Jean Messemaeckers (geb. 1823, gest. 1885), Spross einer Musikerdynastie aus dem limburgischen Venlo, wirkte von 1843 – 1865 in Erkelenz als Organist an St. Lambertus, als Musiklehrer am Städtischen Progymnasium, als Dirigent des Städtischen Gesangvereins von 1843 und des Instrumentalvereins und außerdem als Privatmusiklehrer. Kompositionen aus seiner Feder, in der Hauptsache Klaviermusik im Stile der gehobenen Unterhaltungsmusik jener Zeit, sind gedruckt worden.
Sein Leben
Im Limburgischen war seit Ende des 18. Jahrhunderts die Musikerdynastie Messemaeckers ansässig. Am 21. Februar 1823 wurde in Venlo Johan Leonard Hubert geboren, der mit dem Erkelenzer Musiker Jean Messemaeckers identisch sein muss. Die Eltern waren Joannes Everhardus Messemaeckers aus Venlo (geb. 1784) und die aus Geldern stammende Anna Catharina Agnes Geenen.
Joannes Everhardus Messemaeckers (Rufname Jean), getauft am 17. Juli 1784 in Venlo, gestorben am 19. Dezember 1863 in Venlo, war Organist der Sint-Martinuskerk in Venlo, erster Dirigent der dort am 1. Juli 1822 gegründeten Türkischen Harmoniegesellschaft, später der Harmoniegesellschaft und ab 1831 der Philharmonischen Gesellschaft, Ladenbesitzer und Musiker. Er lebte in Venlo in der Vleesstraat, heiratete dort am 18. April 1822 Anna Catharina Agnes Geenen, geboren um 1799 in Geldern, gestorben am 28. September 1865 in Venlo, Tochter von Theodor Geenen und Margaretha van Gemmer.1
Bei seinem Vater wird Jean wohl einen Teil seiner Lehrjahre verbracht haben. Er war erst 20 Jahre alt, als er die musikalische Betreuung der 61 Sänger des „Gesangvereins der Stadt Erkelenz“, des nachmaligen „ Städtischen Gesangvereins“, übernahm.
Im März des Jahres 1865, nach mindestens 22jähriger erfolgreicher Tätigkeit, verließ Jean Messemaeckers Erkelenz. Er wechselte nach Rheydt, wo er verschiedene Chöre leitete. Er starb am am 12. März 1885 in M. Gladbach.
Messemackers war unverheiratet und wohnte bei dem Konditor Pelzer hinter dem Chor von Sankt Lambertus.
Sein Wirken in Erkelenz
Messemaeckers wirkte in Erkelenz als Dirigent, Musiklehrer, Pianist und Komponist. Im Erkelenzer Kreisblatt ist über sein Wirken oft berichtet worden.
Der Dirigent
Erstmalig wird sein Name im Zusammenhang mit der Gründung des „Städtischen Gesangvereins“ im Herbst 1843 genannt. Jean Messemaeckers wird in diesem Zusammenhang als „Städtischer Musiklehrer“ in Verbindung mit dem Dirigenten des neu gegründeten Gesangvereins genannt.
Auf Sängerfesten, z. B. in Brüssel, Lüttich, Gent, M.Gladbach und Kleve erzielte der „Städtische“ unter seinem Dirigenten Jean Messemaeckers beachtliche Erfolge.
Jean Messemaeckers dirigierte auch das „Musikalische Kränzchen“, das im Winter 1862/63 erstmalig mit einer Abendunterhaltung an die Öffentlichkeit trat. Diese vermutlich von dem Notar Remy begründete Vereinigung musik- und sangeskundiger Damen und Herren der Stadt Erkelenz hat in den Jahren 1863-1872 nicht nur „Vocal- und Instrumental-Concerte“ mit zum Teil bemerkenswerten Programmen veranstaltet, sondern auch im gesellschaftlichen Leben der Kreisstadt mit Tanzfesten und Landpartien eine angesehene Rolle gespielt.
Das „Musikalische Kränzchen“ schien gesellschaftlich exklusiv zu sein und setzte sich nach dem Vorbild ähnlicher Institutionen in größeren Städten die Aufführung klassischer Vokal- und Instrumentalmusik zum Ziel. Auf zwei erhaltenen Konzertprogrammen stehen neben Chören aus der „Schöpfung“
und den „Jahreszeiten“ von Haydn und Schumanns „Zigeunerleben“ auch klassische Arien und Instrumentalstücke. Ein Konzert im Jahre 1866 hat durch die Wiedergabe einer Haydn-Symphonie schon den Charakter eines bescheidenen Symphonie-Konzertes.2
Wie lange das „Musikalische Kränzchen“ bestand ist nicht bekannt, 1881 bestand es jedenfalls nicht mehr.
Außerdem leitete Jean Messemaeckers das „Erkelenzer Männerquartett“, den „Erkelenzer Gesangverein“ und MGV „Concordia Oerath“. Alle Vereine waren nur von kurzer Existenz.
Messemaeckers war zeitweise auch Dirigent des „Instrumentalvereins“, der mindestens seit 1852 bestand und Nachfolger des früheren „Musikvereins“ gewesen sein muss.
Der Musiklehrer
Diese Anzeige erschien am 27. Dezember 1856 im Erkelenzer Kreisblatt.
Wie aus dem Jahresbericht 1864/65 des Progymnasiums Erkelenz ersichtlich, war Jean Messemaeckers von 1848 bis zu seinem Weggang von Erkelenz im Jahre 1865 Gesangslehrer an dieser Schule.
Eine Erweiterung fand Messemaeckers musikpädagogisches Wirken im Klavierunterricht, den er zahlreichen Erkelenzer Privatschülern gab.
Diese zweigleisige pädagogische Arbeit von Jean Messemaeckers mit der Jugend in der Schule und mit den Erwachsenen im Männerchor steht im Zusammenhang mit einer im Verlag Johann Andre, Offenbach, erschienenen Schrift mit dem Titel „Elementar-Regeln der Musik“.
Bei dem Werk von Messemaeckers handelt es sich um eine „Anleitung zu den notwendigsten theoretischen Kenntnissen, welche die Ausbildung in der Musik, besonders aber im ein- oder mehrstimmigen Gesange erfordert, zum Gebrauche in Gymnasien, Liedertafeln, höheren Töchterschulen etc. sowie auch zum Selbstunterrichte“.3
Der Komponist
Jean Messemaeckers war auch als Komponist tätig.
Von den aufgezählten Werken für Klavier, die in der Mehrzahl im Verlag B. Schott’s Söhne, Mainz, zum geringeren Teil bei Johann Andre, Offenbach, verlegt sind, befinden sich im erstgenannten Verlag nur noch acht Archiv-Exemplare. Wie aus den Titeln zu schließen ist und bei Durchsicht oder Durchspiel bestätigt wird, handelt es sich dabei um eine solide Gebrauchsmusik – was wohl auch der Intention des Komponisten entsprochen haben mag – die man etwas geringschätzig als Salonmusik bezeichnet. Die „höheren Töchter“ jener Zeit werden sich daran ergötzt haben und auf die Dedikation ihres verehrten Meisters nicht wenig stolz gewesen sein.
Außer diesen Kompositionen für Klavier gibt es noch eine „Melodiensammlung“, eine Auswahl gefälliger Compositionen für 88- oder 100-töniges Akkordeon (Bandonion)“ op. 17.
Nur ein Werk für Chor ist bekannt, was um so erstaunlicher ist, als in Messemaeckers Wirken an der Schule wie in den Gesangvereinen der Chorgesang doch einen sehr breiten Raum eingenommen hat. Es ist dies ein „RheinIied“ für Männerchor mit Solo-Quartett, das in einem Konzert des Städt. Gesangvereins im Jahre 1855 aufgeführt wurde. Mehr als der Titel ist nicht bekannt.4
Sein Wirken in Rheydt
Im März des Jahres 1865 verließ Jean Messemaeckers Erkelenz und ging nach Rheydt. Was genau der Grund dafür war, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass der „Städtische Gesangverein“ gerade um diese Zeit eine der in seiner langen und ruhmreichen Geschichte periodischen schöpferischen Pause hatte. Aber auch sonst mögen noch Motive persönlicher Art mitgespielt haben, vielleicht war es Verärgerung, vielleicht waren es Intrigen. Jedenfalls scheint Jean Messemaeckers an seiner neuen Wirkungsstätte schlecht Fuß gefasst zu haben. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass Rheydt damals schon als Hochburg des Nationalismus galt und dass auch die konfessionelle Situation dort eine wesentlich andere war als in Erkelenz. Für einen katholischen Niederländer dürfte Rheydt zu jener Zeit in der Tat kein geeigneter Boden gewesen sein.
Über seine Tätigkeit dort ist zu berichten, dass er den 1860 gegründeten Kirchenchor an St. Marien leitete. Zwar wuchs der Chor an Mitgliederzahl und es konnte bereits eine erste Fahne angeschafft werden, doch die Tätigkeit Messemaeckers war schon 1867 zu Ende. Im Jahre 1869 gab die „Liedertafel des Landwehr-Unterstützungsvereins“ zwei Konzerte unter Leitung des Musiklehrers und Dirigenten Jean Messemaeckers, deren Programme durchaus denen des Städt. Gesangvereins Erkelenz ebenbürtig waren. Diesen Chor wird Messemaeckers bis 1880 geleitet haben, da von diesem Jahr ab ein anderer Dirigent genannt wird. Als dritten Chor betreute er von Herbst 1871 bis Mai 1872 den „Gesangverein Germania“.
Im ersten Protokollbuch des Städtischen Musikvereins Rheydt wird Jean Messemaeckers in der Liste der passiven Mitglieder vom Jahre 1871 geführt. Seine Haupttätigkeit könnte neben dem Amt als Organist an St. Marien und als Musiklehrer an der höheren Schule – für beide sind keine Nachweise vorhanden – der Privat-Musikunterricht gewesen sein.
Seine Verbindung mit dem Musikleben seiner eigentlichen Wahlheimat Erkelenz war jedoch nicht völlig gelöst. Wie vordem in seinen eigenen Konzerten, so wirkte er auch einige Jahre nach seinem Weggang mehrfach in Konzerten seines Nachfolgers als Pianist mit. Sein vermutlich letztes Auftreten war gelegentlich des 30. Stiftungsfestes des Städtischen Gesangvereins im Jahre 1873.5
- Messemaeckers – Genealogie Limburg Wiki
- Hilberath, HK 1953, Seite 44
- Einzelheiten siehe Hilberath, HK 1969, Seite 34ff
- Hilberath, HK 1965, Seite 26
- Text von Günther Merkens für den Heimatverein der Erkelenzer Lande unter Verwendung des Berichtes von Hans Hilberath in HK 1965, Seite 22ff; 2025
- Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz, 1965, Hans Hilberath: Jean Messemaeckers - Ein vergessener Erkelenzer Musiker; Seite 22ff ,
- Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz, 1969, Hans Hilberath: Jean Messemaeckers: „Elementar-Regeln der Musik''; Seite 34ff ,
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