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Die Kapelle Sankt Lambertus Immerath (neu)

Vorbemerkung

Für die meisten Immerather Bürger war von vornherein klar, dass der Umzugsort Immerath (neu) eine Kirche haben musste. Das Bistum Aachen genehmigte zwar keine Pfarrkirche, aber eine neue Kapelle sollte im Zentrum des Ortes entstehen. Nach einer langen Verhandlungszeit konnte sie 2015 eingeweiht werden.

Planung

Unmittelbar nach der Festlegung des neuen Standortes für Immerath (neu) im Jahre 2005 begann der Kirchenvorstand von Sankt Lambertus Immerath mit den Planungen für eine neue Kirche. Diese Planungen nahmen aufgrund von unterschiedlichen Gegebenheiten einen Zeitraum von 6 Jahren ein.
Zu den Problemen, die es bis zur Vergabe des Bauauftrags zu bewältigen galt, gehörten:

  • Verhandlungen mit RWE-Power. Sie dauerten von 2006 bis 2012, ehe es zu einem Vertrag kam.
  • Verhandlungen mit der Pfarrgemeinde Sankt Servatius Kückhoven. Es war geplant, beide Pfarrgemeinden zu einer zu fusionieren. Beide Pfarrgemeinden gehörten der Gemeinschaft der Gemeinden Sankt Maria und Elisabeth an. Sie sollten ab 2010 unter dem Namen Sankt Servatius Kückhoven-Immerath mit der Pfarrkirche in Kückhoven und der neuen Kapelle in Immerath (neu) geführt werden. Zu dieser Fusion kam es allerdings nicht, da die Gemeinschaft der Gemeinden Sankt Maria und Elisabeth im Jahre 2010 zur Pfarrgemeinde gleichen Namens umgebildet wurde. Immerath (neu) sollte in dieser Gemeinschaft als Kapellengemeinde geführt werden. Diese Neubildung bedeutete, dass alle Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände der Einzelgemeinden aufgelöst wurden. In Immerath (neu) wurde ein Kapellenvorstand gebildet, der für den neuen Kirchenvorstand Sankt Maria und Elisabeth die weiteren Verhandlungen führte.
  • Nach einer Mehrfachbeauftragung zur Planung der Kapelle im Jahre 2010 entschied man sich am 6.6.2010 für den Entwurf des Architekten Johannes Klomp. Zur künstlerischen Beratung gewann man den Künstler Karl-Heinz Laufs. 2 Jahre lang wurde mit beiden über die genaue Ausgestaltung der Kapelle verhandelt. Im Jahre 2012 einigte man sich auf die Pläne, nach denen die heutige Kapelle gebaut wurde.
  • Der Verkauf der alten Kirche Sankt Lambertus und das Ende der Planung der neuen Kapelle erfolgten etwa zeitgleich.1

Bauzeit

Bevor mit dem Bau der Kapelle begonnen werden konnte, verstarb plötzlich der zuständige Pfarrer der Gemeinde, Franz Josef Semrau, am 28. Januar 2013 und Herr Pfarrer Werner Rombach aus Erkelenz wurde zum Pfarradministrator eingesetzt. Er unterstützte die bisher geleisteten Vorarbeiten und führte die begonnenen Arbeiten entsprechend fort.

Am 16. September 2013 begannen die Erdarbeiten, am 12. April 2014 erfolgte unter großer Beteiligung der Immerather Bevölkerung die Grundsteinlegung im Rahmen der Palmsonntagsmesse im Rohbau der Begegnungsstätte. Anfang Dezember 2014 konnten bereits drei renovierte Glocken aus der alten Kirche in den Glockenturm der Kapelle eingesetzt werden. Im Juni 2015 folgte die vierte Glocke, die aufgrund eines Unfalls beim Transport aus der alten Kirche aufwändiger restauriert werden musste.

Die Bilder wurden freundlicherweise vom Architekturbüro Klomp und Küppers und dem Künstler Karl-Heinz Laufs zur Verfügung gestellt.

Bereits am 28. März 2015, also eineinhalb Jahre nach Beginn der Bauzeit, wurde die Kapelle und der angrenzende Begegnungsraum vom Aachener Weihbischof Karl Borsch konsekriert bzw. eingeweiht.2

Konzeption und Ausführung

„Ein Grundgedanke des Entwurfs lautet: Bewahren und erneuern.“3 Diese Idee versuchten der Architekt Johannes Klomp und der Künstler Karl-Heinz Laufs im Bau des neuen Begegnungszentrums, wie der gesamte Komplex der Kapelle und der umliegenden Gebäude genannt wird, zu verwirklichen. So sollten moderne Gebäude im profanen Teil mit der traditionellen Kirchenform verbunden werden.

Traditionell sollte der sandsteinfarbene Klinker der Kapelle an die alte Kirche, ein langer, überdachter Flur zwischen Kirchenraum und Begegnungsstätte an eine Gasse in Immerath (alt) erinnern und ausgewählte Einrichtungsstücke aus der alten Lambertuskirche sich harmonisch in die Gesamtstruktur eingliedern.

Modern sollte die Innengestaltung, die Raum- und Lichtgebung sowie das Gebäudemanagement werden. Kapelle und Begegnungsstätte wurden so miteinander verbunden, dass die Räume geöffnet werden können und großen Feierlichkeiten genügend Platz bieten.

Der gesamte Gebäudekomplex steht in der Mitte des neuen Dorfes und ist traditionell in Ost-West-Richtung ausgerichtet. Er besteht aus folgenden Einzelbestandteilen:

  • Kapellentrakt mit Sakralraum, Foyer, Toiletten, zwei Nutzräumen und Turm.
  • Überdachter Flur.
  • Begegnungstrakt mit Sakristei, die gleichzeitig auch als Taufkapelle genutzt wird, kleiner und großer Versammlungsraum, Küche und Toilette.

Innengestaltung der Kapelle

Altarbereich

Die künstlerische Gestaltung des Raumes oblag dem Künstler Karl-Heinz Laufs aus Erkelenz. Der Altarraum ist bewusst modern gestaltet.

In einer hausförmigen und seitlich beleuchteten, eine Apsis andeutende, Wandausbuchtung befindet sich das Altarbild. Es besteht aus vier Leinwandbildern, die auf Abstand zueinander aufgehängt wurden und dadurch die Gestalt eines Kreuzes bilden. (Bild 1 und 2) In Querrichtung durchzieht das gesamte Bild eine ockerfarbene Linie. Sie „hebt den Blick des Betrachters zusätzlich nach oben und verstärkt die transzendente Wirkung des Altarbildes“4.

Der Altartisch besteht aus Beton. (Bild 2, 3 und 4) Herr Laufs versuchte im Altar die Forderung der deutschen Bischofskonferenz umzusetzen, in den Kirchengegenständen den Glanz der Einfachheit wirken zu lassen.5 Der Altar besitzt eine „blockhafte, monolithische Gestalt“6, enthält aber eine Linienführung, „die den Aspekt des Zusammengefügten betonen soll“7. Im unteren Teil wurde eine dunkle Granitplatte eingefügt, hinter der sich die Reliquien in einem Holzkasten befinden. Beide stammen aus der alten Lambertuskirche. (Bild 3)

Zum Altarraum gehören noch ein Ambo (Bild 8), zwei Bänke und Kerzenständer (Bild 3, 4 und 7), die teilweise aus dem gleichen Material wie der Altar bestehen und eine ähnliche Linienführung besitzen. Auch der Tabernakel, die Ablage des Messlektionars und das ewige Licht (Bild 5, 6 und 9), die in der Ostwand neben dem Altar eingearbeitet sind, fügen sich harmonisch in die künstlerische Gesamtgestaltung ein.

Innenraum

Im Kapellenraum befinden sich zu beiden Seiten des Mittelganges je sieben Stuhlreihen. In der südlichen hinteren Ecke steht eine elektronische Orgel. Die hintere Wand kann zum Foyer geöffnet werden, um bei größeren Festlichkeiten den Gottesdienstraum zu vergrößern. In der Nordwand befindet sich die Eingangstür und eine Anbetungsnische mit Tür zum Turm. An der Südseite verbinden 2 Türen den Gottesdienstraum mit der Gasse. Die Gassentür in Höhe des Altars führt in die Sakristei.

An den Seitenwänden hängen Apostelkreuze, die aus dem Blei des Daches der alten Kirche gestaltet wurden. Die vier Engel, die auf dem Chorgestühl der alten Kirche standen, schmücken die südliche Wand, das alte barocke Kruzifix hängt an einem weißen modernen Kreuz an der Nordwand.

Sakristei und Gasse

Die Sakristei, die von der Kapelle durch die überdachte Gasse getrennt ist, dient zugleich als Taufkapelle. In der Mitte befindet sich der Taufstein aus der alten Kirche, der durch ein Glaskuppelfenster besonders zur Wirkung kommt. In den Schränken der Ostwand befindet sich ein Altar, der zu Tauffeierlichkeiten geöffnet werden kann. Eins der Sakristeifenster aus der ehemaligen Pfarrkirche wurde in die Wand zum angrenzenden Konferenzraum gebaut. Die Sakristei schmücken auch andere Kunstwerke aus der alten Kirche, so der Antonius von Padua, Maria mit dem Kinde, ein Hochkreuz, und der Heilige Aloisius.

Zudem wurden noch der Heilige Franziskus von Assisi, die vier Passionsengel, ein Schrank, zwei Figuren aus der Außenfassade und die Glocke an der Sakristeitür mitgenommen. Die Beschreibung dieser Einrichtungsgegenstände findet man hier. In der alten Kirche hingen auch die Hinweisschilder, die die Kirchenbesucher darauf hinwiesen, auf welcher Seite die Frauen und die Männer zu sitzen hatten. Bis zum 2. Vatikanischen Konzil waren die Geschlechter in der Kirche streng getrennt. Diese Schilder bezeichnen heute die Herren- und Damentoiletten.

Fenster

Die Glasfenster der Kapelle wurden künstlerisch der Gesamtkonzeption des Innenraums angepasst. Sieben Kirchenfenster und die Lichtgestaltung der versetzten Chorwand lassen bei Sonnenschein den Kapellenraum farbenfroh erstrahlen. Das Chorfenster besteht aus klarem Glas, um den Lichteinfall auf das Altargemälde möglichst optimal zu gestalten. In der Nordwand befinden sich zwei, in der Südwand vier Fenster. Die Westwand schmückt ein langes schmales Fenster. Diese Fenster wurden ebenfalls von dem Erkelenzer Künstler Karl-Heinz Laufs entworfen. Die Fenster sind in einem Blauton gehalten und bis auf das in der Westwand abstrakt. Das Fenster an der Westwand erinnert an eine Darstellung des Mariengewandes. Laut Aussage des Künstlers zeigt die „Form des Kleides […] deutliche Parallelen zur Marienreliquie auf, die bei der Aachener Heiligtumsfahrt gezeigt wird“.8
Die Fenster in den Seitenwänden enthalten neben dem Blauton in Richtung Altar zunehmend größer werdende goldene Flächen. Sie tragen dazu bei, „ihn (den Altar, Anmerkung des Verfassers) in seiner Helligkeit aufzuwerten“9. Schmale rote Flächen durchbrechen das dominante Blau und „machen gleichzeitig assoziativ auf die Passion Christi aufmerksam“10. Bei Sonnenschein lassen die Farben der Südseitenfenster den Innenraum in farbigem Licht erstrahlen.

Glocken

© Architekten Klomp und Küppers | Glocken im Kapellenturm
Glocken im Kapellenturm

Im Glockenturm befinden sich die vier ältesten Glocken der alten Immerather Kirche. Dies sind:

  • Jesus Maria aus dem Jahre 1512
  • Lambertus aus dem Jahre 1496
  • Wolfgang Hausen Mabilon aus dem Jahre 1981
  • Peter von Trier aus dem Jahre 1670

Die Glocken werden in dem Artikel „Die Glocken von Sankt Lambertus Immerath“ beschrieben.11Text von Wolfgang Lothmann 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.[/fussnotHauptpotalbogen vin 1767

Hauptportalbogen von 1767

An der Ostseite der Kapelle, an der Wand der Sakristei, wurde Ende 2020 der Hauptportalbogen von 1767 aufgestellt. Dieser wurde nach dem Abbruch des „Immerather Domes“ im Fundament gefunden. Nach gründlicher Sanierung erinnert er nun an eine der Vorgängerkirchen im alten Immerath.

Juergen Laaser | LR1809-Immerath-3-1

  1. siehe Pastor Werner Rombach und Hans Goeres: Umsiedlung St. Lambertus Immerath. in: Pfarrei Christkönig Erkelenz u. a. (Hrsg.): St. Lambertus Immerath, a. a. O.
  2. siehe Pastor Werner Rombach und Hans Goeres: Umsiedlung St. Lambertus Immerath, a. a. O.
  3. Johannes Klomp, Monika Küppers: Neubau einer Begegnungsstätte. Idee und Realisation, a. a. O.
  4. Karl-Heinz Laufs: Künstlerische Gestaltung der Kapelle. In: St. Lambertus Immerath, a. a. O.
  5. siehe Karl-Heinz Laufs: Künstlerische Gestaltung der Kapelle. In: St. Lambertus Immerath, a. a. O.
  6. Karl-Heinz Laufs: Künstlerische Gestaltung der Kapelle. In: St. Lambertus Immerath, a. a. O.
  7. Karl-Heinz Laufs: Künstlerische Gestaltung der Kapelle. In: St. Lambertus Immerath, a. a. O.
  8. Karl-Heinz Laufs: Glasfenster. In: St. Lambertus Immerath, a. a. O.
  9. Karl-Heinz Laufs: Glasfenster. In: St. Lambertus Immerath, a. a. O.
  10. Karl-Heinz Laufs: Glasfenster. In: St. Lambertus Immerath, a. a. O.
  1. Pfarrei Christkönig Erkelenz, Vorstand der Kapellengemeinde St. Lambertus Immerath (Hrsg.), St. Lambertus Immerath - Schicksal einer Kirche im rheinischen Braunkohlerevier -Zerstörung und Neuanfang. Erkelenz, 2020, Pator Werner Rombach, Hans Goeres: Umsiedlung St. Lambertus Immerath, keine Seitenangaben.
  2. Pfarrei Christkönig Erkelenz, Vorstand der Kapellengemeinde St. Lambertus Immerath (Hrsg.), St. Lambertus Immerath - Schicksal einer Kirche im rheinischen Braunkohlerevier -Zerstörung und Neuanfang. Erkelenz, 2020, Karl-Heinz Laufs: Künstlerische Gestaltung der Kapelle, keine Seitenangaben.
  3. Pfarrei Christkönig Erkelenz, Vorstand der Kapellengemeinde St. Lambertus Immerath (Hrsg.), St. Lambertus Immerath - Schicksal einer Kirche im rheinischen Braunkohlerevier -Zerstörung und Neuanfang. Erkelenz, 2020, Karl-Heinz Laufs: Glasfenster

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