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Alte Linde Borschemich und Wegekreuz

Stichworte: Denkmal Wegekreuz
17. Jhrd. bis 27.02.2016

Standort und Aufbau

Jeder in Borschemich kennt die alte Linde des Dorfes, die im alten Dorf am Kreuzungspunkt der Straßen Linde Borschemich – Marienstiftsstraße – Immerather Straße stand. Sie begrüßte die Bewohner und Besucher mitten im Ort, wenn man von Keyenberg oder Immerath kam. Unter ihrer Krone stand ein Wegekreuz. Das 3,10 m hohe neuzeitliche Kreuz wurde von einem Satteldach mit Kupferblech bedeckt. Es enthält die Inschrift „AD 1952“.

Der Lindenbaum ist eine Winterlinde, deren Kennzeichen ein stark gedrehter Stamm mit mehreren Stammknoten ist.1

Geschichte

Alte Linde

Die alte Linde soll nach Schätzungen von Experten im Jahre der Fällung 2016 über 380 Jahre alt gewesen sein.2 Sie diente der Bevölkerung des Ortes lange Zeit als Versammlungs- und Begegnungsort. Ursprünglich lag in der Nähe des Baumes auch ein Brunnen. Es wird berichtet, dass 1814 eine „Kosakenschwadron unter der Linde absaß und hier die Pferde tränkte“3. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hielt die Postkutsche, die täglich nach Borschemich fuhr, am Lindenbaum und entnahm einem eigens dazu vorgesehenen verschließbaren, kleinen Raum am Lindenbaum die Post und Wertsachen4. Der Haltepunkt an der Linde hielt bis 1912 an. In diesem Jahr wurde eine Postfiliale in Borschemich gegründet.

Im Zuge von Baumaßnahmen im Ort und der Verlegung einer Wasserleitung 1938 und 1955 wurde der Platz um die Linde neu gestaltet und der Brunnen fiel fort.

Wegekreuz an der Linde

Von 1902 bis 1938 stand an dieser Stelle ein 3,50 m hohes Steinkreuz. Während des Nationalsozialismus wurde es als Verkehrshindernis entfernt und an einer gegenüber liegenden Hauswand wieder errichtet. „Nach einem erneuten Standortwechsel war es schließlich abbruchreif.“5

 

Josef Boss hatte 1952 ein neues Kreuz entworfen, angefertigt und dem Dorf gestiftet. Der Korpus stammt aus Süddeutschland und wurde von der Nachbarschaft finanziert.

1983 musste der Baum grundlegend behandelt werden. Daraus wurde eine radikale Amputation, die er aber überstand. Er entwickelte in der Folgezeit wieder eine weit ausladende Krone.

Fällung der Linde

Im Jahre 2016 musste die alte Linde bei der Umsiedlung des Ortes durch die Fortschreitung des Braunkohletagebaus Garzweiler II gefällt werden. Die Borschemicher Bevölkerung hatte dazu die Erlaubnis erhalten, „ihren“ Baum selbst fällen zu dürfen. Er konnte leider nicht in den neuen Ort verpflanzt werden. Auch für eine neue Linde, die Josef Boss vor 30 Jahren für den Umzug gepflanzt hatte, konnte keine Garantie übernommen werden, dass sie am neuen Ort anschlagen würde.

Bilder von der Fällung der Alten Linde am 26.02.2016

Neue Linde im neuen Dorf

2011 pflanzte man auf der Kreisverkehrsinsel an der Martinusstraße in Borschemich (neu) eine neue Linde, unter der seit 2012 auch wieder das Wegekreuz aus dem alten Ort steht.

 

Besonderheit

Zu Fronleichnam wurde am Kreuz stets eine Station für die Prozession errichtet. An Sankt Martin hat an dieser Stelle unter der Linde immer die Mantelteilung stattgefunden.6

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  1. Borschemich – Geschichten und Geschichten, a. a. O., Seite 155
  2. Borschemich – Geschichten und Geschichten, a. a. O., Seite 155
  3. Borschemich – Geschichten und Geschichten, a. a. O., Seite 155
  4. Borschemich – Geschichten und Geschichten, a. a. O., Seite 140
  5. Paul Blaesen: Zeichen am Wege. a. a. O., Seite 156
  6. Siehe Rheinische Post vom 01.03.2016: Anke Backhaus: Dorflinde: Letztes Wahrzeichen ist gefallen.
  7. Text von Wolfgang Lothmann für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 17: Paul Blaesen: Zeichen am Wege. Dokumentation christlicher Kleindenkmäler in der Stadt Erkelenz. Erkelenz, 1998, Seite 156
  2. Heinrich Goebels, Borschemich - Geschichte und Geschichten. Zusammengetragen anläßlich des 350-jährigen Bestehens der St. Martinus-Schützenbruderschaft. Jüchen, 1986, Seite 155 - 157
  3. RP Digital GmbH (Hrsg.), Rheinische Post online. https://rp-online.de/, vom 01.3.2016: Anke Backhaus: Dorflinde: Letztes Wahrzeichen ist gefallen

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