Im Jahre 2023 feierte der Instrumental-Musikverein Lövenich sein 110-jähriges Bestehen. In dieser Zeit erlebte er Höhen und Tiefen. Hier wird die Geschichte des Musikvereins kurz dargestellt.
Geschichte
Im Jahre 1913 konnte nach langjährigen Bemühungen des ersten Kapellmeisters in der marianischen Jünglingskongregation Lövenich eine Musikgruppe gegründet werden. Dies ist die Geburtsstunde des heutigen Musikvereins.
Unter Leitung des ersten Kapellmeisters Jakob von der Fuhr begannen die Proben mit insgesamt 14 Musikern. Durch den im folgenden Jahr ausbrechenden Ersten Weltkrieg wurden die musikalischen Aktivitäten aber jäh unterbrochen, denn die Musiker mussten zum Wehrdienst. Auswirkungen des Krieges waren, dass die Abteilungen der Jünglingskongregation auseinanderfielen und somit auch die Musikabteilung nicht mehr zustande kam. Viele ehemalige Mitglieder dieser Abteilung wollten aber weiter Musik machen und zur Verschönerung der örtlichen Feste beitragen. So gründete sich im Jahre 1919 aus der ehemaligen Abteilung der Jünglingskongregation der Instrumental-Musikverein unter dem Vorsitz von Wilhelm Thönnessen. Durch Geldspenden von ehemaligen Ehrenmitgliedern und die Eigeninitiative der aktiven Musiker konnten die fehlenden Instrumente beschafft werden. In der Folgezeit wurde der Instrumental-Musikverein unter der Leitung des Kapellmeisters Willi Straehnz durch sein musikalisches Können in der näheren und weiteren Umgebung zu einem gern gesehenen Gast bei weltlichen und kirchlichen Veranstaltungen. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges musizierten etwa 20 Musiker im Verein.
Der Zweite Weltkrieg brachte den zweiten großen Einschnitt für den Verein. Sechs Musiker starben, fünf sind bis heute vermisst, nahezu alle Instrumente, Akten und Noten gingen verloren, einige Musiker verzogen in andere Gemeinden. Den verbliebenen Musikern gelang es aber unter dem Vorsitz von Josef Bürger, trotz der schwierigen Zeit mit Freunden aus den umliegenden Ortschaften und mit den Kindern und Jugendlichen der eigenen Familien wieder eine Kapelle aufzubauen. So zählte, wie auf dem Bild unten links zu sehen ist, der Musikverein im Jahre 1951 wieder etwa 30 Aktive.
Zu seiner glanzvollsten Zeit führte Dr. Reinhold Schmitz als Vorsitzender und Max Gentsch als Kapellmeister den Verein in den 1960er bis 1980er Jahren. Der Musikverein spielte in den 1970er Jahren auf zirka 50 Veranstaltungen, häufig im Grevenbroicher und Jülicher Raum. Er hatte etwa 50 Mitglieder, darunter um die 20 Jugendliche. Man spielte auch in der Erkelenzer Partnerstadt St. James und im französischen Ducey. Das 70. Vereinsjubiläum 1983 wurde durch ein internationales Musikfest mit Beteiligung der Ortsvereine, auswärtiger Musikvereine und Musikkapellen aus den Niederlanden und Belgien gefeiert.
In den 2000er Jahren erweiterte der Verein sein Musikrepertoire „weit über Polka- und Marschmusik hinaus“. Allerdings verließen auch gute Musiker den Verein.
Zum hundertjährigen Bestehen des Vereins erhielt der Instrumental-Musikverein die Pro-Musica-Plakette des Bundespräsidenten für besondere Verdienste im musikalischen Bereich. Die Kultusministerin Ute Schäfer überreichte sie am 26. Mai 2013 im Aachener Rathaus dem Ehrenvorsitzenden Willi Haaken und dem 1. Vorsitzenden Dr. Wilfried Hohenforst.
Nach der krankheitsbedingten Abdankung des Kapellmeisters Hermann-Josef Brack 2014 probte der Verein bis zum Jubiläumsjahr 2023 ohne Dirigenten. In jenem Jahr gewann der Verein Nils Kreft als Kapellmeister, der nun kontinuierlich die Leistungsfähigkeit der Kapelle wieder aufbaut. Im Jubiläumsjahr 2023 hatte der Verein 23 aktive Mitglieder.
1. Reihe von links: Toni Jöken, Gerd Reiners, Tobias Esser, Elisas Küppers, Ferdinand Ströbel, Wilfried Kremer, Maurice Pooth, René Weiß, Lara Weiß, Nils Kreft
2. Reihe von links: Michael Ströbel, Erik Amels, Gunnar Reichard, Andreas Tondorf, Sven Honold, Dirk Amels, Peter Haaken, Miriam Amels
Traditionen
Gerade zwischen den beiden Weltkriegen entstanden Traditionen, die noch heute Bestand haben. Einer dieser Bräuche entstand 1923. Der damalige Vorsitzende, Bäckermeister Wilhelm Thönnessen, hatte die aktiven Mitglider zum gemeinsamen Essen von Weißbrot zu Heiligabend in seine Backstube eingeladen. Dort wurde auch das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ angestimmt. Diese Tradition wird auch heute noch, wenn auch angepasst, am Heiligen Abend gepflegt.
Seit 1922 ziehen die aktiven Musiker durch die Dörfer Lövenich, Kleinboslar, Gut Haberg, Huppertzhof, Gut Niehoven, Stettenerberg und bis in die 1960er Jahre zur Ophovener Mühle.1
Kapellmeister
Im Laufe von 110 Jahre haben 14 Kapellmeister die Geschicke des Instrumental-Musikvereins Lövenich geführt und das musikalische Können und das Repertoire stetig verbessert.
Name | Zeitraum |
Jacob von der Fuhr | 1913 – 1923 |
Willi Straehnz | 1923 – 1940 |
Mathias Heinen, Hermann Zimmermann, Franz Frings | 1945 – 1951 |
Max Gentsch | 1951 – 1984 |
Helmut Wiehe | 1984 – 1986 |
Herr Otten | 1987 |
Hermann-Josef Brack | 1988 – 1998 |
Georg Landmesser | 1998 – 2002 |
Bernd Schemion | 2002 – 2003 |
Kai Stoffels | ab 2003 |
Hermann-Josef Brack | 2013 – 2014 |
kein Kapellmeister | 2014 – 2023 |
Nils Kreft | ab 2023 |
- 110 Jahre Instrumental-Musikverein 1913 e. V. Lövenich. Jubiläumszeitung. Lövenich, 2023 ,
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