Sie sind hier: Startseite» Persönlichkeiten » Pater Leo Heinrichs – ein Leben im Glauben

Pater Leo Heinrichs – ein Leben im Glauben

⁎ 15.08.1867 † 23.02.1908
1891 1897 Kaplan
1897 1908 Pfarrer

Wer war Pater Leo Heinrichs?

Leo Heinrichs wurde am 15. August 1867 im Erkelenzer Stadtteil Oestrich als 6. Kind der Eheleute Joseph Heinrichs und dessen Gattin Agnes geb. Göres geboren. Er hatte drei Schwestern und drei Brüder. Sein Vater war Schneider. Getauft wurde Leo Heinrichs schon am 16. August 1867 in der Pfarrkirche St. Lambertus und erhielt die Namen Hubert Joseph.

© Archiv Heimatverein | Das Geburtshaus von Pater Leo Heinrichs in Oestrich
Das Geburtshaus von Pater Leo Heinrichs in Oestrich
Hier hat das Elternhaus von Leo Heinrichs gestanden© Hans Josef Broich | Broich Hans Josef | 2023-04-18-Brückstrasse 107-109-Standort Elternhaus Leo Heinrichs-002
Hier hat das Elternhaus von Leo Heinrichs gestanden

Nach der Volksschule wechselte der begabte Junge auf das Progymnasium (ab 1920 Vollgymnasium, heute Cusanus-Gymnasium) in Erkelenz.

© Archiv Heimatverein | Wilhelm Schmitter | Gymnasium-Erkelenz-an-der-Suedpromenade1
Gymnasium Erkelenz (ca. 1940) Südpromenade (heute Johanniter Altenheim)

Wegen des Kulturkampfes in der Bismarck-Zeit (1871-1887) musste Joseph seine Schulzeit an der Klosterschule der Redemptoristen im niederländischen Vaals bei Aachen fortsetzen. Allmählich reifte in ihm der Entschluss Franziskaner zu werden.


Nach ihrer Vertreibung aus einem Kloster bei Fulda hatten deutsche Franziskaner eine neue Niederlassung in Paterson im amerikanischen Staat New Jersey gegründet. Da der Personalmangel groß war, bat man die Franziskaner um Hilfe und der Orden schickte im Sommer des Jahres 1886 sechs Kandidaten nach New Jersey, unter ihnen auch der 19jährige Hubert Joseph Heinrichs. Bei seiner Einkleidung wählte er den Ordensnamen Leo. Nach dem einjährigen Noviziat legte er die einfachen Gelübde, am 08. Dezember 1890 die ewigen Gelübde ab. Zum Priester wurde er am 26.  Juli 1891 geweiht.

In der Seelsorge tätig

Zunächst war Leo Heinrichs in Paterson als Kaplan in der Pfarrseelsorge tätig; Kinder und Erkrankte bildeten seine ständige Sorge. Er bestand darauf, dass der angemessenen Erziehung der Kinder größte Sorgfalt geschenkt werden sollte. Während einer Pockenepidemie zog er praktisch in Quarantäneräume und verbrachte endlose Stunden damit Kranke zu pflegen und Sterbende zu trösten. 1897 wurde er selbstständiger Pfarrer in Singac (Diözese New Jersey; Holy Angels Parish).

Erste Pfarrkirche Singac New Jersey
St. Stephanus Croghan (New Jersey) Erste Pfarrkirche von Leo Heinrichs

1902 wurde ihm die Leitung der St. Stephanus-Pfarre in Croghan (New Jersey) übertragen. Im Frühjahr 1907 wurde er in die Hauptstadt von Colorado, Denver, versetzt, um Pfarrer der deutschsprachigen Pfarrei St. Elizabeth von Ungarn und Präses des dortigen Konvents zu werden. (Anm.: Denver liegt im Zentrum der Vereinigten Staaten und ist durch die Präsenz der Rocky Mountains geprägt.)

© Associazione-legittimista-italica.blogspot | Leo Heinrichs Seine Kirche
Pfarrkirche St. Elizabeth von Ungarn in Denver, Colorado

Erkelenz hat er nie vergessen

© Archiv Heimatverein | Brief vom 24. September 1907 (Seite 1)

In Buffalo, auf dem Weg nach Denver, schreibt Leo Heinrichs am 24. September 1907 in einem Brief: „Denver ist 3000 Meilen weit von Paterson. – Erschreckt nur nicht, denn ich will euch gleich sagen, daß ich Erlaubnis habe, Euch zu besuchen- wann weiß ich jetzt noch nicht – aber ganz bestimmt innerhalb eines Jahres.“ Seine Gedanken sind oft in Erkelenz. So schreibt er am 30. Januar 1906 an seine Schwestern: „Heute haben sie in Oestrich Karl-der-Große-Kirmes, nicht wahr? Vor 22 Jahren habe ich das letzte Mal mitgemacht.“ (Anm. : In Oestrich gibt es eine Kapelle, die dem Kaiser Karl geweiht ist, daher der Name der Kirmes). In einem weiteren Brief vom 12. Juli 1906 an seine Familie heißt es: „…wie oft ich an Euch denke, und wie ich mich sehne, Euch einmal zu sehen…“1

Aber zu einem Wiedersehen ist es nicht mehr gekommen.


Die Ermordung von Leo Heinrichs am 23. Februar 1908

Wahnsinn´s That. Rasender Italiener erschoß deutschen Priester am Altar, so die Schlagzeile des New Yorker Herold vom 24. Februar 1908. Was war geschehen?

Am Abend vor seinem Tod tauschte Leo Heinrichs mit seinem Mitbruder Pater Wulstan Workman die Gottesdienste für den nächsten Tag. Er würde den Frühgottesdienst um 6 Uhr übernehmen, da er später noch einen Termin habe. Die Frühmesse war als Arbeitermesse bekannt. Bei der Kommunionausteilung kniete sich der 50jährige arbeitslose Sizilianer Guiseppe Alia, der vor drei Monaten in Amerika eingereist war, als letzter an die Kommunionbank und empfing die Hostie, spuckte sie aber sofort Leo Heinrichs ins Gesicht, zog einen Revolver und schoss dem Priester ins Herz.

Graphik Todesschuß
Zeichnung vom Moment der Erschießung (Wikipedia)

Pater Leo stürzte mit dem Kelch zu Boden, konnte ihn aber noch auf den Altarstufen abstellen und versuchte auf den Boden verstreute Hostien aufzusammeln. Ein unbeschreiblicher Tumult erfüllte die Pfarrkirche. Der Mörder lief durch die Kirche zum Ausgang und bedrohte jeden mit der Waffe. Am Ausgang der Kirche wurde er auf den Stufen von einem Eisenbahnschaffner zu Fall gebracht, ein Polizist überwältigte ihn nach einem Nahkampf um dessen Revolver und brachte ihn ins Stadtgefängnis. Der herbeigerufene Mitbruder Wulstan Workman spendete Pater Leo noch die Sterbesakramente, dann starb dieser. 2


Zehntausende nahmen Abschied

© Denver Catholic Magazine | St.-Elizabeth-of-Hungary-Fr.-Heinrichs-funeral-1908-DCR
Requiem für Leo Heinrichs mit offenem Sarg

Bei der Obduktion stellte der untersuchende Arzt fest, dass Pater Leo an den Oberarmen und an der Taille Lederbänder mit nach innen gerichteten Metalldornen als Bußwerkzeug für sein aufbrausendes Temperament trug. Beim Betreten seiner Zelle entdeckte man, dass er aus gleichen Gründen sein weiches Bett gegen ein hartes Brett vertauscht hatte und dass er seine Nächte damit verbrachte Spiritualitätsbücher aus dem Deutschen ins Englische zu übersetzen.

Am 26. Februar fanden Trauerfeierlichkeiten für den ermordeten Priester statt, an denen auch der Gouverneur von Colorado und der Bürgermeister von Denver teilnahmen. Nach dem Requiem, bei welchem etwa 5000 Menschen bei eisiger Kälte ausharrten, zog der Leichenzug zum Bahnhof in Denver. Zehntausende säumten den Weg und nahmen Abschied.

Der Leichnam wurde nach Paterson ins Franziskaner Kloster St. Bonaventura gebracht. Dort wurde der Ermordete in der Franziskaner-Kirche aufgebahrt. Der Leichnam war mit der braunen Kutte der Franziskaner bekleidet, an den Füßen Sandalen und um den Hals eine violett- und goldfarbene Stola.3


Die New York Times vom 1. März 1908 berichtet ausführlich.

Die Messe morgen wird von Reverend Father Edward Blecke gehalten, unterstützt von den vierzig Mönchen und Laienbrüdern des Klosters St. Bonaventura. Bischof John J. O’Connor der römisch-katholischen Diözese von Newark und viele andere hohe kirchliche Würdenträger werden anwesend sein. Bestattet wird er auf dem Grundstück der Franziskanermönche, dem Grabesfriedhof am Rande dieser Stadt.

Mittags wurde der Leichnam vom Pfarrhaus in die Kirche getragen, wo er seit seiner Ankunft ruhte.

Der Sarg wurde auf einen erhöhten Katafalk gestellt, direkt vor dem Hauptaltar und war von einer Ehrenwache umgeben bestehend aus zwölf Mitgliedern von St. Bonaventura´s katholischem Jugendverein, bis heute Nachmittag 14 Uhr wurde diese Pflicht von den verschiedenen Römisch Katholischen Vereinen der Stadt wahrgenommen.

PATERSON, N. J.-Tausende Personen, unabhängig vom Glaubensbekenntnis, gingen zum·Kloster St. Bonaventure, im Westen Patersons, um heute einen letzten Blick auf das Gesicht von Pater Leo Heinrichs, den ermordete Priester, der zweiundzwanzig Jahre Pfarrer der Gemeinde war, zu werfen. Den ganzen Tag über gab es eine ununterbrochene Prozession, und heute Abend um 19 Uhr wurde geschätzt, dass nicht weniger als 20000 Menschen eine liebevolle Hommage in Erinnerung an ihren hingebungsvollen Pfarrer abgegeben hatten.

Begraben wurde er in Totowa auf New Jersey´s Friedhof zum hl. Grab unter der Anteilnahme von etwa 3000 Menschen.

Grab Leo Heinrichs in Totowa New Jersey USA
Das Grab Leo Heinrichs 2021

Das Foto oben entstammt der Webseite „find a Grave“ und wurde dort im Jahr 2021 veröffentlicht. Die Blumen und sonstigen Dekorationen zeigen, wie lebendig das Gedenken an Leo Heinrichs heute noch ist. Weitere Einzelheiten und Bilder finden Sie hier.


Presseberichte

Die große öffentliche Aufmerksamkeit zeigt sich auch an umfangreichen Presseberichten.


Mord aus Hass

Der Mörder, Schuster von Beruf, hatte sich immer als Anarchist bzeichnet: „Ich bin Anarchist und stolz darauf. Ich habe ihn erschossen und ich bedaure nur, dass ich nicht die gesamte Gemeinschaft der Priester, die in der Kirche waren, töten konnte.“4

Giuseppe Alia 1908
Guiseppe Alia der Mörder

Alia wurde aus Sicherheitsgründen in das Gefängnis von Colorado Springs verlegt. Aufgrund seines Geständnisses und der Aussage von Augenzeugen wurde er zum Tod verurteilt. Zweimal versuchte er ohne Erfolg aus dem Todestrakt zu fliehen. Am 15. Juni 1908 wurde er in Canon City/Colorado erhängt. Seine letzten Worte waren: Tod den Priestern! 5


Verehrung von Pater Leo Heinrichs

1911 benannte man die St.-Leo-Kirche in Paterson nach Leo Heinrichs. Sie erhielt zwar den Hl. Leo den Großen als Patron, aber der Grund für die Ernennung war die Erinnerung an Pater Leo.
Bereits kurze Zeit nach seiner Ermordung fingen Gläubige vor allem in Denver und Paterson, aber auch in anderen Staaten der USA an, seine Hilfe und Fürbitte anzurufen. Es wurde über außergewöhnliche Heilungen berichtet, die auf Pater Leos Vermittlung geschehen wären. In der „American Martyrology“ aus dem Jahr 1921 steht auch „Father Leo Heinrichs“ (S. 498) eingetragen. Bei der Umbettung des Leichnams im Jahr 1911 in ein neues Grab in Paterson, fand man diesen außergewöhnlich gut erhalten, Gesicht und Kopf zeigten keinen Verfall, obwohl der Sarg, der Schmuck und die Kutte vollständig verrottet waren.

Der Mörder, Schuster von Beruf, hatte sich immer als Anarchist bzeichnet: „Ich bin Anarchist und stolz darauf. Ich habe ihn erschossen und ich bedaure nur, dass ich nicht die gesamte Gemeinschaft der Priester, die in der Kirche waren, töten konnte.“6

Bis auf den heutigen Tag ist die Erinnerung an Leo Heinrichs in den USA, aber auch in Italien, sehr lebendig. Das zeigen für alle sichtbar die vielen Webseiten, die sich auf Leo Heinrichs beziehen und über ihn berichten. Hier einige Beispiele:

In Wikipedia wird ausführlich in zwei Sprachen über Leo Heinrichs´ Leben berichtet. https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Heinrichs

Im August 2016 erinnerte Kathy Schiffer im National Catholic Register an Leo Heinrichs.

Unter dem Titel „DER MÄRTYRER VON DENVER* Fra‘ Leo Heinrichs, OFM“ wird am 2. Mai 2014 im italienischen Blog „associazione-legittimista-italica“ der Lebensweg von Leo Heinrichs in Text und vielen Bildern geschildert.

Das „Denver’s Mile High Magazine“ berichtet am 23. Februar 2023 über „The Curious Case of Denver’s Potential Saint“ (Der seltsame Fall des potenziellen Heiligen aus Denver). Ganz aktuell wird hier das Leben und der Tod Leo Heinrichs´geschildert.

Im Oktober 1926 leitete das Erzbistum Newark mit Unterstützung der Erzdiözese Köln den Seligsprechungsprozess ein. Dieser begann 1934 in Rom und ist immer noch nicht abgeschlossen. Der Grund könnte sein, dass der Mörder aus Hass gegen den hl. Glauben gehandelt hat und Pater Leo „nur“ stellvertretend für alle Priester getötet wurde. Gleichwohl wird er im Martyrologium von Prälat Moll behandelt wie auch im Buch „150 Märtyrer Nord-Amerikas“. 7 8

Im Geburtsort Erkelenz wurde in Oestrich 1967 eine Straße nach ihm benannt.


  1. (Anm:Schriftenreihe Heimatverein Band 31, S.119)
  2. Anm: Moll, Helmut: IV: Franziskaner in den USA (1908) Pater Leo (Hubert Joseph) Heinrichs, in: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Hrsg. Von der dt. Bischofskonferenz, Band II, S. 1412-1415, Paderborn, 6. erw. Auflage 2015.
  3. Schriftenreihe Heimatverein Band 31, S.122
  4. http://associazione-legittimista-italica.blogspot.com/2014/05/il-martire-di-denver-fra-leo-heinrichs.html
  5. (Broich in Schriftenreihe Heimatverein Band 31, S. 123)
  6. http://associazione-legittimista-italica.blogspot.com/2014/05/il-martire-di-denver-fra-leo-heinrichs.html
  7. Brian O´Neel: 150 North American martyrs you should know. Servant books, 22. Januar 2014
  8. Text verfasst von Rita Hündgen und Bernd Finken, Seitengestaltung Bernd Finken
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 31, S.115 - S.127 7. Leo Heinrichs - ein Leben im Glauben von Hans Josef Broich
  2. Brian O´Neel, 150 North American martyrs you should know. ‎Verlag: Servant Books;, ISBN: 978-1616365516 , 22. Januar 2014

Wenn Sie uns Feedback zu diesem Artikel senden möchten, nutzen Sie bitte dieses Kontaktformular:

    * Pflichtfeld

    Oestrich

    Oestrich ist ein zum Teil noch ländlich geprägtes Stadtviertel von Erkelenz im Kreis Heinsberg ... MEHR

    k.A. 17.01.966 Ort

    Leopold Wiggers

    Leopold Wiggers, Oberpfarrer an Sankt Lambertus Erkelenz von 1947 bis 1959, war maßgeblich am Aufbau ... MEHR

    k.A. 03.01.1895 bis 30.02.1979 Person

    Monsignore Dr. Wilhelm Corsten – ein Keyenberger in Gottes Diensten

    Der Keyenberger Wilhelm Corsten stieg zum erzbischöflichen Berater und hohem Mitarbeiter im Erzbistum ... MEHR

    k.A. 20.07.1890 bis 03.03.1970 Person

    Prälat Arnold Poll

    Der Ehrenbürger der Stadt Erkelenz wirkte 50 Jahre als Priester in Houverath, wurde aber durch seinen ... MEHR

    k.A. 14.09.1925 bis 16.04.2016 Person
    VIRTUELLES MUSEUM © 2024
    Datenschutz Impressum Kontakt