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Kirche Sankt Cosmas und Damian Holzweiler

Kirchengeschichte

Vorbemerkung

Wann Holzweiler christianisiert wurde, lässt sich urkundlich nicht belegen. Nachgewiesen werden kann, dass „Holtvilare“, wie der Ort im 9. Jahrhundert genannt wurde1, mit dem Jahr 898 dem Frauenstift Essen als Schenkung des Königs Zwentibold übergeben wurde. Es besaß hier einen Fronhof mit den dazu gehörenden Unterhöfen. Die Übergabe an ein christliches Stift legt nahe, dass auch früh eine Kirche oder Kapelle zum Fronhof gehörte. Mit dieser gab es dann in Holzweiler drei Kirchenbauten.2

Alte Kirche

Bis zur Auflösung der Stifte und Klöster durch Napoleon im Jahre 1802 hatte das Essener Stift ein Anrecht auf den Zehnt in Holzweiler und vor allem auch auf die Besetzung der Priesterstellen. Das Damenkapitel des Stifts übergab allerdings die Rechte im Jahre 1224 an das angeschlossene Herrenkapitel, das durch Überschreibungen von Vermögen – unter anderem Holzweiler – vom Damenstift finanziell unabhängig werden sollte.3

© Stadt Erkelenz | K. Blaesen | Alte Kirche Zeichnung von 1878
Alte Kirche Zeichnung von 1878 von K. Blaesen

Die alte Kirche stammt nach „alter Überlieferung und einem Fund beim Abbruch des alten Turms aus dem 11. oder 12. Jahrhundert“.4 (Dieser Fund bestand aus schriftlichen Belegen, die die Bauzeit ins 11. Jahrhundert verlegen. Clemen-Renard datieren die Funde ins 12. Jahrhundert.) Vermutlich ist das Gebäude noch älter, da es laut Kirchenchronik lange ohne Turm existierte. Das Patronat Cosmas und Damian lässt vermuten, dass der Bauherr das Stift Essen war, da auch deren Kirche die gleichen Patrone aufweist.5 Ursprünglich wurde das Gotteshaus als Kreuzkirche im romanischen Stil erbaut und umfasste weniger als die Hälfte an Grundfläche der heutigen Kirche (22,50 x 13 m). Die Analyse der verwendeten Mauersteine lässt vermuten, dass sowohl der Chor als auch die Seitenschiffe zu einer späteren Zeit hinzugefügt wurden. Die Sakristei wurde hinter dem Chor von Pastor Reiner Textoris aus eigenen Mitteln errichtet6.

In den Jahren 1726 und 1727 erfolgte eine umfangreiche Reparatur des Turmes und Behanges der Nordseite, da diese baufällig geworden waren. Die Kirchenchronik vermutet, dass zu dieser Zeit der Turm um ein Stockwerk aufgestockt wurde.7

Im 19. Jh. reichte die Kirche für die Gemeinde trotz der Umbaumaßnahmen nicht mehr aus. Um alle Kirchenbesucher an der Messe teilhaben zu lassen, mussten viele draußen vor dem offenen Portal die Messe mitfeiern. Daher entschloss sich die Kirchengemeinde, eine neue, größere Kirche zu bauen. Während des Baus dieser Kirche wurde im Jahre 1859 die gotische, alte Pfarrkirche bis auf den Kirchturm abgerissen. Dieser wurde ab 1914 durch einen neuen ersetzt. Bei diesem Abriss fand man einen römischen Weihestein des Tiberius Claudius Justus an Merkur.

Neue Kirche

© unbekannt | Kirche 1912
Kirche 1912 – Alter Turm und neues Kirchengebäude (aus Bildkalender von 1975)

Ein 1854 gegründeter Kirchbauverein ließ den Kölner Dombaumeister Vinzenz Statz den Plan einer neuen Kirche entwerfen, der vom Erzbistum Köln genehmigt wurde. Unter der Bauleitung von Gustav Faulenbach aus Aachen wurde die neue Kirche im neugotischen Stil von 1857 bis 1861 unter Pfarrer und Dechant Peter Bono gebaut. Am 12. Oktober 1857 erfolgte die Grundsteinlegung. Zunächst baute man den Chor, das Querschiff und die Sakristeien. Nach dem Abriss der alten Kirche wurde 1859 das Gebäude bis zum alten Turm weitergebaut. Am 10. Juli 1861 war die Weihe des Neubaus durch den Kölner Weihbischof Dr. Baudri. Der Bau kostete ohne die Eigenleistungen der Holzweiler Einwohner 92.157,57 Reichsmark.8

1914 wurde nach Abriss des alten Turmes mit dem Bau des neuen Turmes nach den Plänen von Professor Josef Buchkremer, Aachen, begonnen. Fertiggestellt werden konnte er erst 1925, weil der Krieg mit seinen Folgen einen Weiterbau verhinderten. Bei dem Abriss fand man einen römischen Weihestein des Tiberius Claudius Justus an Merkur. Er befindet sich seit 1953 in der Innenmauer neben dem Südeingang. 1931 wurde die nördliche Sakristei durch eine größere ersetzt. Im 2. Weltkrieg entstanden einige Schäden, die bis 1949 behoben wurden. Nach Plänen von Heinz Tillmanns, Erkelenz, wurde 1953 der Chor umgestaltet. Die südliche Sakristei wurde 1986 durch die St.-Sebastianus-Schützengesellschaft als Sebastianuskapelle eingerichtet. Von 1995 bis 1999 musste das Kirchengebäude grundlegend renoviert werden. Diese Arbeiten dauerten bis zum Jahre 1999.

Im Zuge der Zusammenlegung von Pfarrgemeinden, weil durch den Priestermangel immer mehr Pfarreien vakant sind, wurde die katholische Pfarrgemeinde Holzweiler im Jahre 2010 aufgelöst und in die Pfarre „Sankt Maria und Elisabeth“ eingefügt. Nach dem frühen Tod des Pfarrers dieser Gemeinde, Pastor Semrau, erfolgte die Fusion der Gemeinden Sankt Lambertus Erkelenz und Sankt Maria und Elisabeth am 1. Januar 2015 zur Pfarrgemeinde Christkönig Erkelenz, wozu seither auch Sankt Cosmas und Damian Holzweiler gehört. Pfarrer dieser Gemeinde ist Pastor Rombach.

Gebäude der neuen Kirche

Das Kirchengebäude besteht aus einer dreischiffige Backsteinbasilika, einem Querhaus, einem Chor und einem 57 m hohen Backsteinturm. Die Grundfläche des Gebäudes beträgt 43,50 m x 17,12 m. Im Innern enthält die Kirche ein Kreuzrippengewölbe, vier Joche im Langhaus, ein quadratisches Vierungsjoch und zwei Rechteckjoche im Nebenschiff, die die gleiche Gewölbescheitelhöhe wie Mittelschiff und Chor haben. Der Chor besteht aus zwei Jochen und einer fünfseitiger Apsis mit einer spitzbogigen Arkadenöffnung zu den polygonalen Nebenchören, sowie spitzbogige Arkaden zwischen Haupt- und Nebenschiffen. Der Westturm ist dem Mittelschiff vorgebaut und enthält vier Geschosse, dessen Strebepfeiler im vierten Geschoss in vier Rundtürmchen übergehen.9

Kirchenfenster

Zählt man alle Glasfenster der Kirche zusammen, so kommt man auf die stattliche Anzahl von 40 Fenstern. Alle stammen von Ernst Jansen-Winkeln aus Mönchengladbach. Sie entstanden zwischen 1959 und 1972.

Chorraumfenster

Im Chor befinden sich sieben hohe Fenster. Die drei Fenster der Apsis entstanden im Jahre 1959 und enthalten die Thematik „Christliche Erlösungsbotschaft“. Die seitlichen Fenster enthalten ornamentale Kompositionen.

Chorkapellen

Abgesehen von einem Fenster an der Nordseite über der Sakristeitür befinden sich in den Chorkapellen fünf gleiche Fenster. Sie bestehen aus ornamentalen Kompositionen. Das Fenster über der Tür enthält die Motive Kanne, Kerze und Weihrauchfass. Es wurde von den Messdienern der Jahrgänge 1960 bis 1963 gestiftet. Die Fenster der Chorkapellen entstanden 1961.

Fenster des Querschiffs

Im Querschiff befinden sich zwei große, dreistäbige Fenster. Sie zeigen Heilige:
das nördliche Fenster die heilige Hildegard und Katharina von Siena,
das südliche Fenster die Heiligen Cosmas und Damian.
Sie entstanden 1961. Seitlich befinden sich noch je zwei gleiche Ornamentfenster.

Fenster der Seitenschiffe

In den Seitenschiffen befinden sich Motivfenster. Sie zeigen Heilige und wurden teilweise von Holzweiler Bürgern und Vereinen gestiftet. Sie entstanden zwischen 1965 und 1972. Die Heiligen sind:
Südseite: Heinrich II, Nikolaus von Myra, Sebastian,
Nordseite: Anna Selbdritt, Monika von Tagaste, Barbara.
Über den Eingangstüren befinden sich kleinere Fenster mit freien Kompositionen.

In den Hochgaden befinden sich Fenster mit Mustern. Die Grundfarbe der Fenster ist blau.

Turmhalle

© Wolfgang Lothmann | Fenster in Turmhalle

In der Turmhalle befindet sich an der Nordseite noch ein Fenster. Das Besondere ist, dass darauf die alte Kirche abgebildet ist. Es entstand 1971. Auch dieses Fenster wurde gestiftet.

Wegen der Fülle der Einrichtungsgegenstände in der Kirche wird diesem Thema ein eigener Artikel gewidmet, der im Moment in Vorbereitung ist.10

  1. siehe Leo Gillessen, a. a. O., Seite 66
  2. siehe Schriftenreihe der Stadt Erkelenz, Band 5, Seite 65
  3. siehe Schriftenreihe der Stadt Erkelenz, Band 5, Seite 143
  4. siehe Schriftenreihe der Stadt Erkelenz, Band 5, Seite 145
  5. siehe Schriftenreihe der Stadt Erkelenz, Band 5, Seite 145 f.
  6. siehe Schriftenreihe der Stadt Erkelenz, Band 5, Seite 148
  7. siehe Schriftenreihe der Stadt Erkelenz, Band 5, Seite 146
  8. siehe Heimatgeschichte, vor 75 Jahren geschrieben, Folge 29
  9. Daten entnommen aus: https://www.christkönig-erkelenz.de/gemeinden-einrichtungen/gemeinden/st.-cosmas-u.-damian-holzweiler/ (Stand: 04.2021) und http://www.limburg-bernd.de/DenkErk/Nr. 140.htm (Stand: 04.2021)
  10. Text von Wolfgang Lothmann 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Stadt Erkelenz (Hrsg.), Schriftenreihe der Stadt Erkelenz. Band 5, 1881. Holzweiler. Ein Beitrag zur Geschichte bis Anfang des 19. Jahrhunderts
  2. Pfarrgemeinde Christkönig Erkelenz (Hrsg.), https://christkoenig-erkelenz.de. /gemeinden-einrichtungen/gemeinden/st.-cosmas-u.-damian-holzweiler/ (Stand: 04.2021)
  3. Leo Gillessen, Die Ortschaften des Kreises Heinsberg - Ihre Namen, Topographie und Geschichte. Schriftenreihe des Kreises Heinsberg, Band 7, Geilenkirchen, ISBN: 3-925620-13-3, 1993, Holzweiler, Seite 66
  4. Dr. Erich Coester, Die Kirchlichen Kunstwerke im Bistum Aachen. 1993, Sankt Cosmas und Damian Holzweiler
  5. Limburg, Käthe und Bernd, Denkmale in der Stadt Erkelenz. http://www.limburg-bernd.de, /DenkErk/Nr. 140.htm (Stand: 04.2021)
  6. Erkelenzer Zeitung, Heimatgeschichte vor 75 Jahren erzählt. Beitrag entnommen aus: Jakob Offermanns und Johann Brückmann: Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Burgen und Klöster in den Kreisen Jülich, Düren, Erkelenz, Geilenkirchen und Heinsberg. 1854 und 1907., 1980, Artikel Holzweiler
  7. Dr. Dipl.-Ing. Annette Jansen-Winkeln (inh. Verantwortliche), Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e. V.. http://www.glasmalerei-ev.net/, /pages/b2701/b2701.shtml (Stand 05.2021)

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