Mit Kirmes in Keyenberg ist natürlich das Schützenfest gemeint, das einmal im Jahr immer genau 4 Wochen nach Ostern festlich begangen wird. Manche Traditionen haben sich im Laufe der Zeit geändert, manche sind aber auch beibehalten worden.
Paula Dahmen beschrieb in einem Artikel im Heimatkalender der Erkelenzer Lande 1965, wie sie die Kirmes, genau gesagt den Kirmessonntag, um 1900 als Kind erlebte. Aus dieser Schilderung lassen sich gut die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur heutigen Kirmes herausarbeiten.
Kirmes um 1900
Das Schützenfest wurde traditionell am Samstagnachmittag durch sechs Böllerschüsse eingeleitet. Dies besorgte zu dieser Zeit immer „Höttermännkes Hänneske“, der nach den Schüssen sofort zur Kirche lief, um dort zu beiern. Das rhythmische Anschlagen der Glocken habe fast wie ein Glockenspiel geklungen.1
Am Sonntagmorgen zog ein Trommler-Pfeiferkorps durch das Dorf und weckte die Bewohner und Schützen, die daraufhin das Dorf mit Fahnen, Girlanden und Grün schmückten und sich zum Kirchgang bereitmachten. Im geschlossenen Zug zogen die Schützen dann durch das Dorf zur Festmesse in der Kirche. Der erste Höhepunkt war die Parade nach dem Gottesdienst mit dem Schützenzug zum Festzelt. Angeführt wurde der Zug durch den Tambourmajor mit seinem Corps, gefolgt von dem Musikverein, dem König mit seinen Adjutanten, dem General mit seinen Offizieren hoch zu Pferde und den Infanteristen. Den Schluss bildete Max, der Marketender. Er trug immer eine Feldflasche mit sich, damit man Schützen, denen es schlecht wurde, helfen konnte.
Nachmittags fand in den Gaststätten ein Programm statt. Dort spielten die Kofferaner auf, eine Musikgruppe mit fünf Personen. Diese spielten Geige, Trompete, Triangel und Harmonika. Eine Sängerin sang Schlager der Zeit. Danach trat regelmäßig „Pi“ auf, der eine Lokomotive zur Freude des Publikums nachahmte. Danach folgte ein Bauchredner, dessen Vorführung aber meist schon im Trubel der anwesenden Menschen unterging.
Abends fand der Königsball im Zelt oder Saal statt. Das Königspaar wurde dazu in einer Kutsche zum Festort gefahren.
Die Kinder freuten sich am meisten über die Kirmesgeschäfte. Es gab eine Spielzeugbude, ein Pferdekarussell und eine Krambude für den alltäglichen Bedarf mit viel Nippeskram.
Schützenfest nach 2000
Einiges hat sich gegenüber 1900 geändert, anderes ist traditionell beibehalten worden.
Das Schmücken des Dorfes für das Schützenfest beginnt nicht erst nach dem Wecken am Sonntagmorgen sondern wesentlich früher. Die Schützengruppen hängen bereits eine Woche vorher Girlanden auf, die die Straßen überspannen. Dicht an dicht hängen die Fähnchen. Wenn es regnet, hängen die Girlanden manchmal so durch, dass sie von LKW mitgerissen werden. In dieser Woche werden auch die Eingänge zu den Häusern der Majestäten gestaltet und geschmückt.
Am Beispiel der Majestäten 2018 sieht man, wieviel Arbeit im Aufbau steckt und wie ideenreich und eindrucksvoll diese Kunstwerke sind.
Samstagnachmittags treffen sich die Schützen, um die Maien zu setzen. Der Zug endet am Abend im Festzelt zum Tanzabend.
Am Sonntagmorgen werden die Schützen ganz früh bereits geweckt. Gegen sechs Uhr zieht das Trommelcorps durch den Ort und holt Majestäten und Offiziere aus den Federn. Das soll schon mancher Schütze wegen einer langer Samstagnacht verflucht haben. Aber nach dem Motto „Wer gewaltig feiern kann, muss auch gewaltig arbeiten können“ gibt es hier kein Pardon, denn um 8:15 Uhr heißt es bereits Antreten zum Kirchgang. Nach der Festmesse erfolgt am Kriegerdenkmal neben der Kirche eine Kranzniederlegung zum Gedenken an die Gefallenen des Dorfes mit anschließendem großen Zapfenstreich.
Nach dem Großen Zapfenstreich und der Parade geht es zum Frühschoppen ins Festzelt, wo verdiente Mitglieder der Schützenbruderschaft geehrt werden.
Nachmittags erfolgt der große Umzug durchs Dorf mit Parade auf der Westricher Straße. Zum 570-jährigen Jubiläum feierte der Bezirk Erkelenz sein Bezirksschützenfest in Keyenberg. Die vielen Majestäten aus den umliegenden Ortschaften machten den Zug besonders prunkvoll und bunt. Die Bilder geben einige Impressionen des Umzuges 2019 wieder.
Abends erfolgt der Königsball im Festzelt.
Am Montagmorgen treffen sich die Schützen um 9:00 Uhr in Oberwestrich zur Bittprozession. Nachmittags wird der oder die neue SchützenkönigIn durch den Vogelschuss ermittelt. Das erfolgte früher durch ein Armbrustschießen. Die Armbrust ist seit einigen Jahren allerdings nicht mehr in Ordnung, so dass die Majestät durch ein Luftgewehrschießen ermittelt wird. Danach geht der Schützenzug durch die Ortschaften Berverath, Ober- und Unterwestrich und Keyenberg, die zur Keyenberger Pfarre gehören. In jedem Ort erfolgt eine Parade.
Das Schützenfest klingt am Abend durch den Klompenball aus. Die Gruppen treten hier in liebevoll gestalteten Holzklompen an.
2019 feierte die Bruderschaft das letzte Schützenfest in Keyenberg. Ab 2020 wird bereits in Keyenberg (neu) gefeiert. Das wird für viele ein trauriger Augenblick mit vielen emotionalen Erinnerungen werden.
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