Geschichte
Nachweislich begannen Terheeger Bürger mit dem Bau einer neuen Kapelle im Jahre 1676, woran vermutlich auch Bewohner von „Dörfern aus dem Jülicher Land“1 beteiligt waren. Terheeg war zu dieser Zeit Durchgangsort für Pilger nach Holtum, die vornehmlich aus dem Jülicher Land kamen. Zur Zeit des Baubeginns herrschte die Ruhr im Jülicher und Erkelenzer Land und die Bürger Terheegs gelobten den Neubau der Kapelle, wenn sie von der Krankheit verschont blieben, was wohl weitgehend der Fall war. Allerdings wurde der Neubau erst 75 Jahre, nämlich 1751, von einem Pfarrer von Moers aus Erkelenz eingeweiht.2
Aus der französisch-napoleonischen Besatzungszeit ist bekannt, dass Inventar der Gasthauskirche nach Auflösung des Franziskanerklosters durch die Lagerung in der Lucia-Kapelle gerettet werden konnte.
Die Kapelle wurde am 14. Februar 1945 durch alliierte Fliegerbomben mit sämtlichen Kunstwerken völlig zerstört. Bis zum Wiederaufbau der Kapelle wurde der sonntägliche Gottesdienst zuerst in einer Schreinerei mitten im Dorf, ab 1946 dann in einer Holzbaracke, die für 8.000 DM erworben wurde, abgehalten. Am Lucia-Tag 1954 (13. Dezember) beschlossen die Terheeger Bürger, in Eigenregie eine neue Lucia-Kapelle zu bauen. Nach zähen Verhandlungen mit dem Generalvikariat in Aachen erhielten sie schließlich die Genehmigung zum Neubau. Das Architektenbüro Bertram und Lang aus Aachen wurde mit der Planung beauftragt. Um die Gesamtkosten von 120.000 DM schultern zu können, genehmigte das Bistum der Gemeinde ein Darlehen von 45.000 DM. Am 12.11.1956 war Baubeginn, am 13.12.1956 feierliche Grundsteinlegung. Am 23.06.1957 konnte Oberpfarrer Wiggers die erste Messe, allerdings in einer noch unfertigen Kapelle, feiern. Am 29.09.1957 konnte der Altar eingeweiht werden. Die Ausbauarbeiten dauerten allerdings noch bis zum Jahre 1964. 3
Die Kapelle wurde in der Folge der Zeit weiter vervollständigt bzw. erneuert. 1966 erhielt sie eine 2. Glocke. 1970 wurde im Anschluss an das 2. Vatikanum der Chorraum nach Plänen von Peter Haak geändert. 1986 musste der Turm, 1992 die gesamte Kapelle restauriert werden. Im Jahre 2008 erfolgte eine erneute Umgestaltung des Chorraumes. Im Jahre 2020 musste die Kapelle zum zweiten Mal generalüberholt werden. Bei dieser Sanierung ließ der Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. eine Bronzetafel, die der Künstler Michael Franke erstellte, mit den geschichtlichen Daten der Kapelle anbringen.
Bau
Die in Nord-Südrichtung gebaute Kapelle besteht aus einem Ziegelsteinbau mit einem Dach und einem vorstehenden Turm aus Beton. Das Dach wölbt sich halbkreisförmig in Richtung Altar zu Boden. Die Wände im Altarbereich enthalten große Glasfenster, die der Dachkonstruktion folgen. Der Kapellenbau ist 22 m lang, 11 m breit und weist eine Höhe von 8 m auf. Der Innenraum hat eine Gesamtfläche von zirka 130 qm. An der Südwand befindet sich das Ehrenmal.
Inneneinrichtung
Altarraum-Ensemble
Den Altar mit dem Ambo und eine Tabernakelstele schuf Peter Haak im Jahre 1970.
Heilige Lucia
Die Heilige Lucia wurde von Hans Janning geschaffen. Die Figur stammt aus den 1980er Jahren und steht im Altarraum.
Madonna
Die Madonna stammt aus dem 18. Jahrhundert. Zepter und Krone entstanden zwischen 1900 und 1930 und zeigen neugotische Stilelemente.4 Bei der letzten Baumaßnahme wurde die Madonna in die Nische an der hinteren Ostwand gesetzt. Vorher stand sie auf dem alten Altar in der hinteren Ecke.
Fenster
Die beiden Fenster stammen von Ludwig Schaffrath aus Alsdorf, die er im Jahre 1957 einbaute.Sie bestehen aus Bleiverglasung, bei der „die einzelnen Flachglas-Elemente durch U- und H-förmige Bleiruten eingefasst und entlang der Kanten meteinander verlötet“5 wurden.
Glocken
Die erste bekannte Glocke ist aus dem Jahre 1825. Sie stammt vom Glockengießer Boitel aus Düren und hängt auch heute noch im Glockenturm. Sie wurde im 2. Weltkrieg ausgebaut und im Kupfer- und Messingwerk Hettstedt aufbewahrt. Nach dem Krieg kam sie nach Terheeg zurück und lagerte bis zum Einbau im Turm 1957 in einem Bauernhof.6 Die Glocke enthält die Inschrift: „Mich goss Boitel für Erkelenz im Jahre 1825“
Im Jahre 1966 wurde noch eine 2. Glocke eingeweiht, die in der Glockengießerei Mabilon in Saarburg als Bronzeglocke gegossen und am 18.10.1966 geweiht wurde. Sie trägt die Inschrift:
„St. Lucia, Helferin in der Not
Sei Schutz uns im Leben und im Tod
Kapellengemeinde Terheeg AD 1966″
Name | Disposition | Durchmesser | Gewicht | Gießer | Jahr |
---|---|---|---|---|---|
—- | f“ | 56 cm | 100 kg | Peter Boitel, Düren | 1825 |
Lucia | d“ | 68 cm | 180 kg | Mabilon, Saarburg | 1966 |
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 23, 2009. Redaktionsteam St. Lambertus: Pfarrkirche und Gemeinde St. Lambertus in Erkelenz. Darin: Herbert Günter: Die Kapelle in Terheeg, Seite 329 bis 332 ,
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 17, 1998. Paul Blaesen: Zeichen am Wege. Dokumentation christlicher Kleindenkmäler in der Stadt Erkelenz, Seite 61 ,
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 7, 1985. Hans Hilberath: Glocken und Orgeln des Stadtgebietes Erkelenz. Geschichte und Bestand. Seite 41 - 42. ,
- Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz - eine Sammlung von Flyern. Flyer 27. St. Lucia-Kapelle Terheeg. Text von Herbert Günter. Bilder von Michael Franke und dem Archiv der Kapellengemeinde. ,
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