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Sankt Martinus Borschemich (alt)

sonstiger Name: St. Martinus
12. Jhrd. bis 2016

Vorbemerkung

Die einstige Filialkirche St. Martinus war ein Kirchengebäude in dem ehemaligen Erkelenzer Ortsteil Borschemich. Der Ort lag im Abbaugebiet des Tagebaus Garzweiler und wurde bis Ende 2016 abgerissen. Die Kirche wurde am 23. November 2014, nach einem letzten Gottesdienst, profanisiert. Am 15. Februar 2016 wurde mit dem Abriss der Kirche begonnen. Das Kirchengebäude gehörte zum Zeitpunkt der Profanisierung zur Pfarrei Sankt Lambertus Erkelenz.

Am Umsiedlungsort Borschemich wurde eine neue Martinus-Kapelle mit anschließendem Gemeindezentrum errichtet. Deren Konsekration erfolgte am 3. Mai 2015 durch den Aachener Weihbischof Johannes Bündgens. Zahlreiche Einrichtungsgegenstände der alten Pfarrkirche wurden mit in die neue Kapelle übernommen.

Geschichte

Vorgeschichte

Der erste Kirchenbau von Borschemich war wohl eine Hofkapelle. Wann sie erbaut wurde, ist nicht bekannt. Man weiß aber, dass der Turm der ersten Borschemicher Kirche bereits im zwölften Jahrhundert im romani­schen Stil errichtet wurde. Da es um diese Zeit auch erste Berichte über Beisetzungen auf dem Friedhof gab, ist anzunehmen, dass in diesem Jahrhundert in Borschemich die erste Kir­che gestanden hat.

Eine Inschrift über dem Türsturz weist auf die erste Renovierung des Langhauses 1451 hin.1 Bei einer zweiten Restaurierung 1758, die dringend notwendig wurde, weil der Chor ohne die Errichtung zusätzlicher Stützpfeiler bereits zusammengebrochen wäre, erhielt das Langhaus die Form, die es bis zur Neuerrichtung der Kirche 1907 behielt. Die Kosten brachten weitgehend die Borschemicher durch Umlagen auf.

Bis zum 1. März 1804 war Borschemich eine Tochterkirche von Keyenberg. An diesem Tage erließ der Aachener Bischof Berlodet per Dekret, dass Borschemich eine eigenständige Pfarre wurde. Sankt Martin wurde der Schutzpatron der neuen Pfarrgemeinde.

Neugotisches Kirchengebäude

Neben der alten Kapelle, die vermutlich auf dem Gelände des Friedhofes von Borschemich (alt) hinter dem Treppenaufgang stand, wurde 1906/07 eine neugotische, vom Kölner Diözesan-Baumeister Heinrich Renard entworfene Backsteinkirche errichtet. Der Neubau wurde erforderlich, weil die Anzahl der Pfarrmitglieder stark angestiegen und die alte Kapelle zu klein geworden war. Diese Kirche wurde am 27. Oktober 1907 durch Dechant Hermann Josef Kamp aus Erkelenz im Auftrage des Kardinals Anton Fischer von Köln eingeweiht. Am 9. Oktober 1915 erfolgte die Weihe der Kirche zu Ehren des Heiligen Bischofs Martinus durch den Kölner Weihbischof Peter Josef Lausberg.

1920 riss man die alte Kapelle ab.

Im Kriegsjahr 1945 erlitt der Kirchenbau einige Schäden; 1950 wurden diese repariert; 1982 erfolgte eine umfassende Außen– und Innenrenovierung.

Kirchenschließung

Am 23. November 2014 wurde Sankt Martinus Borschemich im Rahmen einer Eucharistiefeier entwidmet und profanisiert. Die Profanierungsurkunde des Aachener Bischofs verlas Domkapitular Pfarrer Rolf Peter Cremer. In einer feierlichen Prozession wurde das Allerheiligste in die Heilig-Kreuz-Kirche Keyenberg übertragen und dort bis zur Einsetzung der Kapelle Sankt Martinus Borschemich (neu) aufbewahrt.

Aufnahmen zur Entwidmung der Pfarrkirche Sankt Martinus Borschemich:

Am 10. Dezember wurden die 4 Glocken, die Turmuhr und das Turmkreuz abgebaut und zur neuen Kapelle überführt.

Am 15. Februar 2016 begann der Abriss der Kirche im alten Ort. Sie musste wie der ganze Ort dem Braunkohletagebau Garzweiler II weichen.

Einen guten Eindruck von den Erinnerungen der Borschemicher Bevölkerung von ihrer Kirche gibt ein Artikel der Rheinischen Post vom 16. Februar 2016.

Baubeschreibung

alte Kapelle (1904)

„Der kleine romanische Turm der alten abgebrochenen Kirche gehörte in seinem Kern noch dem 12. Jh. an. 1904 war er dreigeschossig, glatt verputzt und trug eine achtseitige Helmspitze. Die Turmhalle besaß ein Tonnengewölbe und der Turm in Höhe der Glockenstube einfache Stichbogenfenster. […] An der Südseite lehnte sich eine rechteckige schmucklose Vorhalle an.“2 Sie besaß eine Länge von 18,5 Metern und eine Breite von 12,25 Metern. Eine Sakristei befand sich an der Nordseite. Das Langhaus besaß schmale Strebepfeiler und Spitzbogenfenster.3

Neugotische Kirche

Das Langhaus von Sankt Martinus war ursprünglich sechzehn Meter lang und neun Meter breit. An der Ostseite befanden sich abgeschrägt Ecken, der Turm stand an der westlichen Ecke des Langhauses.

„Die neue Kirche wird im Handbuch des Bistums Aachen wie folgt beschrieben: „Einschiffige Backsteinkirche in drei Jochen im Langschiff, hinter spitz geschlossenem Tr­iumpfbogen, schmäleres Chorjoch und dreiseitig geschlos­senem Chor; das Schiff hat spitzbogiges Kreuzgradgewölbe; der dreigeschossige Turm, 35 Meter hoch, steht an der Südecke der westlichen Vorhalle, 150 Sitz- und 100 Stehplätze.““45

  1. Hoc Templum repararum est anno Domini MCCCCLI (Dieses Gotteshaus wurde restauriert im Jahre des Herrn 1451)
  2. Mackes, a. a. O., Seite 341
  3. Macke, a. a. O., Seite 342
  4. Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz, Flyer 19, St. Martinus Borschemich, Seite 3
  5. Text von Wolfgang Lothmann 2017 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. (Hrsg.), Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz - eine Sammlung von Flyern. Folie 19, St. Martinus Borschemich
  2. Karl L. Mackes, Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet. Mönchengladbach, ISBN: 3-87448-122-0, 1985, Seite 341 ff.

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