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Schule in Granterath

Kategorien: Granterath Schule
1823 bis 1972

Vorbemerkung

Da Granterath wie Hetzerath seit alters her zur Pfarrgemeinde Doveren gehörte und die Schulbildung bis zur französischen Besetzung durch Napoleon vornehmlich die Aufgabe der Pfarreien war, hätte Granterath bis zum 19. Jahrhundert keine eigene Schule haben dürfen. Da aber der Weg von Granterath nach Doveren für die Kinder sehr weit war, errichteten die Bürger Granteraths schon früh eine privat organisierte und finanzierte Schule.

Erste Hinweise auf Schulbildung

Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts soll es Schulunterricht in Granterath gegeben haben. Es wird aber nur überliefert, dass in Granterath 1743 der Lehrer Hieronimus Schoberger verstorben ist. Im Jahre 1814 wird in einem Schulbericht in Doveren noch erwähnt, dass in Granterath eine Heckschule (Winkelschule) in einem sehr schlechten Zustande existierte. Heck- oder Winkelschulen waren meist privat geführt, das heißt, Privatleute mussten das Geld für das Gebäude und den Lehrer aufbringen, was wohl in Granterath manchmal schwierig war.1. Immerhin lebten in Granterath zu diesem Zeitpunkt 67 schulpflichtige Kinder (29 Jungen und 38 Mädchen).

Erstes Schulgebäude

© Wolfgang Lothmann | Gedenktafel
Schulbauphasen auf der Gedenktafel. Erste Schule ist das weiße Gebäude rechts.

1823 baute die Granterather Bevölkerung in Eigenleistung ein eingeschossiges Schulhaus. Es hatte im Parterre einen Schulraum und eine Lehrerwohnung mit Vorbau. Im Dachgeschoss war Platz für vier weitere Räume für eine erweiterte Lehrerwohnung, die aber zunächst nicht eingerichtet wurde. Auf einem 2. Speicher hätten ebenfalls noch Räume errichtet werden können. Der Schulraum war für 65 Kinder – bei der Berechnung von 5 Quadratfuss pro Kind (etwa 0,50 qm)2 – vorgesehen. 54 passten hinein, wenn der Platzbedarf bei 6 Quadratfuss (etwa 0,56 qm) lag. Trotz der Initiativen der Ortsbevölkerung langte das Geld nicht, die Lehrerwohnung auszustatten. Einer der Hauptgeldgeber war Prior Paul Anton Simons, der der Schule neben Geldspenden auch ein 22 Pfund schweres Glöckchen spendete.

Die Zahl der schulpflichtigen Kinder stieg enorm an. 1833 sollten 104 Kinder im Schulraum unterrichtet werden. Der Schuldirektor mahnte einen Erweiterungsbau an. Weiterer Schulraum wurde erst 1838 durch einen staatlicherseits unterstützten Anbau an die vorhandene Schule eingerichtet. Der alte Raum wurde zur Lehrerwohnung umgebaut. Nach wie vor saßen die Kinder in einer Schulklasse.

Die preußische Landesregierung lehnte 1872 den Bau einer 2. Schulklasse mit der Begründung ab, die Gemeinde sei zu hoch verschuldet und könne sich den Anbau finanziell nicht leisten. Weil die Schülerzahl in der Folgezeit immer deutlich über 100 lag, ordnete die Regierung Wechselunterricht an. Wenn auch in unterschiedlichen Konstellationen, so blieb dieses System bis 1897 erhalten. In jenem Jahr ordnete die Regierung an, dass 17 Kinder die Schule im Nachbarort Hetzerath besuchen mussten.

Schulneubau um 1903

Obwohl die Schulchronik keine Auskunft darüber gibt, so ist doch belegt, dass Ende November 1903 der Rohbau einer neuen Schule erbaut war. Im Mai 1905 muss der Neubau vollendet gewesen sein, denn zu diesem Zeitpunkt wurde eine Lehrkraft für die 2. Klasse eingeführt.

© Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. | unbekannt | Schule nach 1940

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude nicht zerstört, so dass der Unterricht bis auf die Zeit der Evakuierung weiterlaufen konnte.

Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem Kriege erfolgten ab dem Jahre 1956 Erweiterungsbauten, die schrittweise am 1. September 1956 und 1. September 1958 fertig gestellt werden konnten. Bei dieser Erweiterung wurde auch eine Turnhalle angebaut. Die Anbauten erfolgten eingeschossig und umgaben den Schulhof.

Bei der Neugliederung des Schulwesens 1968, bei der eine Aufteilung der Volksschule in Grund- und Hauptschule erfolgte, wurde beschlossen, dass die Grundschulkinder (1. bis 4. Schuljahr) aus Granterath und Hetzerath in Granterath unterrichtet werden. Bei der kommunalen Neugliederung 1972 kam Granterath zur Stadt Erkelenz. Nach langen Debatten wurde entschieden, die Grundschule nach Hetzerath zu verlegen und die Schule in Granterath zu schließen.

Im Jahre 1995 überlegte der Schulausschuss der Stadt Erkelenz, wegen der Raumknappheit in Hetzerath, 2 Klassen nach Granterath zu verlegen und damit das Schulgebäude wieder dem Schulbetrieb zugänglich zu machen3. Obwohl die Bezirksregierung Köln von dem Vorhaben abriet, richtete die Stadt die Dependance ein, allerdings zunächst befristet auf 2 Jahre.4 Eine Ausdehnung des Zeitraums auf 5 Jahre lehnte die Bezirksregierung Köln ab.

So endete die Geschichte der Granterather Schule endgültig im Jahre 1998 mit der Auflösung der Dependance. Das Schulgebäude wird seither von Vereinen und als Wohnraum genutzt. In den Jahren 2019 und 2020 wurde das denkmalgeschützte Gebäude saniert, um die Bausubstanz zu erhalten.5

  1. siehe Josef Lennartz, a. a. O. Seite 128
  2. Zum Vergleich. Der Richtwert des Raumbedarfs von Schülerinnen und Schülern liegt im Jahr 2024 bei 2 qm pro Schüler.
  3. siehe Rheinische Post vom 19. Januar 1995: Karl-Josef Niessen: Hetzerather Grundschule mit einer „Dependance Granterath“
  4. siehe Aachener Volkszeitung vom 6. September 1995 und Rheinische Post vom 28.06.1996 und vom 21.09.1996
  5. Text von Wolfgang Lothmann 2024 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 5, 1984. Josef Lennartz: Das Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Stadtgebiet Erkelenz, Seite 127 bis 131
  2. Heinz Peters u. a., Hetzerath: Gesang eines Dorfes. Erkelenz-Hetzerath, 2018
  3. Rheinische Post Mediengruppe (Hrsg.), Rheinische Post. Düsseldorf
  4. Medienhaus Aachen GmbH (Hrsg.), Aachener Volkszeitung.
  5. Landkreis Erkelenz und Heimatverein der Erkelenzer Lande, Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz, 1957, 1959

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