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Sankt Jakobuskapelle Wockerath

Lage

© Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. | Wolfgang Lothmann | Tranchot-Heerweg

Die Jakobuskapelle in Wockerath liegt am Kölner Heerweg, der bis zum 19. Jahrhundert an Wockerath vorbei führte und die wichtigste Verbindung zwischen Köln, Erkelenz und Roermond darstellte. Wockerath ist ein Ortsteil am südöstlichen Stadtrand von Erkelenz, Nordrhein-Westfalen, Deutschland.1

Geschichte

Nach den Aufzeichnungen des Stadtschreibers Mathias Baux, der aus Mennekrath stammte (Mennekrath gehört neben Terheeg und Wockerath auch zur Kapellengemeinde Terheeg), wurde die Kapelle in Wockerath im Jahre 1457 erbaut. Sie zählt zu den ältesten Gebetsstellen im Stadtgebiet von Erkelenz. Welches Inventar damals die Kapelle schmückte, ist nicht überliefert. Einzelheiten zur Geschichte sind seit der Wende zum 18. Jahrhundert bekannt. Denn ein Balken über der Eingangstür trägt die Jahreszahl 1706, und es ist zu vermuten, dass die Kapelle damals eine neue Tür bekommen hat. Möglicherweise hat um diese Zeit herum auch das Innere der Kapelle Gestalt angenommen. Denn der barocke hölzerne Altaraufsatz wurde nach Mei­nung von Fachleuten/Restauratoren auch um 1700 geschaffen.

© Wolfgang Lothmann | Jakobuskapelle-Gedenktafel-002

Die Kapelle wurde im Laufe der Zeit mehrfach restauriert, zuletzt im Jahre 2017. Die innen und außen restaurierte Kapelle wurde in einem feierlichen Festakt am 29. Juli 2017 über­geben. In einer Dankmesse wurde der restaurierte Altar gesegnet. Nach der Festmesse übergab der Vorsitzende des Erkelenzer Heimatvereins, Günther Merkens, eine Gedenktafel, die im Eingangsbe­reich der Kapelle angebracht wurde. Die Kosten der Renovierung wurden durch Spenden der Bevölkerung der Kapellengemeinde, verschiede­ner Banken, des Landschaftsverbandes Rheinland und mit Hilfe der katholischen Kirchengemeinde Christkönig zu Erkelenz finanziert.

Im Jahre 1963 wurde die Figur der Heiligen Odilia aus der Kapelle entwendet. Sie wurde allerdings im Pfarrhaus der Sankt Marienkirche in Herzogenrath im November des gleichen Jahres wieder aufgefunden. Ein anonymer Anruf hatte den Hinweis gegeben, dass die Statue dort deponiert wurde.

Die Kapelle besitzt seit dem Jahr 1994 ein elektrisches Geläut, das jeden Tag zu den üblichen Stunden zum Angelusgebet einlädt. Die Glocke wurde von Heinz Matzerath aus Wockerath gestiftet und die Versorgung der Kapelle mit elektrischer Energie ist Franz Gormanns aus Terheeg, jetzt Erkelenz, zu verdanken.

Bau

Die Kapelle ist 5,70 m hoch, 3,35 m breit und 4,10 m lang. Der Innenraum hat eine Fläche von 6,50 qm. Das Gemäuer besteht aus verschlämmtem Backstein. Das Gebäude besitzt ein Giebeldach mit Dachreitern aus Faserzementplatten. Ein kleiner Turm an der Nordseite wird vom gleichen Material bedeckt. Diese Seite ist „offen mit ‚einer Brüstung aus hölzernen Pilastern2 und mit hölzerner Vergitterung‘. Darüber die Inschrift JESUS MARIA JOSEPH 17063

Inventar

Altar

Das Schmuckstück der Kapelle ist heute zweifellos der hölzerne barocke Altaraufsatz mit der ihn prägenden Skulptur. Der Altaraufsatz steht auf angepassten Teilen (Mensa und Stipes.4 aus Aache­ner Blaustein) des ehemaligen Hochaltares der St. Valentinskirche in Venrath. An den einzelnen, alten hölzernen Teilen des Altaraufsatzes konnten bis zu vier Farbschichten festgestellt werden.

Die Inschrift auf dem Retabel lautet: „S Jacobus OPN (Ora Pro Nobis, bitte für uns). Beides, Skulptur und Altar, gehören also offensicht­lich zusammen.

Die Besucher der Kapelle kannten früher nur den alten Altar mit der Statue der Muttergot­tes in der Mitte und einem kleinen Kreuz an ihrer Seite. Rechts und links vom Altar standen seinerzeit auf einem Podest die Skulpturen des heiligen Jakobus und der heiligen Odilia.

Figuren

Jakobuskapelle-Jakobus

Blickfang des Altares ist der Heilige Apostel Jakobus der Ältere. Er hat seinen Platz im Bogen des Altaraufsatzes. Die Skulptur soll zwischen 1490 und 1509 geschaffen worden sein. Er ist als Wallfahrer gekleidet, seinen Pilgerhut ziert die Jakobsmuschel, die ihn eindeutig identifiziert. Die verlorene rechte Hand war erhoben, in der linken hält er ein geschlossenes Buch. Der Daumen der linken Hand, die Nase und die rechte Fußspitze und Fehlstellen am Gewand sind mit Kittmasse ergänzt.

Dann schmückt auch die Skulptur der Heiligen Odilia die Kapelle an der linken Seite. Diese Figur stammt etwa aus dem Jahr 1530. Bei der Heiligen Odilia ist ein oben in die rechte Hand eingestecktes Attribut verloren gegangen. In der linken Hand hält sie ein geschlossenes Buch. Die Heilige Odilia trägt in der Literatur auf authenti­schen Bildern ein aufgeschlagenes Buch mit zwei Augen. Sie gilt als Schutzpatronin des Augenlichts. Vielleicht wies das fehlende Attribut auf ihre Blind­heit hin. An den Augen kann man die Blindheit erkennen. Sie trägt ein langes, am Oberkörper enges Kleid mit eckigem Ausschnitt und überlangen weiten Ärmeln. Auffallend ist der reiche Faltenwurf des Gewandes, das mit einem schweren Ledergurt zusammengehalten wird, der vorne von der Schnal­le aus weit herunter hängt. An einer großglied­rigen Kette hängt ein rautenförmiger Anhänger, oben darauf ein Kreuz. Auf ihrer Haube sitzt ein Turban. Sie trägt das Wappen der Kreuzherren. Möglicherweise kommt sie über den letzten Prior des Klosters, Conrad Ohoven nach Wockerath. Der Prior wohnte zeitweise in Wockerath.

Die Heiligenfigur wurde lange Zeit in Wockerath als Sankt Anna verehrt. Erst Untersuchungen in den 1980er Jahren gaben Auskunft über die Identität der Heiligen.5 Für die Zeit zwischen 1500 und 1550 entstanden in den Niederlanden mehrere Odilienstatuen mit dieser Kopfbedeckung und dem Kreuz. Laut Expertise weist die Statue „auf den Bildschnitzer Jan van Steffenswert bei Roermond oder den Meister von Elslo, bzw. einen seiner Schüler hin“.6

© Wolfgang Lothmann | Sankt Odilia
© Wolfgang Lothmann | Skulptur Maria mit Kind

Auf der rechten Seite befindet sich eine Nachbildung der Muttergottes mit Kind auf der Mondsichel des so genannten Osnabrücker Meisters. Das Original ist eine spätgotische Skulptur aus Eiche (1510/1520) und befindet sich im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen.

Die Figuren des Heiligen Jakobus und der Heiligen Odilia wurden 2013 anlässlich einer Ausstellung im ehemaligen Kreuzherrenkloster Hohenbusch gezeigt. Bei dieser Gelegenheit haben Heimatforscher die Wertigkeit und die Schönheit der Figuren erkannt. Sie empfahlen wegen der starken Verschmutzung und der damit verbundenen Unan­sehnlichkeit zumindest eine Grundreinigung.

Das wurde dann vom Heimatverein der Erkelenzer Lande an den Vorstand der Kapellengemeinde Terheeg herangetragen, der sich der Sache annahm. Unter seiner Federführung wurde dann Kontakt zu einer zum damaligen Zeitpunkt mit der Res­taurierung des Marienleuchters und später der Kreuzigungsgruppe in der Pfarrkirche beschäftigten Restaurierungswerkstätte aufgenommen, die um ein Gutachten und eine Kostenermittlung gebeten wurde. Sie kam auch in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalpflege im Rheinland zu dem Ergebnis, dass es sich um erhaltenswerte Objekte handelt. Mit Rücksicht auf die finanziellen Grenzen und Möglichkeiten, die ein solches Objekt für die kleine Kapellengemeinde Terheeg aufzeigt, wurde nach vielen Überlegungen eine Lösung gefunden, die einmal der Bedeutung der Figuren Rechnung trägt, aber gleichzeitig auch nicht den finanziellen Rahmen sprengt. Nach intensiven Untersuchungen durch die Fachwerkstatt und das Rheinische Amt für Denkmalpflege wurde im Jahr 2016 mit den Restau­rierungsarbeiten begonnen. Im Juli 2017 zum Fest des Heiligen Jakobus wurden die Arbeiten abgeschlossen.

Gedenktafeln

An der Wand rechts hängen zwei Ge­dächtnistafeln mit Namen und Bildern von gefalle­nen und vermissten Männern aus Wockerath, die im ersten und zweiten Weltkrieg für das Vaterland gekämpft haben.

© Wolfgang Lothmann | Jakobuskapelle-Gedenktafel-001
© Wolfgang Lothmann | Gedenktafel

Die Gedenktafel, die der Heimatverein anlässlich der Renovierung 2017 übergab, hängt als Informationstafel im Außenbereich links neben der Eingangstür an der Mauer der Kapelle.7

  1. Die Informationen entstammen dem Flyer „Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz Nr. 20“. Herausgeber ist der Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V., die Texte, hier teilweise wörtlich übernommen, verfasste Herbert Günter aus Terheeg.
  2. Definition siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Pilaster
  3. Paul Blaesen: Zeichen am Wege, a. a. O., Seite 62
  4. Der Stipes  ist der Unterbau eines christlichen Altars, auf dem die Altarplatte aufliegt.
  5. siehe Hugo Aretz: Die Kreuzherren von Hohenbusch, a. a. O. Seite 58 ff.
  6. Hugo Aretz: Die Kreuzherren von Hohenbusch, a. a. O. Seite 59
  7. Texte von Herbert Günter (2018) und Wolfgang Lothmann (2021) für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 17, 1998. Paul Blaesen: Zeichen am Wege. Dokumentation christlicher Kleindenkmäler in der Stadt Erkelenz. Seite 62 f.
  2. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 2, 1982. Hugo Aretz: Die Kreuzherren von Hohenbusch, Seite 58 ff.
  3. Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. (Hrsg.), Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz - eine Sammlung von Flyern. Flyer 20. Herbert Günter: Sankt Jakobuskapelle Wockerath, 2018

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