Der 1890 in Keyenberg geborene Wilhelm Corsten bekleidete bis zu seinem Tod im Jahre 1970 hohe Ämter im Erzbistum Köln. Als Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär beriet er Kardinal Karl Joseph Schulte, er bekleidete hohe Ämter im Generalvikariat des Erzbistums. Unter anderem wirkte er 31 Jahre lang als Domkapitular an der Hohen Domkirche. Neben seinen Ämtern galt sein persönliches Interesse der Kirchengeschichte des Erzbistums und der Geschichte seines Geburtsortes.
Lebenslauf
Kinder- und Schulzeit
Wilhelm Corsten wurde am 20. Juli 1890 in Keyenberg geboren und wuchs dort in einer „tiefgläubigen Familie“1 auf. Er selbst schildert seine Jugend als unbeschwert und naturverbunden2. Unbeschwert schien ihm nur die Schulzeit nicht. Hier erinnert er sich speziell an die Prügelstrafen der Lehrer. Wilhelm Corsten wunderte sich, „daß die Haut der Hände nicht aufsprang und in Fetzen hing“3. Er besuchte nach der Schulzeit in Keyenberg das Pro-Gymnasium in der Kreisstadt Erkelenz ab 1903 und wechselte 1907 zum Königlichen Gymnasium in Neuß, dem heutigen Quirinus-Gymnasium. Er wechselte von der Obertertia in die Obersekunda, übersprang also ein Schuljahr.4 Er wohnte als Internatsschüler im dortigen Collegium Marianum. In seiner weiterführenden Schulzeit wuchs in ihm der Wunsch, Priester zu werden, worin ihn der damalige Keyenberger Pfarrer Römer5 sehr bestärkte6. Ostern 1910 legte er sein Abitur am Königlichen Gymnasium ab.
Priesterlaufbahn
Nach dem Abitur begann Wilhelm Corsten das Theologiestudium in Bonn. Er trat Ostern 1913 in das Erzbischöfliche Priesterseminar in Köln ein und empfing am 7. März 1914 die Priesterweihe durch Erzbischof Felix von Hartmann.7 Damit beendete er das Studium und die Weihevorbereitungen in denkbar kürzester Zeit.
Der damalige Präses des Collegium Marianum holte seinen ehemaligen Schüler zu seiner ersten Anstellung als seinen Assistenten an das Konvikt zurück. Dort wirkte er als Lehrer bis zur Schließung des Collegiums im Jahre 1916. Ab August 1914 wurden die Räume als Lazarett benutzt und die Schüler waren bei Privatfamilien untergebracht. Corsten schrieb in einem Brief an Paul Thywissen, dass es hier auch zu seiner Aufgabe gehörte, die Konviktoristen ab und zu zu kontrollieren.8 Im April 1916 wurde er an das Erzbischöfliche Konvikt Hermannianum in Rheinbach versetzt. Trotz seiner Tätigkeit in Rheinbach fand er hier noch die Zeit, seine Dissertation zu schreiben. 1920 promovierte er zum Doctor theologiae an der Universität Freiburg.
Am 19. August 1921 berief ihn Kardinal Karl Joseph Schulte ins Erzbistum Köln und ernannte ihn zum Erzbischöflichen Kaplan und Geheimsekretär. Heute würde man sagen, er wurde der „persönliche Referent“ des Kardinals. Bis 1934 betraute er dieses Amt. Er wurde damit zu einem der wichtigen persönlichen Berater des Kardinals und stand in einem sehr engen Vertrauensverhältnis zu ihm. Dies beweist unter anderem, dass Karl Josef Schulte ihn zu zwei Papstwahlen mit nach Rom nahm, nämlich der Wahl Pius XI. 1922 und Pius XII. 1939. Wilhelm Corsten war 1939 nicht mehr Geheimsekretär des Kardinals. Daher ist die Mitnahme als Berater als großer Vertrauensbeweis zu werten.
In dieser Zeit übernahm er verschiedene Ämter, etwa in der bischöflichen Gerichtsbehörde. 1931 ernannte der Papst ihn zum „Päpstlichen Ehrenkämmerer“ und damit zum „Monsignore“. Diese Titel sind Ehrentitel und nicht mit besonderen Aufgaben verbunden. Sie zeigen aber die hohe Wertschätzung des Papstes. Wilhelm Corsten erhielt den Titel mit 41 Jahren, heute wird der Titel nur an über 65-jährige Priester verliehen.
1934 wechselte Wilhelm Corsten ins Generalvikariat und war bis 1939 Generalvikariatsrat. Zu den Verwaltungstätigkeiten gehörten fortan auch die Betreuung von Klöstern, die sogenannten Klosterkommissariate. Im gleichen Jahr benannte ihn der Kardinal zum Domkapitular in der Hohen Domkirche. Domkapitulare sind Priester, die im Dom Messen abhalten dürfen.
Über seine Tätigkeit während des 2. Weltkrieges ist nur wenig bekannt.9Er wird 1941 innerhalb der „‘päpstlichen Familie‘ befördert und zum ‚Päpstlichen Hausprälaten‘ ernannt.“10
Nach dem 2. Weltkrieg erhielt Wilhelm Corsten 1949 ein eigenes Referat im Generalvikariat. Er stand der Abteilung „Kirchliches Bauwesen, kirchliche Kunst und Denkmalpflege“ vor. Im gleichen Jahr legte er eine Abhandlung vor, die Zeugnisse des Verhältnisses von Kirche und Nationalsozialismus enthält. Diese Abhandlung mit dem Titel „Zur Lage der katholischen Kirche in Deutschland 1933 – 1945“ zeigt, dass ihm dieses Thema nach dem Ende des 2. Weltkrieges auf den Nägeln brannte. Geschichtliche Themen scheinen ein weiteres Arbeitsfeld und Hobby Wilhelm Corstens gewesen zu sein, wie seine Publikationen zeigen11.
Die letzten Jahre waren von einer schweren Krankheit überschattet. Domprobst Dr. Gielen beschreibt diese Zeit in seiner Predigt zu den Exequien so: „Die letzten Jahre unseres Mitbruders waren überschattet von einer schweren Krankheit. Aber sein Leiden trug er aus der Kraft des Herrn. Seit vielen Jahren litt er an Diabetes, an Zuckerkrankheit. Mit dem Fortschreiten dieser Krankheit ließen seine körperlichen Kräfte nach, besonders seine Sehkraft. Immer mehr verdunkelte sich für ihn die Umwelt, bis er schließlich erblindete.“[4]12
An dieser Krankheit verstarb er am 3. März 1970 im Alter von 79 Jahren. Er wurde am 7. März 1970, an dem Tag, an dem er vor 56 Jahren geweiht wurde, in der Domgruft beigesetzt.
Publikationen
Wilhelm Corstens Interesse galt in hohem Maße der Geschichte, speziell der Kirchengeschichte. Schon seine Dissertation befasste sich mit der Christianität Bergheim vom 15. bis 19. Jahrhundert.
Besondere historische Bedeutung haben die kirchlichen Erlass-Sammlungen. In 3 Bänden (1929, 1935 und 1967), den sogenannten Corsten I – III, veröffentlichte er alle Erlasse, Verordnungen und Bekanntmachungen für die Erzdiözese Köln. Leider konnte er den letzten Band wegen seiner Krankheit nicht mehr vollenden und selbst veröffentlichen. Diese Bände werden als historische Fundgruben bezeichnet.
1949 veröffentlichte Wilhelm Corsten „Kölner Aktenstücke zur Lage der Katholischen Kirche in Deutschland 1933 – 1945“ und trug dadurch zur Diskussion der Rolle der Kirche im 2. Weltkrieg bei.
Er beschäftigte sich auch mit seiner ehemaligen Heimat und veröffentlichte Artikel im Heimatkalender für Erkelenz, die sich speziell mit Keyenberg, den Keyenberger Menschen und der Keyenberger Kirche beschäftigen.13
Verwandtschaft
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Monsignore Dr. Wilhelm Corsten – ein Keyenberger in Gottes Diensten
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Johann Corsten - wichtiger Gestalter in Immerath nach dem 2. Weltkrieg
Bruder
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- Siehe Domprobst Dr. Gielen: Predigt zu seinen Exequien am 7.3.1970, Typoskript, S. 1
- Siehe Helmut Zander: Einführung Wilhelm Corsten (S. I – IX). In: Bergheimer Geschichtsverein e. V. (Hrsg.): Schriften zur Bergheimer Geschichte, Band I, 1994, (Wilhelm Corsten: Die köln – jülichsche Christianität Bergheim von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Ende ihres Bestehens (1450 – 1802), Inaugural-Dissertation zur Erlangung der theologischen Doktorwürde der Theologischen Fakultät an der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg 1920) Seite I
- Helmut Zander, a. a. O., Seite I
- Siehe Josef Rick: Wanderer, wenn Du nach Köln kommst…, in: Westdeutsche Zeitung vom 14.03.1964
- Priester in Keyenberg von 1896 bis 1924
- Siehe Dr. Gielen, a. a. O., Seite 1
- Siehe Dr. Gielen, a. a. O., Seite 1
- Siehe Helmut Zander, a. a. O., Seite II
- Siehe Helmut Zander, a. a. O., Seite III
- Helmut Zander, a. a. O., Seite III
- Siehe Helmut Zander, a. a. O., Seite V
- Dr. Gielen, a. a. O., Seite 5
- Text von Wolfgang Lothmann 2019 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Einführung Wilhelm Corsten. Bergheimer Geschichtsverein e. V. (Hrsg.): Schriften zur Bergheimer Geschichte, Band I, 1994, (Wilhelm Corsten: Die köln – jülichsche Christianität Bergheim von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Ende ihres Bestehens (1450 - 1802), Inaugural-Dissertation zur Erlangung der theologischen Doktorwürde der Theologischen Fakultät an der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg 1920) , Bergheim, 1994, Seite I bis XIII ,
- Typoskript der Predigt zu den Exequien von Dr. Wilhelm Corsten am 7.3.1970. 1970, Seite 1 - 5 ,
- Westdeutsche Zeitung. vom 14.03.1964. Darin: Josef Rick: Wanderer, wenn Du nach Köln kommst... ,
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