Die Innenausstattung der Pfarrkirche bewahrt im Großen und Ganzen noch den Charakter des 18. Jahrhunderts. Altäre, Chorgestühl, Kanzel und Kommunionbank passen harmonisch zusammen, obwohl die einzelnen Gegenstände nicht aus derselben Werkstatt und Zeit stammen.
Altäre
Allgemeines
Wie aus dem Foto des Chorraumes zu erkennen ist, haben alle Altäre einen ähnlichen barocken Aufbau. Alle Aufbauteile sind aus Holz gefertigt. Sie weisen als seitliche Begrenzung korinthische Säulen auf. Ihre Farbgebung lässt den Betrachter vermuten, dass die Säulen aus blauem Marmor bestehen. Die Altäre haben zwischen den Säulen eine Bogennische mit Heiligenfiguren. Über dem Architravgesims1 befindet sich ein Aufzug mit reichen Verzierungen und einem Relief.
Hochaltar
Der barocke Hochaltar stammt vom Anfang des 18. Jahrhunderts. In der Bogennische steht die lebensgroße Figur des heiligen Servatius.
Über dem Architravgesims ist in einer weiteren Nische der Heilige Donatus, der zweite Patron der Kirche, als Relief dargestellt. Die Nische des Donatus wird von vier geflügelten Engelkindern eingerahmt.
Rechts und links des Altares befinden sich Altartüren, auf denen die Figuren des heiligen Petrus und des heiligen Paulus stehen.
Auf der Mensa steht der Tabernakel, darüber erhebt sich eine Aussetzungsnische, die gedreht werden kann. Es erscheint jeweils ein andersfarbiger Hintergrund: weiß, rot oder blau. Die beiden Tabernakeltüren zeigen in Kupfer getrieben die knienden Maria und Josef.
Im folgenden Video wird der Hochaltar in seinen einzelnen Teilen dargestellt. Die Hintergrundmusik stammt vom Cornelius-Burgh-Chor Erkelenz. Er singt Ego flos Campi von Cornelius Burg.
Seitenaltäre
An dem Mauervorsprung zwischen Langschiff und Chor steht an jeder Seite ein Seitenaltar. Beide entstanden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wurden um 1800 von der Kirche erworben und bilden mit dem Hochaltar eine stilistische Einheit.
In der Nische des nördlichen Seitenaltars steht eine Christusfigur als Herz-Jesu. Sie ist eine Leihgabe. Der Aufzug des Herz-Jesu-Altars enthält das Relief des blutenden Herzens des Erlösers, das von einer Dornenkrone umfasst wird. Ein Rosenkranz und Engelsköpfe umgeben das Herz.
Im südlichen Seitenaltar befindet sich der Heilige Josef mit dem Jesuskind auf dem rechten Arm. Das Kind wirkt recht lebhaft und strampelt mit den Beinen. Die Figur stammt von einem italienischen Meister aus dem Jahre 1730 und wurde 1963 im Wiener Kunsthandel erworben. Das Relief im Aufzug des Josefsaltars stellt eine Szene im Fegefeuer dar. Im Feuer schmachten sieben arme Seelen; darüber schwebt das Auge Gottes mit Strahlenkranz. Ein Engel schwebt von dort herunter und errettet eine Seele aus dem Fegefeuer.2
Die Art der Aufzüge beider Seitenaltäre weisen auf Werke der barocken Roermonder Altarbau-Schule hin.3
In beiden Altären befindet sich ein kleiner Tabernakelblock, der auf der Vorderseite einen Engelskopf zeigt.
Altar Immerwährende Hilfe
Dieser Altar steht an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes. Er passt sich dem Stil der anderen Altäre an, wurde allerdings 1882 erst errichtet. Ursprünglich stand der Altar an der Nordwand des Langhauses. Das Marienbild ist eine Kopie des Bildes aus der römischen Kirche Sant’ Alfonso. Die Mensa enthält Rundbogenblenden, die von 4 Säulen untergliedert werden. Dies weist laut Erich Coester mehr auf einen „neuromanisch(en) oder renaissance-artig(en)“ Baustil hin. Der Aufbau des Altars ist allerdings neubarocker Natur.4
Bänke
Chorgestühl
Das Chorgestühl im klassizistischen Stil, das sich an den Seitenwänden des Chores befindet, besteht aus zwei viersitzigen Chorbänken mit Rückwänden und Pultbänken. Es stammt aus dem Zeitraum von 1780 bis 1790. Die Rückwände gehen im östlichen Chorraum in die Türen der beidseitigen Sakristeien und des Hochaltars über. Die Sakristeitüren wurden beim Anbau der Sakristeien 1855 und 1905 als verdeckte Türen in die Wände gesägt. Die Rückwände bestehen aus marmoriertem Holz. An den Rückwänden, den Wandtäfelungen und den Vorderteilen des Gestühls befinden sich gleichartige Blütengehänge.
Die westlichen Abschlusswangen der Chor- und Pultbänke enthalten Schnitzwerk.
Kommunionbank
Die Kommunionbank aus marmoriertem Holz steht hinter dem Volksaltar und enthält in der Füllung ein bewegtes Ornament von Ähren und Trauben. Die zur Kommunionbank gehörende Flügeltür steht auf dem Dachboden der Kirche und ist leicht beschädigt. Das gesamte Werk entstand gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Da die Originalteile der Kommunionbank zu groß für die Chorbreite waren, ist anzunehmen, dass die Bank ursprünglich in einer anderen Kirche gestanden hat. Teile der Kommunionbank stehen heute noch in Haus Hohenbusch.
Kirchenvorstandsbänke
Aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen die beiden Kirchenvorstandsbänke, auch Kirchmeistergestühl genannt. Sie stehen beiderseits des Mittelgangs, bestehen aus Eichenholz und sind durch Seitentüren abgeschlossen. Die Wangen und Seitentüren zum Mittelgang sind mit geschnitzter Rocaille verziert und haben ein hochgebogenes bekröntes Gesims. Eine dieser Türen wurde im Jahre 2000 neu errichtet, da sie schon seit längerer Zeit fehlte.5
Im Mittelschiff stehen noch sechs Kirchenbänke aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts und zwölf neubarocke Bänke aus dem Jahre 1910, die von Eduard Endler entworfen wurden. Alle Bänke passen sich der barocken Gesamtgestaltung an. Zudem stehen in den Seitenschiffen und im Hauptschiff noch neugotische Bänke aus der Zeit um 1860 bis 1880. Sie wurden um 1962 von der Kirche Sankt Marien Rheydt gekauft.
Kanzel
Die fünfseitige Holzkanzel passt sich der barocken Struktur des Chores mit ihren marmorierten Holzteilen und den goldenen Verschnörkelungen an. Sie stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, wurde wohl in der kölnisch-rheinischen Gegend erstellt und ist noch im Originalzustand erhalten. Die vier freien Korbseiten, die jeweils durch gedrehte Ecksäulen voneinander getrennt sind, enthalten plastische Darstellungen der Evangelisten. Der Schalldeckel enthält am Himmel eine silberfarbene Taube in einem goldenen Strahlenkranz. Auf dem Deckel thront der auferstandene Christus. Unter dem Korb hängt ein goldgefasster Hängeknauf in Form einer Traube aus sechs Engelsköpfen.6
Beichtstühle
Kreuzweg
An jeder Längswand des Kirchenschiffs hängen unter der Empore sieben Kreuzwegstationen. Sie wurden in den 1980er Jahren aus dem Schwesternhaus übernommen und sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts gemalt worden. Die Vorlage für die Gemälde bildeten die Kreuzwegstationen des Wiener Neugotikers Johann Klein. Es handelt sich um auf Blech gemalte Ölbilder. Jeweils drei Bilder werden in einem Rahmen zusammengefasst.
Figuren und Kreuze
Kreuz über Taufstein
Ein Holzkruzifix aus dem 16. Jahrhundert hängt über dem Taufbecken an der Ostwand des südlichen Seitenschiffes. Der Korpus hängt an einem neuen Kreuz. Er wurde vermutlich am Niederrhein oder Obergeldern hergestellt. 1964 restaurierte es der Restaurator Gassert aus Bad Godesberg.8
Figuren
Neben den Figuren in den Altären und der Kanzel befinden sich im Kirchenraum noch folgende Skulpturen: Heiliger Bischof (Servatius), Heiliger Sebastian, Heilige Elisabeth und eine Pieta.
Heiliger Sebastian
Am Eingang zum Chor hängt an der Nordwand die Figur des heiligen Sebastian. Die Holzfigur stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Sebastian ist an einem Baumstamm gefesselt. Die Farbgebung und Konsole wurden erneuert.
Heiliger Bischof (Servatius)
An der Westwand nördlich der Empore hängt die Figur des heiligen Bischofs (Servatius). Mit seiner linken Hand hielt er wohl ursprünglich einen Krummstab fest. Die Figur stammt aus dem 18. Jahrhundert. Auch sie erhielt eine neue Konsole und wurde mehrmals neu bemalt.
Heilige Katharina
An der anderen Seite der Westwand hängt die Figur der heiligen Katharina. Diese Figur stammt aus dem Ende des 20. Jahrhunderts.
Pieta
Unter dem Turm steht eine kleine Pieta des Bildhauers Peter Tillmanns aus Erkelenz. Sie wurde in den 1910er Jahren gefertigt.
Taufstein
An der Ostwand des südlichen Seitenschiffs steht ein Taufstein aus dem 19. Jahrhundert. Taufbecken und Schaft bestehen aus Blaustein und haben sechs Seiten. Auf dem Becken befindet sich ein messingplattierter Deckel, der die Form eines Trichters hat.
Fenster
Alle Fenster des Kirchenraums stammen von dem Lövenicher Künstler Will Völker. Sie wurden im Jahre 1954 errichtet. In den Seitenschiffen hängen jeweils motivgleiche Fenster. Auch im Chor haben die gegenüberliegenden Fenster die gleichen Motive.
Orgel
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist eine Orgel in der Kirche belegt. Diese Orgel existierte bis 1937 und war mit 3 Manualen, einem Pedal mit 25 Registern und 1854 Pfeifen für eine Dorfkirche sehr umfangreich bestückt. Bei einem Brand im Jahre 1937 wurde diese Orgel zerstört. Die Firma Stahlhuth aus Aachen erhielt den Auftrag zu einer neuen Orgel, die allerdings im Krieg auch wieder beschädigt wurde. Nach den Kriegszerstörungen wurde aus dem noch erhaltenen Spieltisch und zwei an der Turmwand angebrachten Windläden unter Verwendung der Register ein Provisorium geschaffen. Im Jahre 1976 erhielt wiederum die Firma Stahlhuth den Auftrag zu der noch heute existierenden Orgel, in der die noch verwendbaren Teile verbaut wurden.9
Die 1976 errichtete Orgel besitzt 2 Manuale und ein Pedal mit 16 Registern. Die Manuale besitzen den Notenumfang C bis g“‘, das Pedal C bis f‘.
Wandmalereien
An der Westwand, im Durchgang zur Orgelempore, befinden sich noch Wandmalereien aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie zeigen einen Teil einer Weltgerichtsszene. Sie zeigt zwei herabstürzende Posaunenengel und Maria und Johannes den Täufer als Fürbitter für die Seelen der aus den Gräbern Auferweckten. Zudem sind einige meist nackte Gestalten der Auferweckten zu sehen.10
- Der Architrav ist ein auf einer Stützenreihe ruhender Horizontalbalken, der den Oberbau trägt.
- siehe Erich Coester, a. a. O., Seite 3
- siehe Erich Coester, a. a. O., Seite 3
- siehe Erich Coester, a. a. O., Seite 5
- siehe Erich Coester, a. a. O., Seite 7
- siehe Erich Coester, a. a. O., Seite 5
- siehe Erich Coester, a. a. O., Seite 6
- siehe Erich Coester, a. a. O., Seite 11
- siehe Hans Hilberath, a. a. O., Seite 140
- siehe Erich Coester, a. a. O., Seite 14
- Text von Wolfgang Lothmann 2022 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Die Kirchlichen Kunstwerke im Bistum Aachen. 5.11.2002. Kunstdenkmäler der Pfarre Erkelenz-Kückhoven St. Servatius ,
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 7. 1985. Hans Hilberath: Glocken und Orgeln des Stadtgebietes Erkelenz. Geschichte und Bestand. Seite 140 ff. ,
- Cantate. Die Musik bleibt. Erkelenz, 2019, Cornelius Burgh: Ego flos campi ,
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