Kitteln. Zeigt diese Installation, dass der zivile Protest die politisch Verantwortlichen zu einem Umdenken bewegt hat?3

  1. Ausstellungskatalog, a. a. O., Seite 14
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Ende_Gelände
  3. Text von Wolfgang Lothmann 2024 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. Wertungen in den Beschreibungen sind Interpretationen des Verfassers.
  1. Kunstverein Schieder-Schwalenberg (Hrsg.), Meike Lothmann HEIMAT geSCHICHTEN, Ausstellungskatalog. Berlin, 2023
  2. Wikipedia, Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, wiki/Tufting
  3. Wikipedia, Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, wiki/Ende_Gelände
  4. unbekannter Autor, Internetadresse. meike-lothmann.de

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