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Frühjahrsoffensive 1945 in Erkelenz

26.02.1945

Operation Grenade

Am 26. Februar 1945 endete in Erkelenz der Zweite Weltkrieg. Eine Rückschau auf die letzten Kriegstage.

© Heimatverein der Erkelenzer Lande | Schmitter/Heimatverein | Ende Zweiter Weltkrieg
An der Gasthausstraße waren die Paterskirche (l.) und dahinter liegend die Leonhardskapelle fast vollständig zerstört worden. Die Zerstörungen auf der rechten Straßenseite erlauben den Blick auf die Erkelenzer Burg, die als dunkler Quader im Hintergrund zu sehen ist.

Mitte Februar 1945 begannen die Alliierten mit der Operation Grenade, dies war der Name einer Operation der 9. US-Armee vom 22. Februar bis 11. März 1945, in deren Verlauf die amerikanischen Truppen am 23. Februar die Rur überquerten und später zwischen Neuss und Rheinberg bis zum Rhein vorstießen. Durch die Sprengung der Rurtalsperre war zuvor künstlich Hochwasser erzeugt worden, dadurch der Rurübergang für die Amerikaner erschwert und verzögert worden. So hatten die Amerikaner schon am 25. Januar 1945 Brachelen eingenommen, überquerten die Rur aber erst einen Monat später.

Schwerster Bombenangriff

Im Zuge des weiteren Vormarsches der Amerikaner erfolgte am 23. Februar 1945 der letzte und auch schwerste Bombenangriff auf Erkelenz. Dazu schrieb Edmund Knorr, der Kampfkommandant in Erkelenz war, folgendes: „Am 23. Februar 1945 traten die Angloamerikaner auch im Westwallabschnitt unseres Heimatgebietes zur großen und letzten Frühjahrsoffensive an und überschritten bei Nacht zwischen Linnich und Düren an mehreren Stellen die Rur. Schon seit Tagen, besonders während der Nacht, hatte sich das feindliche Artilleriefeuer zum schweren Störungsfeuer verstärkt, man verzeichnete heftige Feuerüberfälle und auch ein unverkennbares Einschießen neu aufgefahrener Batterien auf Stadt und Umgehungsstraßen nebst Straßenkreuzungen. Auch die Jagdbomber hielten in vermehrter Zahl auch über Nacht das ganze rückwärtige Gebiet unter scharfer Beobachtung und dauerndem Beschuss, vor allem die Baal-Erkelenz-Rath-Anhovener Landstraße.“

An diesem 23. Februar, dem Tag des Offensivbeginns der US-Amerikaner, erfolgte um 14.20 Uhr, „wiederum völlig überraschend“, der vierte und schwerste Luftangriff auf Erkelenz, das daraufhin in wesentlichen Teilen in Schutt und Asche lag. Dazu schrieb Edmund Knorr: „Die erste Welle – aus Richtung Matzerath-Schwanenberg heranjagend – legte ihre Bombenteppiche anscheinend ausschließlich auf die westliche Hälfte des Stadtgebietes, dessen größere und auffällige Gebäude wie Stadthalle“, da wo sich heute der Eingang zum Willy-Stein-Stadion befindet, „Schwimmbad, Krankenhaus, Gericht, Kindergarten, Alumnat, Kreisberufsschule, neue Volksschule, alte Berufsschule, Pastorat den Bomben zum Opfer fielen“.

© Archiv Heimatverein | unbekannt | Bombenangriff Erkelenz

Schon um 14.40 Uhr erfolgte die zweite Angriffswelle, berichtete Zeitzeuge Edmund Knorr: „Den beiden Angriffen fielen außer den vorgenannten Bauten die bisher verschont gebliebenen Teile der Paterskirche nebst Dachreiter, der Nordflügel des Kindergartens, das Krankenhaus, das alte Schillingsche Haus, die alte Städtische Berufsschule und eine ganze Reihe anderer Gebäude im Stadtinneren und die mächtige, immer noch unversehrte Pfarrkirche zum Opfer. Die Kirchenschiffe erhielten mehrere Bombentreffer. Eine Bombe traf die Westseite des Turmes unter der Hauptgalerie. Der mitten im Trümmerfeld stehengebliebene Turm war an den folgenden Tagen immer wieder das Ziel einer feindlichen Batterie, deren Treffer das Maß- und Mauerwerk in kleine Brocken zersplitterten, während der Turm an sich alle Einschläge sichtbar abschüttelte.“

Das Ausmaß der Zerstörungen in Erkelenz zeigen die folgenden Filmaufnahmen, die ein amerikanischer Soldat aus einem Flugzeug heraus machte und die uns Herr Dr. Heinz Pielsticker freundlicherweise zur Verfügung stellte.

Kapitulation und Einnahme

© Archiv Heimatverein | unbekannt | Vormarsch in Richtung Erkelenz
Vormarsch in Richtung Erkelenz

Der 26. Februar 1945 war der für Erkelenz entscheidende Tag. In den Tagen zuvor waren Baal, die Lövenicher, Haberger und Baaler Höhe sowie Tenholt und Matzerath von den Alliierten eingenommen worden. Es folgten Panzer, die Bellinghoven, Wockerath und Oerath erreichten. Knorr berichtete dazu: „Es wurde aus dieser Hiobsmeldung nur zu klar, dass die Rurstellung im Abschnitt Erkelenz sozusagen kampflos überrannt und die Stadt von Panzern umzingelt war. So war die Lage für den Stützpunkt Erkelenz an jenem historischen Montag, den 26. Februar 1945, gegen 15.45 Uhr hoffnungslos. So übernahm ich als dienstältester Offizier die Übergabe der Stadt in dem Augenblick, als ein feindlicher Infanteriezug von der Wassenberger Straße1 her am Krankenhaus auftauchte. Auf mein Zeichen zur Kapitulation verstummte das MPI-Feuer; die Verhandlungen mit dem herbeispringenden amerikanischen Unterführer waren kurz: Übergabe des Kampfbunkers, Einstellen des Widerstandes, Abgabe der Waffen. Es war 15.50 Uhr zwischen den Ruinen des Hermann-Josef-Stiftes und der Volksschule. Damit war in Erkelenz der Zweite Weltkrieg beendet.“

© Archiv Heimatverein | unbekannt | Einmarsch-1945

Bei den einrückenden amerikanischen Truppen waren in der Regel auchdeutsch sprechende Soldaten, die sog. Ritchie-Boys als Dolmetscher. Das waren vielfach ehemalige deutsche Juden, die in die USA ausgewandert waren. Nachweislich war in Erkelenz u.a. Arthur Harf dabei, der 1910 in Erkelenz geboren wurde und 1937 in die USA ausgewandert ist. 2

Interessant ist auch, wie die Allierten die Einnahme von Erkelenz schildern. Hubert Rütten hat dies in Band 30 der Schriftenreihe des Heimatvereins ausführlich dargelegt. 3

In zwei Stunden war Erkelenz erobert und der Krieg hier zu Ende gewesen, wozu in den Ländern der Alliierten in mehreren Zeitungen die Einnahme von Erkelenz erwähnt wurde. 75 Jahre danach sollten wir uns daran erinnern und dankbar sein, dass in Deutschland seitdem Friede herrscht, eine Zeitperiode wie wohl kaum vorher. Vergessen sollten wir aber nicht, dass in anderen Teilen der Welt nach wie vor durch Kriege viele Menschen getötet, Not und verheerendes Elend hervorgerufen werden.4

  1. heute Zehnthofweg
  2. Einzelheiten sie Band 31 der Schriftenreihe des Heimatvereins „Arthur Harf als U.S. Soldat und Ritchie-Boy im 2. Weltkrieg“, Seite 200 ff
  3. Siehe Band 30 „Erkelenz war eine verrückte, chaotische Stadt“. Das Kriegsende im Februar 1945. Amerikanische und englische Berichte“
  4. Text von Günther Merkens 2020 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.

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