Lage
Die Karlskapelle liegt mitten im Ort Oestrich, der nordöstlich unmittelbar an die Kernstadt Erkelenz in Nordrhein-Westfalen, Deutschland, anschließt.
Geschichte
In Oestrich gab es bereits 1452 eine Karlskapelle, die aber an anderer Stelle, nämlich in der Nähe des heutigen Ziegelweihers in der Flur „Auf dem Kahler“ stand. Ihre Existenz wurde durch ein Testament aus dem Jahr 1746 bestätigt. Auf der Karte von Jacob van Deventer um 1560 ist die Lage der Kapelle eingekreist.
Im Jahre 1844 bauten die Einwohner Oestrichs die neue Karlskapelle mitten in ihrem Dorf wieder auf. Sie wurde am 28.06.1845 geweiht. Eigentümerin des Gebäudes ist die Stadt Erkelenz, die Oestricher Dorfgemeinschaft sorgt für die Unterhaltung des Sakralbaus. Eine erste gründliche Renovierung erfuhr die Kapelle im Jahre 1933, deren Kosten in Höhe von 9.000 RM von der Familie Rütten-Figgemeier getragen wurden. 50 Jahre später wurde die Kapelle ebenfalls aus Spenden und mit freiwilligen Arbeitsleistungen der Dorfbewohner für 30.000 DM restauriert. Diese Instandsetzungsarbeiten in den Jahren 1983/84 umfassten eine grundlegende Erneuerung des Außenmauerwerks und des Innenraums sowie des Daches. In diesem Jahr erhielt die Kapelle auch eine Elektroinstallation. Die Einrichtungsgegenstände wurden ebenfalls erneuert.
Der Legende nach soll Karl der Große sich bei der Jagd in Oestrich auf einem Stein ausgeruht haben. Aus diesem Grunde wurde vor der Kapelle ein Findling errichtet, der an diese Legende erinnern soll.
Bau
Die aus Ziegelsteinen erbaute Karlskapelle hat eine Breite von 4,60 m, eine Tiefe von 8,40 m und eine Höhe einschließlich des Glockenturms von 10,50 m. Die Raumfläche beträgt 28 qm. Die Kapelle besitzt einen sechseckigen Grundriss, wobei der Altarraum drei Seiten innehat. Das Satteldach und der Turm sind Schiefer gedeckt. Die Turmhaube ist achteckig und läuft spitz auf eine vergoldete Kugel zu. Darüber befinden sich ein Kreuz und ein Wetterhahn.1
Einrichtung
Altar
An der dreiseitigen Ostwand steht ein barocker Altar. Er soll aus der Klosterkirche von Haus Hohenbusch stammen.
14 Nothelfer
An den Seitenwänden der Kapelle hängen 14 Nothelfer aus Terrakotta. Sie stammen aus dem Spätbarock. Laut Ehrendechant Hermann Josef Kamp wurden sie aus einem Altar der Pfarrkirche Sankt Lambertus entnommen2. Friedel Krings ging davon aus, dass sie vor der Lambertuskirche in der Kapelle Sankt Leonhard standen.3 Bei der Renovierung 1983/84 wurden die Figuren von der Erkelenzer Bildhauerin Ursula Klügel wieder instand gesetzt. Folgende Heilige (in Klammern ihre Helferbedeutung) werden dargestellt: Achatius (Helfer bei Todesangst), Aegidius (Helfer bei der Beichte und den stillenden Müttern), Barbara (Patronin der Sterbenden, Helferin gegen Blitz- und Feuergefahr), Blasius (Helfer bei Halsleiden, Geschwüren, Pest, für eine gute Beichte, Beschützer des Viehs), Christoph (Helfer gegen unvorbereiteten Tod, Rettung aus jeglicher Gefahr), Cyriakus (Helfer in der Todesstunde gegen Anfechtungen), Dionysius (Helfer bei Kopfschmerzen, Tollwut, Gewissensnöten und Seelenleiden), Erasmus (Helfer bei Leibschmerzen, Krämpfen, Koliken, Unterleibsbeschwerden und bei Magenkrankheiten), Eustachius (Helfer bei schwierigen Lebenslagen und bei Trauerfällen), Georgius (Helfer bei Kriegsgefahren, Fieber, Pest und anderem, gegen Versuchung und für gutes Wetter), Katharina (Beschützerin der Mädchen, Jungfrauen und Ehefrauen, auch Helferin bei Leiden der Zunge und Sprachschwierigkeiten), Margaretha (Patronin der Gebärenden und bei allen Wunden), Pantaleon (Patron der Ärzte und Hebammen) und Vitus (Helfer bei Krämpfen, Epilepsie, Tollwut, Veitstanz (Chorea Huntington), Bettnässen und Schlangenbiss).4
Karl der Große
An der Wand links neben dem Altar steht Karl der Große in Ritterrüstung auf einem Sockel an der Wand. Die Figur stammt von dem Goldschmied Wolz, der sie für die Kapelle aus Lehm formte und brannte.
Über der Eingangstür hängt eine Bronzekopie der Metzer Reiterstatuette Karls des Großen aus dem Louvre in Paris. Das Original stammt aus dem 10. Jahrhundert.
Marienstatue
An der Wand rechts neben dem Altar steht noch eine Kopie der Lourdesmadonna, ebenfalls auf einem Sockel.
Ehrentafeln für die Gefallenen
Franz-Xaver Haak schuf eine Gedenktafel für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. 15 Namen sind darauf verzeichnet. Eine Bronzetafel erinnert namentlich an die Gefallenen des 2. Weltkrieges.
Gedenktafel der Gefallenen des 1. Weltkrieges von Franz-Xaver Haak Gedenktafel der Gefallenen des 2. Weltkrieges
Türknauf
Der Türknauf der Eingangstür erinnert an eine Münze zur Zeit Karls des Großen. Der Knauf wurde von der Künstlerin Elke Lennartz gestaltet.
Missionskreuz
Rechts neben der Eingangstür hängt ein Missionskreuz aus Holz. Es ist den spätgotischen Hochkreuzen nachempfunden. Die Enden der Kreuzbalken enthalten Kleeblätter. Der Korpus ist mit einem Lendenschurz bekleidet und der Kopf der Christusfigur neigt sich nach rechts. In einem Herz aus Holz am unteren Ende des Balkens steht der Begriff „Missionskreuz“.
Fenster
Die Kapelle besitzt vier Fenster mit Rundbögen. Sie stammen vom Glasmaler Wilhelm Buschulte und wurden bei Oidtmann in Linnich in den Jahren 1983 und 1984 gefertigt. Die Fenster zeigen die Insignien Karls des Großen: Kaiserkrone, Zepter und Schwert, Reichsapfel und einen Ausschnitt aus dem Krönungsmantel.5
Kaiserkrone Zepter und Schwert Zepter Krönungsmantel
- siehe Paul Blaesen: Zeichen am Wege, a. a. O., Seite 53
- siehe Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz, Flyer 8, 1 Spalte der Rückseite
- siehe Friedel Krings: Das mittelalterliche Gasthaus und seine Kapelle St. Leonhard in Erkelenz von 1400 bis 1990, a. a. O., Seite 94
- Die Bedeutung der Nothelfer wurde der Internetplattform https://de.wikipedia.org/wiki/Vierzehn_Nothelfer (Stand: 08.2021) entnommen.
- Text von Wolfgang Lothmann 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 17, 1998. Paul Blaesen: Zeichen am Wege. Dokumentation christlicher Kleindenkmäler in der Stadt Erkelenz, Seite 53 ,
- Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz - eine Sammlung von Flyern. Flyer 8, 3. Auflage 2004. Text von Edwin Pinzek ,
- Sakrales in der Stadt Erkelenz. http://www.limburg-bernd.de/Kirchen und Kapellen im Kreis Heinsberg/, /Bilder Erkelenz/Oestrich Karlskapelle.htm (Stand: 08.2021) ,
- Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e. V.. http://www.glasmalerei-ev.net/, /pages/b2370/b2370.shtml (Stand: 08.2021) ,
- Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, /wiki/Vierzehn_Nothelfer (Stand: 08.2021) ,
- Heimatkalender des Kreises Heinsberg. 1991. Friedel Krings: Das mittelalterliche Gasthaus und seine Kapelle St. Leonhard in Erkelenz von 1400 bis 1990, Seite 89 - 97 ,
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