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Neubeginn und Wiederaufbau in Erkelenz nach dem 2. Weltkrieg

Feb. 1945 bis 1946

Am 26. Februar 1945 eroberten die Amerikaner Erkelenz, damit war hier der Krieg zu Ende, obwohl er erst am 8. Mai in Deutschland endete. Was geschah nach dem 26. Februar, dem 8. Mai 1945 in Erkelenz?

Die Erkelenzer Lande waren besetzt, zunächst von den Amerikanern, die dann Anfang Juni 1945 von den Engländern abgelöst wurden. Die Berichte über die Geschehnisse dieser Zeit sind dürftig, was auch verständlich ist, denn die wenigen im Erkelenzer Land Verbliebenen hatten andere Sorgen.

Plünderungen durch ehem. Zwangsarbeiter

In der ersten Zeit nach Kriegsende waren in großes Problem für die Bevölkerung im Erkelenzer Land die Plünderungen und Brandschatzungen durch ehemalige Zwangsarbeiter und Verschleppte, die regelrechte Raubzüge durch die Dörfer des Erkelenzer Landes durchführten. In Hetzerath waren rd. 7000 Insassen -die Hetzerather Bevölkerung wurde in Granterath untergebracht – und in Keyenberg mit 1200 untergebracht.

Zwar setzte die Militärregierung MP-Streifen ein, die aber keine wesentliche Besserung brachten. Die Lage veränderte sich erst im Sommer 1945, als die Lager, z. B. in Hetzerath oder Keyenberg aufgelöst wurden und die ehemaligen Zwangsarbeiter und Verschleppten das Erkelenzer Land verließen. Jack Schiefer, der nach dem Abzug das Lager Hetzerath besichtigte, schreibt dazu, dass der Anblick jede Erwartung übertraf und nicht vorstellbar war.

Das Leben beginnt langsam wieder

© Hans Peter Jans | Schwingens | Sankt Lambertus
Blick in die untere Kölner Straße und Lambertiturm

Nach der Rückkehr der Bewohner, so ab April 1945 – Ende März 1945 lebten in Erkelenz etwa 25 Einwohner, gestaltete sich besonders die Ernährung schwierig, die Vorräte waren geplündert und z. B. Bäckereien oder Metzgereien noch nicht funktionsfähig. In Erkelenz funktionierte als erste am 29. April 1945 die Bäckerei Heinrich Schröder am Markt. Ein weiteres Problem war, dass es keinen Strom, kein Gas und kein Wasser gab. In der Stadt Erkelenz befanden sich anfangs zwei Wasserstellen, am Wasserturm und an der Molkerei (in der heutigen Hermann-Josef-Gormanns-Straße). Hier mussten die Erkelenzer das Wasser holen. Aber diese Wasserstellen waren auch Nachrichtenzentralen, hier hörte man, wo es etwas gab. Schiefer, den die Alliierten zum Landrat ernannt hatten, berichtet auch, dass der Motor der Pumpe bei der Molkerei eines Nachts gestohlen wurde. Die Brunnen der Wasserversorgung, z. B. in Erkelenz, Holzweiler, Matzerath oder Uevekoven funktionierten zwar mehr oder minder, aber das Leitungsnetz war völlig zerstört und es dauerte schon einige Zeit, bis eine notdürftige Wasserversorgung möglich war. Gleiches galt auch für die Strom- und Gasversorgung.

Bis Ende 1945 war dann die Wasserversorgung größtenteils wieder intakt. Im Sommer 1946 war auch die Stromversorgung überwiegend wieder hergestellt, im Sommer 1947 auch die Gasversorgung.

Die Eisenbahnverbindungen waren am 20. Januar 1945 eingestellt worden und erst am 2. Juli 1945 wurde der öffentliche Eisenbahnverkehr in die Richtungen Aachen und Mönchengladbach wieder aufgenommen. Lange Zeit gab es nur einen Notbahnhof. Zunächst wurde die Bahnhofswirtschaft gebaut, dann 1952 das neue Bahnhofsgebäude.

Der öffentliche Busverkehr wurde im August 1945 mit 12 Bussen und 8 Anhängern wieder aufgenommen.

Motorisierte Fahrzeuge waren nach Kriegsende noch selten, im Dezember 1946 gab es im Kreis Erkelenz 152 LKW´s, 77 PKW’s und 45 Motorräder.

Die Post wurde beim Angriff am 06. Dezember 1944 schwer beschädigt. Im Januar 1945 wurde der Postbetrieb eingestellt. Nach dem Krieg war die Post im „Kairo“ im ehemaligen Casino von Raky untergebracht bis in den 1950iger Jahren das neue Postgebäude an alter Stelle entstand.

Das zivile Telefonnetz war seit September 1944 gesperrt, beim Einmarsch der Amerikaner zerstört und erst am 2. Januar 1946 wurde der Fernsprechverkehr wieder aufgenommen. 1947 gab es im Ortsnetz Erkelenz 187 Anschlüsse.

Aufbau der Stadtverwaltung

Eine wichtige Aufgabe nach dem Einmarsch der Amerikaner war der Aufbau einer funktionsfähigen Verwaltung. Alle NS-Bürgermeister hatten sich frühzeitig in Sicherheit gebracht. Schon kurz nach ihrem Einmarsch wurden dann von den Amerikanern Personen – oft völlig wahllos – zu Bürgermeistern ernannt, vielfach waren das auch katholische Geistliche oder Mitarbeiter der bisherigen Verwaltungen. Da kam es aber auch vor, dass jemand Parteigenosse gewesen war, der musste dann als Bürgermeister wieder „entfernt“ werden.

In Erkelenz hatte sich der Rest der verbliebenen Stadtverwaltung nach der Zerstörung des Rathauses im Februar 1945 in Mennekrath in einem Privathaus einquartiert. Als die Amerikaner Mennekrath eroberten, bestimmten sie den städtischen Angestellten Hermann Künkels zum Bürgermeister. Mit dem verbliebenen Rest der Mitarbeiter residierte Künkels zunächst im Haus von Ferdinand Classen in der Südpromenade. Später zog die „Stadtverwaltung“ in das Haus Gerards an der Ecke Brückstraße/Vereinsstraße (heute Anton-Heinen-Straße). Nach einiger Zeit zog sie dann in das Haus des Kreises Erkelenz an der Ecke Kölner Straße/Freiheitsplatz. Noch im Jahre 1945 wurde der Bürgermeister Künkels durch den Studienrat Peter Clasen aus Keyenberg abgelöst. Der wiederum wurde schon am 01. Juli 1945 durch Josef Stehr abgelöst, der im Jahre 1946 zum Stadt- und Amtsdirektor ernannt wurde.

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Nach dem Krieg für einige Jahre Sitz der Stadtverwaltung

Das Bürgermeisteramt am Johannismarkt wurde wie so vieles in der Innenstadt am 23. Februar völlig zerstört. Anfang der 1950er Jahre entschloss man sich für einen Neubau an gleicher Stelle. 1953 wurde der Grundstein gelegt. Ende der 1950iger Jahr wurde das Gebäude bezogen.

© (c) Stadtarchiv Erkelenz | Stadtarchiv Erkelenz | F2_70_22_1
Wiederaufbau Bürgermeisteramt

Aufbau der Kreisverwaltung

Die Kreisverwaltung wurde Ende März 1945 wieder gebildet, Jack Schiefer wurde am 26. April 1945 von den Alliierten zum Landrat erkannt. Sein Büro war zunächst in einem Geschäftshaus in der Kölner Str. Mitte April wurde ein Zimmer im alten Landratsamt eingerichtet. Das Haus hatte keine Türen und Fenster mehr, das Dach war undicht. Später wurde das Gebäude instand gesetzt.

Einige weibliche Hilfskräfte wurden eingestellt und eine alte Schreibmaschine besorgt. Im Mai 1945 gab es im Kreis 15 Hilfspolizeikräfte, deren einzige Ausrüstung eine weiße Armbinde mit einem Stempel der Militärregierung war.

Landratsamt Kreis Erkelenz. etwa 1955 xx

Aufbau der Feuerwehr

Mit Einführung des Gesetzes über das Feuerlöschwesen Ende 1933 wurde die Organisation der Feuerwehr komplett verändert. Die Feuerwehr wurde eine Polizeiexekutive besonderer Art und hatte sich nach Anerkennung durch die Ortspolizei dieser zu unterstellen.

Mit Kriegsende war diese Institution natürlich beendet.

Im Mai 1945 wurden wieder die freiwilligen Feuerwehren gebildet. Mitte 1947 gab es im Kreis Erkelenz 41 Löscheinheiten mit 650 einsatzfähigen Personen. Die Feuerwehren waren motorisiert, u.a. mit 8 Löschfahrzeugen und 16 Motorspritzen und drei Krankenwagen.

Feuerwehrhaus (heute Parkplatz-Garage)

Enttrümmerung und Aufräumarbeit

Mit ersten Wiederherstellungsmaßnahmen, insbesondere zur Wohnraumbeschaffung, wurde Mitte 1945 begonnen. Vorher mussten aber die Trümmer beseitigt werden. Ehemalige Parteigenossen und Mitläufer wurden deshalb zu Enttrümmerungs- und Aufräumarbeiten zwangsverpflichtet. Aber auch die übrigen Bürger, insbesondere Bauern, die noch ein Pferd oder einen Ochsen und eine Karre besaßen, zog man zur Enttrümmerung heran. Auch die Jugend war aufgerufen, in freiwilligen Arbeitseinsätzen bei der Enttrümmerung der Stadt zu helfen.

Mit Freiwilligen wurde insbesondere die zerstörte Kirche St. Lambertus enttrümmert. Im Herbst 1945 verhallten noch die Aufrufe, erst im Frühjahr 1946 wurde dem Aufruf vermehrt Folge geleistet. So schreibt der ehem. Dechant Otto Frings, dass etwa 350 Männer und einige Frauen im Frühjahr 1946 mit der Enttrümmerung begonnen hatten, die etwa drei Wochen dauerte.

Wiederherstellung und Wiederaufbau

Die Reparaturen bzw. der Wiederaufbau waren 1945/1946 mehr als schwierig. Es gab, wenn überhaupt, kaum Baumaterial. Selbsthilfe und Improvisation waren angesagt. Aus den Trümmer wurde alles verwertbar verwendet, insbesondere die Ziegelsteine, die mühsam vom Mörtel entfernt werden mussten.

Die beiden Ziegeleien in Erkelenz begannen im Sommer 1947 wieder mit der Produktion.

Im Mai 1945 wurde der Baustoffbedarf für den Wiederaufbau definiert:

  • 29 Mio. Ziegelsteine, 6,6 Mio. Dachziegel, 4.500 to. Zement und 18.700 cbm. Holz.

In dieser Zeit war Material sehr knapp und wurde zugeteilt. Interessant ist die Zuteilungszeit:

  • Steine bis 2150, Dachziegel bis 2000, Zement bis 1967 und Holz bis 2000.

Gott sei dank ist es so nicht gekommen.

Wiederaufbau der Erkelenzer Kirchen

In Erkelenz Stadt waren beide katholischen Kirchen und auch die evangelische Kirche völlig zerstört.

Pfarrkirche Sankt Lambertus

Schmalen schreibt, dass er am 18. März zum ersten Mal Messen in Östrich und Oerath gehalten hat, trotz Verbot durch den Kommandanten. Weitere Messen folgten dann in Matzerath und Terheeg. Die erste Messe in Erkelenz wurde am 01. April 1945 zu Ostern in zwei Räumen des Pfarrhauses gehalten. Und die erste Fronleichnamsprozessionen nach dem Krieg waren am 31. Mai 1945 in Oerath, Terheeg, Mennekrath und Wockerath.

Notkirche-Lambertussaal

Im Juli 1945 wurde im ehemaligen Lambertussaal eine Notkirche eingerichtet, die etwas später durch die Einbeziehung einer ehemaligen Wehrmachtsbaracke noch erweitert wurde.

Sicherungsarbeiten am stark einsturzgefährdeten Lambertiturm erfolgten durch den Einzug von drei Betondecken, die Arbeiten begannen im Herbst 1946 und wurden im Frühjahr 1947 beendet.1

Schon bald befasste sich die Kirchengemeinde mit dem Wiederaufbau der zerstörten Pfarrkirche Sankt Lambertus. 1947 erhielt der Architekt Peter Salm aus Aachen den Auftrag, zu stehen gebliebenen Turm ein neues Kirchenschiff zu planen, das sich nicht dem Aussehen und der Tradition der alten Kirche verpflichtet fühlen sollte, denn die Grundmauern waren bis auf die Südwand weitgehend zerstört. Durch den Wiederaufbau des Turmes fühlte man sich der Historie des Gebäudes genügend verpflichtet.

Am 1. Oktober 1947 erfolgte der 1. Spatenstich und am 3. Oktober 1948 die Grundsteinlegung. Bereits zu Weihnachten 1948 konnte die Krypta der neuen Kirche als Notkirche genutzt werden. 1949/50 entstand der Hochchor mit Turm. Im September 1950 konnte Richtfest gehalten werden, am Heiligen Abend des gleichen Jahres war der Bau des Hochchores bereits vollendet und dort die Messen gefeiert.

Für einige Jahre diente der Hochchor als Pfarrkirche.

Neben dem Aufbau des Kirchengebäudes sollte auch der Turm, der nur notdürftig durch den Einzug der Betondecken stabilisiert worden war, wiederhergestellt werden. Anlässlich des 625-jährigen Stadtjubiläums bildete sich 1951 auf Anregung des Heimatvereins der Erkelenzer Lande ein Komitee, das die Aufgabe hatte, ideelle und materielle Ideen zur Rettung des Turmes zu entwickeln und zu verwirklichen.

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Wiederherstellung Lambertiturm, 1951 bis 1952

Der Erkelenzer Architekt Heinz Tillmanns wurde mit der Konstruktion und Bauleitung dieser Maßnahme betraut. Die Risse, die durch die Bomben- und Granatexplosionen in dem massiven Mauerwerk entstanden, wurden mit Beton (sechs Atü Druck) ausgespritzt. Besonders schwierig war die Reparatur des eisernen Turmhelmes. Der alte Stahl war stark manganhaltig und daher nicht zu schweißen. Die durchschossenen Stellen mussten daher mit Neptunstahl belegt und umwickelt, und dann mit Beton umspritzt werden.

1952 konnten die Aufbauarbeiten am Turm bereits abgeschlossen werden. Die Kosten beliefen sich auf über 215.000 DM.

1953 wurde der Turmhelm ausgebessert und neu mit Kupferblech gedeckt. Bei dieser Gelegenheit ist die verdienstvolle Haltung des gebürtigen Erkelenzers, Dr. Alfons Müller, zu erwähnen. Dr. Müller war schon vor dem zweiten Weltkrieg in Argentinien tätig, kam jedoch kurz vor Kriegsausbruch nach Deutschland und die Einberufung unterbrach seine berufliche Karriere. Erst 1948 konnte er wieder nach Südamerika zurückkehren. Auf eine Bitte seines Vaters, Peter Müller-Platz, Mitglied des Kirchenvorstandes, vermittelte Dr. Müller von Buenos Aires aus das für die Turmdeckung nötige Kupferblech zum günstigen Welthandelspreis. (In Deutschland war diese Material 1952 knapp und entsprechend teuer). Der Abschluss einiger günstiger Geschäfte veranlasste ihn schließlich, das gesamte benötigte Material seiner Heimatpfarre zu schenken.2

© Archiv Heimatverein | Sanierung Turm 1961

Im Jahre 1960 zeigten sich erhebliche Schäden am Turm. Diese wurden aufwendig restauriert. Dazu war der Turm vollständig mit einem Holzgerüst eingerüstet. 1964 waren die Arbeiten beendet, die Kosten betrugen rd. 675.000 DM.

1958 wurde der Lambertiturm auf Initiative des Heimatvereins zum Denkmal für die Gefallenen des Grenzlandes erklärt. Alljährlich legt der Heimatverein am Volkstrauertag dort einen Kranz nieder.

Als letzter Teil des Neubaus von Sankt Lambertus erfolgte ab 1951 das Mittelschiff. Die komplette Kirche wurde dann 1954 feierlich eingeweiht.

In den Jahren von 1970 bis 2009 wurde die Pfarrkirche umfassend saniert.3 In den Jahren 2012 bis 2013 wurde dann der Turmhelm grundlegend saniert. Hierbei wurde die Turmspitze oberhalb der letzten Galerie abgetrennt und zur Instandsetzung neben der Kirche aufgestellt. Das tragende Eisengerüst wurde aufwändig saniert und ergänzt.4 Im Jahre 2020/21 erfolgten Innenraumsanierungen.

Am Wiederaufbau der Pfarrkirche ab 1946 waren viele Personen beteiligt. Eine maßgebliche Person war der Erkelenzer Oberpfarrer Leopold Wiggers.
Nach 16 Amtsjahren in Erkelenz trat Dechant Otto Frings am 1. August 1947 in den Ruhestand. Sein Nachfolger Leopold Wiggers übernahm
die schwere Aufgabe, nicht nur die Gemeinde seelsorgerisch zu leiten und zu betreuen, sondern ihr auch das Gotteshaus zu bauen. Er erwies sich in dieser Aufgabe als ein glänzender Organisator, der sich aber auch nicht scheute, mit Kreuzhacke und Schaufel selbst Hand anzulegen

Antoniuskirche (auch Paterskirche genannt)

Durch den Bombenangriff am 23. Februar 1945 wurde die Paterskirche völlig zerstört, nachdem sie vorher schon mehrfach getroffen wurde. Die Zerstörungen waren so stark, dass die Kirche nicht wieder aufgebaut wurde.

Antoniuskirche

Evangelische Kirche

© Archiv Heimatverein | Evangelische Kirche

Gut vierzig Jahre nach der Einweihung wurde die Evangelische Kirche durch den schweren Bombenangriff vom 16.01.1945 vollständig zerstört.

Evangelischer Gottesdienst wurde zunächst in einigen Privaträumen und dann im erweiterten ehemaligen Wintergarten des Pfarrhauses abgehalten.

Schnell gab es Überlegungen, wieder ein Gotteshaus zu schaffen. Vorwiegend in Eigenregie wurden die Trümmer beseitigt. Nach ausführlichen Vorberatungen konnten die Bauarbeiten an der neuen Kirche am 2. Mai 1950 beginnen, am 18.05.1950, dem Himmelfahrtstag, wurde der Grundstein gelegt.

© Hermann Schwingens | Bernd Finken | HPJ ERK 40-50er (82) bearb

Im nächsten Halbjahr schritt der Bau trotz einiger Verzögerungen unter der Bauaufsicht des Erkelenzer Architekten Horst Neßler rasch voran, schon im Herbst war der Rohbau fertig. Am 10. Dezember 1950 wurde der erste Gottesdienst gefeiert.

Wiederaufbau Altes Rathaus

Das Alte Rathaus erhielt am 23. Februar 1945 einen schweren Treffer, der das Dach, die Südostecke und das Gewölbe des Erdgeschosses völlig zerstörte.

Nach dem 2. Weltkrieg gab es zunächst Bestrebungen, die Trümmer des Alten Rathauses abzureißen. Dann aber enttrümmerten etwa 30 Bürger in Eigeninitiative das Rathaus. Sie nötigten dadurch die Stadtverwaltung, das Wahrzeichen der Stadt wieder zu errichten, was nach Plänen des Architekten Gustav Mattar geschah.

1951 wurden diese Arbeiten abgeschlossen. 1956 konnte das Alte Rathaus offiziell eingeweiht werden. Hier waren die ersten Theateraufführungen in Erkelenz.

Bei diesem Wiederaufbau wurden die Arkaden zur Straßenseite wieder geöffnet, der Dachstuhl mit Schiefer gedeckt und mit schlanken Dachgauben versehen. Erst 1960 bis 1962 wurde auch das Innere des Gebäudes ausgebaut.

Wiederaufbau Krankenhaus

Das Krankenhaus an der Hospitalstraße (heute Westpromenade) war im Dezember 1944 mit einem Sonderzug nach Sachsen evakuiert worden. Beim Bombenangriff am 23. Februar1945 wurde das Krankenhaus völlig zerstört.

© Archiv Heimatverein | Wilhelm Schmitter | Zehnthofweg Krankenhaus
Zerstörung am 23.02.1945

Im Sommer 1945 kam das Personal mit der Krankenhauseinrichtung nach Erkelenz zurück. In einer Schule in Hückelhoven wurde dann das Krankenhaus eingerichtet. In Erkelenz wurde im Sommer 1947 im Kindergarten an der Westpromenade ein zusätzliches Notkrankenhaus mit 60 Betten eingerichtet.

Auf Anregung von Landrat Schiefer wurde von den Schwestern des Klosters Immerath im Kloster eine Krankenabteilung eingerichtet.

In Wegberg wurde schon 1945 der Krankenhausbetrieb wieder aufgenommen.

1949 entschied der Rat der Stadt Erkelenz über den Neubau eines Krankenhauses an der Tenholter Straße. Die Planung hatte der Erkelenzer Architekt Heinz Tillmanns gemacht. Im Jahre 1950 konnte bereits nach der Fertigstellung des 1. Bauabschnittes die Innere Abteilung die Arbeit aufnehmen.

© (c) Stadtarchiv Erkelenz | Stadtarchiv Erkelenz | Plan Krankenhausnebau

Der Standort Hückelhoven blieb aber bis zur Fertigstellung eines 2. Bauabschnittes am 01. August 1952 erhalten. Danach konnten alle dort untergebrachten Kranken in Erkelenz übernommen werden.

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In den nächsten Jahren erfolgten weitere Bauten: ein Anbau als Bettenflügel mit einem Operationsraum, eine Krankenhauskapelle, ein Hauptbettentrakt und schließlich 1963 ein weiteres Geschoss.

Wiederaufbau der Schulen

Gymnasium

© Archiv Heimatverein | unbekannt | Zerstörtes Gymnasium

Das Gymnasium an der Südpromenade wurde am 16. Januar 1945 völlig zerstört. Auf dem Trümmergrundstück entstand 1951/52 ein Gewerbebetrieb. An dessen Stelle wurde dann 1994 ein Altenpflegeheim gebaut.

Der Schulbetrieb des Gymnasiums wurde am 21. Mai 1946 mit 246 Schüler und 8 Lehrkräften wieder aufgenommen in der ehemaligen Berufsschule am Franziskanerplatz, da wo heute die Stadthalle steht.

Schon 1946 entschloss man sich für einen Neubau des Gymnasiums, aber nicht an der bisherigen Stelle, sondern auf der Fläche der zerstörten Paterskirche und des Krankenhauses.

Bau Gymnasium 1949

Um ersten Bauabschnitt wurde der Trakt längs der Gasthausstraße in Richtung Franziskanerplatz gebaut. Weitere Bauabschnitte folgten in den folgenden Jahren.

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Volksschule

Dem Krankenhaus gegenüber entstand an der Hospitalstraße 1926 eine neue 12klassige Volksschule nach Plänen des Stadtbaumeisters Scholtes. Sie wurde am 31. Juli 1927 eingeweiht und eröffnet.

Beim Bombenangriff vom 23. Februar 1945 wurde sie beschädigt.

Volksschule
Volksschule am heutigen Zehnthofweg

Der Schulbetrieb wurde erst im Herbst 1945 wieder aufgenommen. Da die Volksschule wegen der Bombenschäden nicht benutzbar war, mussten die Kinder der Innenstadt zu den Schulen in den Dörfern, z. B. Bellinghoven, Matzerath, Terheeg, Tenholt oder Oerath gehen.

Erst im Februar 1946 konnte der Unterricht wieder in der Volksschule erfolgen.

Neubeginn der Zeitungen

Mit dem Beginn der NS-Zeit verschwanden mehr oder weniger die „freien“ Zeitungen und der von der Partei herausgegeben Westdeutsche/Erkelenzer Beobachter war die beherrschende Zeitung.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kamen dann schnell auch wieder „freie“ Zeitungen. Etwa 1947 erschienen die Lokalausgaben Erkelenzer Nachrichten und Erkelenzer Volkszeitung und in Erkelenz wurden Lokalredaktionen eröffnet. Später kam dann noch die Westdeutsche Zeitung mit einer Lokalausgabe und Redaktion nach Erkelenz. Als letzte neue Zeitung gab es ab 1968 eine Lokalausgabe der Rheinischen Post einschließlich Lokalredaktion in Erkelenz.

Zeitungen

Es war schon etwas Besonderes für Erkelenz, dass eine Stadt solcher Größe vier Lokalausgaben einschließlich der dazugehörenden Lokalredaktionen hatte.

Im Jahre 2025 gibt es nur noch die Lokalausgabe/Lokalredaktion der Rheinischen Post in Erkelenz, da sich die drei anderen Zeitungen schrittweise aus Erkelenz zurückgezogen haben.

Langsame Normalisierung

Nach dem 08. Mai 1945 nahm die Zahl der Heimkehrer stetig zu, insbesondere von den Evakuierten, die in der russischen Zone waren. Was die Heimkehrer im Erkelenzer Land erwartete, war ihnen zunächst gleichgültig, man wollte „zurück in die Heimat“, die meistens aber nur aus Trümmern bestand. Das Herrichten notdürftigen Wohnraumes, oft im Keller, war angesagt und das Bemühen um Essen und Trinken, der Tauschhandel und der Schwarzmarkt beherrschten das tägliche Leben. Das wurde erst mit der Währungsreform im Juni 1948 besser.

1956

Es dauerte noch Jahre, bis in Erkelenz eine der Zeit entsprechende Normalisierung erfolgte. Im Jahre 1955 schrieb die britische Journalistin Rhona Churchill in der englischen Tageszeitung DAILY MAIL einen Bericht über Erkelenz mit dem Titel „Das Wunder durch das eine Stadt wiederaufgebaut wurde“ und stellte fest, dass in Erkelenz alle durch Bomben zerstörte Häuser durch Neubauten ersetzt oder instandgesetzt wurden. 5

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  1. Siehe Band 23 der Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande, Seite 97
  2. Siehe Band 23 der Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande, Seite 110/111
  3. Einzelheiten siehe Band 23 der Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande, Seite 149ff
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/St.Lambertus(Erkelenz), Stand 03.2021
  5. Siehe Heimatkalender 1956, Seite 20
  6. Text von Günther Merkens 2025 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Jack Schiefer, Zerstörung und Wiederaufbau im Kreise Erkelenz. Erkelenz, 1948
  2. Josef Lennartz, Als Erkelenz in Trümmer sank. Erkelenz, 1975
  3. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 23, Erkelenz, 2009

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