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Kloster Haus Nazareth

sonstiger Name: Immerather Krankenhaus
1901 bis 2001

Gründung

Seit 1881 hatte die aus Lüttich stammende Kongregation der Töchter vom Heiligen Kreuz in Düsseldorf-Rath eine Erziehungsanstalt für Epileptikerinnen unterhalten, die aber bald überbelegt war, so dass der Konvent ein neues Haus errichten wollte. Daher beantragte er beim Erzbischof in Köln die Genehmigung einer Filiale in Immerath, die sie am 22. Oktober 1900 erhielt. Die Genehmigung der preußischen Regierung zog sich allerdings noch bis zum 23. März 1901 hin. Im April 1901 erwarb der Schwesternorden das Meraner´sche Wohnhaus und Garten von Balthasar Maul und Anton Velder in Immerath. Im Juli des gleichen Jahres erfolgte die Grundsteinlegung und bereits im Mai 1902 kam als Oberin Schwester Isidora mit den Schwestern Raymunda, Lea und Ruperta nach Immerath. Im September des Jahres 1902 konnten bereits 34 weibliche epileptische Kranke aufgenommen werden, die von 9 Schwestern betreut wurden. Ein Jahr später wurde die Kapelle eingeweiht. Bis zu seinem Tod 1923 blieb der 1. Hausgeistliche Leonhard Schall Rektor des Klosters, das 1903 fertiggestellt wurde. Anstaltsarzt war Doktor Rixen aus Otzenrath.

Entwicklung bis zur NS-Zeit

Bereits 1904 beherbergte die Anstalt 95 Kranke, die von 16 Schwestern versorgt wurden. Die Zahl der Patienten und Schwestern stieg ständig. Bis zum Beginn des 1. Weltkrieges betreuten 29 Schwestern 158 Kranke.

Im 1. Weltkrieg wurde teilweise die Versorgungslage in Kloster und Krankenhaus prekär. 25 Menschen, darunter auch Schwestern starben. Die Patientenzahl ging bis zum Ende des Krieges zurück auf 139 Kranke, in den beiden Folgejahren auf 126. Sie wurden von 42 Schwestern betreut.

1921 wurde die Anstalt in eine Erziehungsanstalt für nicht mehr schulpflichtige Fürsorgezöglinge umgewandelt. Die Zahl der Patienten stieg auf 150 epileptische und geistig behinderte Kranke, so dass nicht mehr genügend Platz für die betreuenden Schwestern vorhanden war. Der Speicher des Schwesternflügels wurde 1924/25 zum Ausbau weiterer Schwesternzimmer herangezogen. Nachfolferin von Oberin Isadora wurde Oberin Anna Franziska bis 1931, Oberin Angelika Maria bis 1937. Zur Betreuung der Kranken mussten auch weltliche Angestellte eingestellt werden, bis 1930 arbeiteten im Kloster bereits 12 als Lehrköchinnen und Pflegerinnen.

1926 erhielt das Haus nach weiteren Umbauten und Erweiterungen den Namen Haus Nazareth.

NS-Zeit und 2. Weltkrieg

Auch die Patientinnen von Haus Nazareth waren der nationalsozialistischen Ideologie zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ ausgesetzt. In den Jahren 1941 bis 1944 fielen 125 – 130 von ihnen der geheim gehaltenen und später als Aktion T4 bekannt gewordenen Mordwelle zum Opfer. Sie wurden in die St. Josefs Heil- und Pflegeanstalt in Düsseldorf-Unterrath gebracht und von dort nach Meseritz-Obrawalde in den Tod geschickt. Der Öffentlichkeit wurde vorgetäuscht, dass die Patienten verlegt würden, weil man kriegsbedingt Krankenhäuser benötige.

Bereits zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde das Krankenhaus in ein Lazarett umgewandelt. Im Oktober 1939 belegten 100 Soldaten das Gebäude. Die ursprünglichen Patienten wurden nach Düsseldorf verlegt. Diese Maßnahme wurde allerdings im Dezember 1939 wieder rückgängig gemacht und Kloster und Krankenhaus ihrer ursprünglichen Bestimmung wieder übergeben. Wegen der Übernahme von 78 jungen Mädchen aus dem von den Nazis aufgelösten Mutterhaus Aspel mussten Kranke nach Düren verlegt werden. Über deren Schicksal gibt es keine genauen Angaben.

1943 wurde bei den Luftangriffen auf Mönchengladbach, Rheydt und Odenkirchen auch das Haus Nazareth beschädigt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges diente „Haus Nazareth“ als Lazarett und Hauptverbandplatz.

Zeit nach dem 2. Weltkrieg

Krankenhaus

Da das Krankenhaus in Erkelenz im Krieg zerstört worden war, wurde Haus Nazareth auf Betreiben der amerikanischen Besatzungsmacht vorübergehend Kreiskrankenhaus. Am 1. Mai 1947 wurde das „Hospital Haus Nazareth“ eingeweiht und hatte 2 OP-Räume, einen Röntgenraum, ein Wartezimmer, eine Privatstation  mit Wöchnerinnenabteilung und Säuglingszimmer und verfügte insgesamt über 56 Betten. Das Haus Nazareth hatte nun 3 Abteilungen: Altenheim mit 65 Bewohnern, Erziehungsheim mit ca. 70 jungen Mädchen und Krankenhaus mit 50 bis 70 Patienten.

1962 folgte der Neubau eines Krankenhauses, weil die Kapazitäten der Abteilungen häufig überschritten wurden. 1976 ging man zunächst eine Kooperation mit dem Erkelenzer Krankenhaus ein und 1988 ging die Verantwortung in dessen Trägerschaft über. Das Kloster selbst diente danach noch als Altersruhestätte für Schwestern der Kongregation und wurde im Jahre 2001 aufgelöst. Das Krankenhaus mit seinen Fachabteilungen zog 2009 in das erweiterte Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz um.

Kloster

1960 wurde für die schwer erziehbaren Mädchen eine Turnhalle gebaut.

1967 wurde die Klosterkapelle im Anschluss an das II. Vatikanum den neuen liturgischen Bedingungen angepasst.

1971 wurde das Erziehungsheim aufgelöst und ein Altenheim für die Töchter vom Heiligen Kreuz errichtet.

Die 1961 gegründete Schwester-Emilie-Schule, eine Pflegehelferinnenschule, wurde 1981 aufgegeben

2001 kam dann die Auflösung des Klosters Haus Nazareth aus wirtschaftlichen Gründen. Die verbliebenen Schwestern wurden in das Mutterhaus nach Aspel übergesiedelt.

Der Abriss des Klosters und des Krankenhauses erfolgte 2015.1

  1. Text von Wolfgang Lothmann 2018 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Wikipedia, Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, /wiki/Immerath_(Erkelenz)
  2. Peter Staatz, Geschichte im Schatten von St. Lambertus Immerath, Lützerath, Pesch von den Anfängen bis zur Umsiedlung. Mit einem Beitrag von Carlo Clauth.. Essen, ISBN: 978-3-8375-1489-6, 2017, Seite 114 bis 122
  3. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 20: Arbeitskreis „Erforschung und Darstellung der Geschichte”: Aus der Geschichte des Erkelenzer Landes, Erkelenz, 2006, Seite 305 - 332. Franz-Karl Bohnen: Nach 100 Jahren kam der Abschied. Die Geschichte der „Töchter vom Heiligen Kreuz” von „Haus Nazareth” zu Immerath

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