Dominicus de Gentis, geboren am 10. März 1696 in Erkelenz als Wilhelm Philipp Gentis, gestorben am 5. Juli 1758 in Antwerpen, war von 1749 bis 1758 Bischof von Antwerpen. Er ist der einzige in Erkelenz geborene Bischof.
Sein Leben
Dominicus de Gentis wurde am 10. April 1696 in der Pfarrkirche Sankt Lambertus Erkelenz als Wilhelm Philipp Gentis getauft. Er war das siebte von neun Kindern der Eheleute Johannes Martin Gentis und Sibylla Elisabeth Hendrichs. Die Familie Hendrichs gehörte seit langem zu den „Nobilitäten“ der Stadt Erkelenz, die Bürgermeister und Schöffen stellte, fortgesetzt durch die eingeheiratete Familie Gentis. 1760 starb der Name Gentis allerdings bereits in Erkelenz aus.1
Wilhelm Philipp besuchte zunächst die Erkelenzer Lateinschule, um das Abitur dann am Jülicher Jesuitengymnasium abzulegen. Er war wohl ein ausgezeichneter Schüler. Im Alter von 15 Jahren trat er dem Orden der Dominikaner in Köln bei und nannte sich seit der Ablegung der Ordensgelübde Dominicus. Zugleich studierte er an der Universität Köln Philosophie. Am 12. November 1719 wurde er in Mainz zum Priester geweiht und kurz danach Studienpräfekt in Frankfurt. Aber schon 1721 kehrte er nach Köln zurück und übernahm einen Lehrauftrag. Später ging Gentis wieder nach Frankfurt, um dort Theologie zu lehren. Ab 1730 diente er dem Orden als Prior in Halberstadt und ab 1733 in Wesel.
Nach Köln zurückgekehrt promovierte er im Jahre 1736 an der Universität zu Köln zum Doktor der Theologie und hatte dort mehrere Jahre eine Professur inne. Später (im Jahre 1738) wurde er als Ordenskonsultor nach Rom berufen, wo er zugleich Bibliothekar bei Kardinal Casanate war. Außerdem erfüllte er diplomatisch-juristische Aufgaben beim Heiligen Stuhl, u. a. für die österreichische Kaiserin Maria Theresia.2
Mit weiteren Stationen machte er eine Karriere als Theologe, schrieb mehrere Bücher, wurde damit ein Kandidat für ein Bischofsamt. Als 1748 der bischöfliche Stuhl von Roermond zur Disposition stand, weil der dortige Bischof Johannes Antonius de Robiano nach Antwerpen gehen sollte, wurde Dominikus Gentis als Nachfolger durch Maria Theresia als Landesherrin der „Spanischen Niederlande“ nominiert. Der Bischof von Roermond aber wollte in Roermond bleiben, und nun wurde im Konsistorium vom 5. Mai 1749 Dominikus Gentis selbst zum Bischof von Antwerpen bestimmt.
Am 11. Mai 1749 empfing er in Rom die Bischofsweihe und verließ am 19. Juni die ewige Stadt, um sich zunächst in Wien mit Gönnerin Maria Theresia zu treffen. Wohl auf der Reise nach Antwerpen war er im September 1749 in Erkelenz, wo er Taufpate im Hause seines Neffen war, des Erkelenzer Bürgermeisters Johannes Gerhard Meyer. Vermutlich war es sein letzter Aufenthalt in seiner Geburtsstadt.3
Am 15. Oktober 1749 hatte er seinen feierlichen Einzug in die Kathedrale in Antwerpen und nahm damit auch nach außen sichtbar von Kirche und Amt Besitz. 1752 ernannte ihn die kaiserliche Regierung in Wien zum Staatsrat und erhob ihn damit in den Adelsstand. Seit dieser Zeit führte Dominicus Gentis zu seinem Namen das adelige „de“.
Dominicus de Gentis starb am 5. Juli 1758 in Antwerpen und wurde in der Kathedrale in der Gruft seiner Vorgänger beigesetzt.
Ein großes Porträt von ihm hängt in der Sakristei der Kathedrale von Antwerpen.4 Das Bild ist nicht signiert. Es ist kurz nach der feierlichen Einführung von Gentis in Antwerpen im Jahre 1749 entstanden.5
Sein Wappen
Sein Wahlspruch lautete: „sine spina et ungue“ = „Ohne Dorn und Sporn“, womit er ausdrücken wollte, dass er in Milde und Güte seine Diözese zu regieren beabsichtigte.
Sein Wappen zeigt auf goldenem Grund einen roten Sparren, oben und unten eine Wildgans, eine Anspielung auf seinen Namen „genta“, einer Ableitung aus der oberrheinischen Mundart für Ganter, männliche Gans, und in der rechten und linken oberen Ecke zwei Mispelblüten, die Bezug auf das Erkelenzer Stadtwappen nehmen. Erkelenz war lange Zeit eine geldrische Stadt, die Mispelblüte wurde auch „geldrische Rose“ genannt.6
Sein Wirken
Seit dem 14. Jahrhundert wurde in Antwerpen an der Kathedrale gebaut. Von der geplanten Zweiturmfassade im Westen wurde im 16. Jahrhundert nur der Nordturm vollendet, der Südturm blieb unvollendet. Daran hat auch die Bischofszeit von Gentis nichts geändert. Und so kümmerte sich der fundiert ausgebildete, promovierte und habilitierte Theologe stattdessen intensiv um die geistlichen Aufgaben.
Er arbeitete ein regelrechtes Feuerwerk von Reformen in mehreren Bereichen aus, musste dabei Widerstände überwinden, die zunehmend an seinen Kräften zehrten. Dabei überzeugte er sich in den Dörfern und Städten seiner großen Diözese selbst von diesen Umwälzungen. Er legte sich mit beharrenden Kräften an, das Amt erwies sich alles andere als leicht, der Gelehrte leistete unermüdlich Organisationsarbeit. Diese Aufgaben belasteten ihn so sehr, dass seine Gesundheit Schaden nahm und er mit 63 Jahren starb.
Besonderes Geschenk für Erkelenz
Im Pfarrarchiv Christkönig in Erkelenz befindet sich eine Urkunde (Authentika), die in einem besonderen Bezug zu Erkelenz steht. Aussteller dieser Urkunde ist Bischof Dominicus de Gentis. Er schenkte dem Pfarrer von Erkelenz eine Reliquie (Partikel vom Allerheiligsten Kreuz Jesu Christi) zur Verehrung durch die Gläubigen.
Gleichzeitg gewährte der Bischof von Roermond allen Christgläubigen für das Jahr 1750 einen vierzigtägigen Ablass, sofern sie am Fest der Auffindung des Heiligen Kreuzes in gottesfürchtiger Demut die Pfarrkirche zu Erkelenz aufgesucht haben.
Übersetzung:
FR. DOMINICUS DE GENTIS IM ORDEN DER DOMINIKANER DURCH DIE GNADE GOTTES UND DES HEILIGEN STUHLES BISCHOF VON ANTWERPEN.
Allen wie auch jedem Einzelnen, die diese Urkunde einsehen, geben Wir die unbezweifelbare Gewissheit und beglaubigen Wir, die im Folgenden bezeichneten heiligen Reliquien, nämlich (Partikel) vom Holze des Allerheiligsten Kreuzes unseres Herrn Jesu Christi, an originaler Stelle entnommen zu haben und sie zur höheren Ehre Gottes, nachdem Wir sie mit rotem Seidenfaden verschnürt und mit Unserem kleinen Siegel und rotem spanischen Wachs versiegelt haben, in ein Kreuz aus Kristall eingeschlossen zu haben, das von einem größeren (Kreuz) aus filigranem Silber umfasst ist. Die Sorge für diese Reliquien wurde dem Hochwürdigen amtierenden Herrn Pfarrer von Erkelenz übertragen, mit der Bestimmung, sie in seiner Kirche zu behalten oder in einer anderen Kirche oder Kapelle den Christgläubigen zur öffentliche Verehrung auszusetzen. Zur Beglaubigung dessen usw.
Gegeben in Unserer bischöflichen Residenz in Antwerpen am 26. September 1749; F. Dominicus, Bischof von Antwerpen; Im Auftrag Meines Erlauchten und Ehrwürdigsten Herrn M(aximilianus) Henrart Sekretär (des Bischofs).
Rückseite (zwei handschriftliche Vermerke):
Hiermit wird die Zustimmung erteilt, die zuvor bezeichneten Reliquien, nachdem Wir sie geprüft haben, in Unserer Diözese zur öffentlichen Verehrung durch die Gläubigen auszusetzen.
Gegeben in Unserer bischöflichen Residenz zu Roermond am 9. März 1750 Johannes, Bischof von Roermond Im Auftrag Meines Erlauchten und Ehrwürdigsten Herrn F(franziscus ) J(acobus) van Aefferden Sekretär (des Bischofs).
Seine Erlaucht (der Bischof) gewähren allen Christgläubigen für das Jahr 1750 einen vierzigtägigen Ablass, sofern sie am Fest der Auffindung des Heiligen Kreuzes in gottesfürchtiger Demut die Pfarrkirche zu Erkelenz aufgesucht haben.
Gegeben zu Roermond am 9. März 1750 Im Auftrag F(ranziscus) J(acobus van Aefferden Sekretär (des Bischofs).
Das in der Urkunde vom 26. Sept.1749 beschriebene kostbare Kreuzreliquiar, in dem die Reliquie aufbewahrt wird, befindet sich bis heute im Kirchenschatz von St. Lambertus Erkelenz. Das Kreuzreliquiar war schon im Besitz der Pfarre, als Dominicus de Gentis ihr die Reliquie schenkte. Es war 1735 gestiftet worden, nachdem zwei Jahre zuvor bei einem Einbruch in die Kirche fast der gesamte Kirchenschatz gestohlen worden war.
Gottfried von Berg hat das Ereignis von 1750 in seiner Chronik beschrieben: Majus (Mai) 1750, d.3. Zu Ercklenz hochfeyerlich gehalten worden das fest creutz erfindung, undt ist zum erstenmal ein particul vom h. Creutz, in ein silbernes feines creutz ein gemacht , zur öffentlichen andacht mit ablass ausgestellt worden in der großen kirche, welchen particul der hochwertheste byschof von antwerpen Gentis prediger orden, aus Erckelens gebürtig, dieser Stadt verehrte.[Gottfried von Berg, a.a.O.[/fussnote]
Sonstiges
Zur Erinnerung an Dominicus de Gentis wurde in Erkelenz im Baugebiet am Schulring einer der Höfe „Gentishof“ genannt.
7- Friedel Krings, a.a.O., Seite 109 ff
- Friedel Krings, a.a.O., Seite 111 ff.
- Friedel Krings, a.a.O., Seite 105
- https://de.wikipedia.org/wiki/Dominikus_de_Gentis (Stand: 09.2021)
- Friedel Krings, a.a.O., Seite 105 ff.
- Gaspers/Sels, a.a.O., Seite 30
- Text von Günther Merkens 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Geschichte der Stadt Erkelenz . Erkelenz, 1926 ,
- Chronik von Lövenich 1750 - 1776. Erkelenzer Geschichts- und Altertumsverein, Heft 5, Erkelenz, 1923 ,
- Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz, 1966; Friedel Krings: Dominikus des Gentis aus Erkelenz; Seite 105 ff ,
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