Geschichte
Besitzverhältnisse
Die erste urkundliche Erwähnung einer kleinen Ortschaft mit dem Namen Eggerath erfolgte im Jahre 1197. Die Hofanlagen bestanden zum einen aus einem Allodialgut1, zum anderen aus dem Lehnsbesitz des Reichsfreiherrn Otto von Wickrath. Ein Zehnt vom Anwesen stand der Abtei Knechtsteden zu.2 Wie noch in der Tranchotkarte zu erkennen ist, besaß der Hofkomplex einen Mottenhügel. Westphal vermutet, dass er „bis in die frühe Neuzeit die Funktion eines Turmes“3 einnahm. Anfang des 14. Jahrhunderts ging das Gut an Heinrich von Eggerath4, Anfang des 15. Jahrhunderts wird ein Jörris von Eggerath, in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts Peter von Tüschenbroich, genannt Eggerath als Besitzer genannt. Um das Jahr 1500 befand sich der Hof im Besitz der Familie von Oest. In dieser Zeit wurde vermutlich der Hof zu einer Wasserburg umgebaut. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ging die Anlage in den Besitz derer von Boetzelar, Mitte des 17. Jahrhunderts folgten die Freiherren von Leerodt, die den Hof bis 1820 durch Halfen bewirtschaften ließen. In den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts wurden umfangreiche Umbauten an den Wirtschaftsgebäuden und der Brücke vorgenommen. Die Wassergräben wurden dabei verändert und die Innenflächen vergrößert. Im 19. Jahrhundert erkennt man auf dem Hofgelände eine Vierflügelanlage.5
Unruhige Zeiten
Im 17. und 18. Jahrhundert brachen unruhige Zeiten für die Höfe und kleinen Ortschaften an. Horden zogen durch das Land und forderten Einquartierungen und Contributionszahlungen. Ab dem Siebenjährigen Krieg bis nach der Franzosenzeit wurde das Land schwer getroffen. Dabei war es der Bevölkerung egal, wessen Truppen sie versorgen mussten. Die Städte, Dörfer und Höfe litten große Not. Zudem wurden sie von marodierenden Gruppen überfallen und brutal ausgeraubt. Die Holzweiler Pfarrchronik berichtet über eine entsprechende Anekdote auf dem Eggerather Hof:
Die in den Jahren 1799 bis 1801 von der französischen Verwaltung im linksrheinischen Rheinland angeordnete Volkszählung nennt eine „Wittib Kemmerling“ als Halbwinnerin auf dem Eggerather Hof. Wie in der Pfarrchronik in Holzweiler zu lesen ist, muss sie eine resolute und streitbare Frau gewesen sein. Die Chronik berichtet über einen Raubüberfall auf den Eggerather Hof im Jahre 1794. Die Witwe wurde gefesselt und „nur dem Umstand, dass ein Knecht durch den Weiler nach Holzweiler laufen und eine Hilfsmannschaft unter Führung des energischen neuen Küsters herbeiholen konnte, war die Vertreibung der Räuber zu verdanken“. Anfang des 14. Jahrhunderts ging das Gut an Heinrich von Eggerath. 6
Noch heute erinnern die Lanzenspitzen der Kosaken auf der alten Haustür im Eggerather Hof an ihr wildes Einlassbegehren im 18. Jahrhundert.
Besitzer heute
Ende des 18. Jahrhunderts übernahmen die Gebrüder Jorissen den Hof. Deren Erben blieben weitgehend kinderlos. So erhielten die Kinder von Odilia Herfs, geboren in Süggerath den Roitzer und den Eggerather Hof. Auch Josef Herfs blieb kinderlos, so dass der Hof an die Schwester Clara Schmitz, geborene Herfs fiel. Endlich bekam die Familie Schmitz den Hof, den sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute besitzt und bewirtschaftet.
Obwohl der Ort Holzweiler aus dem Braunkohle-Abbauplan für Garzweiler II herausgenommen wurde, gilt dies nicht für die zu Holzweiler gehörenden Feldhöfe. Wenn keine weiteren Änderungen des Flächennutzungsplans getroffen werden, fällt der Eggerather Hof dem Braunkohle-Abbau zum Opfer.
Baubeschreibung
Bis ins 19. Jahrhundert besaß die Hofanlage noch einen Wassergraben. Die Gebäude waren L-förmig angelegt.6 Heute sind die Wassergräben trocken, aber noch zu erkennen. Man betritt den Hof durch einen steinernen Torbogen mit Walmdach aus dem Jahre 1902. Dahinter schließen sich östlich das Herrenhaus aus dem Jahre 1754 und Wirtschaftsgebäude in L-Form an. Auf der Westseite befindet sich ein modernes Scheunengebäude. Außerhalb dieser historischen Anlage liegt heute im Westen noch ein großes Wirtschaftsgebäude, das um die Jahrhundertwende zum 21. Jahrhundert errichtet wurde und landwirtschaftliche Maschinen beherbergt, im Nordosten befinden sich Scheunen.7
- vererbbarer Privatbesitz. Siehe Karl-Josef Schmitz, a. a. O., Seite 66
- siehe Markus Westphal: Der Eggerather Hof, Motte, a. a. O.
- siehe Markus Westphal: Der Eggerather Hof, Motte, a. a. O.
- Erwähnung in zwei Urkunden aus dem Grevenbroicher Raum im Jahre 1301 und 1311. Siehe Karl-Josef Schmitz: a. a. O.
- siehe Markus Westphal: Der Eggerather Hof, Wasserburg, a. a. O.
- siehe Markus Westphal: Der Eggerather Hof, Wasserburg, a. a. O.
- Text von Rudolf Recker-Proprenter und Wolfgang Lothmann 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Ebidat - Die Burgendatenbank. https://www.ebidat.de, Hier: http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=4728 (Stand: 07.02.2021). Markus Westphal: Eggerather Hof, Motte ,
- Ebidat - Die Burgendatenbank. https://www.ebidat.de, Hier: http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=4729 (Stand: 07.02.2021). Markus Westphal: Eggerather Hof, Wasserburg ,
- Heimatkalender des Kreises Heinsberg. 1984. Karl-Josef Schmitz: Geschichte des Eggeratherhofes und seiner Beziehung zum Maas-Schwalm-Gebiet mit neuen Erkenntnissen zur Geschichte Wegbergs, Seite 66 ff. ,
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