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Sankt Pauli Bekehrung Lövenich

Lage

Die ehemalige Pfarrkirche Sankt Pauli Bekehrung liegt im östlichen Teil des Erkelenzer Stadtteils Lövenich in der Senke des Ortes, die ihn in Ostwestrichtung durchzieht und den Erkelenzer Horst von der Erft-Scholle trennt (so genannter Lövenicher Sprung). Nordöstlich um die Kirche herum läuft die heutige Straße Kirchplatz, die im weiteren Verlauf nach Katzem führt.

Geschichte

Vorgängerbauten

© Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. | Josef Kalau | Grundriss alte Kirche
Grundriss Vorgängerkirche und heutige Kirche

Aus Urkunden geht hervor, dass es in Lövenich bereits 811 eine Kirche gegeben hat. Im Jahre 1118 wurde das Vorhandensein einer „gut dotierten Kirche vermerkt“.1 Seit 1223 befand sich die Kirche im Besitz des Kölner Gereonsstiftes.

Der Vorgängerbau der heutigen Kirche muss um 1480 am heutigen Standort als Kapelle errichtet worden sein, die in mehreren Umbaumaßnahmen (Seitenanbauten, Chor und Sakristei) erweitert wurde und am Ende etwa die Hälfte des Raumes der heutigen Kirche ausmachte. Dieser Bau hatte drei Schiffe mit Balkendecken. Der Chor war gewölbt. Mittelschiff und Seitenschiffe wurden durch je drei Pfeiler getrennt. Die Seitenwände bestanden teils aus Quadern, Tuff- und Backsteinen. Der Zahn der Zeit nagte im Laufe der Jahrhunderte an der Kirche. 1777 musste der Turm erneuert werden. Mitte des 19. Jahrhunderts war diese Kirche so baufällig, dass in einem Bericht des Kirchenbauvereins von besorgniserregenden Zuständen berichtet wurde.2 Zudem bot die Kirche nicht mehr genügend Platz für die zunehmende Anzahl von Gläubigen.

Baugeschichte

Pfarrer Johannes Henricus Dückers (Pfarrer in Lövenich vom 05.09.1848 bis zu seinem Tode am 29.04.1882) ist es zu verdanken, dass trotz großer Widerstände schließlich dem Bau einer neuen Kirche zugestimmt wurde. Am 08.07.1859 bestätigte die Königliche Regierung Aachen in einem Brief an Pfarrer Dückers die Notwendigkeit eines Kirchenneubaus in Lövenich. Pfarrer Dückers wird darin aufgefordert, die „zu einem Neubau erforderlichen Vorbereitungen schon jetzt allmählich“3 zu treffen. Infolge der Belastung des Gemeindeetats durch einen Neubau widersetzte sich der Pfarrgemeinderat dem Vorhaben und verzögerte dadurch den Baubeginn um Jahre. Als Gegenmaßnahme zum Widerstand des Pfarrgemeinderates gründete Pfarrer Dückers 1861 einen Kirchenbauverein, dessen Zweck es war, Mittel für den Baufonds zu sammeln. Obwohl nach Anweisung der Regierung im Jahre 1862 ein Bauplan und eine -finanzierung vorgelegt wurden, dauerte es noch bis zum Herbst 1867, bis mit den Fundamentierungsarbeiten begonnen werden konnte. Gemeinderat und Pfarrer hatten sich für Pläne entschieden, wie sie in der Pfarrkirche in Krefeld-Bockum verwirklicht waren. Die dortige Kirche hatte der Architekt Friedrich von Schmidt entworfen. Der Aachener Landbaumeister Julius Kruse passte die Pläne für Lövenich an. Am 02.06.1868 war Grundsteinlegung. Weil die neue Kirche doppelt so groß war wie die alte, konnte mit dem Bau begonnen werden, ehe die alte Kirche im Jahre 1868 abgerissen wurde. Die Bauarbeiten erfolgten unter der Leitung des Kölner Baumeisters Nagelschmidt. Sie konnten 1869 vollendet werden, so dass kurz vor Weihnachten der neue Kirchenbau von Pfarrer Dückers eingeweiht werden konnte. Da die Rest- und Einrichtungsarbeiten sich noch mehrere Jahre hinzogen, wurde die Kirche erst am 22.10.1874 durch den Erzbischof Dr. Paulus Melchers konsekriert. Der Gesamtbau kostete 28.000 Taler (das entspricht etwa 84.000 Mark).

Weiterer Verlauf

Grabplatte Arnold von Harff

In den Kriegsjahren 1943 und 1944 wurde der Kirchenbau beschädigt und in den Nachkriegsjahren wiederhergestellt, renoviert und umgebaut. Eine größere Restauration erfolgte zuletzt 1987. In der Krypta befindet sich die Grabplatte des berühmten Pilgers Arnold von Harff

Die Pfarre Lövenich wurde im Jahre 2010 aufgelöst und mit anderen Pfarrgemeinden zur Pfarre St. Maria und Elisabeth Erkelenz fusioniert. Diese fusionierte wiederum 2015 mit der Pfarre St. Lambertus Erkelenz zur neuen Großpfarre Christkönig Erkelenz. Seit der Zusammenlegung darf Sankt Pauli Bekenntnis nicht mehr den Namen Pfarrkirche führen.

Baubeschreibung

Die neugotische Hallenkirche besitzt drei Schiffe. Vor dem Chor wird ein Kreuzschiff durch eine Erhebung des Dachstuhls angedeutet. Den Innenraum schmückt ein Kreuzrippengewölbe mit 6 Jochen und einem zusätzlichen im Scheinkreuzschiff. Je sechs Säulen auf jeder Seite tragen das Gewölbe, zwei weitere trennen den Chor ab. Auf jeder Seite befinden sich im Kirchenschiff sieben Spitzbogenfenster, die zwei im angedeuteten Kreuzschiff sind etwas größer. Im halbkreisförmigen Chor gibt es fünf Fenster. Seitlich vom Chor befinden sich Seitenschiffchöre für Nebenaltäre. Unter dem Chor gelegen ist noch eine dreischiffige Krypta, die romanische Stilelemente aufweist.

Im westlichen Teil befinden sich zwei schlanke Türmchen, die die Aufgänge zur Orgelbühne enthalten. Der Hauptturm wurde nicht neu errichtet. Er stammt noch von der alten Kirche. Er hat eine achtseitig geschweifte Haube und einen abgesetzten spitzen Helm; über der Vierung ist ein achtseitiger Dachreiter und ein sechsseitiger Treppenturm an der Nordwestecke.4

Das Mauerwerk besteht durchgehend aus Backsteinen. Das Satteldach ist schiefergedeckt.5

  1. Josef Kahlau: Geschichte aus Lövenich, Katzem und Kleinbouslar betrachtet, a. a. O., Seite 79
  2. Josef Kahlau: Geschichte aus Lövenich, Katzem und Kleinbouslar betrachtet, a. a. O., Seite 80
  3. Zitat aus dem Brief an Pfarrer Dückers. Siehe Josef Kahlau: Geschichte aus Lövenich, Katzem und Kleinbouslar betrachtet, a. a. O., Seite 83
  4. https://christkoenig-erkelenz.de/gemeinden-einrichtungen/gemeinden/st.-pauli-bekehrung-loevenich/ (Stand: 08.2021)
  5. Text von Wolfgang Lothmann 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 10, 1990. Josef Kahlau: Geschichte aus Lövenich, Katzem und Kleinbouslar betrachtet. Vom 18. zum 20. Jahrhundert mit einem Nachdruck der Chronik des Gottfried von Berg (1750 - 1776)
  2. Wikipedia, Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, wiki/Lövenich (Stand: 08.2021)
  3. Pfarrgemeinde Christkönig Erkelenz (Hrsg.), https://christkoenig-erkelenz.de. /gemeinden-einrichtungen/gemeinden/st.-pauli-bekehrung-loevenich/ (Stand: 08.2021)

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