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Ordensschwestern in Erkelenz

Schwestern vom Armen Kinde Jesus

Ordensgründung

© Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. | unbekannt | Clara Fey

Clara Fey gründete 1844 die Gemeinschaft der Schwestern vom Armen Kinde Jesus, die sich der schulischen Ausbildung bedürftiger Kinder und Jugendlicher widmete. 2018 wurde Clara Fey seliggesprochen. Ihr Grab befindet sich im Aachener Dom.

Schuldienst in Erkelenz

Im November 1862 wurde in Erkelenz an der Elementarschule die Trennung der Schüler nach Geschlechtern eingeführt. Mädchen- und Jungenschule bestanden aus je drei Klassen. Die Mädchen bezogen ein neuerbautes Schulhaus an der Maar (heute Franziskanerplatz). Zur Unterrichtung entsandte der Orden vom Armen Kinde Jesus in Aachen drei „Schulschwestern“. Unterkunft fanden sie zunächst neben der Schule in den oberen Räumen des älteren Seitengebäudes.

Da die Wohnverhältnisse aber nicht zumutbar waren, zogen sie dort wieder aus. 1865 erhielten sie im Westflügel des daneben liegenden ehemaligen Franziskanerklosters eine Wohnung. Während des Kulturkampfes zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche mussten die Schwestern Anfang der 1870er Jahre Erkelenz verlassen. Ihren Platz nahmen nun drei weltliche Lehrerinnen ein.

Die Armen Dienstmägde Jesu Christi

Ordensgründung

© Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon | Katharina Kasper

Die Armen Dienstmägde Jesu Christi werden auch die Dernbacher Schwestern genannt. Katharina Kasper gründete 1851 in Dernbach (Westerwald) die Gemeinschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi zur Krankenversorgung und der Erziehung von Waisen. Die Ordensgründerin wurde 2018 heilig gesprochen.

Hermann-Josef Stiftung

© Stadtarchiv Erkelenz | Hermann Josef Gormanns
Hermann-Josef Gormanns (1796 – 1867)

Hermann-Josef Gormanns, Notar und Justizrat, stellte 1864 an der Brückstraße ein Wohnhaus mit Stallungen, Hofraum und Garten neben Bäcker Pellens und der Ziegelgasse den Armen Dienstmägde Jesu Christi aus Dernbach zur Verfügung, damit sie dort ambulante Krankenpflege betreiben konnten. Drei Schwestern aus dem Mutterhaus Dernbach nahmen sich ab dem 1. Dezember 1864 dieser Aufgabe an.
1867 kurz vor seinem Tod stiftete er 60.000 Taler, das Haus an der Brückstraße und sieben Gärten am Zehntkamp (heutiger Zehnthofweg) zur Errichtung einer Anstalt für die katholischen Armen der Pfarre, zur Verpflegung armer Kranker und hilfloser alter Leute als auch für die Erziehung armer Waisen, hieraus entstand die nach dem Stifter benannte Hermann-Josef Stiftung.
Laut Testament sollte die Anstalt einem Orden geistlicher Schwestern anvertraut werden. Hermann-Josef Gormanns bestimmte hierzu zunächst die von ihm schon 1864 nach Erkelenz gerufenen Armen Dienstmägde Jesu Christi, auch Dernbacher Schwestern genannt.

Am 19. Oktober 1869 wurde der Grundstein zum Bau des Armen-, Kranken- und Waisenhauses am Zehntkamp gelegt, das Gebäude wurde fast genau zwei Jahre später am 3. Oktober 1871 fertiggestellt. Am 8. Oktober wurde es festlich den Schwestern übergeben. Der erste Kranke, der aufgenommen wurde, war an Pocken erkrankt. 1872 bestand die Niederlassung aus der Vorsteherin Hildegard Hildebrandt und drei Schwestern, 1878 waren es dann schon sechs Schwestern.

© Stadtarchiv | Krankenhaus 1871
Erkelenzer Krankenhaus 1871

Krankenhausbetreuung

Vorsteherin Conzaga (mit bürgerlichem Namen Katharina Koch) meldete um 1882, dass im Haus acht Schwestern tätig waren, zudem als Erzieherin für die Waisenkinder Elisabeth Heuell. In jenem Jahr wurden im Stift 21 „Altersschwache“ und 13 Kranke versorgt, 50 Nachtwachen abgehalten sowie 14 Waisenkinder (17 „Pflegekinder“ im Jahr 1883) betreut. Außer Haus wurden 26 Kranke verpflegt und 80 Nachtwachen gehalten.

© Lucie Hogen | Kloster Brückstraße 1872
Das ehemalige Kloster an der Brückstraße, ab 1872 Baumschule Carl Platz

Alljährlich mussten die Schwestern der Stadt ihren Personalbestand melden. 1898 bestand die Niederlassung aus sieben Ordensschwestern. Vorsteherin war Schwester Meletia, die bürgerlich Maria Bornemann hieß. Wie in vielen Frauenorden nahmen die Schwestern beim Eintritt in die Gemeinschaft einen neuen Namen an. Im Jahr 1900 waren es neun Schwestern. 1904 war Schwester Clementia Vorsteherin.

Ausbau des Krankenhauses

Weitere Ausbauten erfolgten 1898, finanziert durch Stiftungen aus der Bürgerschaft. Hierdurch entwickelte sich das Stift immer mehr zu einem Krankenhaus. 1900 waren 23 Betten vorhanden. Krankenhausarzt war Dr. Stühlen. 1912 wurde ein Kontagienhaus (Isolierstation bei Seuchen) eingerichtet. Hierbei wird es sich vermutlich um eine Holzbaracke gehandelt haben. Im 1. Weltkrieg wurde ein Kriegslazarett installiert. In den 1920er Jahren hatte das
Krankenhaus aber nur einen einzigen Operationssaal mit 14 qm Grundfläche, ein Röntgengerät war nicht vorhanden. 1928/29 erfolgte dann ein letzter Anbau. 1933 hatte das Krankenhaus 57 Betten, gepflegt wurden 583 Personen bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 28 Tagen.

1920 waren im Krankenhaus 11 Ordensschwestern tätig, nämlich die Oberin Secundia (Maria Theisen), eine Pförtnerin, sieben Krankenschwestern, eine Kinder- und eine Küchenschwester. 1922 kam noch eine Nähschulschwester hinzu. Zudem wohnten hier auch die sechs Schulschwestern der benachbarten Höheren Mädchenschule St. Canisius. 1922 umfasste die Ordensniederlassung 17 Schwestern. Um 1926 verlegten die Schulschwestern ihre Wohnung in das Dachgeschoss der Schule, um dem wachsenden Raumbedarf des Krankenhauses zu genügen.

© Stadtarchiv Erkelenz | Krankenhaus 1929
Krankenhaus 1929, im Hintergrund die Höhere Mädchenschule

Um 1929 leiteten Schwester Mondaline (Frieda Biden) und ab 1933 Oberin Almarika (Regina Erkens) das Haus. 1933 hatte sich die Anzahl der Krankenschwestern auf neun erhöht. Im Krankenhaus wirkten nun 13 Schwestern. Hinzu kamen wieder die sechs Lehrschwestern, die Gesamtzahl belief sich also auf 19 Schwestern.
Während der NS-Zeit 1943 wurde Schwester Teklana, die 23 Jahre lang für die ambulante Pflege in der Pfarrgemeinde tätig gewesen war, von den örtlichen Machthabern gezwungen die Stadt zu verlassen. Diese wollten eine ihrer „braunen Schwestern“ einsetzen, fürchteten aber die Konkurrenz der beliebten Ordensschwester.

Rückkehr des Krankenhauses aus der Evakuierung

Da in Erkelenz das Krankenhausgebäude zerstört war, wurde vorläufig eine ambulante Krankenstation im Kindergarten an der Westpromenade eingerichtet und in Hückelhoven, wo ein intaktes Gebäude vorhanden war, ein Notkrankenhaus, das von Augustinerinnen betreut wurde. Im Januar 1949 beschloss der Stadtrat an der Tenholter Straße ein neues, modernes Krankenhaus zu erbauen. Die Armen Dienstmägde Jesu Christi aber fassten den Entschluss sich aus der Krankenpflege in Erkelenz zurückzuziehen.

Höhere Mädchenschule

Während eine kontinuierlich höhere Schulbildung für Jungen schon im 19. Jahrhundert in Erkelenz existierte, entstand erst 1904 in der Stadt die Idee, auch den Mädchen eine solche anzubieten. Die Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi wurde gebeten, diese zu betreiben. Ostern 1905 wurde die Höhere Mädchenschule, auch St. Canisius Schule (im Volksmund „Kaninchenschule“ ) genannt, eröffnet.

Als Schulgebäude stellte Erkelenz zunächst 13 Jahre lang das sogenannte Körfer’sche Haus zur Verfügung. Hierbei handelte es sich um einen Teil des ehemaligen Klostergebäudes, wo schon die Schwestern vom Armen Kinde Jesus bis 1872 die Elementarschule für Mädchen geführt hatten.

© Stadtarchiv Erkelenz | Höhere Mädchenschule
Höhere Mädchenschule Sankt Canisius an der Westpromenade

Ab 1918 diente das an der Westpromenade direkt gegenüber dem Krankenhaus liegende frühere Doppelhaus der Bildhauer-Familien Laumann und Winkelnkemper als Schule. Zunächst unterrichteten zwei Schwestern, Schwester Hedwigis als Vorsteherin (bis 1910) und Schwester Clara (Katharina Fraund) 20 Schülerinnen in zwei Klassen. 1916 besuchten 80 Schülerinnen, 1925 132 Schülerinnen die Schule, die nun sieben Klassen umfasste, und 1922/23 eine Schülerinnenzahl von 122 (Sommer) bzw. 118 (Winter) aufwies. 1939 fiel die Zahl auf 96. Neben den Schulräumen existierte noch ein Lehrmittelzimmer.
Die Mädchen gehörten überwiegend der katholischen aber auch der evangelischen und jüdischen Konfession an. Während der NS-Zeit soll die damalige Rektorin der Jüdin Martha Herz, die ehemals die Schule besucht hatte und nun überlegte nach Shanghai zu flüchten, angeboten haben, ein Empfehlungsschreiben für dortige katholische Institutionen zu verfassen. 1939 waren bis auf 11 Schülerinnen, hiervon waren drei noch zu jung, alle im BDM.

Schulrektorinnen waren Schwester Caja (von 1910 bis 1920), Schwester Alberta (Katharina Weimar), die mit fünf Schulschwestern die Bildungsstätte leitete, 1933 Schwester Clara und Schwester Agosta (Agnes Göbel), letztere wurde 1939 vertreten durch Schwester Clara (Katharina Fraund).
1929 waren auch drei weltliche Lehrerinnen angestellt, 1933 hingegen eine. Seit Schulgründung erteilte Oberpfarrer Kamp den Religionsunterricht. Musikunterricht gab jahrelang der pensionierte Lehrer Schommertz.
Die Rektorin schrieb 1926: „Die Klassenzimmer sind hell und luftig, leider sind sie zu klein, auch ist das Haus feucht, leicht gebaut und liegt an einer jetzigen ‚Autostraße‘.“ 1939 erfolgte im Kindergarten der Gesang- und Handarbeitsunterricht, in jenem Jahr beschlagnahmte die Kreisleitung den Kindergarten, worauf in der Canisiusschule Umbauten stattfanden. Am 16. Januar 1945, kurz vor Kriegsende, wurde das Schulgebäude zerstört.

Kindergartenbetreuung

© Stadtarchiv Erkelenz | Not-Kindergarten 1945
„Not-Kindergarten“ an der Ecke Westpromenade/Zehnthofweg

Der Orden übernahm für eine kurze Zeit die Betreuung des Kindergartens. Da in dessen Gebäude aber nach 1945 eine kleine Krankenstation untergebracht war, baute die Stadt auf dem Grundstück der ebenfalls zerstörten Sankt Canisius-Schule eine Holzbaracke und richtete diese als vorläufigen Kindergarten ein. Schwester Cajeta, jahrzehntelang als Kinderschwester tätig, wechselte von Kückhoven nach Erkelenz, um mit zwei weltlichen Helferinnen den Kindergarten zu leiten. Als Schwester Cajeta Erkelenz verließ, bedeutete dies das endgültige Ende der Armen Dienstmägde Jesu Christi in Erkelenz.

Grabstätten der Schwestern

Auf dem Alten Friedhof an der Brückstraße fanden acht Schwestern der Armen Dienstmägde Jesu Christi ihre letzte Ruhe. Heute erinnert an der Grabstätte leider nichts mehr an die Ordensfrauen.

© Michael Franke | Schwesterngrabstaette
Schwesterngrabstätte auf dem alten Friedhof

In den drei Gräbern sind folgende Schwestern beerdigt:

Knetemeyer, Maria Sophia genannt Theresia† Mai 1882
Kleutgen, Elisabeth genannt Clementia † Juni 1903
Lippold, Wilhelmina † Sept. 1929
Aeppelbach, Magdalena † Juni 1892
Fechle, Henrietta Elisabeth genannt Lintruidis † Juni 1919
Botz, Antonie genannt Philna † Febr. 1932
Koester, Bertha † Juni 1895
Baika, Maria genannt Attika † Januar 1926

Die Cellitinnen zur Heiligen Maria in der Kupfergasse

Ordensgründung

Der Orden der Cellitinnen ist zurückzuführen auf die Beginen im 13. Jh., Witwen oder unverheiratete Frauen, die sich vor allem der Krankenpflege widmeten. Zunächst legten sie nur einfache Gelübde ab, d. h., dass sie jederzeit den Konvent verlassen konnten. Im 15. Jh. drängte die kirchliche Behörde auf eine dauerhafte Ordnung und Regel. Die meisten Gemeinschaften nahmen die Regel des Hl. Augustinus an. So wurden aus Beginen-Konventen die Cellitinnen-Klöster (Celle=Zelle). Nach dem 2. Weltkrieg gab es noch mehr als 50 Niederlassungen vor allem in der Kranken- und Altenpflege. Durch den Nachwuchsmangel bedingt mussten viele Häuser schließen. 1993 gründete man die Seniorenhaus GmbH und fand damit eine neue Organisationsform, der Alten- und Krankenpflege nachzugehen und diese sogar auszubauen.

Übernahme des Kindergartens

Im September 1950 übernahm Schwester Desideria (Albertine König) vom Orden der Cellitinnen die Leitung des Kindergartens. Schwester Desideria bezog im Dezember 1951 auch wieder das eigentliche Kindergartengebäude an der Westpromenade. Genutzt wurde zunächst nur das Erdgeschoss, wo circa 150 Kinder betreut wurden. Im Obergeschoss wurde 1952 eine Nähschule eingerichtet, in zwei Kursen gaben Ordensschwestern nachmittags Unterricht. In den ersten Jahren sammelte Schwester Desideria säckeweise Kastanien, um mit dem Erlös Anschaffungen für den Kindergarten zu tätigen. Noch heute erinnern sich manche Erkelenzer an ihr 24-jähriges Wirken. Ende 1974 gab sie die Leitung ab und kehrte in ihr Mutterhaus nach Köln zurück. Sie verstarb 1981 in Köln im Alter von 81 Jahren, zuletzt lebte sie im St. Anna Haus in Köln-Lindenthal. Sie gehörte 52 Jahre dem Orden an.

Krankenhausübernahme

Die Cellitinnen erklärten sich bereit, innerhalb der Hermann-Josef-Stiftung das neu erbaute Krankenhaus zu führen. Am 1. September 1950 bezogen sie das Haus und wenige Tage später wurde die Innere Abteilung als erster Teil des neuen Krankenhauses eröffnet. 1952 wurde das Notkrankenhaus in Hückelhoven geschlossen. In den nächsten Jahren erfolgten weitere Bauten, ein Anbau als Bettenflügel mit einem Operationsraum, eine Krankenhauskapelle, ein Hauptbettentrakt und schließlich 1963 ein weiteres Geschoss. 1966 entstand gegenüber dem Krankenhaus ein Schwesternheim. 1974 baute die Stiftung ein Altenheim und erfüllte so wieder die testamentarische Bestimmung von Hermann-Josef Gormanns. Im Jahre 1975 wurde der Vertrag zwischen den Cellitinnen und der Hermann-Josef Stiftung aufgelöst.1

  1. Text von Hubert Rütten, veröffentlicht in der Broschüre zur Ausstellung „Ordensschwestern im Erkelenzer Land – eine Spurensuche“, die im Jahre 2020 anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Heimatvereins und des 20-jährigen Bestehens des Fördervereins Hohenbusch e. V. im Kloster Hohenbusch erstmalig gezeigt wurde. Die Überschriften wurden hinzugefügt.
  1. Rita Hündgen u. a., Ordensschwestern im Erkelenzer Land - eine Spurensuche. Broschüre zur Ausstellung anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e. V. und des 20-jährigen Bestehens des Fördervereins Hohenbusch e. V., Erkelenz, 2020, Seite 4 bis 16

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